schwarzes Ortholux: Fragen zur Ausstattung und Funktion

Aljoscha · Januar 12, 2022, 13:15:03 NACHMITTAGS

Hallo,

Mir ist ein schwarzes Ortholux mit der Seriennummer 567171 zugelaufen. Da ich mich mit dem Ortholux nicht wirklich auskenne, bleiben einige Fragen.

Der nach vorne geneigte 4-fach-Revolver ist geradezu riesig. Er hat einen Durchmesser von 8,3 cm. Die RMS-Gewinde sind zentrierbar und er hat einen fest eingebauten Pol-Analysator. Liegt die für einen Vierfachen enorme Größe an der Zentrierbarkeit oder gibt es da noch andere Gründe?

Die Tischhalterung und die Kondensorhalterung sind zu einem festen Block montiert. Der Verstellraum des Kondensors wird durch eine Schraube blockiert, die nur von innen verstellt oder entfernt werden kann. Das führt dazu, dass der Kondensor (Ein Berek) nicht getauscht werden kann. Mir stellt sich die Frage, ob die gesamte Baugruppe tatsächlich original Ortholux ist. In Kombination mit dem drehbaren Tisch und dem Revolver würde man ja eher einen Pol-Kondensor erwarten.

Technische Hinweise, besonders zum Zerlegen der Tischhalterung sind hoch willkommen.

Danke und viele Grüße

Alexander

dicentra · Januar 12, 2022, 15:13:02 NACHMITTAGS

Hallo Alexander,

solange Wolfgang nicht geantwortet hat gebe ich mal meine Gedanken dazu preis: du hast da als Revolver wohl einen zentrierbaren Durchlichtrevolver (mit Analysatorschieber?). Die mir vorliegenden 4-er Revolver haben (über die Unterseite gemessen) einen Durchmesser von ziemlich exakt 7cm. Ein zentrierbarer liegt mir nicht vor. Der von dir benannte Durchmesser trifft ziemlich genau auf die 5-fach Revolver zu, die ich habe (ohne genau nachgemessen zu haben). Scheint also wirklich an der Zentrierbarkeit zu liegen.
Die Bestückung des Revolvers ist aber schon sehr merkwürdig, es ist ja zum Beispiel ein mit "Pv" bezeichnetes Objektiv dran. Das ist eigentlich ein Durchlicht-Phasenkontrast-Objektiv, keines für Polarisation. Bist du sicher einen Berek vor dir zu haben? Ich kann den dünneren horizontal verstellbaren Blendenhebel nicht sehen, der müsste doch direkt ~~über~~ unter dem Hebel zum Wegklappen der oberen Kondensorlinse sein? Oder wurde der nur entfernt, damit nichts verstellt werden kann?

Solche Mikroskope mit fixierten Bedienelementen kenne ich sonst nur aus der Produktion/ Qualititätssicherung/ Materialprüfung, wo mit denselben Einstellungen rasch etwas geprüft werden soll, und nichts verstellt werden kann, was zu Abweichungen führen würde. An einem anderen Ortholux habe ich sowas noch nie gesehen, bin aber auch nicht Wolfgang

andr_brno · Januar 12, 2022, 20:11:46 NACHMITTAGS

Hallo Alexander,
der Revolver ist der übliche Vierfach-Pol-Revolver, der den gleichen Durchmesser wie der fünfache hat. Praktisch daran ist, dass "dicke" Objektive mit var. Deckglaskorrektur nebeneinander eingeschraubt werden können, z. B. die Apo 40 und 63.
Der Kondensorhalter ist nicht üblich, da gibt es sicher eine Geschichte dazu.
An der Auflichtbeleuchtungsöffnung ist wohl eine Leuchtfeldblende installiert.
Grüße Andreas

Aljoscha · Januar 12, 2022, 22:40:01 NACHMITTAGS

Hallo,

Die Objektive auf den Bildern sind nicht die, die dabei waren. Ich habe die eingeschraubt, daher das PV. Die Objektive, die dabei waren sind aber alles keine Pol-Objektive, wirkt irgendwie zusammengestückelt.

Der Kondensor ist sicher ein Berek. Ich habe schon so einen und kenne ihn. Der Blendenhebel sitzt ziemlich an der Seite. Ich vermute, dass der Kondensor verdreht in einen Schwalbenadapter eingesetzt wurde. Überprüfen kann ich das nicht, da ich ihn nicht herausbekomme.

Stimmt, im Auflichtweg befindet sich eine Leuchtfeldblende.

Viele Grüße

Alexander

ortholux · Januar 13, 2022, 12:22:28 NACHMITTAGS

Lieber Alexander,

zeig den Kondensorhalter doch mal von der anderen Seite!

Es sieht so aus, als wäre das der traurige Rest einer echten Rarität, nämlich des Kondensorwechslers. Die Pv-Objektive lassen auch darauf schließen. Man wechselte hier zwischen Heine und Pol-Kondenor. Mittels Phasenkontrast und Polarisation ist es möglich - wenn man die höheren Weihen dazu hat - Brechzahlen zu bestimmen.

Es gab nur ein Handvoll dieser Mikroskope. Mir sind mittlerweile 5 dieser Wechsler bekannt, wovon jedoch auch drei verschiedene Ausführungen existieren.

Wolfgang

Dypsis · Januar 13, 2022, 12:55:01 NACHMITTAGS

x

Aljoscha · Januar 13, 2022, 13:04:09 NACHMITTAGS

Guten Tag Wolfgang,

Vielen Dank, das ist es wohl. Allerdings sind die Reste wirklich traurig. Da hat jemand mit schwerem Gerät gearbeitet.

Die Frage ist, wie gehe ich damit um. Ich möchte das Stativ in einen arbeitsfähigen Zustand versetzen. Dazu muss ich den Kondensor wechseln können.

Viele Grüße

Alexander

ortholux · Januar 13, 2022, 14:10:13 NACHMITTAGS

Der Kondensorhalter ist mit einer recht strammen Feder versehen. Du kannst einfach den Kondensor mit sanfter Gewalt nach unten ziehen (sofern er nicht nachträglich festgeschraubt wurde). Danach: VORSICHT. Du siehst auf meinen oberen Bildern, daß der Kondensordoppelhalter im heruntergezogenen Zustand seitlich verschiebbar ist. Deiner ist aber abgsägt, so daß er vielleicht nach einer gewissen Strecke einfach herausfällt?

Ansonsten ist der beidseitige Drehknopf für die Höhenverstellung des Kondensors. Dieser ist bei mir auch extrem verharzt und lässt sich quasi gar nicht mehr bewegen.

Wolfgang

Aljoscha · Januar 13, 2022, 14:27:12 NACHMITTAGS

Hallo Wolfgang,

Super! Wenn ich den Halter gegen den Federdruck nach unten ziehe, kann ich den Kondensor herausnehmen. Die Verstellung ist bei mir zwar auch etwas verharzt, lässt sich aber problemlos bewegen. Etwas Alkohol hat da noch eine deutliche Verbesserung gebracht. Seitlich verschieben kann ich nicht. Da ist nur etwa 1 mm Spiel.

Ich frage mich ja, wie man drauf sein muss, um ein Mikroskop derart zu misshandeln. Man sägt doch nicht einfach irgendwelche Teile ab.

Viele Grüße

Alexander

ortholux · Januar 13, 2022, 22:26:10 NACHMITTAGS

Zitat von: Aljoscha in Januar 13, 2022, 14:27:12 NACHMITTAGS
Man sägt doch nicht einfach irgendwelche Teile ab.

Naja - die langjährigen Forumsmitglieder erinnern sich vielleicht, daß das nicht so allgemein gültig ist.

Diese Mikroskope waren im ersten Leben sicher nicht bei Hobbymikroskopikern auf dem Schreibtisch. Später durfte dann ein Mitarbeiter das Teil mit nach Hause nehmen, und da störte der Ausleger die Ergonomie.

Daß das Teil mal einen Sammler interessieren könnte, hat doch niemand bedacht.

Was bin ich froh, das Ding in komplett zu haben. Ich könnt ja so schon heulen, wenn ich das sehe.

Wolfgang

Aljoscha · Januar 13, 2022, 23:31:06 NACHMITTAGS

Zitat von: ortholux in Januar 13, 2022, 22:26:10 NACHMITTAGS
Ich könnt ja so schon heulen, wenn ich das sehe.

Hallo Wolfgang,

Das ist ja auch zum heulen. Dank deiner Hilfe kann ich das Mikroskop aber immerhin einsetzen. Langfristig werde ich wohl die komplette Baugruppe ersetzen. Den Drehtisch benötige ich ohnehin nicht unbedingt. Die passenden Teile muss man halt auch erst auftreiben.

Viele Grüße

Alexander

ortholux · Januar 13, 2022, 23:58:34 NACHMITTAGS

Zitat von: Aljoscha in Januar 13, 2022, 23:31:06 NACHMITTAGS
Die passenden Teile muss man halt auch erst auftreiben.

Frag mal bei Ortholux-Wolfgang nach! Der hat hier so einiges herumliegen.

dicentra · Januar 14, 2022, 10:33:43 VORMITTAG

Hallo Alex,

auch wenn ich mit meinen ersten Vermutungen komplett daneben gelegen habe, kann ich dir vielleicht beim "Rückbau" behilflich sein. Du hast eine PN diesbezüglich

Grüße!

Oli