Hallo,
vielleicht bin ich mit meiner Antwort etwas spät, vielleicht ist sie aber auch noch hilfreich, falls die neue Kamera noch nicht angeschafft und der Entscheidungsprozess noch nicht abgeschlossen sein sollte.
Vor einiger Zeit hatte ich verschiedene Sony–Gehäuse ausprobiert, sämtlich spiegellos, und letztlich von denselben Objekten hintereinander möglichst identische Testfotos gemacht. Das ganze bei verschiedenen Beleuchtungsarten (Hellfeld, Dunkelfeld, Phasenkontrast, Polarisation, DIC, Fluoreszenz). Getestete Kameras:
Vollformat: Alpha 7III und SII
APS: Alpha 6400 und 6500.
Die Alpha 7S II hat einen Sonderstatus, weil ihr Vollformat–Sensor lediglich 12 MP beinhaltet.
Dafür gilt sie als besonders rauscharme Kamera und wird auch als Filmkamera sehr gelobt, weil sie aufgrund des 12 MP-Vollformatsensors beim 4K-Filmen eine vergleichsweise große Sensorfläche ausnutzt. Daher sind auch die Videofilme besonders rauscharm und schöpfen relativ viel Licht aus.
Die drei anderen getesteten Kameras haben jeweils 24 MP.
Die Alpha 6400 hat die Besonderheit, dass ihr Sensor keine Bildstabilisationsfunktion hat, folglich feststehend eingebaut ist. Bei den anderen Kameras kann man den integrierten Bildstabilisator natürlich abschalten, wenn man sie am Mikroskop montiert.
Im Endeeffekt habe ich mich für die Alpha 6400 entschieden. Mein Anliegen bestand darin, eine Kamera zu haben, bei der die aufgenommenen Fotos schon ohne Bildnachbearbeitung möglichst „perfekt“ sein sollten. Denn dies kommt einem reibungslosen Workflow natürlich entgegen. Und unter diesem Kriterium hat die 6400 im direkten Vergleich am besten abgeschnitten. An zweiter Stelle kam die Alpha 7III. Bei deren Mikrobildern fehlte aber im Gegensatz zu der 6400 bei gleicher Fokussierung oftmals die letzte Schärfe. Dies war in der normalen Fotografie nicht so, weshalb ich vermute, dass hier wahrscheinlich mikroskopspezifische Adaptationsaspekte maßgeblich sein dürften. Die Alpha 6500 wurde genauso adaptiert wie die 6400. Deren Bilder waren im direkten Vergleich aber auch weniger scharf - ausdrücklich auch dann, wenn ich die integrierte Bildstabilisation bewusst abgeschaltet hatte. Vielleicht hatte ich diesbezüglich aber auch ein Montags-Modell erwischt. Die Alpha 7S II spielte in der Mikrofotografie nur bei Floureszenz im direkten Vergleich ihre spezifische Stärke aus. Bei den anderen Beleuchtungsarten waren die Farben durchweg blasser und natürlich waren die Aufnahmen im direkten Vergleich bei halber Auflösung auch deutlich weniger vergrößerungsfähig.
Als Allround–Kamera habe ich mich folgerichtig im Endeeffekt für die 6400 entschieden. Diese klebt fest am Mikroskop. Jedes Foto sitzt.
Alle erwähnten Sony–Kameras haben einen hervorragenden und vollständig erschütterungsfreien elektronischen Verschluss, den man bei Bedarf aktivieren kann. Dann löst die Kamera geräuschlos aus. Zu allen Kameras gibt es natürlich berührungsfreie Fernbedienungen. Alle Kameras sind natürlich uneingeschränkt blitzlichttauglich. Sie können auch mit PC–Bildschirmen oder anderen externen Monitoren gekoppelt werden. Ich persönlich verzichte darauf. Denn die Displays sind so weit kippbar, dass man alles hierauf auch am Mikroskop sehr gut erkennen kann. Und die bei Bedarf mehrstufig aktivierbare Fokus-Lupe vergrößert frei wählbare Bildbereiche auf dem Display so sehr nach, dass man im Extremfall einen einzelnen Zellkern formatfüllend sieht und feinstufig fokussieren kann.
Vorteilhaft wirkt sich am Mikroskop bei der Alpha 6000er-Serie natürlich auch deren Handlichkeit und geringes Gewicht aus.
Ich kenne auch zwei andere ambitionierte Anwender, die mit Sony alpha-Kameras am Mikroskop arbeiten und hiermit beste Erfahrungen gemacht haben. Einer von beiden ist Frank Fox. Er verwendet neben seinen Vollformat–Kameras auch gerne die Alpha 6500 und macht mit dieser Kamera auch seine 4K–Videofilme. Er hat mir persönlich erzählt, dass er im direkten Vergleich den moderneren Sensor dieser Sony–Kamera sogar für leistungsfähiger hält als den Vollformat–Sensor seiner älteren Canon-Kamera. Hierbei handelt es sich aber nur um Nuancen, die man allenfalls im direkten Vergleich sieht.
Soweit mein subjektiver Erfahrungsbericht.
Herzliche Grüße
Jörg Piper