Botanik: Glanzmispel Photinia × fraseri ein Arthybrid *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Juli 28, 2021, 13:14:32 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Photinia × fraseri, bekannt als Red Tip Photinia und Weihnachtsbeere, ist eine Nicht-Spezies in der Rosenfamilie Rosaceae. Sie ist ein  Arthybrid zwischen Photinia glabra (Japanische Glanzmispel) und Photinia serratifolia (Kahle Glanzmispel).

Bild 01 Glanzmispel Photinia × fraseri ein Arthybrid

Ein Hybrid oder Naturhybrid ist in der Biologie ein Individuum, das aus einer geschlechtlichen Fortpflanzung zwischen verschiedenen Gattungen, Arten, Unterarten, Ökotypen oder Populationen hervorgegangen ist.
Die Kennzeichnung von Hybriden erfolgt durch ein × (nicht der kleine Buchstabe x). Bei Arthybriden wird dieses kleine Kreuz zwischen die Elternartnamen gesetzt, bei Gattungshybriden vor die beiden Gattungsnamen.

Wenn eine Kreuzung zwischen unterschiedlichen Arten vorliegt – meist sind die Arten nah verwandt –, dann wird konkreter von Arthybriden gesprochen.
Zur klassischen Gattung Photinia gehören Arten, die im warmen Teil Asiens vom Himalaya bis nach Japan im Osten und Indien und Thailand im Süden vorkommen.
Das Hauptverbreitungsgebiet ist Asien. Etwa 48 Arten kommen in China vor, davon sind etwa 34 dort endemisch.
,,endemisch", ausschließliches Vorkommen von Pflanzen oder Tieren in einem begrenzten Gebiet.
Die Glanzmispel (Photinia × fraseri) 'Red Robin' ist ein immergrüner Strauch.
Die Glanzmispel wird vor allem (wohl wegen dem roten Blattaustrieb) als Heckenpflanze verwendet.

Bild 02 Habitus, Glanzmispel Photinia × fraseri

Quelle: Flora Press/Nova Photo Graphik
Die Glanzmispel 'Red Robin' wächst breitbuschig, locker aufrecht auf eine Höhe von ca. 1 bis 3,5 Meter.

Bild 03 Blätter, Glanzmispel Photinia × fraseri

Foto: H.-J_Koch
Die elliptischen, wechselständig angeordneten Blätter sind 8 bis 15 cm lang, im Austrieb leuchtend rot, färben sich aber später kupfriggrün.
Sie haben einen fein gesägten Blattrand und sind spitz zulaufend. Die Blattoberseite ist dunkler als die Unterseite.
Die Glanzmispel entwickelt zahlreiche Einzelblüten, die sich in einem Blütenstand dicht aneinanderdrängen. Die Blüten sind zwittrig aufgebaut und besitzen fünf Kronblätter. Sie sind weiß gefärbt und werden von den fünf äußeren Kelchblättern eingesäumt, die grün erscheinen.

Bild 04 Blütenstand mit genagelten Kronblättern, Glanzmispel Photinia × fraseri

Urheber: Photinia Flower
Als genagelt bezeichnet man ein Kronblatt dessen basales Ende (der Nagel) schmal und langgezogen ist und dadurch stielartig wirkt, während das distale Ende (die Platte) breit und flächig ausgebildet ist (z. B. bei Dianthus – Nelke oder Geranium – Storchschnabel).
Ihre weißen Blüten sitzen in Schirmrispen zusammen und präsentieren sich von Mai bis Juni, die ihnen folgenden Früchte sind kugelig rot.
Im Herbst bildet die rotlaubige Glanzmispel kleine, etwa ein Zentimeter dicke rote Früchte, die auch von Vögeln vertilgt werden.
Der Strauch ist nicht giftig, die roten Früchte der Glanzmispel schon. Hier muss aber je nach Sorte, und vor allem zwischen Menschen und Tier unterschieden werden. Bei Pferden können die Früchte Vergiftungserscheinungen auslösen, für den Menschen sind die Früchte weitgehend ungefährlich, verzehrt werden sollten sie aber nicht.
Photinia × fraseri 'Red Robin' ist häufig von einer Art Blattfleckenkrankheit betroffen, die als Entomosporium-Blattfleck bekannt ist. Die Krankheit beginnt als kleiner kastanienbrauner Fleck, der sich ausbreitet und das Blatt zerstört.

Systematik:
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Tribus: Pyreae
Untertribus: Kernobstgewächse (Pyrinae)
Gattung: Glanzmispeln
Wissenschaftlicher Name: Photinia
Trivialnamen: Glanzblattmispel, Weihnachtsbeere oder Lorbeermispel
Englische Bezeichnung: Fraser's Photinia
Der Gattungsname Photinia leitet sich ab von gr. "phos" (= Licht), zu gr. "photeinos" (= leuchtend), nach den glänzenden Laubblättern.

Bild 05 Schnittstellen, Glanzmispel Photinia × fraseri

Foto: H.-J_Koch

Teil 1
Spross, Querschnitt
30 Mikrometer

8 fixierte, ungefärbte Schnitte.

Bild 06 Übersicht, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 07 Polarisation, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 08 Negativaufnahme, ,,FastSTone Image Viewer", Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 09 Polarisation, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 10 Detailaufnahme, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 11 Detailaufnahme, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 12 Detailaufnahme, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 13 Autofluoreszenz, fixierter Schnitt, Glanzmispel Photinia × fraseri


4 nicht fixierte, ungefärbte Schnitte, Autofluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri

Bild 14 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Glanzmispel Photinia × fraseri

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 15 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 16 Autofluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 17 Autofluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri


Wacker 3 A - Färbung (Acridinrot – Acriflavin - Astrablau)
1. Schnitte liegen in 50 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridiorot 5 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest.
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) 15 Sekunden
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest.
7. Nachfärbung Astrablau 30 Sekunden
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %
10. Einschluss in Euparal

Ergebnis:

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, Sony Alpha 6000
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Hans-Jürgen Koch

Bild 18 Übersicht, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 19 Detailaufnahme, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 20 Detailaufnahme mit Beschriftung, Glanzmispel Photinia × fraseri

PE = Periderm, RP = Rindenparenchym, PH = Phloem, SK = Sklerenchymkappen, PXY = Primäres Xylem, XY = Xylem, MP = Markparenchym

Bild 21 Detailaufnahme, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 22 Detailaufnahme, Glanzmispel Photinia × fraseri

Markparenchym mit Amyloplasten (Stärkekörner).
Amyloplasten entwickeln sich aus Proplastiden und teilen sich durch den Prozess der binären Spaltung. Reifende Amyloplasten entwickeln innere Membranen, die Kompartimente für die Lagerung von Stärke bilden. Stärke ist ein Polymer aus Glucose, das in zwei Formen vorliegt: Amylopektin und Amylose.
Kristallisationskeime (dunkle Punkte im Zentrum der Amyloplasten)
Als Kristallisation bezeichnet man den physikalischen Vorgang der Verhärtung bei der Bildung und beim Wachstum von Kristallen. Bei diesem Prozess wird Kristallisationswärme freigesetzt. Bei der Züchtung von Kristallen werden künstliche Bedingungen geschaffen, unter denen die Kristallisation beschleunigt ablaufen kann.

Bild 23 Dunkelfeld, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 24 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri

Auflicht Beleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 25 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 26 Detailaufnahme Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 27 Detailaufnahme Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri


Teil 2
Spross, Längsschnitt
30 Mikrometer

Bild 28 aufgeklebte Pflanzenprobe, Glanzmispel Photinia × fraseri


Drei ungefärbte Schnitte

Bild 29 Übersicht fixierte Probe, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 30 Detailaufnahme, fixierte Probe mit Beschriftung, Glanzmispel Photinia × fraseri

PE = Periderm, RP = Rindenparenchym, PH = Phloem, XY = Xylem, MP = Markparenchym

Bild 31 Autofluoreszenz, fixiert Probe, Detailaufnahme, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 32 Übersicht, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 33 Übersicht, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 34 Detailaufnahme, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 35 Übersicht, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri

Auflicht Beleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485


Teil 3
Blattgrund, der den Spross teilweise umschließt
30 Mikrometer


Zwei ungefärbte Schnitte

Bild 36 Blattstiel, fixierte Probe, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 37 Blattstiel, Autofluoreszenz, fixiert Probe, Detailaufnahme, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 38 Blattgrund, Glanzmispel Photinia × fraseri


Der Blattgrund bezeichnet die Stelle, wo das Blatt im Kontakt mit dem Zweig (der Sprossachse) steht. Hier münden die Leitbündel des Blattes in die Leitbündel des Stammes oder Stängels. Die Blattachsel bezeichnet dabei den Winkel zwischen Blattstiel und Zweig.
Man erkennt den breiten Blattgrund der den Spross teilweise umschließt und aufsitzt. In der Achsel ist eine deutliche Knospe erkennbar, aus der später, wenn das Blatt abgeworfen ist, ein Seitenspross entsteht.
Dieser Blattgrund ist das typische Merkmal, an dem man erkennt, dass es sich um ein Blatt und nicht um einen Seitenspross/Zweig handelt.
Übrigens ist es dieser Blattgrund, der durch Hormon-gesteuerte Wachstumsprozesse zum Blatt-Abwurf im Herbst führt.

Bild 39 Blattgrund, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 40 Blattgrund, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 41 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri

Auflicht Beleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 42 Knospe, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 43 Blattgrund, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri


Bild 44 Blattgrund, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Glanzmispel Photinia × fraseri


Fazit:
Die ungefärbten Schnitte haben schon eine kräftige Eigenfärbung.
Die Wacker 3 A - Färbung (Acridinrot – Acriflavin - Astrablau) fällt leicht zu dunkel aus, eine Aufhellung mit Klorix hat leider nicht viel gebracht.
Ich habe die Färbezeiten etwas reduziert.
Interessant ist für mich der Blattgrund.

Literatur und weiterführende Informationen:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
,,Botanica" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0868-6
,,Das große illustrierte Pflanzenbuch", 1977

Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen. Texte werden anschließend individuell von mir selbst verfasst.
Warum mache ich das Alles?
Ich mache das in erster Linie zu meinem eigenen Vergnügen, ,,Just for fun" als Hobby also.
Gerne zeige ich euch die schönen Seiten der Pflanzen.
Viele Aufnahmen von einer Pflanze ermöglichen eine umfassende Wahrnehmung.
Es freut mich natürlich sehr, wenn auch euch die Bilder gefallen.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Doch zunächst einmal wünsche ich viel Freude beim Lesen.

Hans-Jürgen





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jcs

Hallo Hans-Jürgen,

wieder ein spannender Beitrag. Du hast immer wieder ein paar neue Infos parat, die Bilder vom Blattgrund finde ich besonders interessant.

LG

Jürgen

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wieder einmal vielen Dank für Deinen schönen und interessanten Beitrag, den ich gerne gelistet habe.

Den Schnitt duch Blattgrund, Knospe und Spross finde ich besonders aufschlussreich.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Hallo Jürgen, hallo Jörg,

danke für eure Rückmeldung.

Gruß

Hans-Jürgen
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Bernd Miggel

Lieber Hans-Jürgen,

mich fasziniert immer wieder die Ästhetik deiner Aufnahmen!

Herzliche Grüße

Bernd

HDD

Hallo Hans-Jürgen

Ein toller Bericht und Super Schnitte. Eine Augenweide !

Herzliche Grüße     Horst-Dieter

Hans-Jürgen Koch

Lieber Bernd, hallo Horst-Dieter,

danke für euer Lob.

@ Horst-Dieter,

wir sehen uns ja auf dem ,,Dörnberger - Treffen" in Königswinter vom Donnerstag 26.8. bis Sonntag 29.8.2021.

Gruß
Hans-Jürgen      
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