Frische Lava aus Island unter dem Mikroskop

Begonnen von Florian D., November 15, 2021, 00:44:24 VORMITTAG

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Florian D.

Glückauf Forum!

An Ostern haben mein Sohn und ich einen Ausbruchsversuch aus der "Diktatur der Ungeimpften" gewagt und sind nach Island geflogen, wo wir schon am zweiten Tag zum Krater des Fagradalsfall gewandert sind. Von dort habe ich auch einen Brocken noch handwarme erstarrte Lava mitgebracht. Nachdem diese nun den Sommer über genug Zeit zum erkalten hatte, wurden nun doch einige Scheiben abgesäbelt und zu Dünnschliffen verwurstet.
Zu meinem eigenen Erstaunen sieht man doch sehr viele Kristalle und nicht nur, wie eigentlich erwartet, einen amorphen schweizer Käse.
Anbei ein paar erste Eindrücke, leider ist der erste Schliff noch nicht so toll geworden.
Ich sehe viel Plagioklas und dazwischen wohl kleine Pyroxenkristalle mit höheren Interferenzfarben. Schwarzes Erz, wohl Magnetit. Dann wohl Reste eines Amphibols im Kopfschnitt.
Die hellgrüngen Kristalle, die man im Anschliff sieht, könnten Olivin sein.

Anbei zunächst ein Bild des Gesteins, dann des Anschnitts unter der Stereolupe. Schliesslich Bilder im Durchlicht mit dem 3,5 Objektiv, dann mit dem 10 oder 25 Objektiv,  jeweils ohne und mit x-Pol.

Viele Grüsse
Florian


Florian D.

Zweiter Teil

Florian D.

Dritter Teil.

micromax

Hallo Florian,

ich sehe in Deinen letzten beiden Bildern vor allem zahlreiche Trümmerfragmente. Das und Deine Anfrage wegen der hohl liegenden Schliffe bringt mich zu der Frage wie Du die Dünnschliffe präparierst?

Vielleicht kann man dann ein paar Tips geben wie es besser werden könnte.

Viele Grüße
Thomas

Florian D.

Hallo Thomas,

nun, der Schliff lag wohl nicht richtig auf der Unterlage auf weil es zu dünn war und sich wohl beim Schleifen oder Aufkleben durchgebogen hat. Es war aber auch nicht das beste Stück, mit dem ich angefangen habe. Ich weiss jetzt, welche Minerale ich hauptsächlich zu erwarten habe und welche Interferenzfarben bei welcher Dicke auftreten sollten.

Viele Grüsse
Florian 

Florian D.

Heute den 2. Schliff fertiggestellt, der etwas besser geworden ist. Darin ein 7-8 mm grosser Kristall, den ich aufgrund der zahlreichen sehr guten ca rechwinkeligen Spaltbarkeiten un Verzwilligungen  als Pyroxen ansprechen würde.
Viele Grüsse
Florian

hugojun

Hallo Florian ,

erstaunlich großer Einsprengling, befand sich aber im Auflösungsprozess. Könnte einer noritischen Magmakammer entrissen worden sein?

LG
Jürgen

derda

Guten Morgen Florian, Guten Morgen Jürgen,

@Florian: hast du ein vielleicht auch ein Makrofoto von deinem Schliff?

@Jürgen: wie kommst du darauf, dass sich der Pyroxen im Auflösungsprozess befindet?

Viele Grüße,

Erik

hugojun

Hallo Erik ,

vielleicht hätte ich besser schreiben sollen ,,befand" sich in Auflösung, da ich so auch keinen Umwandlungs-Saum erkennen kann.
Warum nehme ich das an , weil der Kristall sein idiomorphe Flächenbegrenzung schon sichtbar eingebüßt hat.

LG
Jürgen

derda

Hallo Jürgen,

vielleicht wurde er seiner Matrix entrissen und trowalisiert?

Viele Grüße,

Erik

hugojun

Hallo Erik,

obwohl ich das Verfahren während meiner Berufspraxis angewandt habe  , war mir die Bezeichnung unbekannt .
Ein Zusammenhang mit dem Pyroxen- Einschluss müsstest du mir näher erklären. 8)

LG
Jürgen

derda

Hallo Jürgen,

mein Gedanke war, dass auch flüssige Lava mit diversen Festkörpern abrasiv wirken kann, ein Quasitrowalisieren sozusagen.

Viele Grüße,

Erik

Florian D.

Einen kleinen Olivinsplitter habe ich jetzt auf die Spindel geflochten. Der Kristall ist optisch negativ mit einem Achswinkel 2Vx=89,15 Grad. Dies entspricht einem Forsteritanteil von ca. 85 %. Dies scheint recht typisch für die Isländischen Basalte zu sein.
Anbei 2 Bilder in Bromnaphthalin ohne Analysator. Man erkennt sehr schön die verschiedenen "Dispersion Staining" Farben, die daher rühren, dass bei der jeweiligen Wellenlänge der Kristall den gleichen Brechungsindex wie das Medium hat und daher dieses Licht nicht gestreut wird.

Viele Grüsse
Florian

Florian D.

Glückauf Forum,

die Feiertage habe ich jetzt genutzt, um einige Plagioklase auf dem U-Tisch zu vermessen. Zumindest einer davon hat sich auch auswerten lassen. Er stellte sich als ein Roc-Tourné Zwilling heraus. Die Auswertung orientiert sich eng an dem Buch von Reinhard, siehe Anhang. In die Graphiken des Auswerteprogramms habe ich jetzt auch die Kurven für Vulkanite implementiert (Fig. 4-11). Die korrekte Lage der Verwachsungsebene (010) und der Zwillingsachse (senkrecht[001]/(010) ergibt sich aus Fig. 4 bzw. 5.

Der Winkel zwischen den Achsen liefert allesamt einen Schätzwert von 95% Anorthit. Die Lage der Zwillingsachse passt auch am besten zu 95%, die der  Verwachsungsebene zu Werten zwischen 90 und 100%. Aus dem Winkel 2Vx = 82 Grad ergibt sich mit dem Diagramm (99) aus dem Tröger ein Gehalt von 87 % Anorthit.  Dieser hohe Anorthitgehalt scheint recht typisch für einen MORB zu sein.

Viele Grüsse
Florian

hugojun

Hallo Florian,

es ist schon wieder ein paar Tage her und ich muss mich erst wieder orientieren.
Aber ich finde es schön, noch mal das Thema Feldspat-Bestimmung am U-Tisch aufzufrischen.
Dazu gehört auch der Beitrag vom 2. Dezember   Olivine am Spindeltisch.

Danke fürs zeigen und für das professionelle Untersuchung-Protokoll im Anhang.

LG
Jürgen