Informeller Austausch über moderne Stereomikroskope

Begonnen von COPPER, April 04, 2022, 12:13:01 NACHMITTAGS

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COPPER

Hallo Mikroskopexperten,

seit mehr als 20 Jahren arbeite ich nun im Bereich Mineralogie mit einem russischen MBS-10 Mikroskop. Es ist unverwüstlich und die Abbildungsleistung ist meiner Meinung nach garnicht so schlecht. Das Objektiv soll plan sein, Farbsäume halten sich nach meinem Empfinden sehr in Grenzen.

Es ist nach dem Teleskopprinzip gebaut und besitzt eine Schaltwalze mit verschiedenen Linsen. In der 2fach Stellung befindet sich jedoch keine Linse, hier setzt sich die Vergrößerung nur aus dem Hauptobjektiv und den Okularen zusammen, was eindeutig die beste Abbildungsleistung bringt. Bei den 8fach Okularen (Sehfeldzahl 23) erreiche ich auf diese Weise 16x, mit den 14fach Okularen (Sehfeldzahl 17) 28,6x Vergrößerung. Ab und zu benötige ich auch mal eine höhere Vergrößerung, jedoch macht das flaue Bild dann nicht wirklich Freude, zumal durch die Schaltwalze nach 28x gleich 56x kommt.

In mir reift der Gedanke, wenn auch nur zögerlich, mein russisches Stereomikroskop mal durch ein modernes Gerät mit Zoom zu ersetzen. Mittlerweile ist der Markt regelrecht überschwemmt, alle Geräte bestehen jetzt mehr oder weniger aus viel Kunststoff. Eine Orientierung fällt mir nicht so einfach.

Natürlich habe ich viel in Foren gelesen aber Meinungen sind oft subjektiv, Bewertungskriterien, persönliche Ansprüche und Einsatzbereiche sind oft zu unterschiedlich. Oft wird der Vergleich zu Highendgeräten gezogen was meiner Meinung nach unfair ist.


Nach einiger Recherche sind ein paar Geräte übriggeblieben, welche ich in die engere Wahl genommen habe.



Motic SMZ-171
https://moticeurope.com/en/smz-171-tled.html

"Stereomikroskope der SMZ 171 Serie zählen zu den Spitzenmodellen im Motic Programm. Grosser Zoombereich (6,7:1) Klickstopp  Positionen, neu entwickelte LED Beleuchtungsvarianten, professionelle verzeichnungsfreie Optik u.v.m.. Ihre optische Qualität und die Vielzahl an Zubehör stellen die anspruchsvollsten Benutzer sowohl im Routine- als auch im Forschungseinsatz zufrieden."

Meine Meinung:

Das Mikroskop erinnert ein wenig an das Zeiss Stemi 305, bietet jedoch mit 50fach die Vergrößerung des Stemi 508. Im Internet schrieb jemand, dass es bis 20fache Vergrößerung herausragend sei, ab 30 sehe man Unterschiede zu guten Mikroskopen, 40fach wäre noch mit 3- zu bewerten, 50fach mit mangelhaft. Dass es ein Amerikaner ist könnte später Probleme bereiten. Garantie, Laufzeit, Ersatzteile, Reparatur usw.




Euromex NEXIUS
https://www.euromex.com/en/products/branches/laboratories-stereo-microscopes/nexiuszoom-evo/

"Die NexiusZoom Stereomikroskope von Euromex ermöglichen es, Untersuchungen Ihrer Proben mit Hochleistungspräzision auszuführen. Es generiert dreidimensionale Bilder für Mikroskopie höchster Ansprüche. Diese High-End Zoommikroskope sind perfekt für die Analyse aller Arten von Oberflächen oder um biologische Proben zu beobachten."

Meine Meinung:

Ohne die Optik zu kennen, der holländische Hersteller nimmt den Mund für meinen Geschmack ein bisschen voll wenn er mit Bergriffen wie "High-End Zoommikroskop" oder "einem Genügen für höchste Ansprüche" herumposaunt. Eine versprochene Ausbaubarkeit bis 330fache Vergrößerung wirkt wie das Megapixelrennen bei Digitalkameras und läßt mich das Modell eigentlich schon zu den Akten legen. Dazu beschrieb ein Nutzer im Internet das Mikroskop als etwas klapprig und die Haptik als wenig wertig. Immerhin, Euromex gewährt 10 Jahre Garantie.




HUND Wiloskop
https://www.mikroskop-center.de/hund-wetzlar-wiloskop

"Durch die bis ins Detail perfekte Verarbeitung und die hochvergütete Optik setzt es sich von anderen Stereomikroskopn ab. Der Hersteller Hund Wetzlar produziert in Deutschland und gewährt eine 2-jährige Garantie auf Mechanik und Optik sowie eine Ersatzteilversorgung von bis zu 20 Jahren."

Meine Meinung:

Wetzlar wird auch die Stadt der Optik genannt. Die Firma Hund baut als eine der wenigen Hersteller ihre Mikroskope noch in Deutschland. Vermutlich mit Rohlingen aus Asien, der Korpus erinnert doch recht stark an das Euromex oder andere "günstigere" Mikroskope auf dem Markt. Die Vergrößerung von 45x liegt zwischen dem Zeiss Stemi 305 (40x) und dem Stemi 508 (50x). Aber es kommt  auf die inneren Werte an, die verbaute Optik ist eben entscheidend. Macht als Komplettpaket mit Stativ, Auf- und Durchlichteinheit einen soliden Eindruck mit einem wie mir scheint ordentlichen Preisleistungsverhältnis. Ob es sich aber optisch besser schlägt als andere Mikroskope in diesem Preisrahmen kann ich nicht sagen. Hier scheint eine Obergrenze des Machbaren was man erwarten darf zu liegen.




Kern OZR-5
https://www.kern-sohn.com/shop/de/optische-instrumente/stereomikroskope/OZR-5/

"Bei der KERN OZR-5-Serie handelt es sich um spezielle und sehr hochwertige Stereo-Zoom-Mikroskope mit Parallel-Optik für anspruchsvolle Analysen. Die Parallel-Optik ist das hochwertigste optische System und liefert ausgezeichnete Bilder mit bestem Kontrast, Farbe und Tiefenschärfe bei ermüdungsfreiem Arbeiten. Auch ist das Nachfokussieren bei der Zoomvergrößerung nur in sehr geringem Maße notwendig."

Meine Meinung:

Da ich nicht auf eine bestimmte Marke fixiert bin, muss das zukünftige Gerät nicht zwangsweise von Zeiss, Leica, Olympus oder Nikon sein. Nur aus diesem Grund fällt der Name "Kern" sicherlich nicht raus. Es sind leider im Internet nur sehr wenige Meinungen zu den Mikroskopen dieser Firma zu finden. Jene die biologische Mikroskope betrafen waren teilweise negativ. Das herausgepickte Mikroskop hat mit 50x dieselbe Vergrößerung wie das Stemi 508 aber ohne apochromatische Optiken. In diesem hohen Vergrößerungsbereich scheitert es aber vermutlich wie das Motic SMZ-171. Es gibt für 1950,-€ noch dasselbe Gerät mit bis zu 80x Vergrößerung aber anscheinend immer noch ohne apochromatisch korrigierten Optik. Immerhin, es scheint eines der wenigen Mikroskope in dem Preissegment zu sein, bei dem Planobjektive Standard sind. Der Anbieter hat viel Zubehör im Angebot, Mikroskophalter mit Feintrieb, diverse Ständer, Vorsatzoptiken und Okulare.




Zeiss Stemi 305
https://www.zeiss.de/mikroskopie/produkte/stereo-zoom-microscopes/stemi-305.html

"Stemi 305 ist Ihr kompaktes Greenough-Stereomikroskop mit 5:1 Zoom für Biologieunterricht, Labor und industrielle Produktionsumgebungen. Betrachten Sie Ihre Proben, wie sie sind: dreidimensional und mit scharfen Kontrasten."

Meine Meinung:

Wo Zeiss draufsteht ist auch Zeiss drin. So oder so ähnlich liest man es überall im Netz. Optik sowie Haptik sollen über jeden Zweifel erhaben sein und die Geräte sind einfach jeden Cent wert. Hebt es sich wirklich von Mikroskopen anderer Hersteller in derselben Preisklasse ab? Sind die 40x noch gut nutzbar oder muss man hier schon Abstriche machen?

Die Firma Reiber stellt in einem interessanten Youtube Video sowohl das Zeiss Stemi 305 als auch das 508 vor.

https://www.youtube.com/watch?v=L8JTFlJHGlE

Ab 7:04 wird auf einem Platine gezoomt, bei 7:16 sind recht deutlich blaue Farbsäume zu sehen. Auf eine andere Stelle wird ab 7:35 gezoomt, auch hier sind bei 7:46 Farbsäume an kontrastreichen Kanten zu sehen. Ist das bei der Sicht durch die Okulare auch so, oder tritt der Effekt erst bei Fotos und Videos so deutlich hervor? Höher vergrößernde Okulare (16fach) scheinen hier keinen Sinn mehr zu machen, da sie den Effekt nur noch weiter verstärken würden. Eine Vorsatzlinse kommt für mich wegen dem geringen Arbeitsabstand nicht in Frage.




Zeiss Stemi 508
https://www.zeiss.de/mikroskopie/produkte/stereo-zoom-microscopes/stemi-508.html

"Stemi 508 bietet Ihnen mit seiner apochromatischen Optik die Aufnahme von Bildern mit hervorragendem Bildkontrast sowie Farbgenauigkeit. Die Mechanik ist für eine starke Arbeitsbelastung ausgelegt. Mit dem großen Objektfeld von bis zu 36 mm haben Sie immer den Überblick über Ihre Probe. Der 8:1-Zoom ermöglicht die bis zu 50fache Vergrößerung von Details. Stemi 508 ist ergonomischer als jedes andere nach dem Greenough-Prinzip funktionierende Stereomikroskop: Dank seines kleinen Betrachtungswinkels von 35° nehmen Sie auch nach vielen Arbeitsstunden noch eine entspannte Haltung ein."

Meine Meinung:


Da es sich bei der Neuanschaffung um mein Hauptgerät handelt, wäre ich ggf. bereit den Aufpreis für eine bessere, apochromatisch korrigierte Optik zu bezahlen. Die max. 50x Vergrößerung kommt der von mir bisher hin und wieder genutzen Vergrößerung von 56x sehr nahe. Das Stemi 508 scheint mir gemessen an seiner Optik ein sehr gutes Preisleistungsverhältnis zu haben. Dennoch frage ich mich ob es für den privaten Bereich das gehobenere Zeiss sein muss oder ob ich nicht auch mit z.B. dem Stemi 305 mit Achromat viel Spaß haben könnte. Das 508 könnte für mich vom Budget noch so eben drin sein, reizt es aber schon ziemlich aus. Zu dem Stereokopf (Bino-Variante) käme noch der Stereokopfhalter und ein Stativ hinzu. Eine gute Beleuchtung besitze ich bereits.


Was ich also bisher weiß:







Hersteller:Noch nicht festgelegt
Bauart:Sofern nicht nachteilig Greenough (Zoom)
Erwünschte Vergrößerung:min. 40fach (ordentlich nutzbar)
Neu / Gebraucht:Neugerät
Budget:max. 2000 €


Jetzt ist der Beitrag am Ende doch ziemlich lang geworden.
Der Erwerb eines Neugerätes steht noch nicht Final an, ich möchte nur gerne vorher alle relevanten Informationen zu der Geschichte sammeln um abschließend eine bessere Entscheidung treffen zu können. Das habe ich bisher so bei jeder Neuanschaffung gehandhabt und noch nicht bereut. Mein MBS-10 würde ich unabhängig davon trotzdem behalten.

Über eure Meinungen und Erfahrungswerte würde ich mich daher freuen.

Gruß
René

sushidelic

Hallo René,

ich würde als Gebrauchtgerät mal das Wild M3Z in die Runde werfen, das hatte ich und war sehr angetan. Wurde dann von den SZX-Olympussen abgelöst, wobei es jetzt subjektiv nicht wirklich schlechter als das SZX9 war, z.B. Es geht halt "nur" bis 40x, aber die waren auch noch nutzbar, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht. Sollte auch gut ins Budget passen.
Für 2k kannst Du Dir mit Glück sogar ein SZX12 schiessen, das ist dann nochmal locker ein bis zwei Ligen drüber.

LG Michael

PS: Hier wird es immer gerne gesehen, wenn man sich im Bereich "Mikroskopiker im Netz" kurz vorstellt, auch wenn Du das anfangs in Deiner Post ja schon etwas getan hast.

Aljoscha

Hallo René,

Der Amerikaner Motic ist ein Chinese. Unter den Chinesen aber wohl der Qualitätssieger,

Kern, Euromex und wie sie alle heißen, sind China-Ware in eher durchschnittlicher Qualität. Da kannst Du auch Bresser nehmen.

Aus meiner Sicht bieten sich bei dem Budget die beiden Zeiss oder das Motic an. Der Preisunterschied zwischen dem Motic und dem Stemi 305 ist so gering, dass mir die Entscheidung leicht fallen würde, zumal das Zeiss Dunkelfeld bietet. Stemi 508 ist schon ein schöner Luxus.

Zeiss und Motic gibt es übrigens beim Betreiber dieses Forums.

Viele Grüße

Alexander

plaenerdd

Hallo Alexander,
ich arbeite selber seit etwa 30 Jahren mit einem damals neu gekauften MBS-10. Ich fand schon sein Vorbild, von dem es abgekupfert wurde, das SM XX von Zeiss-Jena noch um einiges besser, was die Bildqualität angeht. Das MBS-10 macht ja schon jenseits der 20-fachen Vergrößerung nicht mehr wirklich Freude, das SM XX schon!
Seit kurzen habe ich ein ASKANIA GSZ. ASKANIA ist aus den Rathenower Optische Werke hervorgeangen, die dieses Mikroskop zu DDR-Zeiten schon unter dem Label "Zeiss-Jena" gebaut haben, zu dessen Kombinat ROW gehörte.
Die optische Qualität ist nochmal eine Schippe besser als das SM XX, hat Zoom 1:5 (Greenough) und ist sehr schön kompakt. Ich weiß allerdings nicht, was diese Geräte neu kosten. Ich habe es gebraucht für 100,-€ gebraucht gekauft, allerdings in der Variante als Irismikroskop und aufgearbeitet (Zoom saß nach langjähriger Nichtzbenutzung fest). Damit kann man jetzt bestens in Aquarien gucken...
Ich wollte dieses schöne Gerät mal noch in die Waagschale werfen.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Nochnmikroskop

Hallo René,

ich hatte mir mal so ein Kern gegönnt, weil ich von meinem alten Euromex weg wollte. Letztendlich war das alte Euromex in allen Belangen besser --> das Kern ging direkt zurück. Das Geld habe ich anstandslos zurück bekommen. Soweit zu meiner eigenen Erfahrung zum Kern.

Mein altes Euromex hat 220 LP/mm Auflösung, die beiden Zeiss liegen da ungefähr bei dem Doppelten, lt. Prospekt. Auch das Motic wirbt mit 400 LP/mm bei den 2x Optiken. Das sollte für die meisten Belange reichen.
Ich würde auf jeden Fall ein echtes Trino nehmen, wichtig m.M.n. auch die Möglichkeit den Strahlengang z.B. 50/50 teilen zu können, also gleichzeitig gucken und filmen, bzw. zu fotografieren. Das spricht für das 508 (auf Version achten).
Ansonsten ein gutes Zeiss, Olympus, Nikon, Leica, Wild ... als Gebrauchtgerät mit Garantie kaufen, das lohnt sich immer. Dann idealerweise mit mehr optischem Zoom, dann bleibt der Arbeitsabstand mit der 0,5x oder 1x Optik erträglich.
Gebrauchte Geräte gibt es viele, einmal hier im Forum nachfragen, oder bei Thilo Immels Optik oder Mikroskop Online suchen.


LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

COPPER

#5
Hallo,

erstmal vielen Dank für die Rückmeldungen.
Ein Neugerät sollte es schon sein. Das Askania hatte ich tatsächlich auch noch ins Auge gefasst aber bei der Auflistung oben vergessen.
Es ist das einzige Stereomikroskop neben dem MBS-10 welches einen wirklich stabilen Eindruck macht. So 2000 - 2500 € wird es wohl kosten.

Bei den Zeiss Mikroskopen hat das 305 glaube ich 200 Lp/mm und das 508 225 Lp/mm.
Leider machen die Hersteller was die numerische Apertur angeht einen ziemlich großes Geheimnis. Aber wenn es stimmt was ich gelesen habe,
dann ist eine zu hohe NA schlecht für die Schärfentiefe. Demnach hat das beste Mikroskop einen Kompromiss aus ordentlicher Auflösung und guter Tiefenschärfe.

Einen Trinokulartubus brauche ich eigentlich nicht an dem Mikroskop, hier sehe ich etwas Einsparungspotenzial wenn es das Stemi 508 werden sollte.

Gruß
René

A. Büschlen

Hallo René,

einen praktischen Vergleich ist in dieser Preisklasse aus meiner Sicht ein Muss. Aus meiner Erfahrung ist das Zeiss 508 wirklich gut!
Beachte die optimale Beleuchtung die für deine Objekte vorteilhaft ist.

Gruss Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

plaenerdd

Hallo René,
Ergänzung zum GSZ: Das hat einen Arbeitsabstand von etwa 70mm, das MBS-10 hat 95mm.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Aljoscha

Zitat von: COPPER in April 04, 2022, 21:41:42 NACHMITTAGS

Bei den Zeiss Mikroskopen hat das 305 glaube ich 225 Lp/mm und das 508 250 Lp/mm.
Leider machen die Hersteller was die numerische Apertur angeht einen ziemlich großes Geheimnis. Aber wenn es stimmt was ich gelesen habe,
dann ist eine zu hohe NA schlecht für die Schärfentiefe. Demnach hat das beste Mikroskop einen Kompromiss aus ordentlicher Auflösung und guter Tiefenschärfe.


Hallo René,

Das ist so. Auflösung und Tiefenschärfe korrelieren reziprok. Je größer der eine Wert ist, desto geringer ist der andere.

Viele Grüße

Alexander

PolMik

Hallo René,
das Motic 171 TLED habe ich mit zusätzlicher Schwanenhalsbeleuchtung und zusätzlicher Dunkelfeld- und Pol-Einrichtung im Einsatz. Daneben auch noch 20-fach Okulare. Das Gerät ist sehr gut. Keinerlei optische Mängel. Auch bei Vergrößerung 50 nicht. In der Tat ist das kein Ami, sondern wie viele andere ein China-Produkt. Ich glaube bis zum Beweis des Gegenteiles nicht, dass die beiden Geräte von Carl Zeiss besser sind. Was mich nicht begeistert, ist die Software der Moticam. Die halte ich für gewöhnungsbedürftig. Moticam würde ich nicht noch einmal kaufen. Da gibt es bestimmt Nutzerfreundlicheres. Auf jeden Fall kann man das Motic im Auge behalten. Das Preis- Leistungsverhältnis des Motic 171 TLED würde ich als angemessen bezeichnen.
LG
Michael

COPPER

Hallo,

vielen Dank für die informativen und spannenden Kommentare.

Zitat von: Nochnmikroskop in April 04, 2022, 20:51:22 NACHMITTAGS
ich hatte mir mal so ein Kern gegönnt, weil ich von meinem alten Euromex weg wollte. Letztendlich war das alte Euromex in allen Belangen besser --> das Kern ging direkt zurück. Das Geld habe ich anstandslos zurück bekommen. Soweit zu meiner eigenen Erfahrung zum Kern.

Ja bisher habe ich kaum gute Meinungen zu den Mikroskopen der Firma Kern gelesen.
Wobei diese hat ja auch Geräte in unterschiedlichen Preisklassen. Ich frage mich schon, ob sich die Mikroskope die ich oben verlinkt habe so sehr unterscheiden.
Sie kosten bis auf das Stemi 508 fast alle gleich viel, da kann man wahrscheinlich dann auch ähnliche optische Eigenschaften erwarten. Mit z.B. den günstigen Amscope Mikroskopen für 300 - 500 € (inklusive Kamera und Stativ) hat meiner Meinung nach kein aufgelistetes Gerät etwas zu tun. Ich glaube sogar Zeiss baut mittlerweile in China. Ich will das garnicht abfällig sagen, man kann überall auf der Welt Mikroskope in jeder Preisspanne bauen. Auch Euromex hat mit der DZ Serie 3000+ € Geräte mit Apo Objektiven.

Zitat von: Aljoscha in April 05, 2022, 09:07:21 VORMITTAG

Hallo René,

Das ist so. Auflösung und Tiefenschärfe korrelieren reziprok. Je größer der eine Wert ist, desto geringer ist der andere.

Viele Grüße

Alexander

Danke für die Bestätigung! Ich gehe mal davon aus, dass die NA bei den Eingangsgeräten nicht sehr hoch ist.

Zitat von: PolMik in April 05, 2022, 17:54:06 NACHMITTAGS
Hallo René,
das Motic 171 TLED habe ich mit zusätzlicher Schwanenhalsbeleuchtung und zusätzlicher Dunkelfeld- und Pol-Einrichtung im Einsatz. Daneben auch noch 20-fach Okulare. Das Gerät ist sehr gut. Keinerlei optische Mängel. Auch bei Vergrößerung 50 nicht. In der Tat ist das kein Ami, sondern wie viele andere ein China-Produkt. Ich glaube bis zum Beweis des Gegenteiles nicht, dass die beiden Geräte von Carl Zeiss besser sind. Was mich nicht begeistert, ist die Software der Moticam. Die halte ich für gewöhnungsbedürftig. Moticam würde ich nicht noch einmal kaufen. Da gibt es bestimmt Nutzerfreundlicheres. Auf jeden Fall kann man das Motic im Auge behalten. Das Preis- Leistungsverhältnis des Motic 171 TLED würde ich als angemessen bezeichnen.
LG
Michael

Vielen Dank für die Beschreibung des Motic SMZ-171. Es kann gut sein, dass es ähnlich gut abbildet wie das Stemi 305. Das 508 sollte aber schon noch etwas die Nase vorn haben, sonst wäre der Aufpreis für die apochromatisch korrigierte Optik ja unnötig. Wie in meinem Eingangspost erwähnt, empfand ein anderer Nutzer das Mikroskop bei 50 facher Vergrößerung eher als unbrauchbar. So  unterschiedlich können die Meinungen zu einem Gerät sein und auch das interessiert mich.

Wer z.B. auf der Arbeit ein High-End Gerät als Vergleich hat, bewertet es möglicherweise auch etwas anders. Oder wenn es sich nur um ein Zweitgerät handelt. Die eigentliche große Liebe ist das biologische Mikroskop und das Stereomikroskop dient nur bei geringeren Vergrößerungen der Probenvorbereitung. Oder beim Löten sind zu hohe Vergrößerung ggf. auch nicht von nöten.

Für meinen speziellen Anwendungsfall würde ich mir wünschen, dass ich mindestens 40 fache nutzbare Vergrößerung habe. Bedeutet, dass z.B. das 305 auch bis Zoomstufe 4 gut abbildet.
Schwächelt es hier etwas, käme unter Umständen das 508 in Frage.

Zitat von: A. Büschlen in April 04, 2022, 21:55:05 NACHMITTAGS
Hallo René,

einen praktischen Vergleich ist in dieser Preisklasse aus meiner Sicht ein Muss. Aus meiner Erfahrung ist das Zeiss 508 wirklich gut!
Beachte die optimale Beleuchtung die für deine Objekte vorteilhaft ist.

Gruss Arnold Büschlen

Das Stemi 508 wurde mir auch von jemand anderem empfohlen, es wäre das einzige Mikroskop, welches ich ungesehen bestellen und einen Kauf sicher nicht bereuen würde.
Ich nutze aktuell ein russisches MBS-10 Mikroskop und vermutlich stellt jedes oben aufgelistete Gerät ein optisches Upgrade dar.
Für die Beleuchtung ist bereits eine Schott KL 1600 im Einsatz mit der ich sehr zufrieden bin. Sie hat sogar mein altes Mikroskop aufgewertet woran man merkt, wie wichtig gutes Licht ist.

Gruß
René

Stuessi

#11
Zitat von: Aljoscha in April 05, 2022, 09:07:21 VORMITTAG
Auflösung und Tiefenschärfe korrelieren reziprok. Je größer der eine Wert ist, desto geringer ist der andere.

Hallo,

ich verwende diese Faustformel:

Schärfentiefe = 2 / (Auflösung * nA)


Die maximal erreichbare Auflösung hängt aber von der numerischen Apertur nA ab! Berücksichtige ich das, so erhalte ich

Schärfentiefe  ≤  7200 / Auflösung^2

Wird die Auflösung in Linienpaaren / mm angegeben, erhält man die Schärfentiefe in mm.

Gruß,
Rolf

Nochnmikroskop

Hallo René,

mein damaliges (2020) Kern war auch in der 2000 Euro Liga. Wie schon öfters hier im Forum berichtet gibt es wohl chargenabhängige Qualitätsunterschiede.
Das Motic SMZ 171 soll lt. Prospekt nA von 0,08 und Scharfentiefe von 0,09 beim Standard-Objektiv (1x) haben.

Interessant wäre m.M.n. noch das Olympus SZX7. Das hat Parallel-Optik und nA 0,10 bei der 1x Optik. Vergrößerung 8x bis 56x bei 1x Optik, bei 90 mm AA.
https://www.olympus-lifescience.com/de/microscopes/stereo/szx7/#!cms[focus]=cmsContent660
Bei mikroskop-onlinne.de gibt es schon länger ein Angebot für ein neues unbenutztes Olympus, neben diversen gebrauchten anderer Hersteller.
Das Olympus scheint mir eine echte Alternative zum Zeiss 508 zu sein.

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

Dünnschliffbohrer

Hallo René,

als ehemaliger beruflicher Anwender und heutiger Privatbenutzer von Stereomikroskopen (ich habe eine ganze Reihe von verschiedenen Modellen zuhause) frage ich mich, warum hat denn ausgerechnet die Auflösung für dich so eine zentrale Bedeutung hat?
Das die Auflösungsgrenze den Anwendungszweck limitiert hätte, habe ich dabei bisher nicht erlebt. Wenn die Auflösung des Stemi´s nicht ausreichend sein sollte, dann handelt es wohl eher um ein Präparat/Objekt für eines der Durchlichtmikroskope.

Ich würde mich dabei an ganz anderen technischen Merkmalen orientieren. Ausschlaggebend ist dabei der Zweck. 1) Möchtest du fotografieren, und wenn ja was? 2) Oder darunter präparieren, und wenn ja was? 3) Oder etwas dreidimensional untersuchen und wenn ja, was?

zu 1) Für die Fotographie kommt m.E. nur ein Stemi mit seitlich verschiebbaren Hauptobjektiv infrage, weil die Farbsäume durch die bei normaler visueller Benutzung randlich in das Hauptobjektiv eintretenden Strahlenbündel viel, viel schlimmer sind als das, was durch eine nicht maximal auskorrigierte Optik verursacht wird. Alternativ käme noch ein Greenough-Stemi in Frage, bei dem man den Mikroskopkörper durch eine mechanische Vorrichtung so zur Seite klappen konnte, das den Fotostrahlengang senkrecht steht. So etwas gab es z.B. von Leitz, taucht aber nur sehr selten gebraucht auf. Ansonsten bietet sich die herkömmliche Fotografie mittels Balgen und Lupenobjektiv an. Bei der Fotographie von großen flachen Objekten käme auch ein Makroskop in Betracht, aber darunter kann man nur sehr schwer das Objekt manipulieren, da das Bild nicht stereoskopisch ist.

zu 2) Für Präparationsarbeiten an geologischen Objekten sollte das Stemis ein Gehäuse aus Metall mit einer widerstandsfähigen Lackierung haben. Heutige Modelle stattdessen meist (Ausnahme: Askania) einen mit der Zeit vergilbenden Kunststoffüberzug, der durch Gesteinssplitterchen schnell zerkratzt, und auch sonst nicht gut zu reinigen ist, und recht bald so aussieht, das man das Gerät gar nicht mehr ansehen möchte. So etwas eignet sich m.E. allenfalls für Präparationen an biologischen Objekten. Falls die Proben gross sind, empfiehlt sich ein Freiarmstativ, was dann aber nicht für Durchlicht eingerichtet ist.

zu 3) Noch vor der Auflösung wären mir hier viel wichtiger: Die Möglichkeit verschiedene Beleuchtungsarten in Abhängigkeit des Objektes anzuwenden, als da wären Auflicht-Dunkelfeld (also die Standardschrägbeleuchtung z.B. mit Jansjö, oder Kaltlichleuchte), axiales Auflicht für flache Objekte (eher etwas für Briefmarkensammler etc.), Durchlicht für biologische Objekte, Durchlicht-Dunkelfeld (auch für biologische Objekte), Durchlicht-Polarisation für Übersichtsbeobachtungen an Dünnschliffen. oder in der Biologie auch Floureszenzbeleuchtung (eher für prof. Anwendungen z.B. in der Genetik). Ferner ein gutes stereoskopisches Bild. Stemi´s vom Abbe-Typ haben meist 11°, vom Greenough-Typ eher 14°, aber den Unterschied merke ich in der Praxis nicht. Erst bei der Verwndung Vorsatzlinse 0,3X stört der verminderte räumliche Eindruck deutlich.

Nach diesen Kriterien bleiben für mich eigentlich nur gute Gebrauchtgeräte, alles aktuellen erfüllen Modelle entweder einige wichtige Kriterien nicht oder sind neu viel zu teuer.

Abschliessend meine ganz persönliche Meinung zum "Zoom": Unnötiges Spielzeug/Renomiermerkmal -- ein fein genug abgestufter Vergrößerungswechsler, d.h. 4- oder 5-stufig, 3-stufig ist manchmal doch etwas wenig) reicht völlig aus. An meinen "Zoom"-Stemis benutze ich die Zwischenstufen so gut wie nie, sondern nehme fast immer die festen Raststufen. Und in der Fotografie mit elektr. Bildverarbeitung erübrigt sich der pankratische Vergrößerungswechsel erst recht. Er verteuert nur die Geräte und ist im Zweifelsfall der Bildqualität abträglich.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Kay Hoerster

Zitat von: Nochnmikroskop in April 06, 2022, 12:31:57 NACHMITTAGS
Hallo René,
...
Interessant wäre m.M.n. noch das Olympus SZX7. Das hat Parallel-Optik und nA 0,10 bei der 1x Optik. Vergrößerung 8x bis 56x bei 1x Optik, bei 90 mm AA.
https://www.olympus-lifescience.com/de/microscopes/stereo/szx7/#!cms[focus]=cmsContent660
...
Das Olympus scheint mir eine echte Alternative zum Zeiss 508 zu sein.

LG Frank

Hallo René, hallo Frank,

auch von Motic gibt's ein Stereo-Mikroskop vom CMO-Typ (Common Main Objective), das SM7TR...und das hat viel Ähnlichkeit mit dem Olympus SZX7, insbesondere die Anordnung der Bedienteile und der Stativaufbau. Mich würde es nicht wundern, wenn beide aus der selben Hersteller-Schmiede kommen und nur ein individuelles Gehäuse verbaut wird. Das ist mittlerweile ja nicht so selten...wie sich beide preislich verhalten, wäre interessant. Das verlinkte Motic hat dann auch ein Plan-APO-Objektiv, gibt's natürlich auch mit einfachem Plan-Achromat.

Ich denke, auch das Motic SM7TR wird Christian Linkenheld anbieten können.

Viele Grüße
Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay