Objektrräger ohne Objekt - auch manchmal interessant

Begonnen von Peter V., Februar 15, 2022, 18:25:15 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Peter V.

Hallo,

"Marken"-Objektträger einer aktuellen Lieferung (Ablaufdatum 06/22) wirken auf den ersten Blick "fleckig". "Marke" heißt in diesem Falle, dass sie von einem namhaften Vertrieb von medizinischen Laborartikeln gelabelt waren, wer der tatsächliche Hersteller ist, weiß ich nicht.



Und dem Stereomikroskop im Dunkelfeld sehen sie so aus:



Nun unter dem Mikroskop im DIC 10x-Objektiv (alle folgenden Aufnahme DIC mit aufgelegtem Deckglas)



40x-Objektiv:



Nun Zugabe eines Tropfens Immersionsöl, Wiederauflegen des Deckglases. Beobachtung des Fortschreitens der Ölfront von links nach rechts unter dem Deckglas. Erwartungsgemäß sind die kleinen "Störungen" unter homogener Immersion nicht mehr zu erkennen.





Und zu guter Letzt mit dem 60x / 1.4 Planapochromaten



Ob die Strukturen Erhebungen oder Vertiefungen sind, kann ich nicht ganz sicher sagen.

Jedenfalls ist offenbar die ganze Charge oder eine größerer Teil davon betroffen, denn in alle Packungen sehen sie so aus. Somit sind sie ein Fall für Tonne (bzw. für die Reklamation). Die Firma Hecht (Assistent) ist natürlich auch nur Vertreiber, woher sie tatsächlich stammen - wer weiß? jedenfalls scheint die Qualitätskontrolle (so es denn überhaupt eine gibt) versagt zu haben.

Herzliche Grüße
Peter





Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Rawfoto

Hallo Peter

Natürlich gibt es große Unterschiede in Qualität und natürlich im Preis. Ich würde aber auch im teueren Lager nicht auf das Putzen verzichten ...

Auch wenn das Eine oder Andere Schmutzmotiv wunderschön aussieht ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Peter V.

Hallo Gerhard,

hier gibts aber nix zu putzen  ;) Das sind Produktionsfehler. Entwerder eine Art "Kristallisation" oder es sind "Fehlstellen" im Glas.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Jürgen Boschert

Hallo Peter,

schau Dir das auch mal im Jamin-Lebedeff an; da sieht man diese Strukturen oft auch unter Immersionsöl.
Beste Grüße !

JB

Aljoscha

Hallo,

Der Kauf von Objektträgern scheint sich ja zunehmend zum Glücksspiel zu entwickeln. Auf was kann man sich eigentlich noch verlassen? Auf "gute alte Namen" offensichtlich nicht.

Viele Grüße

Alexander

Peter V.

Hallo,

mittlerweile habe ich auf meine Beschwerde hin eine Stellungnahme des Lieferanten erhalten:

Wir haben die Informationen zur Untersuchung weitergeleitet und jetzt eine Stellungnahme erhalten:

Die Überprüfung der Reklamation erfolgt anhand der Fotos und der zugesandten Beschreibung.
Für eine genaue Untersuchung lagen keine Rückstellmuster vor.

In früheren Jahren wurde das Problem von weißen Flecken gelegentlich beobachtet. Die Ergebnisse der früheren Untersuchungen wurden zur Bewertung Ihrer Reklamation hinzugezogen.

Die Reklamationsfotos zeigen eine Verschmutzung auf der Oberfläche der Objektträger durch gleichmäßig verteilte ,,weiße Flecken".

Das Problem der ,,weißen Flecken" wurde vor einigen Jahren gelegentlich beobachtet und unterscheidet sich von herkömmlichen Sauberkeitsproblemen. Herkömmlich Sauberkeitsprobleme durch Glaspartikel unterscheiden sich durch Form und Größe und sind ungleichmäßig auf der Oberfläche verteilt.

Die Untersuchung der Reklamation führte zu folgendem Ergebnis:

1. Aus den Protokollen der Endkontrolle der reklamierten Chargen geht hervor, dass die Sauberkeit der Objektträger die Qualitätskriterien erfüllt hatten und keine weißen Flecken auf der Oberfläche der Objektträger zu sehen waren.

2. Solche weiße Flecken lassen sich mit Handschuhen abwischen, teilweise nur mit Mühe.

3. Sie lassen sich leicht mit RO-Wasser auflösen und hinterlassen keine Rückstände an ihrer ursprünglichen Position.

4. Jeder weiße Fleck, der unter dem Lichtmikroskop mit 400-facher Vergrößerung betrachtet wird, ähnelt einer Dendriten ähnlichen Kristallstruktur mit einem Keim in der Mitte und mehreren Verzweigungen, die sich vom Keim nach außen erstrecken.

5. Die chemische Zusammensetzung des weißen Flecks wurde mit Hilfe der REM-EDX-Analyse ermittelt; es wurde kein Kohlenstoff-C-Signal festgestellt, so dass es sich bei dem weißen Fleck nicht um eine Mikrobe handelt.
    Im Vergleich zum Glassubstrat ist der Anteil von Natrium (Na) höher und die von Silizium (Si) schwächer ausgeprägt.

Objektträger bestehen aus Kalknatronglas mit einem gewissen Anteil an NaO und CaO als Modifikatoren des Si-O-Si-Kieselnetzes. Die Argumente zeigen, dass es sich bei dem weißen Fleck um die Ionenwanderung von Na+ oder seiner Verbindung von der Masse zur Oberfläche des Kalknatronglases handelt, also nicht um eine Verunreinigung durch die äußere Umgebung, sondern um natürliches Wachstum der Kristalle. Außerdem ist der weiße Fleck gut wasserlöslich, was darauf hindeutet, dass die Kristallisation nach dem Reinigungsprozess bei der Herstellung der Objektträger stattfand.

Fazit:
Eine eingehende Studie über einen früheren Fall hat bestätigt, dass der weiße Fleck mit einem feuchten Tuch von der Oberfläche der Objektträger abgewischt und durch Einweichen/Spülen in RO-Wasser abgewaschen werden kann. Sobald die übermäßige Kristallablagerung entfernt ist, verringert sich der Na+-Gehalt, so dass die Ionenmigration entweder beendet oder unterdrückt wird.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei den weißen Flecken nicht um eine biologische Verunreinigung, so dass es eher unwahrscheinlich ist, dass sie sich auf Proben oder Reagenzien auswirken, die auf diesen Objektträger aufgebracht werden.

Unsere Objektträger werden gebrauchsfertig ausgeliefert. Ein Verschmutzung, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass sie sich auf Proben oder Reagenzien auswirkt, ist inakzeptabel.


Herzliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Bernd

Hallo Peter,

solche "Verunreinigungen" habe ich bei Objektträgern eines bestimmten Lieferanten immer wieder. Dreck ist das leider nicht (nur). Man kann das Zeugs zwar (teilweise) abwischen, aber im DIC bleibt dann eine Kraterlandschaft zurück, so daß diese Objektträger nur noch für die Mülltonne taugen.
Das mit dem Immersionsöl ist ein schöner Effekt, aber hilft in der Praxis leider nicht weiter. Was nutzt einem ein Objektträger, auf dem Immersionsöl ist?

Viele Grüße
Bernd

jcs

Zitat von: Peter V. in September 07, 2022, 19:01:08 NACHMITTAGS
Außerdem ist der weiße Fleck gut wasserlöslich, was darauf hindeutet, dass die Kristallisation nach dem Reinigungsprozess bei der Herstellung der Objektträger stattfand.

Hier hat der Hersteller wahrscheinlich recht.

Allerdings wandern die Ca- und Na-Ionen nicht einfach so herum, sie tun das erst, wenn sich ein geeignetes Medium in der Umgebung befindet. In dem Fall vermutlich Reste der Reinigungsflüssigkeit, die über längere Zeiträume Glasbestandteile herauslöst, die dann entsprechend kristallisieren. Die geringen Wassermengen zwischen den Objektträgern trocknen nach einer gewissen Zeit ab, und die Kristalle verbleiben. Offenbar wird die Reinigungsflüssigkeit in manchen Chargen nicht ausreichend entfernt bzw. die Objektträger unvollständig getrocknet.

Insofern ist das ein Mangel im Herstellungsprozess und somit ein Gewährleistungsfall, auch wenn sich der Lieferant in der Stellungnahme um diese Tatsache geschickt herumwindet.

LG

Jürgen

Nochnmikroskop

Hallo zusammen,
es wird sich hier um die Glaskorrosion handeln. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Glaskorrosion
Interessant ist, das die besonders wertigen Borosilikat-Träger möglicherweise stärker, bzw. stark betroffen sein könnten.
Zitat Wikipedia "Spezielle Phosphat- oder Borosilikatgläser korrodieren sehr stark aufgrund von Phasentrennungserscheinungen im Glas, was im Vycor-Prozess technisch genutzt wird."

Es schein diesbezüglich nicht gut zu sein sich gleich eine größere Charge anzuschaffen, sondern nur den kurzfristigen Bedarf zu decken.

Peter: war das Ablaufdatum 06/2022 auf der geschlossenen Packung aufgedruckt? Wann hattest Du die wohl gekauft, oder wie lange sollen die "Haltbar" = Klar sein????

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Leitz Orthoplan, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

HorstAdam

Hallo,

ich könnte die Objektträger noch verwenden. Ist doch schöner als die Entsorgung in der Mülltonne. Das Porto würde ich auch übernehmen.
Bei Interesse freue ich mich über eine PN mit Deiner Kontonummer und Portokosten und schicke Dir im Gegenzug meine Adressse.

Grüße,
Horst

Werner

Glaskorrosion kann auch bei scheinbar trockenen OT stattfinden, weil auf Glas praktisch immer ein Wasserfilm vorhanden ist. (Zum Leidwesen von Leuten, die ein Hochvakuum in Anwesenheit von Glas erzeugen wollen, 17-Torr-Plateau).
In einem Glasstapel kann das Wasser dazwischen nicht entweichen.
Vielleicht hilft es, einen neuen Stapel wie in einem Präparatekasten mit Luftabstand aufzuteilen.

Gruß - Werner

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

was ich halt einfach nicht verstehe: Objektträger werden aus Kalknatronglas hergestellt und nur bei dieser Glassorte kann diese Art von Korrosion auftreten. Deckgläser sind dagegen aus Borosilikat, da gibt es das Problem nicht. Es gibt tatsächlich auch Objektträger aus Borosilikat, die sind dann (etwas) teurer; das Problem ist nur herauszubekommen, welche Glassorte beim jeweiligen Produkt verwendet wurde, das steht tatsächlich eher selten auf der Packung -auch das finde ich merkwürdig. Eigentlich ist das Ganze mit den Objektträgern ein ziemliches Ärgernis, zumal es vermeidbar wäre.
Beste Grüße !

JB

anne

Hallo werner,
das aufteilen in leeren Präparate-Kästen habe ich gemacht....
Leider bildet sich trotzdem ein Art Film/Schleier auf den Objektträgern, sehr ärgerlich.
lg
anne