Leica IMC Integrierter Modulationskontrast nach Hoffman

Begonnen von Peter V., August 11, 2021, 22:58:10 NACHMITTAGS

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Peter V.

Hallo,

Inverse Mikroskope sind (meines Erachtens zu Unrecht) in der Hobbymikroskopie nicht sehr verbreitet, können aber für den Tümpler eine schöne Bereicherung seines mikroskopischen Equipments darstellen, da man oft einen anderen Eindruck von den Objekten bekommen, wenn sie sich frei im Raum bewegen können und nicht durch Deckglasdruck "gequetscht" sind.

Nachdem mir als neues Spilezueg ein unendliches DMIL von Leica zugelaufen ist, konnte ich für relativ wenig Geld in den USA (selbst mit Versand und Zoll für weniger als die Hälfte dessen, was ein deutscher Ebay-Händler aufruft) eine komplette Ausrüstung für den "Integrierten Modulationskontrast" von Leica erwerben, der letztlich nicht anderes ist als ein leicht modfizierter Hoffman-Modulationskontrast. Dieser ist in all jenen Fällen erforderlich, in denen mit Kunststoffen als Probenträger gearbeitet wird, z.B. Petrischalen, Kulturflaschen, Mikrotiterplatten, da echter DIC wegen der notwendigen Polarisation unterhalb und oberhalb der Probe dann nicht funktioniert. Echte DIK-Ausrüstungen für Inversmikroskope sind entsprechend wenig verbreitet.

Der Vorteil des IMC von Leica ist, dass keine speziellen Hoffman-Objektive benötigt werden, sondern auch der üblicherweise in den Objektiven verbaute Modulator in das Mikroskopstativ in Form eines Schiebers integriert ist. Für verschiedene Objektive (10, 20, 40) muss nur die Schlitzweite des Schlitzschiebers im Kondensor verstellt werden.

Das Bild ist ähnlich DIC mit leichten azimutalen Effekten wie bei der einfachen Schieflichtbeleuchtung. Nach meiner Erfahrung sind die azimutalen Artefakte beim Leica IMC aber ausgeprochen gering, fast zu vernachlässigen.

Benötigt werden für den IMC am DMIL zwei Schieber:

1) Ein Schieber mit einem verstellbaren Schlitz, der im Kondensor dort positioniert wird, wo auch üblicherweise die Phasenbelden platziert werden

2) Ein Hoffman-Modulatorschieber, der in einen Zwischentubus unterhalb des Binos platziert wird.



Hier zunächst das Bild durch ein Phasenteleskop mit nur eingeschobenem Modulator im Zwischentubus





Dann das Bild mit nur eingeschobenem Schlitzschieber im Kondensor





Und letztlich das Bild durch das Phasenteleskop mit beiden einschobenen Schiebern in "Arbeitsposition"



Hier eine Probe in einer Küvette mit einem Objektträger als Boden (die Objektive sind für Objektträgerdicke korrigiert), die mir freundlicherweise Olaf gebaut hat.



Ich bin vom "3D-Effekt" des IMC recht begeistert. Hier ein Bild von Euglenen, quick and dirty freihandyg durch Okular geknipst. Fairerweise muss ich zugeben, dass die Probe schon etwas angetrocknet (aber nicht vollständig eingetrocknet) war, wodurch sich der der 3D-Effekt noch etwas stärker ausbildet. Aber ich bin erstaunt über die hohe Qualität des IMC.



Herzliche Grüße
Peter






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Jürgen H.

#1
Hallo Peter,

schönes Bild! Ist das jetzt das ,,endliche" DMIL? Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, müsste beim Hoffmanschen Modulationskontrast doch der eine Schieber in die hintere Brennebene des Objektives kommen, also beim ,,unendlichen" DMIL hinter die Tubuslinse?

Bist Du sicher, dass der Schieber, den Du neulich gezeigt hast, keine abgewandelte Art des Modulationskontrastes, nur eben mit Kreisektorenblenden ist?

Viele Grüße

Jürgen

Peter V.

Lieber Jürgen,

Anbei zwei Bilder vom endlichen und unendlichen DMIL. Bei endlichen DMIL kommt die in dem anderen Thread beschriebene dreieckförmige Blende (für das noch nicht ganz klar benamste Kontrastverfahren) in die rot eigekreisten Öffnung, nachdem der Deckel entfernt wurde, beim unendlichen DMIL ist sie direkt unterhalb des Tubus platziert (IMC-Schieber).
Das endliche DMIL gibt es übrigens sowohl mit dem Label "Leitz" auch auch mit dem Aufdruck "Leica"

Herzliche Grüße
Peter
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Jürgen H.

Hallo Peter,

beim unendlichen DMIL ist die Tubuslinse also nicht im Binokulartubus verbaut, sondern im Stativ unterhalb des IMC Schiebers?

Zum endlichen meine ich, irgendwann einmal im Netz den Kreissektorenschieber mit derBezeichnung ,,Reliefkontrast gesehen zu heben. Irgendein Schlierenverfahren wird es wohl sein.

Zum Hoffmanschen Modullaationskontrast gab es mal in den 80er Jahren eine Selbstbauanleitung von einem Herrn Hoffmann mit doppel n, nach der der Modulator für die hintere Brennebene des Objektivs aus unterschiedlich belichteten Streifen eines Planfilms hergestellt wurde. Den Artikel müsste ich irgendwo noch als Sonderdruck haben. Interesse?

Gruß

Jürgen

junio

Lieber Peter, lieber Jürgen,
eine schöne Einrichtung wird da vorgestellt und die Bilder, die ich bei Dir, Peter, am Montag direkt am Mikroskop sehen konnte, sind überzeugend.
Du weist darauf hin, dass bei dieser Einrichtung keine Hoffmann-Objektive benötigt werden. Leica hat das mit einer Zwischenabbildung der hinteren Objektivbrennebene, die dann unterhalb des Tubus liegt, gelöst. (Diese Brennebene liegt im oder ganz nah am Mikroskopobjektiv, egal, ob es sich um ein endliches oder unendliches Objektiv handelt.)
Am Ort dieser Zwischenabbildung liegt dann der Modulator, der beim Hoffman-Kontrast die hintere Objektivbrennebene in 3 Zonen unterschiedlicher Transmission teilt. So eine Konstruktion braucht ziemlich Platz im Strahlengang. Deshalb sind die inversen Mikroskope eben sehr geeignet. Ein Bastler hat hier keine Chance, so etwas zu realisieren. Bis auf die Mikroskopiker, die ein Mikroskop mit einer solchen Zwischenabbildung betreiben (z.B. Amplival oder Jenaval). Hier kann man eine Leerstelle im Kontrasttubus nehmen und dort den Modulator installieren.
Beim Kondensor ist wichtig, dass man an seine Brennebene kommt, um die Spaltblende des Schiebers in der hinteren Brennebene des Objektivs abzubilden zu können. So können Schieber und Modulator miteinander verschiedene Kontrasteffekte erzeugen.
Es gibt auch andere Kontrastverfahren, die mit einem kontrastierenden Element Eingriffe in die hintere Objektiv-Brennebene vorsehen. Dies kann dann direkt am Kondensor (schiefe Beleuchtung usw.) oder eben per Zwischenabbildung an einem Ort im Tubus erfolgen.
Insoweit wäre es interessant herauszufinden, ob ein zwischenabbildendes System auch in dem endlichen Mikroskop verbaut ist. Den genauen Ort der Zwischenabbildung unterhalb des Tubus bestimmt dann die Optikkonstruktion. Du kannst das mit dem Fernrohr testen, denn bei einer Zwischenabbildung müssen der Schieber im Tubus und die Aperturblende im Kondensor gleichzeitig scharf abgebildet sein.
Sollte sich kein zwischenabbildendes System im Tubus des Endlich-Mikroskopes befinden, gilt es weiter zu spekulieren.

Ich hoffe, dass ich keine kardinalen Denkfehler eingebaut habe und grüße herzlich
Jürgen
 
PS: Ich werde im Oktober einen Vortrag zum Modulationskontrast und dem Selbstbau einer solchen Einrichtung per Videokonferenz halten. Den Termin werde ich auch hier im Forum rechtzeitig bekanntgeben.