Anschluss einer Digitalkamera an das Zeiss Phomi ohne Verwendung eines Okulars

Begonnen von Wes, Mai 04, 2022, 07:13:00 VORMITTAG

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Wes

Mir wurden einige Bilder von sehr hoher Qualität gezeigt, die mit einem Zeiss-Fotomikroskop aufgenommen wurden. Der Autor erklärte mir, dass er eine Digitalkamera an das Mikroskop gekoppelt hatte, ohne ein Okular zu verwenden. Ich konnte wirklich nicht verstehen, wie das funktionieren sollte, und bat ihn, mir seinen Aufbau zu zeigen (siehe Bild unten).

Kann mir jemand erklären, wie diese Verbindung funktioniert? Ich hatte immer den Eindruck, dass man für die 160-mm-Systeme ein Okular braucht, um einige Korrekturen vorzunehmen und das Bild auf den Sensor zu projizieren. Ist in diesem Fotoadapter eine Optik vorhanden?

Beste Grüße
Wes

Jürgen Boschert

Hallo Wes,

ich weiß zwar nicht, wie das "Dein" Autor gelöst hat, aber von Zeiss gab es einen C-Mount-Adapter zu diesem Tubus, der auf Deinem Bild gezeigt ist, mit integrierter Optik, die neben der Bildgrößenanpassung auch die optische Korrektion der Restfehler bewerkstelligte.
Beste Grüße !

JB

Detlef Kramer

Hallo Wes,

Deine Zweifel sind vollkommen berechtigt. Die 160 mm - Optik benötigt kompensierende Okulare, um vor allem die chromatische Vergrößerungsdifferenz zu kompensieren. Außerdem wird die Ebene des Zwischenbildes nach oben verschoben, es muss also umfokussiert werden. Aber, altes Sprichwort: Ein Bild gibts immer. Da der Chip der Kamera vermutlich sehr klein ist, wird nur das Zentrum des Zwischenbilds abegebildet, da fallen die Fehler nicht so ins Gewicht. So verstehe ich das jedenfalls aus meiner Erfahrung.

Beste Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Peter V.

Hallo,

ich habe an einem schwarzen Phomi ebenfalls einen (von mir noch nie genutzten) c-mount-Adapter, der - ich habe gerade nachgeschaut - auf jeden Fall eine Optik enthält; diese dürfte passend kompensierend sein und insofern sollte es nicht verwundern, wenn damit eine völlig "normale" Bildqualität zu erzielen ist.


Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

reblaus

Hallo -

es hängt einfach davon ab, welches Objekt man damit abbilden möchte, bzw. was in dem Foto mit welchem Aufwand gezeigt werden soll. Es ist eine Sache der "Güterabwägung".

           Vor 40 Jahren war ich beruflich glücklicher Nutzer eines Phomi II - sogar mit DIC und Fluoreszenz. Der wunde Punkt war die pannenanfällige Fotokassetteneinrichtung. Wenn die Forschenden/innen/er das Ergebnis von ein paar Fotos möglichst schnell in Händen halten wollten, mussten sie ganze (teure) Kodachromes 25 durchjagen, bzw. bei SW-Filmen war die Nutzung kurzer Stücke aus der Fotokassette nur manuell besonders geschickten Personen möglich - ganz abgesehen von der Notwendigkeit bei Änderung von Beleuchtungsbedingungen (Durch-, Auf-, DIC-, Fluolicht) die Belichtungs(halb)automatik des Mikroskops neu zu eichen.
Dienstkamera war zu dieser Zeit die Olympus OM1/2, mit brauchbarer Automatik. Die meist richtig belichteten SW-Filme konnten von de/r/m Fotolaboranten/inn in der Dunkelkammer notfalls auch stückweise abgeschnippelt und verarbeitet werden - im Gegensatz zur Phomikassette.
Die OM2 saß über Jahre als nichtkompensierendes Dauerprovisorium mittels einer Hülse auf dem Phomi II und lieferte so manche/m/er Doktorant/in/en Fotos auf denen die zentralen relevanten Strukturen genausogut dokumentiert waren wie auf den Produkten der Originalfotoeinrichtung. Das Geld für einen korrekten Fotoaufsatz konnte für wichtigere Forschungszwecke eingesetzt werden.

Jetzt steht bei mir ein Phomi II als Denkmal im Zimmer, das - besonders durch die aufgesetzte, kompensierende Panzerfaust-Optik - bei Besuchern einen großen Eindruck hinterlässt, und es befriedigt mich überaus, dass ich damit tatsächlich Fotos machen könnte, bei denen auch die Ecken frei von Farbeffekten sind und die Schärfeebene im 40 um dicken Handschnitte nur wenige um Wölbung zeigt.

Viele Grüße

Rolf

Wes

Hallo zusammen,

Vielen Dank für Ihre Kommentare und Meinungen. Ich habe mich mit Stephen Durr in Verbindung gesetzt (der mir auch die Erlaubnis gegeben hat, seine Mikrofotografien zu veröffentlichen), und er hat mir bestätigt, dass der Fototubus in der Tat keine Optiken enthält. Er sagte, dass der Fototubus so geliefert wurde, also ohne Optik, was meine anfängliche Verwirrung nur noch vergrößerte. Und nur ein Beispiel für seine Arbeit: Die folgende Mikrofotografie wurde mit einem 25x/0,65 Planapo aufgenommen (das Objekt ist eine Lilium-Anthere, die Zellen in verschiedenen Stadien der Meiose zeigt).

Beste Grüße
Wes

Bob

Hallo Wes,
da hat Stephen Durr ja ein wunderbares Präparat hergestellt und fotografiert - interessant und schön!
Zur Beurteilung einer Kameraadaption eignet es sich aber nicht so gut, weil es schon sehr unscharf sein müsste, um in der kleinen Größe deutlich als unscharf zu erkennen zu sein. Auch fehlen dem Präparat harte monochrome Kontrastkanten, an denen Schwächen schnell sichtbar werden.
Frag ihn doch mal, ob er Lust hat, ein Objektmikrometer (mit Deckglas) zu fotografieren und Dir in voller Auflösung zu schicken. Interessant zu wissen wäre auch, ob er umfokussieren muss, und was an Glas zwischen Tubus und Chip ist.

Viele Grüße,

Bob

Rene

Hi Wes, it's always difficult to explain this. Christian has a good tool to show this issue https://www.mikroskopie.de/?page_id=2346. Assuming a tiny sensor in this camera of 1/2.5", you'll see only a small part of the field of view through the eyepieces. 
Chromatic abberation in the center of this field is minimal, and the image indeed is fine! But if you want to capture larger part of the FOV (with reducing optics, or a way larger sensor) you will find it worsening towards the edge.

HTH, René

Bob

Hi Rene,
I'm not sure that your explanation is right: With the small sensor I capture only a small center area of the image. When I view the whole image the CVD is small in this central area. But when I take only this small area and enlarge it to the size of a full image, the small CVD at the edges is enlared too. This will counter act the effect of the restriction to the quite good central area. I can't tell to which degree this takes place though.

Bob

A. Büschlen

Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.

reblaus

Hallo Bob -

CVD und Bildfeldwölbung nehmen von der Bildmitte zum Rand nicht linear zu!

In den 50er-Jahren waren die Fotoaufsätze der damaligen schwarzen Zeiss(Winkel)-Mikroskope sehr oft ohne Kompensationsoptik obwohl bereits Objektive verwendet wurden, für die das nötig gewesen wäre. So hat z.B. der spätere Grundkörper GK I (der mit dem Prisma für das Seitenokular) einen 125 mm Achromaten eingebaut um einen Fotoadapter mit Kompensationsokular draufsetzen zu können. Der Vorgänger an meinem Zeiss/Winkel hat noch keine Linse - hier wird noch direkt projiziert, bestenfalls mit einer Linse um auch größere Fotoplatten noch einigermaßen ausnützen zu können.
Im übrigen haben bei Zeiss auch die kompensierenden Fotoadaptionen noch lange großzügig Teile des Bildrands verschenkt, damit auch die Fotos mit alten Objektive mit 18mm Bildfeld in den Ecken noch gut aussahen.

Viele Grüße

Rolf

Rene

Proof is in the pudding Bob ;-)
Allerdings, by now I don't believe the shown image has been made this way: it needs at least an 1" sensor to capture this image with the whole FOV of a 25x objective.
My assumption of a smaller sensor was also based on the similarity of he camera on the image to those cheap cmount camera's on ebay from eg Hayear.

Still details missing, Wes.

Best wishes, René