Eine Blaualge: Coelosphaerium kuetzingianum

Begonnen von Newtoo_n, September 24, 2021, 13:07:34 NACHMITTAGS

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Newtoo_n



Hallo miteinander,

vor einigen Tagen war ich wieder tümpeln. Der Fang war reichlich und deshalb schnell abgeschlossen. Zu Hause gab es beim Durchsieben die große Überraschung: Drei Viertel des Fangs bestand aus einer grünen Alge. Ich hielt sie für eine große Zelle und deshalb für Volvox (Auflösung auch zu Volvox etwas weiter unten).

, die Artzugehörigkeit festzustellen. Das ist manchmal gar nicht so einfach.

Bei dieser Alge handelt es sich um die ,,Blaukugel", deren wissenschaftlichen Namen ich in der Überschrift genannt habe. Aus dem Foto hätte ich nur schwer auf das gezeichnete Objekt bei Streble/Krauter geschlossen. Diese Blaualge bildet kleine Zellen, deren Größe Eberhard Schmidt unter dem Mikroskop mit 5 – 6 µm gemessen hat, Streble/Krauter schreiben von 2 – 4 µm. Diese kleinen Zellen sind von einer Gallertschicht umgeben und schließen sich in einer Hohlkugel zu einer Kolonie zusammen, die sich im Wasser planktisch bewegt. Diese Kolonien messen etwa 20 – 100 µm. Bei Streble/Krauter ist sehr anschaulich dargestellt, wie sich eine Tochterkolonie von dieser Kugel abschnürt.

Von Berg et al (2004) weisen in einer Anmerkung auf die Gasvakuolen der Blaualgen hin. Nur eine Reihe der Cynobakterien, wie die Blaualgen auch genannt werden, sind in der Lage, frei im Wasser zu schweben. Diese können ihre Dichte durch den Auf- und Abbau von mit Luft gefüllten Hohlräumen (Gasvakuolen) verändern. Nachdem die Coelosphaerium im Plankton schwebten, stellt sich die Frage, ob sie zu dieser Gruppe gehört. Leider konnte ich in der von mir zugänglichen Literatur hierzu nichts erfahren. Doch im Mikro-Forum weist ein Beitrag von Michael Plewka zu Coelosphaerium naegeliana ausdrücklich aufdiese Gasvakuolen hin: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=7102.msg48591#msg48591

Die Massenentwicklung dieser Blaualge im von mir besuchten Teich hängt vermutlich mit der Ernährungsumstellung der Karpfen zusammen. Der Teichwirt hatte Schrot verfüttert. Als ich diese Algenmassen sah, vermutete ich Sauerstoffmangel, weil die Algen für ihr rasantes Wachstum und dem damit verbundenen Zellaufbau sicherlich ebenfalls Sauerstoff benötigen. Bei Post (1980) fand ich Untersuchungsergebnisse, die auf eine weitgehend ungestörte Sauerstoffversorgung beim Auftreten dieser Alge in größeren Gewässern hinweisen. Dies korrespondiert jedoch mit dem Verhalten der Karpfen im Teich, die bei Sauerstoffmangel sicherlich an die Wasseroberfläche gekommen wären und nach Luft geschnappt hätten.

Ach ja, bleibt noch Volvox. Algen werden von mir in der Regel nicht allzu intensiv wahrgenommen und Informationen daher eher überflogen. Nachdem die Bücher schon mal aufgeschlagen waren, las ich zu dieser Alge nach. So musste ich feststellen, dass auch Volvox eine kolonienbildende Alge darstellt. Es ist eine faszinierende Welt, die uns weitgehend verborgen bleibt. Ich bedanke mich bei Eberhard Schmidt für seine Unterstützung. Er hat die Fotos angefertigt, die Art bestimmt und die Alge vermessen. Ohne seine Erfahrung wären diese Zeilen nicht möglich gewesen. Meinem Tümpelpartner Winfried Neumann danke ich für seinen Anstoß, wieder einmal an den Teich zu gehen.

Literatur:
Post, M. (1980): Beitrag zur Primärproduktion des Weinfelder und des Schalkenmehrener Maares. — Mitt. Pollichia, 68: 143—155.
Streble & Krauter (2006): Das Leben im Wassertropfen. - Franck-Kosmos Verlag, 10. Auflage.
Von Berg, k.-H. et al. (2004): Der Kosmos-Algenführer: Die wichtigsten Süßwasseralgen im Mikroskop. - Franck-Kosmos Verlag.

Rene

Tag Newtoo,

This is Microcystis. Coelosphaerium is not believed to have gas vacuoles. Also, they typically form hollow colonies with the cells in peripheral layers.
Coelosphaerium naegeliana is an old name for a species that doesn't belong to that genus. It is now called Woronichinia naegeliana, which indeed has gas vacuoles.

HTH, René