Hauptmenü

Swift Model P

Begonnen von Geo, Dezember 13, 2021, 22:23:23 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Geo

Swift  Model  P  SN 29789 Vorstellung

Wochenlang wurde es in der Bucht angeboten aber keiner wollte es haben. Das lag wohl am recht hohen Mindest- und dem noch viel höherem Sofortkaufpreis. Schließlich habe ich mich erbarmt und es für knapp über Mindestpreis ersteigert.  Ich war nicht wirklich überzeugt aber immerhin konnte ich das Teil in der Nähe selbst abholen und vor Bezahlung im Original sehen.
Der Gesamtzustand ist wirklich gut, ohne üble Gebrauchsspuren und in offensichtlich absolut unverbasteltem Originalzustand. Grob- und Feintrieb laufen spielfrei und der anfangs etwas schabende Drehtisch läuft nach Demontage und Neuschmierung fast perfekt. Die ,,Lichtwurflampe" sieht fast aus, als wäre sie gerade erst aus der Originalverpackung genommen und mit dem mitgelieferten Netzgerät liefert sie auch genügend und ordentlich regelbares Licht.
Etwas enttäuschend waren die ersten Mikroskopiertests, so richtig scharfe Bilder waren kaum zu sehen. Die Ursache war schnell gefunden: der einklappbare Analysator war schon etwas trübe, ebenso ein komischerweise eingebautes Kompensationsglas(?), das bei ausgeklapptem Analysator im Strahlengang liegt. Abhilfe konnte durch einen neuen Analysator (Polfolie)  und Entfernung der komischen Glasscheibe erreicht werden. Die Bildqualität ist jetzt recht ordentlich und kann – wenn mich die Erinnerung nicht trübt – gut  mit den Zeiss Standards der späten 1960er-Jahren Schritt halten. Nach ein paar Tagen Rumspielen, Justieren und Ausprobieren bin ich mit dem gut 8 kg schweren Prachtstück voll zufrieden, es hat alles, was der Petrographiepraktiker für Hobby-Standarduntersuchungen braucht: Drehtisch mit Teilung und Nonius, drehbarer Polarisator mit 90° Rastung, höhenverstellbarer Kondensor mit Blende und zusätzlichem Filterhalter, zentrierbarer 3-fach Objektivrevolver mit 4x, 6x und 40x Pol-Objektiven, Einschubschlitz für Hilfsobjekte, Analysator, und Bertrand-Linse.
Zur Ergänzung habe ich ihm noch eine neue  Okularaufnahme spendiert, in den die LOMO MB-9/10 Okulare mit 32mm Steckdurchmesser passen. Die liefern erstaunlich gute Bilder mit wesentlich größerem Blickfeld als das Original 10x Okular, die Randschärfe ist zwar nicht besonders gut aber auch nicht schlechter als mit dem Originalokular. Auch der auf den Fotos zu sehende  Kreuztisch wurde nachgerüstet. Er funktioniert ist aber nicht optimal weil etwas zu ausladend; er verhindert eine 360° Drehung des Tischs.
Was fehlt ?  Ein Objektiv mit 2x oder kleiner für bessere Übersicht in petrographischen Dünnschliffen, ein besser passender Kreuztisch und ein paar technische Angaben zur Abgleichlänge von Objektiven und Okularen. Vielleicht weiß ja wer aus der kleinen Swift-Gemeinde noch was oder will ein Zubehörteil loswerden?

LG
Georg

Werner

Hallo Georg!

Glückwunsch zu dem schönen Gerät!
Ein parfokales Objektiv < 3,2 kann es nicht geben, da das laut Abbildungsgleichung nicht in die Tubuslänge hineinpaßt. Bei einem relativ seltenen 1-fach-Objektiv muß man den Tubus bis außerhalb der Zahnstange herausbewegen. Bei Geräten mit Tischfokussierung funktioniert das nur bei den großen, die eine sehr weite Tischabsenkung erlauben.
Als Abhilfe kann man ein schwaches Okular mit z.B. 5-facher Vergrößerung verwenden, für 23 mm gab es die, sie sind ziemlich lang.

Gruß - Werner

Geo

Hallo Werner,

vielen Dank für den Hinweis.
Bisher nutze ich bei Bedarf ein 6x Lomo-Okular, auch ein altes 5x habe ich und kann es mit einem Apdapter für 23,2mm nutzen. Leider ist auch mit diesen die Gesamtvergrößerung manchmal noch zu stark. Problematisch ist vor allem auch die Nutzung einer USB Okularkamera, die leider eine sehr starke Eigenvergrößerung hat und damit für Übersichtsbilder nicht verwendbar ist.

Viele Grüße
Georg

Mikroman

Hallo Geo,

dann sind wir schon zu zweit ...; ich bin mal gespannt, ob es noch andere gibt, die das Swift Pol-Mikroskop haben. Meines ist leider etwas einfacher ausgestattet: ohne Objektivführer und ohne Beleuchtung. Von etlichen Jahren konnte man die noch recht preisgünstig (50 - 80 Euro + Versand) aus GB beziehen. Mittlerweile ist der Teich leer gefischt.

Viel Spaß weiterhin mit dem guten Stück.
Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

Geo

Hallo Peter,

ja, die Swift-Gemeinde scheint doch recht klein zu sein und das Model P und Zubehör findet man nur noch sehr selten, auch in GB. Nach den anfänglichen Zweifeln bin ich mit dem Erwerb voll zufrieden und habe viel Spaß damit. Den Objektführer habe ich nachgerüstet, ich denke der ist von CZJ, er ist etwas zu sperrig und zur Montage waren Bohrungen und ein M4-Gewinde in den Tisch erforderlich. Es tat zwar ein wenig weh, das gute Stück zu bearbeiten, aber es soll ja nicht in der Vitrine stehen sondern weiterleben. Auf Deinen Fotos ist ein Hilfsobjekt im Einschub zu sehen. Ist das ein Swift-Original oder was anderes? Ich verwende vorerst ein "handgeschitztes" Rot 1 Schieberchen aus Plastik mit Tesafilm. Der fast schon geniale Tip aus der Mikrofibel funktioniert in der Praxis erstaunlich gut!

Viele Grüße

Georg

Mikroman

Hallo,
ich habe mal nachgesehen: auf dem Schieber steht "Rot 1-III. Ordn." - damit scheidet Swift als Hersteller wohl aus. Bei mir steht das gute Stück in der Vitrine - neben anderen englischen Polmikroskopen.

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)