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Colpoda steini ?

Begonnen von sirdul, Dezember 29, 2009, 17:26:05 NACHMITTAGS

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sirdul

Liebe Tümplerinnen und Tümpler,

nicht immer bedarf es eines Tümpels, manchmal reicht auch eine vergessene Mohrrübe in einem Glas Wasser. Es bildeten sich hier nach einigen Wochen ( ca. 7 Wochen ) 4 Schichten:
eine untere Schicht aus zersetzter Mohrrübe, eine zweite Schicht, die ca. 80% des Gesamtvolumens einnimmt, eine dritte ca.5 mm hohe weitgehend klare, schleimige Schicht und als vierte Schicht Schimmel und die Spitze der Mohrrübe. Das ganze stinkt gewaltig, was auf anaerobe Verhältnisse schließen läßt.
Die Probenentnahme erfolgte aus der dritten Schicht. Sie enthält sehr viele Bakterien und - soweit ich das sehe - in hoher Anzahl eine Colpodi Art. Da sie viskos ist, kann sich Colpoda nur langsam fortbewegen. Dies erlaubte die Fotografie mit dem 63 iger und 100 ter Objektiven. Die Schichtdicke des Präparates ist - da die reine Entnahmeflüssigkeit genommen wurde - für die verwendeten Objektive zu hoch, was zu etwas flauen Bildern führt.
Auffällig ist, dass Colpoda durchscheinend ist und sehr farblos erscheint.

Hier zuerst ein Übersichtbild mit Maßbalken. Die Größe der beiden Colpodi ( oder Copodae ? ) beträgt ca. 30 auf 24 Mikrometer.



Auffällig hier die oberen Einkerbungen, die zu einer Abflachung der ansonsten rundlichen Gestalt führt.

In der höheren Vergrößerung sieht man deutlich den Zellkern.



Die Wimpern bedecken die gesamte Oberfläche. Das Foto wurde per PS nachgearbeitet. Es wurde über Tonwertspreizung eine Verbesserung der Sichtbarkeit der Wimpern erreicht.



Im Phasenkontrast zeigen sich zwei Wimpernkränze.



Liege ich nun mit der Bestimmung Colpoda steni richtig ?

Falls Herr Plewka mitliest: Arbeite Sie mit DIC oder schiefer Beleuchtung. Ich bewundere immer wieder die plastische, klare Darstellung Ihrer Fotos.

Gruß aus Kronach

Ludger Benning


Michael Plewka

hallo Herr Benning,
...ohne meinen Anwalt (oder so ähnlich) sag ich nichts... soll heißen: an Colpoda wag ich mich nicht ran. Sie haben richtig erkannt, dass Ihre Viecher diese Einkerbungen haben. Das zeigt die Abb. zu C. steinii im "Wassertropfen" auch. Ich bezweifle allerdings, dass der "Zellkern" wirklich einer (=Makronukleus) ist. Erscheint mir zu klein. Vielleicht ist das ein  Nucleolus. Davon besitzt. C. steinii genau einen im Makronukleus. Das käme also hin.
Zu Ihrer eigentlich an mich gerichtete Frage: Ich arbeite immer (noch) mit Schiefer Beleuchtung in den verschiedensten Varianten. Hinzu kommt aber auch die digitale Nachbearbeitung. Ich habe im Gegensatz zu einigen anderen Forumsmitgliedern (das ist nicht bös gemeint!)
keine Probleme damit. Ich führe dabei alles von Hand aus, soll heißen: es gibt keine Automatik im Sinne von: "do stack" oder "mach das Bild schöner". Da geht dann schon mal eine halbe Stunde für ein Bild drauf... Deshalb halte ich persönlich es  in Ihrem Fall auch nicht für notwendig, die Tonwertspreizung explizit zu nennen. Wahrscheinlich führt Ihre Kamera (genauso wie die meisten der hier im Forum benutzten) diesen Prozess sowieso schon unbemerkt aus. Wie hier neulich schon mal in einem Thread bemerkt wurde, spielt der Monitor, auf dem man die Bilder ansieht, ebenfalls eine ganz große Rolle.
beste Grüße Michael Plewka

sirdul

Hallo Herr Plewka,

besten Dank für Ihre Antwort. Ich muss zugeben, daß ich bei der Nennung des Zellkernes Bedenken hatte, ob es sich tatsächlich um diesen handelt. Ich konnte jedoch weder im
Phasenkontrast noch unter Quetschen der Tierchen eine andere Struktur erkennen, die ich als Zellkern interpretiert hätte. Haben Sie eine Information, welche Größe der Kern habe sollte ?
Den Hinweis auf die schiefe Beleuchtung werde ich befolgen und es einmal ausprobieren. Wenden Sie hier die von Martin Kreutz beschriebene Methode an ?
Meine Fotos erstelle ich im RAW-Format und "entwickele" sie mit Lightroom bzw. PS. Als Monitor verwende ich einen kalibrierten Eizo FlexScan S2100 - er ist für die Bildbearbeitung geeignet.
Und es stimmt, der Monitor hat einen sehr starken Einfluß auf die Bildwirkung.
Meine Bilder werde ich also unter "Colpoda steni ?" abspeichern.

Mit besten Grüßen aus Oberfranken

Ludger Benning

Michael Plewka

hallo Herr Benning,
zu Ihrer Frage: ja im Prinzip die Kreutz-Blende, wobei experimentieren das oberste Gebot ist! Verschiedene Blenden-Formen ausprobieren (konvex/ konkav) Kondensor-Höhe variieren etc. bis es gefällt.
beste Grüße Michael Plewka

Bernd

Hallo Herr Benning,

auch ich bin kein Colpoda-Experte. Trotzdem glaube ich, daß sie mit ihrer Bestimmung richtig liegen. Charakteristische Merkmale von Colpoda steinii, die deshalb leicht zu bestimmen sein soll, sind der ellipsoide (etwa 2:1) Makronukleus mit 1 großen, zentralen Nucleolus (auf Bild 2 sehr deutlich) und ein löffelförmiges orales Wimpernfeld (Bild 4!). Quelle: Foissner, Taxonomische und ökologische Revision der Ciliaten des Saprobiensystems, Band 1, S. 390 -394. Laut Foissner muß es "steinii" heißen.

Viele Grüße
Bernd

sirdul

Hallo Bernd,

besten Dank für die Antwort. Meine Bildbeschriftung ist in Colpoda stenii geändert.

Gruß aus Kronach

Ludger Benning

liftboy

Hallo Michael,
das ist nun mal eine Aussage, die mir gefällt: "Einstellen, bis es gefällt"
SO macht man das! und nicht nach Vorschrift!
(wobei, die Vorschrift hilft schon, um erstmal dahin zu kommen)
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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