Rotalgen 3 – Batrachospermum, die Froschlaichalge

Begonnen von Bernd, Mai 27, 2022, 19:52:30 NACHMITTAGS

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Bernd

Liebes Forum,

erheblich verspätet möchte ich noch die dritte Rotalgengattung, Batrachospermum, vorstellen. Diese Algen habe ich in hier im Taunus in verschiedenen kleinen, oberhalb der landwirtschaftlich genutzten Bereiche gelegenen, mäßig schnell fließenden Bächen gefunden. Auf den Fundortfotos sind die Batrachospermum-Kolonien als auf dem steinigen Untergrund festsitzende, braungrüne, verzweigte Pflänzchen zu erkennen. Wenn man sie anfasst, fühlen sie sich schleimig an und sind schwer zu greifen.









Unter dem Stereomikroskop ist der komplexe Aufbau dieser Pflänzchen gut zu erkennen. Sie bestehen aus verzweigten zentralen Fadenzellen, an denen in regelmäßigen Abständen wirtelartig Büschel von verzweigten Seitenästen (Kurztriebe) sitzen. Die Fäden sind in eine gemeinsame Gallerte eingebettet und deshalb schleimig.





Bei den (kleinen) dunklen Kugeln in den Kurztrieben handelt es sich um Karposporophyten (dazu weiter unten mehr).

Zerschneidet man die zentralen Fadenzellen, kann man die einzelnen Wirtel mit den Karposporophyten in Aufsicht unter dem Mikroskop betrachten.



Bei stärkerer Vergrößerung erkennt man den Aufbau der einzelnen Kurztriebe.



An den Spitzen der Kurztriebe werden männlichen Geschlechtszellen, Antheridien (Spermatien; Pfeil), gebildet.



Wenn diese reif sind, lösen sie sich von den Kurztrieben ab. Da sie unbegeißelt und unbeweglich sind, können sie nur passiv von der Wasserströmung verfrachtet werden.

Ebenfalls an den Spitzen von Kurztrieben sitzen die weiblichen Geschlechtszellen (Oogonien; Pfeil). Die vegetativen Zellen und die weibliche Geschlechtszelle bilden zusammen den weiblichen Gametophyten.



Der eigentliche Eikern liegt in der verdickten, rundlichen Basis dieser Zelle, während die Spitze in einen langen Fortsatz ausgezogen ist, der Trichogyne (T) genannt wird und der Anheftung des männlichen Spermatiums (S) dient.



Nach der Befruchtung bleibt die Zygote mit dem weiblichen Gametophyten fest verbunden und entwickelt sich zum Karposporophyten weiter. Eine ausführlichere Beschreibung der Fortpflanzung und des komplizierten Generationswechsels findet sich zum Beispiel bei Kremer, B. P. (1982) Mikrokosmos 71, 268-275.

(Die Fotos in diesem Beitrag stammen von verschiedenen Pflanzen, von denen ich annehme, dass immer um Batrachospermum gelatinosum gehandelt hat)

Viele Grüße
Bernd

deBult

Interesting read, thank you for sharing.

Will be on the lookout for these red beauties,

Best, Maarten
Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
The correct number of scopes to own is N+1 (Where N is the number currently owned).

Bernd

Hi Maarten,

I collected my samples end of March, beginning of April. Yesterday, I revisted three of the sites. At two sites Batrachospermum was gone, at one site only one small colonie was still there. These algae really seem to be early spring lovers.

Greetings
Bernd

Ole Riemann

Hallo Bernd,

besten Dank für diesen schönen Bericht über Batrachospermum. Die Fundortbilder finde ich sehr gelungen, die Darstellung der mikroskopischen Details sowieso.

Bei diversen Aufenthalten am Meer habe ich mich immer wieder auch mit Rotalgen befasst und dabei Aspekte des komplizierten Generationswechsels der Rotalgen untersucht. Du zeigst so schön die kugeligen Spermatien an den Spitzen der Kurztriebe und auch das Oogonium mit Trichogyne, das habe ich bei marinen Rotalgen selten so gut hinbekommen. Eine Frage habe ich dazu: Werden die Spermatien frei an den Fadenspitzen abgeschnürt bzw. differenzieren sich aus den endständigen Zellen? So deute ich Dein Bild. Oder bilden sich die Spermatien in Antheridien, also von Hüllstrukturen des männlichen Gametophyten umgeben?

Ein solcher Modus der Spermatienbildung tritt bei der marinen Rotalge Polysiphonia auf. Ich zeige hier zwei Fotos, die ich vergangenen Sommer von Ostseematerial aus Hohwacht gemacht habe. Die winzigen Spermatien werden in keulenförmigen Antheridien zu Dutzenden gebildet und daraus ins freie Wasser abgegeben:





Schöne Grüße

Ole

Bernd

#4
Hallo Ole,

die Spermatien werden an den Fadenspitzen abgeschnürt.



Viele Grüße
Bernd

plaenerdd

Hallo,
es ist doch zum Heulen: ich nur schwarze Blöcke und keine Rotalgen und bei meinem letzten Beitrag waren die Bilder ganz weg.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

liftboy

#6
Tja Bernd,

tilt!

und weg sind die Bilder, wer auch immer sie gefressen hat; die waren sehr schön!

Grüße
Wolfgang

Edit
gerade getestet: kopier mal die Linkadresse und öffne sie im Browser; viel zu groß für die Forumssoftware, also bei der Übernahme gekillt (wäre schön, wenn das bei anderen Übernahmen auch so wäre :-} )
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Bernd

Hallo,

ich habe die Links neu eingefügt. Bei mir sind die Bilder jetzt wieder sichtbar.

Viele Grüße
Bernd


Ole Riemann

Hallo Bernd,

danke für die Erklärung - und jetzt sehe ich auch, dass an ein und derselben Pflanze Spermatien und Oogonien mit Trichogyne auftreten. Sehr interessant!

Freue mich auf weitere Vorstellungen von Algen.

Schöne Grüße

Ole