Das große kriminalistische Vergleichsmikroskop von Leitz

Begonnen von ortholux, Januar 01, 2022, 13:08:56 NACHMITTAGS

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ortholux

Liebe Kollegen,

heute möchte ich Euch mein Weihnachtsgeschenk an mich vorstellen.

Endlich ein Reisemikroskop!



Dachte ich doch früher, das Panphot sei ein monströses Gerät, so lehrte mich der Erwerb eines Metallux NT (rechts im Bild) eines besseren.



Das große kriminalistische Vergleichsmikroskop jedoch lehrte mich demütig zu sein. Spätestens als wir es zu zweit mit der Sackkarre ins Haus wuchteten. Da ich als Student Waschmaschinen ausfuhr, kann ich 100 kg auf der Sackkarre einigermaßen schätzen. Das hier ist schwerer und aufgrund seiner Größe für manche Nutzer nur mit entsprechenden Hilfsmitteln zu bedienen.



Im Vordergrund das "normale" Vergleichsmikroskop auf Hufeisenbasis.


Die Historie

Das große kriminalistische Vergleichsmikroskop kam 1931 als Tischstativ auf den Markt.



Das große Bodenstativ kam später, die Ausführung lässt auf die 40er Jahre schließen. Das genaue Jahr ist mir nicht bekannt. Es wurde jedoch mindestens bis 1985 vertrieben. Man beachte die Trafo-Batterie!



Irgendwann nach 1970 als Facelift mit weiß oder grau lackierten Komponenten und dem Trinotubus des Orthoplan.
Das Tischstativ verschwand etwa zur gleichen Zeit und wurde durch das Vergleichsmakroskop auf Aristophot-Basis ersetzt.




Die Provenienz

Das Gerät mit der Seriennummer 486425 wurde 1955 ausgeliefert und war bis ca. 2010 beim LKA in Saarbrücken im Einsatz.



Zuvor diente es noch als Model für die Bedienungsanleitung.



Irgendwann in den 70er Jahren bekam es die Nachrüstung mit Orthoplan-Tubus.
Ein Artikel im "Bulletin für das kriminaltechnische Labor" vom März 1979 zeigt es schon im umgebauten Zustand: https://www.leitz-ortholux.de/forum/bulletin_1979.pdf
Allerdings noch mit der Balgenkamera, die später durch eine hochmoderne s/w-Fernsehkamera ersetzt wurde. Leider wurde auch der große Trafo nebst Halterung abmontiert.

Das Gerät

Allein der Grobtrieb verdient Beachtung.



Eine Gußeiserne Kurbel von 13cm Durchmesser wirkt auf eine Gewindestange und erlaubt einen Tischhub von fast 50 cm. Ein apartes Rollo fährt analog zum Tischhub aus dem Kasten und verdeckt normalerweise die Stange.



Der Tisch hat einen Verstellbereich von 9 x 13 cm und sieht aus als könne er auch Maschinenschraubstöcke aufnehmen. Ob es ensprechende Bohr- und Fräsköpfe gab, entzieht sich meiner Kenntnis.  ;)



Die gelben Aufkleber weisen übrigens auf den letzten Birnenwechsel am 16.7.1999 hin.

Eine seitlich angebrachte Schwalbenschwanzführung erlaubt die Aufnahme von Triebkasten und Ortholux-Zubehör.



Hierfür läßt sich der gesamte Ausleger um ca. 120° drehen, womit das angesetzte Mikroskop nach vorn geschwenkt wird.



Auf den großen X/Y-Tisch werden dann entweder kleine Schwenk/Drehtische montiert, für die es Halterungen für Geschosse gab (fehlen hier leider). Diese Tische sind dann selbst nochmal mit X/Y/Z-Trieb ausgestattet, so daß man die zu vergleichenden Objekte einzeln positionieren kann.



Auch eine Durchlichteinrichtung gab es. Entweder für Ortholux-Tische und -Kondensoren...



....oder Großobjekt-Tische...



...mit Einschubkondensoren für die entsprechenden Lupenobjektive.



Der Okularrevolver ist bestückt mit Okularen 7x, 15x und 20x, jeweils mit verstellbarer Augenlinse.



Die Vergleichsbrücke ist umschaltbar zwischen rechts, links und Schnittbild. Leider lassen sich die Bilder nicht farbgefiltert übereinander legen.



An der Brücke montiert sind zwei Schwalbenschwanzführungen, die die Aufnahme von Objektivrevolvern, Einzelaufnahmen und auch entsprechend angepassten Ultropak-Illuminatoren zulassen.







Außerdem kann der Winkelmesstubus vom großen Werkzeugmikroskop angesetzt werden.



Noch was vergessen?

Viel Freude beim Lesen!
Wie immer gilt: Anregungen, Ergänzungen und Korrekturen sind ausdrücklich willkommen.


Ferner suche ich noch weitere Einschubkondensoren egal für welche Brennweite und einen weiteren Großobjekttisch. Vielleicht fährt ja noch irgendwo einer herum und der geneigte Besitzer weiß nichts damit anzufangen?

Schönes neues Jahr!

Wolfgang




Peter V.

#1
Lieber Wolfgang,

Boah!!!!!!!!  Na, das nenne ich mal ein tolles Weihnachtsgeschenk!

Gehörte der "Orthostep" eigentlich seinerzeit mit zum originalen Lieferumfang oder musste man den separat erwerben?  ;)

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Peter V.

Hallo nochmal,

normalerweise landen die diversen alten TV-Kameras, die man immer wieder mal zu Mikroskopen bekommt, (zumindest bei mir) auf dem Elektronikschrott. Ist die wuchtige Kamera auf d i e s e m Vergleichsmikroskop noch betriebsbereit bzw. hast hast Du die ggf. erforderliche Steuerelektronik? Einen HDMI-Anschluss wird es da wohl nicht geben  ;) Hier, bei diesem Ensemble, wäre es tatsächlich mal stilvoll, noch einen zeitgenössischen Monitor anzuschließen und auch die Videofunktion zu "nutzen"!

Herzliche Grüße
Peter

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ortholux

Also, das Orthostep war nicht serienmäßig dabei. Es kam ja auf die Größe des Operators an, ob ein Orthostep oder das kleinere SM-Step mitgeliefert wurde.

Bei der Kamera, hab ich auch gehadert, da es mit Balgenkamera sicherlich besser aussieht. Aber die Kamera ist mittlerweile auch schon 50 Jahre alt und gehört einfach zum Mikroskop dazu. Deshalb werde ich dieses Ensemble so behalten. Ich hab ja noch das Tischstativ, welches mit der Balgenkamera ausgestattet wird.

Übrigens ist das eine Grundig FA 70 H (FA= Fernauge) https://www.radiomuseum.org/r/grundig_fernauge_fa70fa_7.html

Wolfgang

Peter V.

Ach, war das schön, als solche Geräte noch  "Grundig Fernauge" hießen und nicht "Hongyang KXT3000-541XS-HPU"  ;)

Herzliche Grüße
Peter
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derda

Hallo Wolfgang,

wenn einem der Weihnachtsmann so eine Bescherung hinterlässt, dann hat derjenige es wirklich verdient. 😉

Ich freue mich, dass es in professionelle Hände geraten ist und ärgere mich gleichzeitig über fehlenden Platz bei
mir 😂

Viele Grüße und viel Spaß mit dem neuen Mikroskop.

Erik

olaf.med

#6
Lieber Wolfgang,

neben den Glückwünschen zu diesem tollen Sammlungsobjekt gibt es eigentlich nur einen Kommentar zu dem Mikroskop: einfach irre!!!

Herzliche Grüße, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Peter V.

#7
Hallo Wolfgang,

ich glaube, Du hast meine Aussage zu den Kameras fehlinterpretiert. Das wollte ich gerade zum Ausdruck bringen - nämlich, dass ich s o n s t solche (kleineren vielleicht 15, 20, 25 Jahre alten) Kameras entsorge (weil sie niemand will und ich ansonsten selbst bereits ein TV-Kameramuseum hätte), dieses "Prachtstück" aber genau an diesem Mikroskop verbleiben sogar mit einem aus der Zeit stammenden TV-Gerät kombiniert werden sollte, falls technisch möglich. Palttenkameraufsätze hast Du ja eh reichlich an den diversen Panphots etc.

Herzliche Grüße
Peter
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Peter V.

#8
Lieber Olaf,

Zitat von: olaf.med in Januar 01, 2022, 14:04:16 NACHMITTAGS
Lieber Wolfgang,

neben den Glückwünschen zu diesem tollen Sammlungsobjekt gibt es eigentlich nur einen Kommentar zu dem Mikroskop: einfach irre!!!

Herzliche Grüße, Olaf

das toppt selbst Wolfgangs Lanameter (auch schon ein beeindruckendes Gerät) und das Metallux NT, an dem ich mir damals fast einen Bruch gehoben habe, als ich für Wolfgang den "Pick up Service" im Ruhrgebiet gemacht habe.
Wenn Wolfgang jetzt noch anfängt, alle Typen von Vergleichsmikroskopen zu sammeln, kann ich nur hoffen, dass hier keine im Ruhrgebiet stehen  :o  ;)

Die Sackkarre erinnert mich daran, wie mein Vater vor ca. 50 Jahren mit Mutters und meiner Hilfe einen Leitz Focomaten mit der Sackkarre nach Hause gefahren hat. Der Focomat an sich war noch gut handlebar, aber er war auch einem größen originalen stählernen Leitz-Untergestell mit Schalt- und Belichtungs-"Elektronik" montiert; leider habe ich so ein Gerät auf keinem Bild im Internet mehr gefunden. Nach einigen Jahren der Nutzung wurde es - heute darf ich gar nicht daran denken!!!  :'( - wohl dem Sperrmüll oder Schrotthändler zugeführt.

Herzliche Grüße
Peter
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Jürgen Boschert

Hallo Wolfgang,

auch von mir herzliche Gratulation zu dem Stück und viel Freude damit.

Sag mal, der Operator auf dem Orthostep, ist das derselbe, den Du vor Jahren in Miniaturform einmal auf Deine Sammlung von "Kleinmikroskopen" platziert, fotografiert und hier  im Forum gezeigt hattest ?
Beste Grüße !

JB

ortholux

Hallo Jürgen,

meintest Du den hier, der da auf den Kleinmikroskopen turnt? Ja, das isser.




Peter,

ich habe Dich schon richtig verstanden. Was ich unbeantwortet ließ war die Frage nach der Elektronik. Nein hab leider nichts dazu. Man braucht ja nur ein Netzteil. Die Kamera liefert offensichtlich ein HF-Signal, das dann direkt mit dem Empfangsteil alter Röhrenkisten empfangen werden kann. Ferner gibt es ein Videosignal. Was das auch immer sein mag: Ich werde mich mal im Radiomuseum umhören. Vielleicht geht ja was.

Wolfgang


Jürgen Boschert

Lieber Wolfgang,

ja, den meinte ich. Man, wie die Zeit vergeht !

Übrigens will mir im Zusammenhang mit Deiner Bescherung der alte Werbespruch  nicht mehr aus dem Kopf:

Wenn einem soviel Gutes wird beschert, das ist schon ... !
Beste Grüße !

JB

ortholux


Peter V.

Lieber Wolfgang,

aber man kann beim Willi klar erkennen: Egal in wlechem Alter - er steht auf Mikroskope(n)! Ganz der Vater halt...

Herzliche Grüße
Peter
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