Hallo,
hier noch ein weiteres Kapitel, dass ich aufgrund der Überschreitung der maximalen Zeichenzahl nicht mehr an der entsprechenden Stelle einfügen kann:8. DokumentationWenn man neben der reinen Freude am Betrachten anfängt sich etwas tiefer mit dem mikroskopischen Leben im Wasser zu beschäftigen, kommt man nicht drum herum bestimmte Daten zu vergleichen. Die allerwichtigste Information ist natürlich das „Wo“. Wo habe ich diese Probe genommen (Gewässername, bei größeren Gewässern auch der Gewässerabschnitt und die Tiefe aus der die Probe stammt)? Besonders einflussreich ist auch die Art des Gewässers (Moor, Teich) und die Vegetation (z.B. „aus dem Schilfgürtel“)Als nächstes lässt das Datum weitere Schlüsse zu, die viel über die Beobachtungen aussagen können, z.B. die Jahreszeit und auch das Wetter. Will man frühere und aktuelle Beobachtungen miteinander vergleichen, kommt man um ein paar Notizen nicht herum. Je tiefer man eindringt, um so wichtiger werden weitreichendere Aufzeichnungen.
8.1. Fotografieren am Mikroskop: Sehr bald entsteht sicher der Wunsch, das Gesehene festzuhalten. In der heutigen Zeit ist die Fotografie zur kinderleichten Sache geworden: Jedes Smartphone hat eine Kamera. In der Tat lassen sich damit schon recht einfach relativ gute Fotos durch das Okular des Mikroskopes machen. Ein einfacher Smartphone-Adapter, der am Tubus befestigt wird, erleichtert das nochmals: Man muss nicht jedes Mal die richtige Lage der Kamera über dem Mikroskop neu finden.
Smartphoneadapter NexYZ in Aktion am Leitz HM; Foto: Rolf-Dieter Müller, Mikroskopisches Kollegium Bonn
Selbstbau-Smartphone-Auflage; Bau und Foto: Hubert WeberDes weiteren erleichtern Brillenträgerokulare diese Arbeit, weil bei ihnen das Bild etwas weiter von der Augenlinse des Okulares „abgeholt“ werden kann. Diese Smartphonebilder haben oft eine wesentlich besserer Qualität als die einfacher Okularkameras, die vielen Spielzeugmikroskopen beiliegen. Von Kameras, die statt eines Okulars in den Tubus gesteckt werden, ist dringend abzuraten, denn das Okular erfüllt bei klassischen Mikroskopen nicht nur die Aufgabe einer Nachvergrößerung des Objketiv-Zwischenbildes, sondern sorgt auch für eine weitere Korrektur dieses Bildes.
Die Adaption einer „richtigen“ Kamera ist ein etwas komplexeres Thema, das ich in dieser Einsteigerschrift nicht behandeln möchte. Informationen findet man dazu im Mikroskopieforum oder in der Mikrofibel von Klaus Henkel.
Wichtig ist aber auch, sich Notizen über das verwendete Objektiv zu machen und die Bilder in aussagekräftigen Ordnern zu verwalten, um sie später sinnvoll verwenden zu können. So kann man einen Ordner anlegen, der den Fundort bezeichnet, in dem man alle Fotos einsortiert. Unterordner tragen die Bezeichnung der jeweils verwendeten Objektivvergrößerung oder man bringt diese bei der Umbenennung der einzelnen Bilddateien mit unter. Das Datum steht ohnehin in den EXIF-Bilddateien. So hat man die wichtigsten Daten schon beisammen.
8.2.ZeichnenDas Zeichnen dessen, was man im Mikroskop sieht, wird durch die bequemen Möglichkeiten der digitalen Fotografie leider kaum noch in Erwägung gezogen. Dabei erfüllt die Zeichnung eine Aufgabe, die kein Foto ersetzen kann: das genaue Hinsehen. Wenn ich etwas zeichnen will, muss ich es mir genauer Betrachten, muss Details und ihre Verteilung beachten. Es geht also in erster Linie nicht um das Bild auf dem Papier, sondern um das Bild im Kopf des Zeichners. Wenn ich einige Minuten an einer Skizze gearbeitet habe, werde ich das Gesehene auch nicht so schnell wieder vergessen. Smartphone-raus-und-ans-Okular-gehalten, kann das nicht ersetzen. Die Qualität der Zeichnungen steigt mit der Übung.
Zeichenanfänger machen oft den Fehler, ihre mikroskopischen Beobachtungen auch in winzigen Zeichnungen festhalten zu wollen. Wenn man das Pantoffeltierchen nur fingernagelgroß zu Papier bringt, kann man natürlich keine Details mehr ins Bild bringen. Also bitte Mut zur Größe!
8.3. GrößenangabenSpätestens wenn man versucht die Wesen zu bestimmen, kommt man um eine Ermittlung ihrer Größe nicht umhin. Für exakte Vermessung benötigt man Hilfsmittel wie Messokular und Objektmikrometer, aber oft genügt eine grobe Abschätzung der Größe. Dazu reicht es zu wissen, wie breit das Objektfeld ist, das ich mit der jeweiligen Objektiv-Okular-Kombination überblicken kann. Auf guten Okularen ist die Feldzahl neben der Vergrößerung angegeben.
10fach vergrößerndes Okular mit der Feldzahl 15,5 ; Damit kann man bei 100facher Gesamtvergrößerung ein Objekt von 1,5mm Länge gerade noch vollständig sehen.
Die Objektfeldweite lässt sich wie folgt berechnen:
Objektfeldweite = Feldzahl des Okulares x Vergrößerung des Okulares durch Gesamtvergrößerung des Mikroskopes
Wenn sich die Vergrößerung des Mikroskops nur aus Objektivvergrößerung x Okularvergrößerung ergibt und kein weiterer Faktor einfließt, dann kann man die Okularvergrößerung heraus kürzen und erhält:
Objektweite = Feldzahl (in mm) durch Objektivvergrößerung.
Beispiel: Wir haben ein Mikroskop mit den Objektiven 4x 10x und 40x und ein 10fach vergrößerndes Okular mit der Feldzahl 15, dann ergeben sich nach der obigen Formel folgende Objektfeldweiten
10er-Objektiv (100fache Gesamtvergrößerung): 1,5mm
Das 40er Objektiv überblickt nur noch ein ¼ dieses Bereiches also 0,375mm und das 4er-Objektiv das 10fache des 40er-Objektives: 3,7 mm;
Die in der Lichtmikroskopie übliche Maßangabe ist allerdings nicht Millimeter (mm), sondern Mikrometer (µm), der tausendste Teil eines Millimeters, so dass wir von diesen Ergebnissen das Komma um drei Stellen nach rechts rücken müssen, um die Angabe in µm zu bekommen. Bei 400facher Vergrößerung kann ich ein Objekt, das 375µm lang ist, also gerade noch vollständig im 10fach vergrößernden Okular mit der Feldzahl 15 sehen.
Wenn bei sehr einfachen Okularen die Feldzahl nicht vermerkt ist, kann man sich helfen, in dem man mit einem wenig vergrößernden Objektiv (z.B. 4x) ein Stück Millimeterpapier mikroskopiert und auszählt, wie viele Millimeter ich überblicken kann. Nehmen wir an, dass es ungefähr 4,5 mm sind. Dann wird das 40er Objektiv nur noch den zehnten Teil davon überblicken, also etwa 0,45mm oder 450µm. Das 10er Objektiv überblickt dann 4x mehr, also ca. 1,8mm oder 1800µm..