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Saharastaub

Begonnen von Herbert Dietrich, März 15, 2022, 18:25:47 NACHMITTAGS

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KayZed

Hallo zusammen,

ich weiß nicht, ob ihr es gelesen habt. Ich habe in meinem obigen Beitrag (Seite 2) von einem aktuellen Test mit 1%iger Salzsäure berichtet. Sie schäumte unter Lupenbetrachtung nur schwach und kurz auf, d. h. der Kalkanteil ist im Saharastaub relativ gering. Die meisten Körner bestehen aus Silikat, vor allem Quarz (im Pol gut sichtbar), Feldspäten mit Eisenoxiden bzw. -hydroxiden.

Da Quarz am resistentesten gegen Verwitterung ist, bleibt er am längsten erhalten. Die meisten Feldspäte werden zu Tonen aufgebaut und die Kalkbestandteile im schwach sauren Regen gelöst.

Viele Grüße
KlausZ
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7

MartinS

Hallo Gerd
Ich meinte mit Muschelkalk die Gesteinsformation.
Dann handelt es sich bei den Diatomeen also eher um die "Originale" und nicht um Abformungen irgendeiner Art.

Hallo KlausZ
Das mit dem Salzsäuretest hatte ich tatsächlich übersehen.

freundliche Grüße, Martin

WinfriedK

#47
Äh, hier Naseweis: "Luftplankton"
Lt. Francé und NASA befindet sich rd. 30% des EDAPHON ständig in der LUFT und wird beständig mehrere Male um den Erdball transportiert.
Das ist unser und der Landwirte Glück: so wird das aus den Böden degradierte Edaphon wieder aufgefrischt. (Selbiges gilt auch für das von den Wäldern ausgeschwitzte Wasser: "Flüsse der Luft"). Auch der Saharastaub trägt zur Erhaltung der Fruchtbarkeit bei: Lithobionten machen daraus Humus(vorstufen). Das gibt Nachschub an NEUEM Humus, der nicht aus abgestorbenem organischen Material sondern aus Mineralien neu auf die Welt kommt - dank speziellen Mikroorganismen.
Eine Rettung der Welt ist dadurch aber nicht mehr zu erhoffen, gilt nur für die Vor-industrielle Zeit.

newbieDoof

Zitat von: WinfriedK in März 20, 2022, 12:26:00 NACHMITTAGS
Lt. Francé und NASA befindet sich rd. 30% des EDAPHON ständig in der LUFT
:( ... Danke, ich hätte auch ohne das Wissen, dass flatternde Nematoden durch die Luft fliegen und in meinem Gesicht landen, fröhlich weiterleben können. (Warum müssen die sich auch noch so eklig bewegen :'( )

BTW, bezüglich Säure und Saharasand: Ich habe versucht meine Saharasandproben, mittels Piranha-Lösung und später Rohrreiniger, von organischen Verunreinigungen zu befreien. Aber die ganzen Pollen blieben trotzdem unberührt.
Die Probe war sehr unrein. Hier kam nicht viel an und das was ich finden konnte war z
B. auf der Fensterbank außen, zusammen mit jahre altem Schmock. (Zumindest aber im 5ten Stock. Also wenig bodennahe Verunreinigungen vorhanden)
Hat da jemand einen Tipp?
- Matthias :)
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andr_brno

Liebes Forum,
mit Gerds Methode (Aufrühren, 30sec warten, dekantieren, zentrifugieren) habe ich noch mal ein paar Stunden mit der Münchner Wanderdüne verbracht. Ich bin schnell fündig geworden, vier Objekte. Die Bilder sind zum Grausen, die länglichen Diatomeen sind 20 µm lang. Ich kann noch immer keinen Maßstab einsetzen, alle Anleitungen verwenden Programme, die ich nicht habe.
Jetzt langt's mit dem Staub, der Rest wird Blumendünger oder Heilerde gegen das Sodbrennen...
Grüße
Andreas

Gerd Schmahl

Hallo Andreas,

schön, dass Du fündig geworden bist. Hier in Ostsachsen ist nichts angekommen aus der Sahara.

Du hast aber 3 schlimme Staubfusseln immer auf der gleichen Stelle in Deinen Bildern (linkes Bild-Viertel). Sind die auf dem Sensor? So wie sie aussehen, sollten sie sich leicht ausblasen lassen.
LG Gerd
Mikroskopischer Allesfresser

andr_brno

Hallo Gerd,
der Fusselfinder! Ja, die sind (waren) auf dem Sensor. Objekt gefunden, Kamera drauf, Probe am Eintrocknen - du kennst das sicher. Gimp habe ich neu installiert, dort habe ich dann fleißig gestempelt und retuschiert, aber das Ergebnis nicht speichern können, weil dem User die Rechte fehlten... um 23:00 gab's die Bilder dann halt unbearbeitet.
Soll ich dir noch etwas Sahara schicken, ich habe reichlich?
Grüße Andreas

Kurt

Hallo liebe Saharastaubfreunde,

nachdem Gerd am 18.03.22 spät abends sehr schön erklärt hat, um was es bei den Fotos mit dem Saharastaub geht (ich wusste es nämlich bis dahin noch nicht), habe ich meine S.-Staubprobe von 03/2021 genommen, mit Wasser aufgeschlämmt und ein Präparat gemacht und hatte sofort einen Glücks-Treffer! Mit dem P-APO 25x habe ich gesucht und mit dem 50x und 100x fotografiert.
Die Diatomee ist 32x8 µm groß, viel Spaß beim anschauen.

Beste Grüße
Kurt






Alfons Renz

Hallo Andreas,

"Jetzt langt's mit dem Staub, der Rest wird Blumendünger oder Heilerde gegen das Sodbrennen..."

Vielleicht sollte man doch noch einen weiteren Aspekt berücksichtigen: Nämlich dass die Franzosen vor ca. 60 Jahren ihre Versuche mit Atombomben in der Sahara Algeriens durchgeführt haben und der Staub jetzt einen gewissen Anteil der noch verbleibenden Radioaktivität wieder nach Europa zurück bringt.

https://www.mdr.de/wissen/radioaktiver-staub-sahara-atomtests-algerien-jahresrueckblick100.html

Viel scheint es nicht zu sein. Aber je nachdem, woher der Staub jeweils kommt, kann dies durchaus nachweisbar sein.

Mein Dosimeter zeigt eine etwas erhöhte Impulszahl:

Mittelwerte 9,6, 12,2 und 15,5 Impulse pro 10x 30 Sekunden im Freien (auf dem Staub auf der Altpapiertonne, auf dem Staub auf dem Briefkasten neben der Granitmauer und auf dem Staub auf dem Granit) und 7,8 , 8,1 und 8,6 Impulse pro 10x 30 Sek. innen im Hauses (jeweils 10 Messungen à 30 Sek). Wobei die (saharastaubbedeckte) Granitmauer offenbar die stärkste (Eigen-)Strahlung aufweist (Mittelwert 15,5 Impulse pro 30Sek).

Laut Gerät (ein altes Russisches Dosimeter) entspricht die jeweilige Impulszahl pro 30 Sekunden, geteilt durch 100, einer Strahlungsdosis von µSv/h (x100µR/h). Demnach wären dies ca. 0,096 (innen) bis 0,155 µSv/h (auf der Granitmauer).

Das Netzwerk der Dosimetermessstellen meldet bislang keine drastisch erhöhte Strahlung (aktuell in Tübingen 0,089 µSv/h), siehe https://odlinfo.bfs.de/ODL/DE/themen/wo-stehen-die-sonden/karte/_documents/Messstelle.html?id=084170250, misst jedoch in einer Höhe von 1 mtr.

Die erhöhten Messwerte in meinem Garten sind wohl hauptsächlich auf die Granitmauer (unseres Nachbarn) und ev. teilweise auch auf den Sahara-Staub zurück zu führen.

Vielleicht hat Jemand die Möglichkeit, die Radioaktivität des Sahara-Staub mit feineren Methoden zu untersuchen?

Mit leicht strahlenden Grüße aus Tübingen,

Alfons





Geo

Hallo Alfons,

Eigentlich normal, dass auf dem Granit die höchsten Werte gemessen wurden, weil der von Natur aus meist sehr stark erhöhte Strahlungswerte hat. Ohne  Vergleichsmessungen mit und ohne Staub wird sich da über die Belastung des Staubs kaum etwas ableiten lassen.

Viele Grüße
Georg

peter-h

Hallo Alfons,

dass die Franzosen schon mal gemessen haben ist gut bekannt und dokumentiert. Die Aktivität ist heute aber so gering, dass auch mit der Gammaspektroskopie es bisher in Deutschland keinem Amateur gelungen ist, einen gesicherten Wert zu finden. In 1 kg Staub waren es vor 1 Jahr gerade mal 80 Bq. Wildschwein und Pilze dürfen bis 600 Bq/kg in den Verkauf kommen.

Wer seinen Geigerzähler etwas mehr knattern hören will, der soll sich Granit aus Flossenbürg beschaffen. Auch Hundsbühler Erde zeigt die Radiumfolgeprodukte. Oder Erde aus Gottow von der Heeresversuchsanstalt 1940. Und ganz nahe bei Karlsruhe am KIT etwas Erde vom Hirschgraben am Sandfang 5 nehmen. Cäsium 137 und selbst Americium 241, Spektrum anbei.

Strahlende Grüße
Peter

Gerd Schmahl

Hallo,
auch Kohlen und ihre Aschen haben i.d.R. erhöhte Strahlenwerte, besonders die, die in intramontanen Senken entstanden sind, denn sie halten z.B. das Uran fest, das nach Verwitterung in die Täler gespült wird. Bestes Beispiel: Die Kohlen des Döhlener Beckens bei Dresden: Hier wurde die Kohle sogar zur Urangewinnung abgebaut.
Beste Grüße
Gerd
Mikroskopischer Allesfresser

Gerd Schmahl

Hallo,
in Sachsen war ja dieses Jahr leider kein nennenswerter Staubniederschlag erfolgt. aber ich habe vor wenigen Tage eine Probe von Andreas (" andr_brno") erhalten. Vielen Dank dafür! Daraufhin habe ich die von mir selbst in #23 vorgeschlagene Anreicherung der Kieselalgen mittels Dekantieren aus Sektgläsern nach bestimmten Absatzzeiten probiert, wie ich sie zur Reinigung von rezenten und fossilien Diatomeen schon oft erfolgreich erprobt hatte und bin kläglich gescheitert. Ich denke ich weiß jetzt auch, warum diese Methodik beim Sahara-Staub nicht verfängt: Der ist schon durch den Lufttransport dermaßen auf das Material einer Sinkgeschwindigkeit sortiert, dass man damit nicht mehr viel ausrichten kann. Die Sortierung mit Luft oder Wasser unterscheiden sich da einfach zu wenig. Zweitens sind die Kieselalgen einfach zu selten. Nach mehrstündiger Suche habe ich dann aber doch noch ein Exemplar gefunden:

Wohlgemerkt: das ist immer das gleiche Exemplar, dass ich durch vorsichtiges Bewegen des Deckglases etwas hin und her gerollt habe, so dass ich sowohl die Schalenansicht, als auch die Gürtelbandansicht ablichten konnte.

Ich habe auch nochmal den Kalkgehalt geprüft und ihn als doch recht erheblich gefunden. Das Sprudeln beim Kontakt mit 10%iger Salzsäure fällt heftig aus und im mikroskopischen Bild fallen schon bei linear polarisiertem Licht (also nur Polarisator aber kein Analysatur im Strahlengang) die Calzitkörner durch ihre hohe Doppelbrechung auf, was bei gekreuzten Filtern natürlich überdeutlich an den das ganze Spektrum durchlaufenden Interferenzfarben zu erkennen ist:


Interessant fand ich mehrere Pflanzenreste. Neben Pollen gab es hohle Pflanzenhaare und -Stachel zu sehen:

Falls die GIF-Animation nach Übernahme durch die Forensoftware nicht mehr angezeigt werden sollte, bitte auf das Bild klicken.

Fazit: Kalkgehald hoch, Diatomeengehalt niedrig, Pflanzenreste immer zu finden.

Beste Grüße
Gerd
Mikroskopischer Allesfresser

smashIt

kurze frage:
die letzten 2 tage ist ja wieder saharastaub bei uns abgeladen worden.
aber nicht so intensich wie vor 2 wochen.
ich habe damals mein autodach abgestaubt und deutlich rötlichen staub erhalten.
gestern habe ich das selbe wieder gemacht und braunen staub erhalten.  :o

ich habe es mir noch nicht unter dem mikroskop angeschaut, aber hat noch jemand die selbe beobachtung gemacht?
MfG,
Chris

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