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Frontonia marina

Begonnen von SNoK, April 04, 2022, 16:31:51 NACHMITTAGS

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SNoK

Liebes Forum,

am Wochenende habe ich in der Hohwachter Buch an der Ostsee ein paar Proben gezogen, teils Brack-, teils Salzwasser. Ich habe noch nicht alles durchmustert, aber hier zeige ich den Ciliaten Frontonia marina, der im Forum noch nicht gezeigt wurde, obwohl er F. leucas sehr ähnlich ist, der schon mehrfach gezeigt wurde. Es gibt ein paar Unterschiede. F. leucas hat große Sammelkanäle für die kontraktile Vakuole (cV), die bei F. marina fehlen. Als Brack- und Salzwasserart muss F. marina nicht so viel pumpen. Deswegen hatte ich auch Probleme, die kontraktile Vakuole überhaupt zu sehen bzw. zu fotografieren. Aber es gibt sie, und auf einem Bild ist sie zu sehen.

Nach Kahl (1931) sollen die Caudalborsten (Cb) etwas länger sein als bei F. leucas, deswegen ein Bild dazu. Der Makronucleus (Ma) ist oval und groß, den Mikronukleus (Mi) konnte ich beim ersten Individuum kaum ausmachen, beim zweiten sah ich einen bzw. zwei, die eng aneinander liegen. Ich hoffe, sie sind es.

Typisch ist die lange Naht (Na), die vom Mundfeld bis zum Körperende läuft.

Die Länge der beiden Individuen war ca. 300 µm. Eins der Tiere hatte Kieselalgen gefressen, die typische Nahrung. Die Probe war voll von dieser Art.

Bild 1 zeigt die lange Naht über den ganzen Körper
Bild 2 zeigt den Mundbereich (Mb) im Detail
Bild 3 zeigt die Kerne und die kontraktile Vakuole
Bild 4 zeigt die Caudalborsten

Viel Spaß beim Schauen
Stephan

P. S.: Eike Hartwig (1973) hat die Art auf Sylt gefunden, gibt sie aber auch für die Ostsee an.

P. P. S.: Im Tümplerforum gibt es noch zwei Bilder mehr: https://www.mikro-tuemplerforum.at/viewtopic.php?f=23&t=1005
Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK)
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

Schraube

Hallo Stephan

Sehr schöne, detaillierte Aufnahmen. Und interessantes Detail, dass beim Salzwasser weniger gepumpt werden muss.

Gruss
Roli
Mikroskop: Leica DMRE
Website: https://www.mikrokosmos.gallery

SNoK

#2
Lieber Roli,

da die Miroorganismen im Inneren einen höheren Salzgehalt haben als das umgebende Süßwasser, diffundiert immer Wasser in den Organismus, das dann permanent rausgepumpt werden muss. Wenn das umgebende Wasser, also Brack- oder Salzwasser, einen ähnlichen Salzgehalt hat wie er im Inneren des Organismus herrscht, diffundiert natürlich weniger Wasser in den Organismus, und dieser muss logischerweise weniger rauspumpen.

Grüße
Stephan
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KayZed

Hallo Stephan,

ein schönes Mitbringsel von der Ostsee zeigst du uns.

Es ist gewinnbringend deine Beiträge zu lesen, weil du oft die morphologischen oder biologischen Informationen gleich mitlieferst. Das macht den Fachmann aus.

Deine Bildgestaltung finde ich sehr angenehm, eine gute Mischung aus Transparenz und Kontrast. Ich bin auch gerade dabei, eine Farbgestaltung zwischen Grau und Blau auzuprobieren.

Liebe Grüße
KlausZ
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7

Ole Riemann

Lieber Stephan,

schönen Dank für den Einblick ins Marine! Wir können uns ja fast zusammen tun und ein census der Diversität in Hohwacht erstellen (Schau mal hier: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=24874.0, https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=27735.0).

Warst Du in Hohwacht direkt? Und meinst Du mit Brackwasser den Sehlendorfer See (toller Beobachtungsplatz für Vogelbeobachtung)?

Schöne Grüße

Ole


SNoK

Lieber Ole,

in der Tat stammen die Brackwasserproben vom Sehlendorfer See, direkt bei der Vogelbeobachtungsplattform. Die Salzwasserproben, die ich mir gleich mal anschaue, stammen aus der Ostsee, wenn man vom See an den Strand läuft. Wir haben sehr gute Freunde in Hohwacht, die in der kleinen Siedlung hinter dem Sehlendorfer See ein Haus haben und dort auch dauerhaft wohnen. Wir waren schon des Öfteren bei ihnen. Diesmal hatte ich allerdings das erste Mal die Idee, Proben mitzunehmen. Komisch, dass ich darauf noch nicht gekommen bin. Aber noch ist ja meine Ausbeute mit dem einen Ciliaten äußerst mager, gerade auch im Vergleich mit Deinen Gastrotrichen.

Was ich übrigens schade finde, ist, dass man nur begrenzt Bilder einstellen kann, wenn man die nicht in irgendeiner Fotodatenbank hat, die ich nicht habe. Somit konnte ich nur vier zeigen, habe aber viel mehr. Beim Tümplerforum ist das besser.

Grüße
Stephan

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Ole Riemann

Lieber Stephan,

das ist ja alles ein schöner Zufall. Ich kann Deine Schilderungen der lokalen Geographie 1:1 nachvollziehen, ich kenne den Ort sehr gut. Meine Großeltern hatten ein Schiff ein paar Kilometer weiter im Hafen Lippe und wohnten im Winter am Hohen Ufer.

Sehr empfehlen kann ich, von der Seebrücke aus Plankton zu fischen. Geht prima, habe ich diesen Sommer auch gemacht, und neben den Garnelen fangenden Kindern mit Eimer und Kescher fällt man gar nicht mehr auf.

Es lohnt sich auch sehr, den Algenbewuchs auf den Buhnen im flachen Ostseewasser zu untersuchen. Man findet dort schöne Grün-, Braun- und Rotalgen (Polysiphonia, Ceramium u.a.) mit epiphytischen Diatomeen, aber auch vielen Ciliaten und Rädertieren.

Wenn man etwas mehr Aufwand bei der Probenahme hinzunehmen bereit ist, bieten sich Untersuchungen der Sandlückenfauna im detritusarmen Sand in der Uferzone an. Dort habe ich auch schöne Gastrotrichen und zahlreiche andere typische Bewohner des Interstitials gefunden.

Beste Grüße

Ole



SNoK

#7
Lieber Ole,

unsere Freunde haben ebenfalls ein Motorboot in Lippe, und dort sind wir vorgestern vor der Abfahrt noch hingefahren und haben eine Probe an der Mündung vom Hafen in die Ostsee gezogen. Dabei habe ich Algen von einem Stein abgekratzt, die ich mir aber noch nicht angeschaut habe. Die andere Salzwasserprobe ist vom Strand beim Sehlendorfer See.

Die Seebrücke kenne ich natürlich auch, da haben wir schon zweimal Silvester gefeiert, bzw. neben der Brücke am Strand. Ich werde nächstes Mal mein Planktonnetz mitnehmen.

Was den Sand angeht, so habe ich vorhin in der einen Probe drin gestochert, aber das ist natürlich mühselig, die Tierchen da rauszubekommen. Ich habe mich auf ein paar Organismen konzentriert. Mal sehen, ob was spannendes dabei ist, was sich zu zeigen lohnt. Der eine Organismus könnte Loxophyllum helus sein.

Grüße
Stephan
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