Tiere aus meinem Teich : neue Probennahme-Methode

Begonnen von Carsten Wieczorrek, Juli 24, 2021, 21:47:42 NACHMITTAGS

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Carsten Wieczorrek

Hallo,

ich habe bisher immer Eimerweise Teichwasser durch mein Planktonnetz gegossen und mit diesem "Extrakt" mikroskopiert. Vor kurzem habe ich dabei ja eine Polypenlaus gefunden. Das war ein einmaliger Fund. Natürlich gewinnt man dabei nur Tiere, die frei schwimmen.

Jetzt habe ich mich in den Teich begeben und mit einem weichen Pinsel die Unterseite von 3 Seerosenblättern in eine kleine Schale abgepinselt. Viel Flüssigkeit entsteht dabei nicht. Aber eine, die es zumindest für mich in sich hat: ich habe eine Reihe von Tieren gefunden, die ich noch nie gesehen habe. Diese möchte ich Euch vorstellen. Wenn meine Bestimmungsversuche nicht korrekt sind, bitte korrigieren. Es sind natürlich auch ein paar Allerwelts-Funde dabei.

Alle Bilder sind mit dem Achromaten 40/0,65 aufgenommern. Die Raw-Bilder wurden mit AffinityPhoto entwickelt und mit NeatImage entrauscht.


Viel Spaß beim Betrachten und schöne Grüße,

Carsten



In Bild 1 zeige ich eine recht große Schalenamöbe Arcella sp. Die ist zwar nichts besonderes, ich finde das Bild aber ganz nett:


Bild 1 : Arcella sp.



Bild 2 zeigt eine "einfache" Amöbe. Im Gegensatz zu Schalenamöben habe ich in dem Seerosenwasser nur sehr wenige davon entdecken können. Aufgrund der grünen Körnchen rate ich eine Pelomyxa sp.


Bild 2 : ev. Pelomyxa sp.



Bild 3 zeigt ein Allerwelts-Rädertier, ich denke aus der Gattung Brachionus. Davon gibt es bereits seit Ende Winter sehr viele Tiere in meinem Teich.


Bild 3 : Brachionus sp.



Jetzt wird es spannend, die Bilder 4 bis 6 zeigen wieder ein Rädertier: Taphrocampa selenura, das Raupenrädertier. Das habe ich noch nie gesehen.


Bild 4 : Taphrocampa selenura



Bild 5 : Taphrocampa selenura



Bild 6 : Taphrocampa selenura



Und wieder ein persönliches Highlight des gestrigen Beobachtungsabends: die Schalenamöbe Clathrulina elegans. Auch bekannt als Kugelkäfig-Sonnentier. Im Wassertropfen ist es noch bei den Sonnentieren untergestellt, es soll aber mittlerweile als Amöbe gelten. Dafür gibt es die drei Bilder 7 bis 9. Clathrulina kommt bei mir nicht gerade häufig vor, aber ein Tier habe ich auf jedem Objektträger gefunden.


Bild 7 : Clathrulina elegans



Bild 8 : Clathrulina elegans



Bild 9 : Clathrulina elegans



Die Bilder 10 bis 12 habe ich wieder einem Rädertier gewidmet. Ich halte es für Cephalodella sp. Das dritte Bild zeigt ein Detail aus dem "Schwanzende".


Bild 10 : Cephalodella sp.



Bild 11 : Cephalodella sp.



Bild 12 : Cephalodella sp.



Die Polypenlaus Trichodina pediculus scheint in meinen Teich häufig zu sein, auch wenn  ich da noch nie Süßwasserpolypen gesehen habe. Auf jedem Objektträger hatte ich so zwischen 3 und 4 Tiere. Diesem Tier widme ich die Bilder 13 bis 15. Auf dem letzten Bild kann man die beiden Enden des U-Förmigen Makronukleus sehen.


Bild 13 : Trichodina pediculus



Bild 14 : Trichodina pediculus



Bild 15 : Trichodina pediculus



Bild 16, ups, ist ja gar kein Tier. Ich fand es aber nett.


Bild 16 : Grünalge



Bild 17 zeigt wohl Litonotus cygnus in Konjugation. Das Bild ist nicht ganz so schön, die befinden sich innerhalb einer toten Algenzelle!


Bild 17 : Litonotus cygnus
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Carsten Wieczorrek

Ups, ich bitte um Verzeihung, bei zwei Bildern ist mir der falsche Bild-Index in den Link gerutscht. Ist jetzt korrigiert.

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Michael

Hallo Carsten,

schöne Funde und schöne Bilder!
Im Teich ist es genauso wie im "trockenen" Garten: Man kann die Luft kubikmeterweise mit einem Kescher durchforsten und wird dennoch selten einen Marienkäfer fangen. Im Garten spielt sich das Leben am (und im) Boden und auf den Pflanzen ab und ist meist an eine Oberfläche gebunden. Nur sehr wenige Organismen sind ausschließlich in der Luft zu finden.
Im Teich sind die Verhältnisse ganz ähnlich: es genügt, eine Wasserpflanze auf einem Objektträger abzuklopfen und schon hat man eine Menge Organismen im Präparat. Pipettiert man dagegen einen Tropfen "freies" Wasser auf den Objektträger, hat man oft gar nichts gefangen. Die Arbeit mit einem Planktonnetz - so interessant die damit heraus gefilterten Organismen sind - wird von den meisten Tümplern nicht "routinemäßig" angewandt sondern nur wenn man etwas bestimmtes erreichen will. Ein Tropfen Schlamm oder etwas abgekratztes Material von einem Stein oder Pflanze ist meist sehr viel reicher an interessanten Funden.

Viele Grüße

Michael
Gerne per Du

limno

Hallo Carsten,
ob Bild 2 wirklich eine Pelomyxa ist? Da habe ich Zweifel. Bei Bild 3 denke ich eher an eine Keratella, aber dafür hättest Du den Panzer vollständig scharf abbilden, bzw mehrere Fotos machen sollen. Überhaupt meine ich, dass Hellfeld besser gewesen wäre. Mir erscheinen die Bilder ein wenig unscharf.
Beste Grüße von
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

jcs

Hallo Carsten,

danke für's Zeigen. An den Seerosen im eigenen Garten habe ich mich auch schon versucht, allerdings ohne genauer hinzuschauen. Wenn man Deine Bilder sieht, lohnt sich da offenbar ein gründlicherer Blick.

LG

Jürgen

plaenerdd

Hallo Carsten,
wenn Du die Süßwasserpolypen suchst: Die sitzen immer irgendwo an Pflanzen, Steinen oder gerne auch ins Wasser gehängten Objektträgern. Aber auch hier findet eine Sukzession statt. Die Hydras hatte ich nach etwa 6..8 Wochen an den Objektträgern. Bei mir sind sie aber auch wirklich sehr häufig. Am besten mit dem Stereomikroskop suchen, denn das ist ja "Großwild".
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph