Farbdarstellung bei DSLRs und Kompatktakmeras am Mikroskop

Begonnen von Peter V., März 21, 2022, 14:15:54 NACHMITTAGS

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Peter V.

Hallo,

ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass Kompaktkameras (diverse Coolpixe, Canons wie z.B. die alte A520 etc. ) sowie Handys das mikroskopische Bild (speziell die farben) so wiedergeben wie ich es auch im Okular sehe. Im Prinzip müsste ich daran kaum Korrekturen vornehmen.

Bei den DSLRs (ich habe nur Erfahrung mit diversen Canons) ist das absolut nicht so! Alles wirkt dunkler, "unfarbiger" - irgendwie "schmutzig"; es ist schwer, die richtigen Worte dafür zu finden. Ich habe es jetzt einmal darzustellen versucht, indem ich eine uralte Powershot A520 aus der hintersten Ecke hervorgekramt habe. Sie ist mit einem Leica-Okular 10x verbunden. Bitte achtet nur auf die Farbdarstellung und nicht auf den ganzen Schmutz, der vom nicht ordentlich gereinigten Fotookular herrührt oder die nicht optimale Schärfe, da die Kamera nur einen Winizigmonitor hat und nicht an einen PC angeschlossen wurde. Auch mit der altern Coolpix habe ich ein Bild aufgenommen.

Ich habe mit allen Kameras einen Weißabgleich am DIK-Bild durchgeführt, Aufnahmemodus "A", das zweite Bilder der Canon DSLR mit Belichtungskorrektur + 0.75.

Das Bild der Powershot- und Coolpix-Kompatkkameras zeigt die Farbe der Alge so, wie ich es auch im Okular sehe; bei der Canon 70D (DSLR) wirkt sie erheblich bräunlicher oder gelblicher, wie ich finde. Ich schaffe es auch mit PS kaum, die Farbe so zu ändern, dass es wirklich dem entspricht, wa sich im Okular sehe.

Habe ich mein "Problem" verständlich und nachvollziehbar dargestellt? Haben andere Mikroskopiker auch eine ähnliche Erfahrung? Wie ist das zu erklären? Ist es bei allen DSLRs auch anderer Hersteller (Samsung, Sony) so? Ich habe nur Erfahrung mit Canon, allerdings diversen Modellen (550D, 650D, 70D); der Bildeindruck ist überall gleich.

Offenbar sind (außer mir) alle anderen Mikrofotografen mit der DSLR (oder Spiegellosen) am Mikroskop glücklich.. :-\ Was mache ich falsch?

Bild1: Canon 70D Zeitautomatik
Bild2: Canon 70D Zeitautomatik + 0.75
Bild3: Canon Powershot A520 Kompaktkamera
Bild4: Coolpix 995 (Kompaktkamera)

Alle Bilder unbeabeitet bis auf die Verkleinerung.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Lupus

Hallo Peter,

dass Kameras unterschiedlich auf Objektfarben reagieren ist nichts neues. Die werden z.T. auch auf die Erwartungshaltung der Benutzer abgestimmt. Professionellere Kameras oft neutraler, "Consumer"-Kameras eher farbenfroher. Auch der Sensorchip hat z.T. unterschiedliche spektrale Empfindlichkeit. Und das kann sich bei so einfarbigen Objekten wie grünen Algen in Verbindung mit schlechter Beleuchtung (= LED) spürbar auswirken. Z.B. hat die Blaugrünlücke und der geringere langwellige Rotanteil der LED starken Einfluss auf die Grünwiedergabe.

Zur Verdeutlichung habe ich Dein Algenbild der Canon 70D (mit Belichtungsverlängerung) verglichen mit Deinem Algenbild der Powershot A520. Am Histogramm sieht man, dass letzteres den Grünkanal deutlich gegenüber dem Rotkanal heller darstellt (weil insgesamt nach rechts verschoben). Dagegen werden bei der 70D Rot- und Grünanteil gleich stark belichtet.
Im 3. Bild habe ich jetzt einfach Rot- und Grünkanal des Fotos mit der Canon 70D gegeneinander verschoben, schon verändert sich das Bild von grüngelb zu grün.

Hubert

A. Büschlen

Lieber Peter,

ich bin nicht der Profi um deine Fragen optimal zu beantworten.
Ich möchte aber trotzdem dazu Fragen in den Raum stellen:

Sind die oben gezeigten Objekte und das gewählte Kontrastverfahren ideal für diese Fragestellung?
Währe dazu ein grossflächiger histologischer Schnitt mit vielen Farben im Durchlicht / Hellfeld nicht idealer?
Warum die Zurückhaltung zur Bildbearbeitung?

Könnte uns vielleicht "Rawfoto" dazu ganz konkret einige wegweisende Hinweise geben?

Bin gspannt auf Zielführende Antworten!

Gruss Arnold



Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.

KayZed

#3
Hallo zusammen,

also diesen falschen Weißabgleich kenne ich mit der Nikon Z7 genauso, von bräunlich-schmutzig bis zu türkisgrün.

Da ich keine Lust habe, den Weißabgleich jedesmal mehr oder weniger umständlich an der Kamera zu justieren, ist dies u. a. auch ein Grund warum ich in Raw fotografiere. Hier lässt sich (bei mir DXO Lab) ein Farbstich oft mit einem Klick der Farbpipette und/oder über die Farbtemperatur korrigieren.

Genau den Eindruck am Okular zu erwischen zu wollen, kann in Fummelarbeit ausarten und ist meines Erachtens sehr subjektiv bzw. eigentlich gar nicht notwendig, weil das Okularbild ebenfalls eine gewisse Fartönung aufweist.

@Peter
Deine Canon 70D Bilder sind doch gar nicht schlecht. Das erste Bild wäre mir einfach zu dunkel.
Jedenfalls sind sie deutlich kontraststärker als die Aufnahmen mit den Kompaktkameras.

LG KlausZ
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7

reblaus

Lieber Peter -

bei der Farbverschmutzung durch blaugrünlückige LEDs muss ich Dir zustimmen.
Bei Deinen übrigen Angaben solltest Du doch mal die Einstellungen der Kamera überprüfen. Schließlich ist das JPG-Bild immer eine starke Bearbeitung der RAW-Datei gemaß Deinen Voreinstellungen für Schärfe, Kontrast, Farbtemperatur usw. Leider habe ich keine 70D o.ä. mehr, aber vielleicht kannst Du ja mal die betreffenden Menus aufrufen und die Voreinstellungen überprüfen bzw. eine Foto davon machen? Wer weiß was der evt. Vorbesitzer der Kamera hinterlassen hat! Aber ich will mal in den alten Dateien wühlen ...

Im übrigen habe ich lange Zeit mit EOS500D und 5DMkII nur mit JPG fotografiert und mir sind dabei nie solch krasse Farbunterschiede zu den ehemaligen Bildchen mit einer Sony-Pocket aufgefallen. Aber jetzt mache ich es genauo wie KlasuZ beschrieben hat.


Viele Grüße

Rolf

Peter V.

#5
Hallo,

offenbar setzt ihr alle schon eine LED als "state of the art" voraus  ;) Nein, ich habe an meinem DMRB noch die gute alte 100 W Halogen mit Blaufilter! Daran kann es also nicht liegen.

@Rolf: Die DSLRs habe ich natürlich "resettet", bevor sie am Mikroskop zum Einsatz kamen.

Hezrliche Grüße
Peter
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Peter Reil

Hallo Peter,

ich kann deine Erfahrungen mit der CANON Spiegelreflex, der A520 und der NIKON Coolpix in gleicher Weise bestätigen.

Gruß
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

Klaus

Hallo Peter,

ich habe mir angewöhnt bei meiner 50D den Weißabgleich der Kamera manuell so einzustellen, dass ich damit zufrieden bin und bei der Entwicklung kaum eingreifen muß. Ich habe mir die Einstellungen in EOS Utilities für HF und DIK notiert (z.B. WB-Shift M3,B2) und nutze stets ähnliche Belichtungszeiten in dem ich die Hillersche LED anpasse. Ohne manuelle Vorgabe übernimmt die JPG Maschine der Canon das Kommando und interpretiert die Farben nach einem Algorithmus, der nicht immer gefällt.

Vielleicht hilft Dir das weiter!

Gruß

Klaus

Bob

Hallo Peter,
die meisten Digitalkameras erlauben es ja, die Parameter der JPEG-Engine zu justieren. Tendentiell sind die Grundeinstellungen einfacher Consumerkameras und Handys darauf abgestimmt, ohne Nachbearbeitung ein Bild zu liefern, das in geringer Größe betrachtet etwas hermacht, also farbig, kontrastreich und kräftig geschärft ist. Aufwändigere Kameras liefern aus dem Karton heraus eher Bilder, die auch als JPEG noch Raum für Nachbearbeitung haben und unbearbeitet etwas flau wirken. Man kann die Einstellungen also erstmal nach dem eigenen Geschmack vornehmen, und dann gucken, was von Foto zu Foto noch angepasst werden muss.

Beim Fotografieren am Mikroskop sieht man oft Dreck auf dem Sensor, der bei normaler Fotografie kaum auffällt. Ich kann mir vorstellen, dass die besonderen optischen Bedingungen am Mikroskop einige Automatiken der Kameras hinters Licht führen.

Viele Grüße,

Bob

Ralf Feller

#9
Lieber Peter,
Du weißt ja, dass ich deinen Eindruck zu 100% teile.
Histologische Bilder bereiten mir mit der Canon keine Probleme,
aber DIK und Phako, da sitze ich an der Bildbearbeitung oft länger
als am Mikroskop. Ich verstehe von der Fototechnik zu wenig.
Könnte man nicht einmal einen Zoom-Workshop machen?
Ich habe von Heribert Cypionka bei der Benutzung von Picolay
über Zoom sehr viel gelernt, sonst hätte ich vielleicht aufgegeben.


LG Ralf

Peter V.

#10
Hallo,

vor einigen Jahren waren ja die Canon DSLRs quasi der Goldstandard am Mikroskop, mittlerweile gibt es aber offenbar eine unübersehbare Fülle an ebenfalls geeigneten Kameras (also ohne Verschlußschlag), insbesondere wohl manche spiegellose Lumixe, Canons, Nikons und Sonys.
Was mich interssiert: Ist das von mir beschriebene und offenbar von mehreren Nutzern beklagte Problem bei all diesen Kameras vorhanden oder produzieren die Spiegellosen anderer Hersteller direkt "bessere" Bilder? Ich kann kann nun nicht  20 Modelle kaufen und ausprobieren  ;) Teilt doch bitte mal Eure Erfahrungen, welche Kameras sich noch gut (oder vielleicht besser) am Mikroskop schlagen als die Canon DSLRs.


Herzliche Grüße
Peter
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jcs

Hallo Peter,

ich habe mit meiner Panasonic G9 ähnliche Themen, speziell bei DIK. Im Hellfeld und Fluoreszenz sind die Farben einwandfrei. Mittlerweile habe ich den Verdacht, dass die gekreuzten Polfilter etwas mit den Schwierigkeiten zu tun haben. Mir kommt vor, dass der "doppelte" Farbstich durch die beiden Polfilter die Kamerasoftware verwirrt, und dieser Farbstich durch einen einfachen Weißabgleich, der ja eigentlich einen Planck'schen Strahler voraussetzt, nicht so einfach korrigiert werden kann.

LG

Jürgen

Kurt Wirz

Hallo Peter

Falls du das JPG Bildformat als Ausgabeformat bei der Kamera wählst, ist es wichtig,
dass bei allen Kameras die richtige und gleiche Farbtemperatur der Lichtquelle gewählt ist.
Bei einer nachträglichen Bestimmung der Licht-Farbtemperatur, also am fertigen JPG Bild,
kann es sein, dass der Anteil von einer Farbe für einen richtigen Farbabgleich (Weissabgleich) zu gering ist.

Kurt

Peter V.

#13
Hallo,

und wieder einmal kann man über die Qualität eines Handyfotos nur staunen...!

Kleiner Ausschnitt (ca. 1/10!) eines quick-and-dirty-Freihand(!)fotos ohne Handyhalter mit dem Smartphone (Galaxy S7) durch das Okular. Und die Farben stimmen absolut mit dem überein, was man auch mit dem Auge durch das Okular sieht. Keinerlei Nachbearbeitung.

Ich finde, dass es sogar dem Eindruck bei Blick mit dem Auge durch das Okular am nächsten kommt, mehr och als die Bilder mit der Kompaktkamera.

Herzliche Grüße
Peter
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Lupus

Hallo Peter,

Zitatund wieder einmal kann man über die Qualität eines Handyfotos nur staunen...!
vom Saulus zum Paulus.   :D
Jetzt musst Du Dir nur noch die unvernünftige Angewohnheit der Freihandfotos abgewöhnen ....

Hubert