Funde im Wassertropfen (Leica DMR Thread)

Begonnen von Schraube, Juli 24, 2021, 23:41:31 NACHMITTAGS

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SNoK / Stephan Krall

Lieber Roli,

Stacking beim Glockentierchen, wie bekommst Du denn das hin, hat es gerade geschlafen? Sonst ist das doch mit der Wimperbewegung kaum möglich. Oder man hat die Wimpern doppelt und dreifach auf dem Bild, und dann entspricht es nicht mehr der Realität.

Aber so oder so, das Bild ist sehr schön.

Grüße
Stephan
Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK)
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

Schraube

Hallo Frank

Herzlichen Dank für dein Feedback und die Motivationsspritze!

Hallo Stephan

Danke für die Rückmeldung:
In der Tat sind das ja recht schreckhafte Viecher. Als es mal 5 Sekunden wenigstens an einer Stelle "verharrte", konnte ich ein paar Bilder knipsen. Mit 4 davon ist der Stack entstanden, aber mehr oder weniger Handarbeit (es hat auch noch einen Fehler drin :) ), also nicht zusammengerechnet. Denn mit einem normalen Stacking gäbe es die Vervielfachung z.B. der Wimpern, richtig.

Gruss
Roli
Mikroskop: Leica DMRE
Website: https://www.mikrokosmos.gallery

Martin Kreutz

Hallo Roli,

ich habe mir Deinen Thread erst jetzt vollständig angeschaut, weil er sich doch sehr in die Länge zog und ich nur die ersten Beiträge von Dir mitverfolgt habe. Danach (ich gebe es zu) habe ich abgeschaltet. Nun habe ich nochmal hineingeschaut.

Deine Bilder sind ausgezeichnet und Du scheinst an den Süßwasserprotozoen interessiert. Wenn Du selber bestimmen willst oder mal Bestimmungshilfe brauchst, wäre es allerdings wichtig, entscheidende Merkmal der Viecher im Bild festzuhalten. Sonst wird es an Hand von 1-2 Fotos sehr schwierig. Ich kann noch zu drei Beiträgen was sagen:

8.8., 19:46 h: Das ist wahrscheinlich eine Rhizameoba. Ohne Kernverhältnisse und Fließform aber schwer zu sagen.
15.9., 23:11 h: Das Frontonia atra (s: https://www.mikro-tuemplerforum.at/viewtopic.php?f=23&t=445
22.9., 00:43 h: Das ist Brachonella spiralis (s: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=18762.0

Schönen Abend

Martin


Schraube

#93
Hallo Martin

Vielen Dank für das nochmalige reinschauen und auch zu deiner Bestimmungshilfe, das ist super!

Ich bin da noch unsicher, was die entscheidenden Merkmale sind. Bei diesem Fund hier, habe ich folgende 4 Bilder festhalten können (teilweise unterschiedlich, da ich an der DIK Einstellung manchmal rumschraube). Das erste ist mit dem 40x gemacht, recht gecropt, daher ist die Auflösung nicht so toll. Aber dort war das Tierchen noch in seiner natürlichen Form. Bei diesem Tier ist mir der Mundbereich aufgefallen, daher habe ich auf diesen Bereich fokussiert. Was wären für die Bestimmung bei dieser Art noch wichtig gewesen?

Fundort: Brunnen mit sehr eisenhaltigem Wasser (gemäss Schild am Brunnen) und vielen Algen drin, Höhe 1500müM, Glaubenberg Obwalden CH.

Könnte es ein Glaucoma scintillans sein?
Mikroskop: Leica DMRE
Website: https://www.mikrokosmos.gallery

Schraube

Hier noch eine Nachschlag: Detailaufnahme von gestrigen Glockentierchen.
Mikroskop: Leica DMRE
Website: https://www.mikrokosmos.gallery

Martin Kreutz

#95
Hallo Roli,

den Ciliaten, den Du am 26.9.2021, 20:11 h eingestellt hast, habe ich auch gefunden. Bei mir waren die Exemplare jedoch 114 - 145 µm lang. Entsprechend Deinem Maßstab war Dein Exemplar nur 96 µm lang.

An diesem Ciliaten habe ich lange rumgekaut. Er ist nicht einfach zu bestimmen, aber ich glaube, dass es sich um Glaucoma dragescui handelt. Glaucoma scintillans kann es nicht sein. Der wird deutlich kleiner (ca. 50-80 µm), hat keine im LM sichtbaren Extrusome und eine deutlich schräg gestellte Mundöffnung.

Bei unserem Ciliaten ist die Mundöffnung nicht deutlich schräg gestellt, was eigentlich ein typisches Merkmal der Glaucoma ist. Es könnte daher Monochilum sein, aber dagegen spricht die Bewimperung der Mundgrube, wo man deutlich mehr als eine Membranelle sieht. Ich habe dann auch ziemlich rumgeblättert, was die Alternativen sein könnten. Ich bin aber schließlich bei Glaucoma dragescui hängen geblieben, die Foissner in seiner Revision Band III zusammen mit Epenardia myriophylli beschreibt. Hier die Zeichnungen von Foissner von Glaucoma dragescui. Es wird insbesondere auf die Mundbewimperung eingegangen. Glaucoma dragescui hat drei Membranellen, von denen die Mittlere (M2) die breiteste ist.


NA = Naht
M1 - M3 = Membranellen

Hier nun eines meiner Exemplare noch frei schwimmend. Man erkennt an der Mundöffnung rechts den schwachen Boden der undulierenden Membran. Die KV liegt rechts unterhalb der Mitte:


UM = undulierende Membran
M2-M3 = Membranellen

Diese Anordnung der Merkmale und auch die Größe von > 100 µm sprechen für Glaucoma dracescui (soll so groß wie Epenardia myriophylli werden, also 90 - 200 µm). Hier vier weitere Fotos von einem leicht gequetschten Exemplar. Sie zeigen den Makronukleus und die rechts, unterhalb der Mitte liegende KV. Außerdem ist der Saum von unscheinbaren Extrusomen sichtbar:



KV = kontraktile Vakuole
MA = Makronukleus
EX = Extrusomen
M1-M3 = Membranellen

Die Mundbewimperung, Lage von KV und Ma, die Größe sowie der Extrusomensaum sprechen für Glaucoma dragescui. Ein entscheidendes Merkmal, nämlich die präorale Naht (sie Zeichung von Foissner oben), konnte ich leider nicht erkennen. Liegt sie wie ein Scheitel auf der linken Seite (und nicht mittig, das wäre Epenardia) wäre die Zuordnung Glaucoma dragescui meines erachtens sicher. Aber so bleibt eine gewisse Restunsicherheit, bis zum nächsten Wiedersehen.

Ich möchte hier noch erwähnen, dass solche "Identifzierungs-Herleitungen" zumindest einige Mitleser interessieren. Für viele Anfänger ist es auch interessant zu wissen, wie Extrusome oder Membranellen im Mikroskop überhaupt aussehen, um sie dann selbst erkennen zu können. In Deinem langen thread wird die Wiederfindbarkeit meiner Meinung aber erschwert. Man muss auch immer Datum und Uhrzeit nennen, um zu deklarieren, auf welchen Beitrag von Dir man sich bezieht. Daher würde ich vorschlagen, zumindest solche interessanten Einzelfunde in separate Beiträgen zu zeigen.

Martin

Schraube

Hallo Martin

Wau! Toller Beitrag, ich bin noch etwas erschlagen :) Vielen Dank!

Es sieht also so aus, dass wir das gleiche Viech festgehalten haben. Ich habe alle Aufnahmen nochmals konsultiert und konnte auch keinerlei  präorale Naht (Zeichung von Foissner) feststellen. Das heisst wohl nicht, dass sie nicht doch vorhanden sein könnte. Aber auf meinen Bildern war nichts dergleichen zu finden, auch mit viel Fantasie nicht.

Da ich leider nicht weiss, ob es ein interessanteres Viech ist oder ein Allerwelts-Ciliat, schien mit die Auskoppelung in einen eigenen Thread nicht sinnvoll. Aber du hast natürlich recht, vor allem wenn man wie du diese tollen Herleitungen machen kann. Habe wieder vieles gelernt. Falls es von diesem Tierchen noch welche in meiner Probe hat (und ich sie auch finde), achte ich mich nochmals auf die Naht.

Ich versuche vielleicht ein anderes Tierchen (wenn ich mal denke, könnte was spannenderes sein) auch mal etwas "wissenschaftlicher" darzustellen und die mir nun bereits bekannten Merkmale zu markieren. Mal schauen was rauskommt :).

Gruss
Roli

Mikroskop: Leica DMRE
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Schraube

Der Luzerner Tümpel ist echt ergiebig: Habe einen Stentor polymorphus entdeckt, Bilder mit dem 40x Trocken
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Schraube

Weil die Viecher so nett anzuschauen sind hier nochmal ein Euplotes
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Kurt

... perfektes Euplotes-Foto!!

Danke für das Zeigen.

Grüße
Kurt

Schraube

Hallo Kurt

Herzlichen Dank! Perfekt ist es noch nicht, aber ich bin selten zufrieden mit meinen Bildern.

Gruss
Roli
Mikroskop: Leica DMRE
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Schraube

Wieder mal was neues, ich könnte mir vorstellen, dass es ein Metopus ist. Das erste mit dem 20x Apo (ziemlich viel gecroppt), die anderen mit dem 100x. Dieses mal den Weissabgleich etwas ohne blau. Die Bilder  sind mal in 1200 Kantenlänge. Was denkt ihr, auch OK oder wieder auf 800 verkleinern?
Mikroskop: Leica DMRE
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Carsten Wieczorrek

Hallo,
ich kann nicht anders : Hut ab, besser kann man nicht fotografieren.
Neid 😎😎😎
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

SNoK / Stephan Krall

#103
Lieber Roli,

wieder sehr schöne detaillierte Bilder. Ich finde sie aber insgesamt etwas dunkel, aber das ist wohl Geschmacksache (und einige meiner Bilder auf meiner Webseite sehen ähnlich dunkel aus). Was die Größe angeht, hat 800 den Vorteil, dass man am Bildschirm nicht oder nicht viel hin- und herschieben muss, je nach Bildschirmgröße. Ich bin im Moment in Südfrankreich in Urlaub und habe nur mein iPad dabei. Da muss ich dann ziemlich hin- und herschieben. Aber das ist natürlich eine Sondersituation. Zu Bestimmung der Bilder kann/will ich im Moment nichts beitragen, da meine ganze Literatur zuhause ist.

Grüße
Stephan
Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK)
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

Schraube

Hallo Carsten
Vielen Dank für das Feedback! Mit den Details und Schärfe bin ich sehr zufrieden , ja. Das 100x Fluotar ist echt klasse. Mit dem 20x Apo bin ich noch nicht so warm. Vielleicht kommts noch, oder ein Fluotar wäre besser gewesen, wegen mehr Tiefenschärfe.

Hallo Stephan
Ja, an der Helligkeit muss ich nochmals arbeiten. Wenn ich es heller mache, dann brennen mir die Lichter aus. Muss mal mehr die Mitteltöne aufhellen.
Bezüglich 800px, das ist für auf dem Handy wirklich besser. Ich muss mit den 1200px auch seitlich scrollen, man verliert den Gesamteindruck der Bilder . Zumindest mit dieser Forumssoftware werde ich wohl wieder auf 800px gehen.
Lieber Gruss nach Südfrankreich
Roli
Mikroskop: Leica DMRE
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