Liebe Kollegen,
heute möchte ich Euch mein Weihnachtsgeschenk an mich vorstellen.
Endlich ein Reisemikroskop!

Dachte ich doch früher, das Panphot sei ein monströses Gerät, so lehrte mich der Erwerb eines Metallux NT (rechts im Bild) eines besseren.

Das große kriminalistische Vergleichsmikroskop jedoch lehrte mich demütig zu sein. Spätestens als wir es zu zweit mit der Sackkarre ins Haus wuchteten. Da ich als Student Waschmaschinen ausfuhr, kann ich 100 kg auf der Sackkarre einigermaßen schätzen. Das hier ist schwerer und aufgrund seiner Größe für manche Nutzer nur mit entsprechenden Hilfsmitteln zu bedienen.

Im Vordergrund das "normale" Vergleichsmikroskop auf Hufeisenbasis.
Die HistorieDas große kriminalistische Vergleichsmikroskop kam 1931 als Tischstativ auf den Markt.

Das große Bodenstativ kam später, die Ausführung lässt auf die 40er Jahre schließen. Das genaue Jahr ist mir nicht bekannt. Es wurde jedoch mindestens bis 1985 vertrieben. Man beachte die Trafo-Batterie!

Irgendwann nach 1970 als Facelift mit weiß oder grau lackierten Komponenten und dem Trinotubus des Orthoplan.
Das Tischstativ verschwand etwa zur gleichen Zeit und wurde durch das Vergleichsmakroskop auf Aristophot-Basis ersetzt.
Die ProvenienzDas Gerät mit der Seriennummer 486425 wurde 1955 ausgeliefert und war bis ca. 2010 beim LKA in Saarbrücken im Einsatz.

Zuvor diente es noch als Model für die Bedienungsanleitung.

Irgendwann in den 70er Jahren bekam es die Nachrüstung mit Orthoplan-Tubus.
Ein Artikel im "Bulletin für das kriminaltechnische Labor" vom März 1979 zeigt es schon im umgebauten Zustand:
https://www.leitz-ortholux.de/forum/bulletin_1979.pdfAllerdings noch mit der Balgenkamera, die später durch eine hochmoderne s/w-Fernsehkamera ersetzt wurde. Leider wurde auch der große Trafo nebst Halterung abmontiert.
Das GerätAllein der Grobtrieb verdient Beachtung.

Eine Gußeiserne Kurbel von 13cm Durchmesser wirkt auf eine Gewindestange und erlaubt einen Tischhub von fast 50 cm. Ein apartes Rollo fährt analog zum Tischhub aus dem Kasten und verdeckt normalerweise die Stange.

Der Tisch hat einen Verstellbereich von 9 x 13 cm und sieht aus als könne er auch Maschinenschraubstöcke aufnehmen. Ob es ensprechende Bohr- und Fräsköpfe gab, entzieht sich meiner Kenntnis.


Die gelben Aufkleber weisen übrigens auf den letzten Birnenwechsel am 16.7.1999 hin.
Eine seitlich angebrachte Schwalbenschwanzführung erlaubt die Aufnahme von Triebkasten und Ortholux-Zubehör.

Hierfür läßt sich der gesamte Ausleger um ca. 120° drehen, womit das angesetzte Mikroskop nach vorn geschwenkt wird.

Auf den großen X/Y-Tisch werden dann entweder kleine Schwenk/Drehtische montiert, für die es Halterungen für Geschosse gab (fehlen hier leider). Diese Tische sind dann selbst nochmal mit X/Y/Z-Trieb ausgestattet, so daß man die zu vergleichenden Objekte einzeln positionieren kann.

Auch eine Durchlichteinrichtung gab es. Entweder für Ortholux-Tische und -Kondensoren...

....oder Großobjekt-Tische...

...mit Einschubkondensoren für die entsprechenden Lupenobjektive.

Der Okularrevolver ist bestückt mit Okularen 7x, 15x und 20x, jeweils mit verstellbarer Augenlinse.

Die Vergleichsbrücke ist umschaltbar zwischen rechts, links und Schnittbild. Leider lassen sich die Bilder nicht farbgefiltert übereinander legen.

An der Brücke montiert sind zwei Schwalbenschwanzführungen, die die Aufnahme von Objektivrevolvern, Einzelaufnahmen und auch entsprechend angepassten Ultropak-Illuminatoren zulassen.



Außerdem kann der Winkelmesstubus vom großen Werkzeugmikroskop angesetzt werden.

Noch was vergessen?
Viel Freude beim Lesen!
Wie immer gilt: Anregungen, Ergänzungen und Korrekturen sind ausdrücklich willkommen.
Ferner suche ich noch weitere Einschubkondensoren egal für welche Brennweite und einen weiteren Großobjekttisch. Vielleicht fährt ja noch irgendwo einer herum und der geneigte Besitzer weiß nichts damit anzufangen?
Schönes neues Jahr!
Wolfgang