Objektiv von Leitz Wetzlar für eine Deckglas-Stärke von 0,18mm

Begonnen von A. Büschlen, Juli 28, 2009, 12:45:03 NACHMITTAGS

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A. Büschlen

Hallo

vor mir liegt ein Objektiv von Leitz Wetzlar mit der Aufschrift:

Pv 170 / 0,18 Glyz. 50:1 Quarzgl. A 1,00

Dazu habe ich zwei Fragen in die Runde:

Wann werden Deckgläser mit einer Stärke von 0,18mm eingesetzt und warum?

Besten Dank für mögliche Erklärungen.

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

TPL

Zitat von: A. Büschlen in Juli 28, 2009, 12:45:03 NACHMITTAGSvor mir liegt ein Objektiv von Leitz Wetzlar mit der Aufschrift:
Pv 170 / 0,18 Glyz. 50:1 Quarzgl. A 1,00
Dazu habe ich zwei Fragen in die Runde:
Wann werden Deckgläser mit einer Stärke von 0,18mm eingesetzt und warum?
Hallo,
die Kombination aus "Glyz." (= Glyzerin-Immersion) und "Quarzgl." (= Quarzglas, sollte besser Kieselglas heißen) deutet darauf hin, dass bei diesem Objektiv besonderer Wert auf eine gute Transmission für kurzwelliges Licht gelegt wurde. "Gewöhnliche" Glassorten sind für Wellenlängen < 360 nm nur noch schwach durchlässig und "gewöhnliches" Immersionsöl fluoresziert bei kurzen Wellenlängen oder es wird instabil.

Ich vermute deshalb, dass es sich um ein Objektiv für die Fluoreszenz-Mikroskopie handelt.

Die Kombination aus "0,18" (also der heute eher ungewöhnlichen Verwendung eines Deckglases bei Fluo.-Mikroskopie) und "Pv" (= mit Phasenring für diverse Kontrastverfahren in Kombination mit dem Heine-Kondensor) deutet darauf hin, dass es für Fluoreszenz-Mikroskopie an bedeckten Präparaten - also wahrscheinlich im Durchlicht - gedacht war.

Der Heine-Kondensor erlaubt unter anderem Dunkelfeld-Kontrastierung. Das war bis in die frühen 1970er die typische Beleuchtung für die (Durchlicht-) Fluoreszenzmikroskopie.

Warum aber nun ausgerechnet 0,18 mm Deckglasdicke? Keine Ahnung ??? Zeiss schrieb für seine UV-Objektive (Ultrafluare) noch dickere Deckgläser (0,35 mm) vor. Für die Fluoreszenzmikroskopie sollten natürlich auch die Gläser aus dem besagten "Quarzglas" sein.

Schöne Grüße, Thomas

Klaus Henkel

Es ist ein Objektiv zur Verwendung am Mikrospektrographen. Glyzerinimmersion, 50:1, nA 1,0; Freier Arb.abstand 0,13 mm; Brennweite 3,6 mm. Verwenden mit Quarz-Deckglas von 0,18 mm Dicke. Bestellnummer 519 276.
KH

A. Büschlen

Besten Dank an Thomas und Herr Henkel.

Eure Erklärungen helfen mir weiter.

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
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- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

TPL

Zitat von: Klaus Henkel in Juli 28, 2009, 18:20:54 NACHMITTAGS
Es ist ein Objektiv zur Verwendung am Mikrospektrographen. Glyzerinimmersion, 50:1, nA 1,0; Freier Arb.abstand 0,13 mm; Brennweite 3,6 mm. Verwenden mit Quarz-Deckglas von 0,18 mm Dicke. Bestellnummer 519 276.

Lieber Herr Henkel,
ich konnte das Objektiv in keiner meiner Broschüren / Preislisten finden. Können Sie noch den Namen und die Jahreszahl Ihrer Quelle nennen?
Vielen Dank, TP

A. Büschlen

Hallo,

ich möchte noch darauf hinweisen, dass das Objektiv über einen Phasenring verfügt. ---> Pv
Wird am Mikrospektrographen ein Objektiv mit einem Phasenring benötigt?

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
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- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

TPL

Berechtigte Frage, Arnold!
Ich habe da auch Zweifel. Bei der Photometrie möchte man ja üblicherweise nichts Überflüssiges im Strahlengang haben, noch dazu, wenn die Effekte des Phasenringes in Kombination mit dem dafür vorgesehenen Heine-Kondensor schwer reproduzierbar sind.

An den MPV-Mikrospektrografen wurden laut meiner (sehr umfangreichen) Preisliste aus dem Jahr 1970 andere Objektive eingesetzt.
Daher auch meine Frage an Herrn Henkel, ob dieses Objektiv evtl. in einer früheren (oder späteren?) Broschüre erwähnt wurde.

Schönen Gruß, Thomas

Klaus Henkel

#7
Zitat von: TPL in Juli 29, 2009, 09:27:51 VORMITTAG
Zitat von: Klaus Henkel in Juli 28, 2009, 18:20:54 NACHMITTAGS
Es ist ein Objektiv zur Verwendung am Mikrospektrographen. Glyzerinimmersion, 50:1, nA 1,0; Freier Arb.abstand 0,13 mm; Brennweite 3,6 mm. Verwenden mit Quarz-Deckglas von 0,18 mm Dicke. Bestellnummer 519 276.

Lieber Herr Henkel,
ich konnte das Objektiv in keiner meiner Broschüren / Preislisten finden. Können Sie noch den Namen und die Jahreszahl Ihrer Quelle nennen?
Vielen Dank, TP

Lieber Herr TPL,
ich zitiere solche Sachen meist aus:
Abbildende und beleuchtende Optik des Mikroskops- Objektive, Okulare, Kondensoren. Ernst Leitz GmbH, Wetzlar. Liste 512-99a. VI/73/CX/g. 120 Seiten. S. 52.
KH

Klaus Henkel

Zitat von: A. Büschlen in Juli 29, 2009, 12:02:47 NACHMITTAGS
ich möchte noch darauf hinweisen, dass das Objektiv über einen Phasenring verfügt. ---> Pv
Wird am Mikrospektrographen ein Objektiv mit einem Phasenring benötigt?
Freundliche Grüsse
Arnold Büschlen

Klar, aber ich hatte vergessen, das zui erwähnen. Pv bedeutet, daß das Objektiv für die Verwendung am Heine-Kondensor von Leitz bestimmt ist. Wer den nicht hat, für den ist das Obj. so gut wie wertlos.
KH

TPL

Zitat von: Klaus Henkel in Juli 29, 2009, 13:21:56 NACHMITTAGS
Zitat von: A. Büschlen in Juli 29, 2009, 12:02:47 NACHMITTAGS
ich möchte noch darauf hinweisen, dass das Objektiv über einen Phasenring verfügt. ---> Pv
Wird am Mikrospektrographen ein Objektiv mit einem Phasenring benötigt?
Freundliche Grüsse
Arnold Büschlen

Klar, aber ich hatte vergessen, das zui erwähnen. Pv bedeutet, daß das Objektiv für die Verwendung am Heine-Kondensor von Leitz bestimmt ist. Wer den nicht hat, für den ist das Obj. so gut wie wertlos.

Lieber Herr Henkel,
ist denn das denn plausibel? Ein Fotometrie-Objektiv in Kombination mit dem zwar faszinierend variablen, aber eben auch kaum reproduzierbaren Heine-Kondensor? Was wäre das für ein zwingender Grund, in der Fotometrie einen Kondensor für verschiedene Kontrastverfahren einzusetzen?
Oder war das ein spezieller fotometrischer Einsatzzweck, bei dem man "nebenher" auch noch Strukturen einstellen musste, die man nur mit den Kontrastverfahren des Heine-Kondensors sichtbar machen kann?

Rätselnde Grüße, TP

Klaus Henkel

ZitatBerechtigte Frage, Arnold!
Ich habe da auch Zweifel. Bei der Photometrie möchte man ja üblicherweise nichts Überflüssiges im Strahlengang haben, noch dazu, wenn die Effekte des Phasenringes in Kombination mit dem dafür vorgesehenen Heine-Kondensor schwer reproduzierbar sind.

Nix für ungut, aber Ihre heutigen "Zweifel" sind für die Motive und Ziele der damaligen Objektivkonstrukteure sicherlich irrelevant. Wir sollten nicht vergessen, daß die Konstrukteure von 1973 bei Ernst Leitz in Wetzlar eine hundertjährige Tradition und Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Anwendern aus Wissenschaft und Industrie hatten. Die haben niemals etwas entworfen oder hergestellt, wofür es nicht einen bestätigten Bedarf von der Anwenderseite gegeben hätte. Sowohl als Kaufmann wie als Techniker kann man deshalb darauf vertrauen, daß sie wußten, was sie taten, und daß es Hand und Fuß hatte.

ZitatAn den MPV-Mikrospektrografen wurden laut meiner (sehr umfangreichen) Preisliste aus dem Jahr 1970 andere Objektive eingesetzt.
Daher auch meine Frage an Herrn Henkel, ob dieses Objektiv evtl. in einer früheren (oder späteren?) Broschüre erwähnt wurde.

Katalog 1973. Siehe andere Antwort in diesem Thread.

KH


TPL

Zitat von: Klaus Henkel in Juli 29, 2009, 13:43:03 NACHMITTAGSNix für ungut, aber Ihre heutigen "Zweifel" sind für die Motive und Ziele der damaligen Objektivkonstrukteure sicherlich irrelevant. Wir sollten nicht vergessen, daß die Konstrukteure von 1973 bei Ernst Leitz in Wetzlar eine hundertjährige Tradition und Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Anwendern aus Wissenschaft und Industrie hatten. Die haben niemals etwas entworfen oder hergestellt, wofür es nicht einen bestätigten Bedarf von der Anwenderseite gegeben hätte. Sowohl als Kaufmann wie als Techniker kann man deshalb darauf vertrauen, daß sie wußten, was sie taten, und daß es Hand und Fuß hatte.

Lieber Herr Henkel,
natürlich werden sich die Konstrukteure bei Leitz das Alles sehr gut ausgedacht haben, das sehe ich auch so. Meine Frage (und auch die von Arnold Büschlen) ist, was die Konstrukteure dabei gedacht haben; sprich wozu in diesem Objektiv ein Phasenring "eingebaut" wurde.

Auch wenn man "als Kaufmann wie als Techniker" darauf vertrauen kann, "daß sie wußten, was sie taten, und daß es Hand und Fuß hatte": als Naturwissenschaftler, Protestant und notorischer Erbsenzähler möchte ich trotzdem wissen, warum die das getan haben 8).

Schönen Gruß, TP

Klaus Henkel

Zitat von: TPL in Juli 29, 2009, 15:22:34 NACHMITTAGS
Zitat von: Klaus Henkel in Juli 29, 2009, 13:43:03 NACHMITTAGSNix für ungut, aber Ihre heutigen "Zweifel" sind für die Motive und Ziele der damaligen Objektivkonstrukteure sicherlich irrelevant. Wir sollten nicht vergessen, daß die Konstrukteure von 1973 bei Ernst Leitz in Wetzlar eine hundertjährige Tradition und Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Anwendern aus Wissenschaft und Industrie hatten. Die haben niemals etwas entworfen oder hergestellt, wofür es nicht einen bestätigten Bedarf von der Anwenderseite gegeben hätte. Sowohl als Kaufmann wie als Techniker kann man deshalb darauf vertrauen, daß sie wußten, was sie taten, und daß es Hand und Fuß hatte.

Lieber Herr Henkel,
natürlich werden sich die Konstrukteure bei Leitz das Alles sehr gut ausgedacht haben, das sehe ich auch so. Meine Frage (und auch die von Arnold Büschlen) ist, was die Konstrukteure dabei gedacht haben; sprich wozu in diesem Objektiv ein Phasenring "eingebaut" wurde.

Auch wenn man "als Kaufmann wie als Techniker" darauf vertrauen kann, "daß sie wußten, was sie taten, und daß es Hand und Fuß hatte": als Naturwissenschaftler, Protestant und notorischer Erbsenzähler möchte ich trotzdem wissen, warum die das getan haben 8).

Schönen Gruß, TP

Lieber TP!

Ich kann nicht abstreiten, daß auch mir einige der von Ihnen erwähnten persönlichen Eigenschaften anhängen. Da hilft dann nur, in Wetzlar einen verdienten Konstrukteur der "sechziger und siebziger Jahre" zu finden, der sich genau erinnert. - Wenn noch einer da ist.

Gruß
KH

A. Büschlen

@ Herr Henkel
@ Thomas

Ihr habt beide eine PM.

Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

jmc

I appreciate this thread is an old one, but I found this when looking for information on a Leitz objective I have. It is a 50x NA 1.0, Pv like the one that the author of the thread mentioned.

The information I have on it (which is not a lot), says that it was for a microspectrometer, which comes from the 'Image forming and illuminating systems for the microscope' brochure.

This objective confuses me. It says 'Glyz' which means it is for glycerine immersion. It also says 'Quarzgl' which says it is either made with quartz, or is for use with quartz coverslips. This to me implied that it was designed for UV work - objectives like the Zeiss Ultrafluars use glycerine immersion and contain quartz elements, and were designed for use with quartz slides and coverslips. However when I measured the UV transmission of the one I have, it wasn't that great, and it certainly is not designed for short wavelength UV imaging.

Mine does have extra writing on it in addition to what would be expected - it does say 'Muster Fasserei' and as far as I can tell this means it was a prototype, or a master copy used by Leitz. I am wondering whether the optics inside it are exactly the same as the ones that were sold, or could glass elements have been used instead of quartz ones?

It remains a bit of a mystery until I can find another one and measure its transmission spectra, but is still a very interesting piece of Leitz history.
Dr Jonathan Crowther - UV Microscopy and Imaging