Ultrafeine Mattscheibe herstellen - wer weiß wie´s geht?

Begonnen von semi, Oktober 06, 2021, 00:56:48 VORMITTAG

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semi

Hallo!

Ich hab hier vor längerem schon mal eine Frage gepostet, die eigentlich nix mit Mikroskopen zu tun hat (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38899.msg286751#msg286751). Dabei habt ihr mir gut geholfen und ich konnte das Problem durch Euch inzwischen lösen.

Im gleichen Projekt ist anschließend ein weiteres Problem aufgetaucht. Vielleicht könnt ihr mir hier nochmal weiterhelfen.

Kurze beschreibung des Projektes:
Ich repariere eine alte Schmalfilmkamera (8mm-film). Der Sucher ist leider beschädigt. Zunächst fehlte ein teildurchlässiger Spiegel, den ich inzwischen von Forenmitglied Frank D. bekommen habe. Vielen Dank hier nochmal!!!
Das nächste Problem ist, daß die Mattscheibe im Sucher beschädigt ist. Es handelt sich nicht um eine flache Mattscheibe, sondern um eine plankonvexe Linse bei der die konvexe Seite mattiert war. Allerdings nicht durch eine Ätzung oder ähnliches im Glas, sondern durch eine aufgetragene, matte Schicht (Lack oder sowas). Diese Schicht ist leider nicht mehr haltbar. Beim Reinigen der Fläche ist die Matte Schicht teilweise abgegangen. Nun suche ich nach einer Möglichkeit, diese konvexe Fläche wieder zu mattieren. Die Linse läßt sich nicht ausbauen. Sie ist durch einen umgebördelten Rand fest gefasst. Aus diesem Grund ist es schwierig, das Glas selbst mechanisch zu bearbeiten. Grundsätzlich verändere ich auch ungerne Originalteile an so alten Geräten. Das Liebste wäre mir, wenn ich ein Mittel fände, welches ich - wie das original auch der Fall war - wieder auf die Linse auftragen könnte um sie zu mattieren. Ich habe schon einige Experimtente gemacht und provisorisch mattierte Gläschen eingebaut oder eine Mattscheibe, die einen Überzug aus Milch und Gelatine hatte. Bilder und Details könnt Ihr hier nachlesen: https://www.filmvorfuehrer.de/topic/33128-emel-mattscheibe-neu-mattieren-lassen-wo-und-wie/?tab=comments#comment-346671. Die Ergebnisse waren immer zu grobkörnig und zu dunkel. Weiß von Euch vielleicht jemand, wie man ultrafeine Mattscheiben herstellt? Ich weiß zwar nicht ob in Mikroskopen Mattscheiben verwendet werden, aber ich dachte mir, möglicherweise gibt es hier ähnlich kleine Mattscheibenformate wie in meiner 8mm-Kamera.

Ich freue mich über alle Tips!

Grüße,

Semi

Thomas Böder

Ich wäre auch bei der Methode von Herrn Wachsmuth.
Feines Wasserschleifpapier!
Ich hätte auch noch plankonvexe Mattscheiben aus Glas, für Kameras aus den 50ern.
Wobei bei diesen Mattscheiben wohl die plane Seite mattiert ist.
Da müsste ich aber mal nachschauen.

Grüße, Thomas.
Hauptmikroskope: Leitz Panphot, Ortholux, Technival 2
Kleinmikroskope: Leitz, Reichert, ROW, Lomo

Hugo Halfmann

Hallo Semi,
könnte es sich evtl schlicht um matten Klarlack handeln? Die Beschichtung kann zu der Zeit ja kein Hexenwerk gewesen sein.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Lupus

Hallo,

für so kleine Mattscheiben für das Schmalfilmformat sind die angesprochenen 600er Schleifmittel noch viel zu grob. Ich würde es mit mindestens 1000er oder 1200er testen (gibt es noch feiner bis zum Polier-Übergang). Das Dilemma dabei ist, dass bei feinerem Schleifmittel auch Streustärke und -Winkel abnimmt und das Bild an Intensität verliert. Die Alternative ist Mehrfachstreuung einer dickeren Schicht durch winzige Partikel, sog. Tyndall- und Mie-Streueung (wie bei Emulsionen Milch oder Bohröl). Das ergibt sog. Volumenstreuscheiben. Ein Beispiel dafür ist eine Paraffinschicht zwischen zwei Glasplatten, ergibt sehr feine Streuscheiben. Das Problem wäre hier das einseitige Auftragen auf die Linse. Eventuell könnte man Paraffin in Benzin lösen und aufpinseln. Das ergibt aber eine sehr empfindliche und inhomogene, leicht streuende Schicht. Aber vielleicht kann man damit zumindest einen Funktionstest machen.

Zum Glasätzen gibt es übrigens spezielle Ätzpasten.

Hubert

jochen53

#4
Hallo Semi.

hier ein Zitat aus: Josef Maria Eder; Rezepte, Tabellen und Arbeitsvorschriften für Photographie und Reproduktionstechnik; 23. - 25. Aufl.; Verlag von Wilhelm Knapp; Halle (Saale); 1949:

"Punkt 155. Mattieren von Glascheiben
Es wird ein krä#ftiger Stärkekleister mittels siedender milch hergestellt und auf die Glastafeln gestrichen. Ein Zusatz von Magnesia usta macht die Schicht noch mehr trübe und besser lichtzerstreuend."


Ansonsten fallen mir nur die einschlägig bekannten Verfahren der Glasätztechnik mit Flußsäure ein.
Hier ein Zitat aus Römpps Chemie-Lexikon:

"Mattieren von Glas
Man streicht auf Glasplatten mit dem Pinsel eine Mischung aus 100 g Bariumsulfat, 10 g Ammoniumfluorid und
12 g Flußsäure (ich vermute 40 %ig)."

Über den Umgang mit Flußsäure schreibe ich hier absichtlich nichts, wer es dennoch machen würde, kennt das Risiko.

Eine Alternative wäre noch Sandstrahlen, die Auswahl des Strahlmittels, die Anwendung und die Dauer, der Abstand usw. müßten vorher durch intensive Versuche an Probeobjekten ermittelt werden.

Viele Grüße, Jochen