Octospora bicarpa Döbbeler, Büschlen & Eckstein (Pezizales)

Begonnen von A. Büschlen, Januar 09, 2022, 21:24:51 NACHMITTAGS

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A. Büschlen

Hallo,

im 2021 wurde Octospora bicarpa sp. nov. (Pezizales) als ,,the first species of the bryophhilous genus Octospora Hedw. with ameroconidia" beschrieben. (Siehe dazu die Literaturhinweise)
Es war ein besonderer Moment, als wir auf einem frisch gesammelten Moospolster mit der Handlupe bereits im Feld die kleinen orangefarbenen Fruchtkörperchen entdeckten den sowohl  die Lage der FK im oberen Drittel der Pflanzenstängel als auch der Wirt Lewinskya speciosa (Nees) war bisher bei den Octospora nicht bekannt. Am Stereomikroskop und am Mikroskop zeigten sich dann weitere Details die diese Art auszeichnen. Einige davon möchte ich in einer kleinen Doku zeigen.

Bildtafel 1 zeigt links die Apothecien und deren Lage in den Blattachseln im oberen Drittel der Stängel. Rechts die Lage der Konidienlager die ebenfalls in den Blattachseln und an den Blättern zu finden sind. Mit etwas Übung findet man diese Lager bereits am Stereomikroskop.

Bildtafel 2 zeigt von li nach re zwei Längsschnitte durch den Pflanzenstängel. Li sieht man sehr schön wie sich das Mycel über die Stängeloberfläche von Blattachsel zu Blattachsel ausbreitet und immer wieder Konidienlager dies ebenso auf dem Bild in der Mitte. Rechts zeigt sich ein Aprressorium und die Infektionstelle mit dem Haustorium in der Pflanzenzelle.

Bildtafel 3 zeigt ein Blattquerschnitt mit einem aufsitzenden Konidienlager und rechts die Konidien.

Bildtafel 4 zeigt Paraphysen und Asci.

Zu den Methoden: Die Färbungen wurden mit Baumwollblau in Milchsäure gemacht. Die Längsschnitte wurden an Frischmaterial eingeschlossen in Holundermark am Tischmikrotom mit der Rasierklinge geschnitten.

Literatur:

https://ascomycete.org/Journal/Article/art-0322

http://octospora.de/

Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Heiko

Hallo Arnold,

es gibt wahrlich noch viel zu entdecken, wie Du uns immer wieder zeigst. Zudem begeisterst Du das Publikum mit Deinen Dokumentationen: Entdecker und Entertainer in Personalunion.

Viele Grüße,
Heiko

Ole Riemann

Hallo Arnold,

auch von mir besten Dank für diese äußerst ansprechende Dokumentation. Besonders schön finde ich die gefärbten Sporen in den Asci; biologisch sehr interessant ist die Detailaufnahme der Infektionsstelle (auch wenn ich nicht alle Einzelheiten im Bild genau deuten kann).

Schöne Grüße

Ole


Peter Reil

Hallo Arnold,

auch wenn ich Ähnliches bisher nie selbst gefunden habe, Kompliment zu dem schönen Beitrag!

Gruß
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Bernd Miggel

Hallo Arnold,

auch von mir Glückwunsch zu deinem interessanten Beitrag und den ästhetischen Bildern!

Herzliche Grüße
Bernd

A. Büschlen

Danke euch allen für die Reaktionen und Kommentare.

Das Besondere von O. bicarpa ist, dass sowohl die Teleomorphe (die Hauptfruchtform, sexuelle Fruktifikation) als auch die Anamorphe ( Nebenfruchtform, asexuelle Fruktifikation) in situ beobachtet werden kann, dass die Infektionsstellen im oberen Drittel der Moospolster liegen und dort "im grünen Bereich" zu finden sind und O. bicarpa ist bryophil. Das heisst, O. bicarpa tötet ihren Wirt nicht ab, sondern sie lebt mit ihm. Diese Bryophile ist ist auch bei anderen Octospora-Arten zu finden.

Gruss Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Heiko

Hallo Arnold,

bryoparasitisch, bryophil, bryosymbiotisch – wir strukturieren gerne, und anders geht es wohl auch nicht.
Rein aus Interesse, Du weißt da sicher mehr, Parasitismus ist bestätigt, Bryo-Symbiose hingegen wohl nicht. Bryophilie der Anamorphe ,,macht Sinn", denn die (zu starke) Schädigung des Wirtes vor der Ausbildung der Teleomorphe könnte nachteilig für den Parasiten (Kommensalen?) sein.
Ein spannendes Thema, finde ich.

Viele Grüße,
Heiko