Botanik: Baumperle - ein Geschenk des Baumes - Fagus spec. *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, November 27, 2021, 15:45:11 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Hans-Jürgen Koch

Oft erscheint uns ein Spaziergang durch den Wald als nichts Besonderes. Doch wer aufmerksam beobachtet, kann an Baumstämmen mit glatter Rinde - wie z. B. Buchen – sogenannte ,,Baumperlen" in allen Größen entdecken.
Wenn die Rinde eines Baumes verletzt wird, zum Beispiel durch den Verbiss eines Tieres, dann können an der Stelle kleine Verunreinigungen eindringen und der Baum beginnt sich zu wehren. Langsam aber sicher kapselt er die Eindringlinge, meist Bakterien, ab und schließt sie ein.
Ist so eine Perle zwischen 5 und 50 Jahren gewachsen und der Heilungsprozess abgeschlossen, löst sie sich von selbst von ihrem Baum.

Bild 01 Baumperlen an einer Buch Fagus

Foto: H.-J.Koch
Was sind Baumperlen eigentlich?
Baumperlen werden auch Baumknarze oder Hexeneier genannt. Mir persönlich gefällt allerdings die Bezeichnung Baumperle am besten, denn es sind wahre Schätze aus der Natur! 
Vorab sei gesagt, dass es für diese lustigen "Knubbel" viele Namen gibt.

Trivialnamen:
Baumperlen, Baumknarze, Hexeneier, Baumlinge, Dracheneier, Druideneier, Schlangeneier, Knorzen,

Plinius der Ältere schrieb etwa 70 v. Chr. von einem Ei, das bei den Galliern weithin bekannt ist. Demnach sollen sich unter bestimmten Bedingungen ,,viele Schlangen mithilfe der Sekrete ihrer Körper zu einer harmonisch gerollten Umarmung bündeln."

Gaius Plinius Secundus Maior, auch Plinius der Ältere, war ein römischer Gelehrter, Offizier und Verwaltungsbeamter, der vor allem durch die Naturalis historia, ein enzyklopädisches Werk zur Naturkunde, Bedeutung erlangt hat. Er starb während des großen Vesuvausbruchs im Alter von etwa 55 Jahren.
Diesen Knubbel bezeichneten die Gallier als Schlangenei.
Diese "Eier" dienten bei den Kelten als "sakral- magische Gegenstände erster Ordnung", die immer wieder im Zusammenhang mit Amtshandlungen der Keltischen Druiden erwähnt wurden.
Dementsprechend durften sie nur von ihnen getragen werden. Die Druiden nutzten die Kräfte der Perlen unter anderem bei ihren Heilungszeremonien.
Leider wird man heute bei Ausgrabungen keinerlei Reste von Baumperlen mehr finden, da sie aus Holz sind.
Weil diese Baumperlen für die Heilung zuständig sind, werden ihnen schon seit langer Zeit Heilenergien zu gesprochen und sie tragen womöglich die Energien des jeweiligen Baumes in sich.
Wird die Baumperle behutsam geschält, kann man ihre ganze Schönheit entdecken und ein Schmuckstück herstellen.
Deshalb ist so eine Baumperle von je her als Talisman oder als Schmuckstück heiß begehrt, da die Trägerin oder der Träger die Gesundheit und Selbstheilungskraft des Baumes mit sich trägt. Vermutlich haben sie wohl auch daher die Bezeichnung Hexeneier, weil Hexen sie für ihre Heilungsrituale benutzt haben.

Bild 02 Kunstwerk der Natur mit einer zauberhaften Zeichnung


Teil 1
Baumperle, Querschnitt
20 Mikrometer

Bild 03 aufgeklebte Baumperle der Buche

Foto: H.-J_Koch

Bild 04 Querschnitte in einer Petrischale, Baumperle


Bild 05 Ungefärbter Schnitt, Übersicht, Baumperle


Bild 06 Ungefärbter Schnitt, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 07 Ungefärbter Schnitt, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 08 Ungefärbter Schnitt, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 09 Ungefärbter Schnitt, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 10 Ungefärbter Schnitt, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 11 Ungefärbter Schnitt, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 12 Ungefärbter Schnitt, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 13 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 14 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 15 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 16 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 17 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 18 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle,


Bild 19 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle


Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Hans-Jürgen Koch

Wacker 3 A - Färbung (Acridinrot – Acriflavin - Astrablau)

1. Schnitte liegen in 50 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridiorot 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest.
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) 15 Sekunden
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest.
7. Nachfärbung Astrablau 60 Sekunden
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal
Ergebnis:
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, Sony Alpha 6000, Samsung Galaxy A52

Bild 20 Übersicht, Baumperle


Bild 21 Detailaufnahme Polarisation, Baumperle


Bild 22 Übersicht, Baumperle


Etzold grün - Färbung

Bild 23 Detailaufnahme, Polarisation, Baumperle


Etzold grün - Färbung

Bild 24 Detailaufnahme, Baumperle


Bild 25 Detailaufnahme, Baumperle


Bild 26 Detailaufnahme, Baumperle


Bild 27 Detailaufnahme, Baumperle


Bild 28 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 29 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 30 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 31 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle


Teil 2
Baumperle, Längsschnitt
20 Mikrometer

Bild 32 Längsschnitte in einer Petrischale, Baumperlen


Etzold grün - Färbung

Bild 33 Übersicht, Baumperle


Bild 34 Detailaufnahme, Baumperle


Bild 35 Detailaufnahme, Baumperle


Bild 36 Detailaufnahme, Baumperle


Bild 37 Detailaufnahme, Baumperle


Bild 38 Detailaufnahme, Baumperle


Bild 39 Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Baumperle


Bild 40 Detailaufnahme, Baumperle


Fazit:
Die Heilenergien der Baumperlen kann ich nicht nachvollziehen, aber als Schmuckstücke finde ich die Baumperlen sehr interessant.
Das Holz der Perlen ist extrem hart und die dünnen Schnitte rollen sich leicht auf.

Quellenangaben und verwendete Literatur
Wikipedia; Freie Enzyklopädie

Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen. Texte werden anschließend individuell von mir selbst verfasst.
Gerne zeige ich euch die schönen Seiten der Pflanzen.
Viele Aufnahmen von einer Pflanze ermöglichen eine umfassende Wahrnehmung.
Es freut mich natürlich sehr, wenn auch euch die Bilder gefallen.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Doch zunächst einmal wünsche ich viel Freude beim Lesen.

Hans-Jürgen





Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Jürgen Boschert

Lieber Hans-Jürgen,

wie immer ein sehr interessanter, gut recherchierter, phantastisch bebilderter und damit sehr lehrreicher Beitrag von Dir.

Einfach danke !
Beste Grüße !

JB

HDD

Lieber Hans-Jürgen

Toller Bericht. Mit der Etzold Färbung und der Autofloureszenz kommen die Strukturen wunderbar zum Vorschein. Deine Recherchen runden diese Dokumentation perfekt ab.
Klasse gemacht!

Herzliche Grüße     Horst-Dieter

Günter

Lieber Hans-Jürgen,

sehr interessantes Thema. Diese Perlen der Natur waren mir bislang gar nicht bekannt. Wie immer von dir ganz toll präsentiert und beschrieben.

Danke und herzliche Grüße
Günter
über mich   
Folge denen, die die Wahrheit suchen.
zweifle an denen, die sie gefunden haben.

Johann_M

Lieber Hans-Jürgen,

ein wunderschöner Beitrag, der mir sehr gefällt.

LG, Johann

Bernd Miggel

Lieber Hans-Jürgen,

weiter so, ich bin gespannt auf deinen nächsten Beitrag!
Eine Frage habe ich noch: Wenn sich die Schnitte stark gerollt haben, mit welcher Methode glättest du sie dann?

Herzliche Grüße

Bernd

Hans-Jürgen Koch

Danke für euer Interesse und die netten Worte.

@ Bernd,
das Einrollen der Schnitte habe ich unter 25 Mikrometer und verholztem Material festgestellt.
Mein Tipp:
Mit Ethanol 70% getränkten Rothaarmarderpinsel auf die Pflanzenprobe legen, sobald die Einwegklinge die Probe berührt den Schnitt mit dem Pinsel leicht andrücken und in Richtung Klingenhalter bewegen.
Der Schnitt liegt dann plan auf dem Halter und kann problemlos in eine Petrischale übertragen werden.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Peter V.

#8
Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für diesen sehr schönen und interessanten Beitrag, der auch mich als nicht so ausgewiesenen Häkdeldeckchen-Kenner sehr angesprochen hat! Von diesen Baumperlen hatte ich noch nie zuvor gehört!

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

beamish

Lieber Hans-Jürgen,
das ist ja mal was besonderes! Sehe ich das richtig, daß sich die "Perle" um einen Asttrieb herum gebildet hat (z.B. Bild 20 rechts oben)?

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Rawfoto

Guten Abend Hans-Jürgen

Diesen Beitrag finde ich besonders spannend, ich habe so etwas schon gesehen, aber noch nie im Schnitt. Der Radialschnitt müsste auch sehr spannend sein. Wenn du da noch Material hast wäre das sehr spannend ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Wutsdorff Peter

Guten Abend Hans-Jürgen,
diese - vulgo "Knubbel"-  an Buchen habe ich auch schon gesehen, mir aber nichts weiter gedacht.
Wieder einmal ein klass. Hans-Jürgen, Gratulation!!
Oft sehe ich an Bäumen, auch besonders Buchen, Verletzungen, die aber im Verhältnis zur Breite sehr lang sind. Sie sind verm. von den Waldmaschinen hervorgerufen. Bei den "Knubbeln" ,B-Perlen, müssen es ja wohl punktuelle Verletzungen sein.  Tiere knabbern nicht nur  punktuell, sondern reißen ganze Rindenstreifen ab. Kannst Du dazu was sagen?
Gruß vom Botanik-Laien und  Inschenör 
                                   Peter

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für den tollen Beitrag! Die Struktur der Perlen ist wirklich sehr schön, dass Umschließen gut erkennbar.

Hast Du das Holz frisch geschnitten oder vorher etwas aufgeweicht (Kochen oder Stückfixierung in AGE)?

Die von Dir geschilderte Pinselmethode beim Schneiden nutze ich auch und sie funktioniert in der Regel sehr gut. Sollte das einmal nicht ausreichen, kann man die Schnitte (insbesondere Holz!) nach Prof. Schweingruber auch zwischen den Fingern etwas richten. Dies geschieht am besten nach der Färbung, wenn die Schnitte schon ins Isopropanol überführt wurden. Die Finger müssen dabei ebenfalls mit Isopropanol angefeuchtet sein und die Schnitte danach noch etwas in Isopropanol ruhen, um ggf. eingetragene Luftblasen zu entfernen.

Ich habe diese Methode nach anfänglichem Zögern mit meinen 50 µm Schnitten ausprobiert und beste Erfahrungen gemacht. Nachzulesen ist das Ganze in dem kleinen Büchelchen "Microscopic Preparation Techniques for Plant Stem Analysis" (Holger Gärtner, Fritz H. Schweingruber; Kessel Publishing House 2013; 78 Seiten, broschiert, ISBN 378-3-941300-76-7).
Eine kleine Rezension gibt es hier:
http://www.mikroskopie-bonn.de/literatur/index.html#a2778

Herzliche GRüße
Jörg

p.s.
Natürlich gelistet unter Buchen.
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Zuerst einmal danke für eure Rückmeldungen.
@ Gerhard,
leider habe ich keine Pflanzenproben mehr.

@Martin und Peter,
ich beobachte schon einige Jahre diese Buche.
Die Buche ist ein Peridermbaum, bei dem das erste Korkgewebe, das die Epidermis des Sprosses ersetzt, erhalten bleibt und nicht abstirbt. Eine Borkenbildung unterbleibt.
Beispiele für Gattungen und Arten, die zu den Peridermbäumen gezählt werden sind:
Hainbuchen (Carpinus)
Hasel (Corylus)
Goldregen (Laburnum)
Johannisbeeren (Ribes)
Eberesche (Sorbus aucuparia)
Im Juni/Juli 2021 bildeten sich vereinzelte Blätter unten am glatten Stamm.
Für mich ist das ein Zeichen; der Baum hat ein Problem.
Verbiss von Tieren schließe ich aus, es könnte sich um Bakterien handeln.
Im Bild 20 wird es sich wohl um einen sehr jungen Trieb handeln.

@ Jörg,
ich habe das Holz nicht aufgeweicht; Stückfixierung in AFE II.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Hans-Jürgen Koch

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"