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Ein paar Holzschnitte

Begonnen von detlef.q, Dezember 26, 2021, 21:57:09 NACHMITTAGS

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detlef.q

Hallo zusammen,

ich möchte die ruhige Zeit des letzten Weihnachtsfeiertages noch nutzen, um ein paar Bilder von Holzschnitten zu zeigen.

Seit dem letzen Jahr beschäftige ich mich mit dem Thema der mikroskopischen Holzbestimmung. Ich verwende dafür nach Möglichkeit nur Stammholz, von welchem ich die Dünnschnitte anfertige.

Für meine kleinen Untersuchungen gehe ich nach dem Buch ,,Holzbestimmung mit dem Mikroskop" von Bernd Miggel vor, welches hier vor längerer Zeit vorgestellt wurde. Wie Bernd in seinem Buch geschrieben hat, färbe ich meine Schnitte ebenfalls mit Etzold blau und decke sie in Euparal ein.
Ich schneide meine Holzproben an einem kleinen Tischmikrotom, dem ,,Tempelchen".

Wie es scheint, ist das Thema nicht ganz uninteressant, es werden jedoch nur wenige Bilder gezeigt.
Ich zeige hier 6 Bilder, welche ich im Vorfeld beschriftet habe. Aus diesem Grund gibt es eine kleine Erklärung zum Gezeigten:

1) Querschnitt Eiche: Unten sind die großen Frühholzgefäße (FG) welche stark verthyllt (Th) sind. Das Holzgrundgewebe besteht aus Libirformfasern (LF) und Fasertracheiden (Tr) und ist von dem Parenchymsträngen (Pa) durchzogen. Die Wachstumsrichtung im Bild verläuft von unten nach oben zu den kleinen Spätholzgefäßen (SG).

2) Querschnitt der Weymouthkiefer: Beim Nadelholz findet man keine Gefäße, dafür aber je nach Holzart Harzkanäle, hier in axialer Richtung (AHK), mit den Epithelzellen (EZ) in welchen das Harz gebildet wird. Zwischen den beiden Harzkanälen verläuft ein einreihiger Holzstahl.

3) Radialschnitt einer Zirbelkiefer: Hier ist ein Holzstahl von der Seite aus gezeigt. In diesem Fall ist er heterogen, da er aus den Parenchymzellen (QPa) und Tracheiden (QTr) besteht. Im Parenchym sind große Fenstertüpfel zu sehen, welche bei Kiefern zu finden sind. In den Quertracheiden sieht man kleine Hoftüpfel.
Beim Nadelholz wird der Bereich des Holzstrahlenparenchyms, oder auch Querparenchyms, als Keuzungsfeld (KF) bezeichnet. Die Art und Größe der Tüpfel ist eins der wichtigen Bestimmungsmerkmale.

4) Radialschnitt Eibe: Bei gekreuzten Polarisatoren sehen Radialschnitte oft sehr interessant aus, da die Hoftüpfel dann Achsenkreuze zeigen. Bei der Eibe sind außerdem die Spiralverdickungen sichtbar.

5) Querschnitt Weißdorn: Die Schnitte werden generell im polarisierten Licht angeschaut, da nur so deutlich die eingelagerten Kristalle sichtbar werden.

6) Tangentialschnitt Weißdorn: Hier zeigt sich die Dimesion und Art der Holzstrahlen. Beim Weißdorn werden diese als heterogen bezeichnet, aufgrund der vorhandenen größeren Kantenzellen (KZe). Rechts verläuft ein Parenchymstrang vertikal durch den Schnitt.

Gruß Detlef

jcs

Hallo Detlef,

sehr schöne Aufnahmen und eine gründliche Arbeit! Vor allem finde ich es faszinierend, dass Du mit einem simplen Tischmikrotom so schöne Holz-Schnitte herstellen kannst.

Jürgen

Bernd Miggel

Hallo Detlef,

dem von Jürgen Geschriebenen kann ich mich nur anschließen: saubere Schnitte, klare Farben, gute Erläuterungen.

Zwei Dinge noch:

  • Es wäre eine Übersichtsaufnahme des Eichenquerschnitts informativ, um die in flammenförmigen Feldern angeordneten Spätholzgefäße zu zeigen
  • Außerdem ist nicht klar, warum in Q3 die Zellreihe direkt um die axialen Harzkanäle herum blau gefärbt ist. Vielleicht können die Botaniker unter uns etwas dazu schreiben?

Herzliche Grüße

Bernd

detlef.q

#3
Hallo Jürgen, hallo Bernd,

ich will mit meinem kleinen Beitrag hier zeigen, dass es gar nicht so schwierig ist, in das Thema der mikroskopischen Holzbestimmung einzusteigen.

Ja, selbst mit meinem kleinen Tischmikrotom kann man gute Schnitte anfertigen, obwohl ich auch oft zu dicke Schnitte erzeuge. Aber es ist immer etwas brauchbares dabei.
Öfters läuft ein Schnitt auch schräg aus, dann nehme ich eben die dünne Seite für meine Untersuchung.

Allerdings ist Holz etwas schwerer zu schneiden als ein weicher Pflanzenstängel und erfordert eine kleine Vorbehandlung. So musste ich die Eichenstückchen (vom 50 cm dicken Stammholz) vorher in Essig ein paar Stunden kochen, um sie in einen schneidbaren Zustand zu bekommen. Und ein trockener Eibenast forderte ebenfalls eine gute Vorbereitung.

Da in einem Bericht hier lediglich 6 Bilder eingestellt werden können (ich nutze keine externen Bilderhoster mehr), habe ich einfach ein paar aus meiner wachseneden Sammlung ausgesucht.

Gerne zeige ich noch die Übersicht der Eiche. Um dieses flammenartige Aussehen der Spätholzgefäße in der Fläche zu zeigen, wäre ein Querformat besser geeignet. Da die Jahresringe jedoch sehr breit sind, hatte ich ein Hochformat gewählt.

Zusätzlich noch eine Aufnahme von einer Tanne mit einem 100er Objektiv aufgenommen. Trotz meiner primitiven Schnittmethode sind auch Feinheiten eines Hoftüpfels (HTü) sichtbar.

Herzliche Grüße
Detlef

Nochnmikroskop

Hallo Detlef,
Du zeigst hier aufschlussreiche und schöne Bilder, gefallen mir sehr.
Zur Probenvorbereitung hätte ich noch 2 Fragen.
Verwendest Du einen Zapfenbohrer für die Rohlinge im Mikrotom?
Welchen Vorteil gibt es wenn das Holz in Essig gekocht wird, reicht nicht Wasser als Medium zum Plastifizieren aus? Das kenne ich so von der Furnierherstellung.

neugierige Grüße
Frank

Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Leitz Orthoplan, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

detlef.q

Hallo Frank,

von den zu untersuchenden Stücken säge ich mir eine ca. 1 - 1,5 cm dicke Scheibe ab. Daraus fertige ich kleine quadratische Würfel an. Dabei achte ich auf die Ausrichtung des Holzes.
Ich suche mit letzendlich geeignete Stücke, bei welchen ich, bezogen zur beabsichtigten Schnittrichtung, mit einem Cuttermesser das Material wegschneide, bis in der Mitte der Seite ein Zylinder mit einem Radius von ca. 3 mm stehen bleibt.  Dieses Türmchen schneide ich.

Wasser zum Aufweichen des Holzes reicht oft nicht aus, besonders bei harten, spröden Proben.
Das Kochen in verdünnter Essigsäure hilft letztendlich. Allerdings muss man aufpassen, dass die Klinge nicht korrodiert. Das kann sehr schnell passieren. Ich spüle diese sofort nach einer Schnittserie ab.

Gruß Detlef

Nochnmikroskop

Hallo Detlef,
danke für Deine Erläuterungen.
Kommt auch auf meine ToDo Liste.  ;D

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
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detlef.q

Habe ich dich gerne gemacht!

Falls ansonsten noch Interesse besteht, ich habe den Werdegang von der Probenahme bis zum fertigen Präparat hier schon einmal gezeigt: https://mikroskopie-forum.at/forum/index.php?thread/2904-anfertigung-von-holzschnitt-pr%C3%A4paraten/

Viele Grüße
Detlef

Gerd Schmahl

Hallo Detlef,
auch mir gefallen Deine Schnitte gut. Grundsätzlich reicht ja oft ein kleiner keilförmiger Span zu Holzbestimmung. Mehr haben Restauratoren oft nicht zur Verfügung, wenn die Holzart eines wertvollen Objektes bestimmt werden soll.
Weiß man eigentlich, was das für Kristalle im Holz der sehr giftigen Eiben sind?
Beste GRüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

detlef.q

#9
Hallo Gerd,

das Herausfinden, aus was für einer Art ein unbekanntes Holz ist, ist eine spannende Sache, besonders wenn es sich um eine alte Kostbarkeit handelt. Vor vielen Jahren hatte mein Vater in einem Sumpf ein bearbeitetes Stück Holz gefunden, welches wohl schon sehr lange dort lag. Dieses werde ich mir mal irgendwann vornehmen.

Da ich öfters im Wald Brennholz aufarbeite, komme ich ab und zu an Bäume, bei denen es auf den ersten Blick nicht klar ist, um welche Art es sich handelt. Meist ist dann Winter und es fehlen somit die Blätter.
Natürlich ist es dem Holzvergaser egal was er verbrennt, ich bin jedoch schon dran interessiert, festzustellen um was es sich handelt.

Die Kristalle sind nicht in einer Eibe, sondern im Weißdorn. Aus der Literatur weiß ich, dass es sich um Calciumoxalat handeln muss.
Es werden auch mal Siliziumdioxid-Kristalle eingelagert. Hier muss ich jedoch auf die Literatur vertrauen, eine Analyse dieser Kristalle ist so einfach nicht möglich. Dafür wäre ein REM\EDX ausgezeichnet geeignet. So ein Gerät wäre beinahe in meinem Labor eingezogen, doch dummerweise hat im letzten Moment eine entscheidende Person dieses verweigert.

Viele Grüße
Detlef

Heiko

Hallo Detlef, hallo Gerd,

habe ich das richtig in Erinnerung – Oxalat löst sich (nicht sprudelnd) in HCl.

Viele Grüße,
Heiko

detlef.q

Hallo Heiko,

ja, mit HCl könnte man CaC2O4 wohl nachweisen, doch darauf kommt es bei der Holzbestimmung am Mikroskop nicht an.
Es geht darum, sind Kristalle vorhanden, oder nicht. Obwohl... eine Idee wäre ja mal...  ;)

Gruß Detlef

Gerd Schmahl

Hallo Detlef,
danke für Deine Ausführungen. Habe ich mal wieder nicht gründlich gelesen: Weißdorn, nicht Eibe!
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Detlef Kramer

Lieber Bernd,

zu Deiner Frage zu Q3: Die Zellen um die Harzkanäle sind lebende, drüsenartige Zellen und färben daher anders, als die toten, lignifizierten Zellen im Holz.

Herzliche Grüße
(der andere) Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Bernd Miggel

Lieber Detlef (Kramer),

das wären dann ja wohl die sogen. Epithelzellen, oder irre ich mich da? Mich wundert, dass diese Drüsenzellen im Querschnitt die gleiche Form wie die Tracheiden aufweisen.

Herzliche Grüße
Bernd