Suktor mit Hülle: Metacineta

Begonnen von plaenerdd, Februar 04, 2022, 10:00:16 VORMITTAG

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plaenerdd

Hallo,
aus meinem Gartenteich habe ich Objektträger geborgen, die seit 9 Monaten Teil einer Aufwuchsfalle waren. Neben Unmengen von Grünen Trompetentieren verschiedenen Augenflagellaten (Trachelomonas, Euglena, Phacus) und Aufwuchalgen wie Coloeochaete fand ich zahlreiche Schalenamöben, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Auf Ferrys Seite erschienen mir die Bilder zur Gattung Microcorycia noch am ähnlichsten, währen ich im "Wassertopfen" gar nichts Vergleichbares fand.
Aller Gehäuse, die ich gesehen habe waren 5-strahlig verziert und es waren wirklich viele davon auf einem einzigen Objektträger. Eine Schalenfelderung war nicht erkennbar.
Hinderlich für die Fotografie war die sehr hohe Schichtdicke, da nach einem 3/4 Jahr naturgemäß wirklich sehr viel und auch großer Bewuchs auf den OT vorhanden war. Hier nun zwei Fotos (beide mit dem Olympus-SPlanApo40 aus 7 Aufnahmen gestakt, das 2. als Rot-Cyan-Anaglyphenbild.
Kann jemand meine Annahme bestätigen?
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

limno


Hallo Gerd,

wie wäre es mit Galeripora catinus ? Auch von Ferrys Homepage.
Sehr schwierig! Vielleicht gelingt es Dir, das Tierchen weiter zu isolieren, um es bei niedrigerer Schichtdicke und höherer Auflösung abzulichten. Sehr schöner Fund! 8) Danke fürs Zeigen.
Beste Grüße von

Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

plaenerdd

#2
Hallo,
ich habe noch ein paar von den Objektträgern, die ein 3/4-Jahr im Teich verbracht haben. Bei der letzten Mikroskopie-Orgie war ich ja eigentlich auf die riesigen Trompetentierchen aus und hatte ein entsprechend dickes Präparat mir Vaselinerand hergestellt. Heute habe ich mal ein dünneres Präparat erstellt und siehe da es offenbaren sich ungeahnte Details: Die Tiere (bis zu dieser Kategorie bin ich mir in der Bestimmung wirklich sicher  ;D) strecken keine Pseudopodien aus wie "anständige" Amöben es tun, sondern sehr dünne und sehr lange unverzweigte Tentakel mit einem runden stecknadelkopfähnlichem Ende, die mich an die Saugtentakel der Sauginfusorien erinnern, nur sehr viel länger. Sie waren so lang, dass das Bildfeld der Kamera beim 40er Objektiv nicht ausreichte. Haben Schalenmöben überhaupt solche Organellen?
Die Tentakel haben sich sehr langsam aber stetig bewegt. Insbesondere wurden die Enden vor und zurück geschoben. Seitliche Bewegungen führten nur die sehr kurzen Tentakel aus.
Ich habe sehr lange mikroskopiert, aber keinen erfolgreichen Beutefang beobachten können. Einmal war ein Wimperntier (Euplotes) eine Zeit lang an einem Fadenende gefesselt. Er vollführte etwa eine halbe Minute lang Kreisbewegungen um eine Knickstelle des Tentakel, bevor es sich losreißen konnte. Ich glaube aber nicht, das dieses relativ große Tier zur normalen Beute des unbekannten Wesens gehörte. Ich vermute, dass es das Tentakelende verschluckt hatte.
Hier 3 Fotos
Bild 1 zeigt die Ebene direkt am Deckglas. Die gelben Pfeile verweisen auf die Tentakelenden, rote auf große Bakterein, die man nicht mit den Tentakeln verwechseln sollte. Die Tentakel waren immer sehr gerade gestreckt, wenn sie nicht gerade von einem anderen Tier geknickt wurden. Links unten verlassen zwei Tentalel das Bildfeld.
Bild 2 zeigt eine mittlere Ebene des unbekannten Wesens. Wir schauen schräg von der Seite darauf, weshalb man die 5-strahlige Struktur nicht erkennen kann.
Bild 3 zeigt ein anderes Individuum. Das Foto wurde digital stakt kontrastiert und deshalb entfärbt. Hier sieht man wieder gut die 5-strahlige Struktur. Diese 5 Strahlen scheinen die Öffnung des "zugezogenen Sackes" zu sein, aus der die Tentakel entspringen.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

limno


Hallo Gerd,

ich bin entzückt :) Es freut mich, dass mein Vorschlag neue Erkenntnis gebracht hat. Im Moment aber bin ich überfragt, wo ich das Tierchen einsortieren soll.
Mit besten Grüßen

Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Martin Kreutz

Hallo Gerd,

das mysteriöse Objekt ist ein Ciliat! Genauer gesagt ein Suktor. Mit hoher Wahrscheinlichkeit Metacineta micraster, weil dieser Suktor Gehäuse mit 5 spaltförmigen Öffnungen baut. Größe kommt auch hin!

Schönen Abend

Martin

plaenerdd

Hallo Martin,
Steffen Clauss hat mir auch schon telefonisch mitgeteilt, dass es sich sehr, sehr wahrscheinlich um eine  Metacineta-Art handelt. Die Tentakel mit den Gnuppeln haben mich ja auch schon selber an einen Suktor erinnert. Ich kannte nur bisher keinen, der in einer Hülle lebt. Die sollen auch sehr charakteristische Zysten haben, nach denen ich mal noch Ausschau halten werde.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph