Preis für antike Präparate

Begonnen von Michael K., Juni 05, 2022, 11:18:29 VORMITTAG

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olaf.med

Lieber Alfons,

ZitatDass in vielen neueren Präparaten (von Kosmos etc. vertrieben) leider sehr unschöne Kristalle wachsen, kann ich nur bestätigen.

Schönheit liegt ja auch im Auge des Betrachters  ;D ;D ;D.

Dies ist z.B. ein Legepräparat von Diatomeen, das ich besonders schätze - aber nicht nur wegen der Diatomeen!



Bei fast gekreuzten Polarisatoren sieht man auch den Grund besser:



Diese spindelförmigen Kristalle sind schön und interessant, manche erinnern sogar an Starwars:



Andere sind wunderschön verzwillingt; hier ein Zwillingsstock und daneben ein Einkristall:



Dieses Motiv ist im linear polarisierten Licht besonders interessant. Liegen die Kristalle mit ihrer Längserstreckung parallel zur Schwingungsrichtung des Polarisators (also horizontal), verschwinden sie fast völlig, ihr Brechungsindex entspricht also in dieser Richtung fast exakt dem der Immersion. In allen anderen Orientierungen sind sie gut zu sehen, ihr Brechungsindex ist dann deutlich höher:



Mit Erfahrung und Geduld findet man sogar perfekt orientierte Interferenzbilder trotz der geringen Größe der Kristalle:



Fazit: des einen Freud', des andren Leid!

Herzliche Grüße,

Olaf

Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

peter-h

Liebe Freunde alter Präparate,

vor Jahren konnte ich durch Zufall ein Möller-Präparat zu einem noch bezahlbaren Preis ersteigern. Alter unbekannt, aber sicher um die 100 Jahre. Der Zustand ist durchaus noch ordentlich. Leider ist das Deckglas dicker als üblich und so habe ich mit Öl-Objektiven Probleme. Mit meinem Olympus SPlanApo 100/1,4 schaffe ich es nicht. Ich suche noch ein 100er mit Arbeitsabstand >0,2mm.

Schönen Pfingstmontag.
Peter

Aljoscha

Zitat von: peter-h in Juni 06, 2022, 11:25:15 VORMITTAG
Ich suche noch ein 100er mit Arbeitsabstand >0,2mm.


Hallo Peter,

Die Leitz NPL- und PL-100er für Tubuslänge 170 mm hatten Arbeitsabstände von 0,24 - 0,26 mm. Ob die sich mit einem Olympus-Mikroskop vertragen, kann ich aber nicht sagen.

Viele Grüße

Alexander

Michael K.

Hallo zusammen,


Peter:
Zitathier ein Bild des besagten Watson-Präparates. Es ist ja erst schlappe 119 Jahre alt  ;)

So etwas ist ein wahrer Schatz und ich denke eher unverkäuflich. Ist aber sicher eine Preisfrage.

LG
Michael




CMB

Zitat von: Alfons Renz in Juni 05, 2022, 19:35:49 NACHMITTAGS
....

die von Watson & Son vertriebenen Diatomeen-Legepräparate anscheinend nicht selbst gefertigt, sondern von Möller u.a. zugekauft wurden.
Es wäre interessant, dieses 'Watson-Präparat' mit den bekannten Präparaten von Johannes Möller in Hamburg/Wedel zu vergleichen.

Moin in die Runde,

in der Tat  hat Möller auch Präparate an andere verkauft, die sie dann ,,umgelabelt" haben. Das war allerdings erst häufiger üblich nach 1900 , wo Möller und seine Brüder pp. das Legen mehr und mehr persönlich aufgaben  und Mitarbeiter damit beschäftigten.

Rein stilistisch gesehen, zT kann man das aber auch entlang des Laborjournals nachvollziehen, kann man die von Möllers eigener Hand und die von ,,angelernten" sehr wohl unterscheiden.

Ich halte das gezeigte Präparat schon aus stilistischen Gründen jedenfalls keines von J.D.Möller, von der Fa. vielleicht. Es wäre trotzdem ungewöhnlich, denn Möller legte großen Wert darauf, den Vertrieb/Kenntnis der Technik nur an ausgewählte weiterzugeben, da ist mir jedenfalls eine direkte Zusammenarbeit mit Watson nicht bekannt, ausschließen kann man das aber natürlich nicht.

Wer mal ein originales Möllerpräparat ( Foto aus analogen Zeiten! ) vergleichen will:

https://instagram.com/p/CcImvRKsGAV/


Grüße in die Runde
CMB

Alfons Renz

Herzlichen Dank, lieber Matthias,

für die Erläuterungen zu den 'Original'- J.D. Möller Präparaten: Ich hatte ja gehofft, dass Du dich dazu äusserst!

Die zeitliche Datierung (1903) und das eher lässige Arrangement der Diatomeen lassen auf eine Serienproduktion (kostengünstiger) Salonpräparate schließen, die sich, wie Du meinst, durch die Vergrößerung der Firma Möller und Einarbeitung neuer Mitarbeiter zwanglos erklären liesse.

Nur ein näherer Vergleich der signierten Präparate der Firma Möller und der von Watson vertriebenen Präpatrate könnte helfen, mehr Klarheit zu verschaffen.

Deshalb hier zwei Bilder eines von W. Watson & sons, 313 High Holborn, LONDON, gelabelten Diatomeen-Arrangements, das ich vor vielen Jahren, noch als Student, in der Portobello-Road erstanden hatte. Sehr günstig übrigens, nachdem ich auf das zerbrochene Deckglas hingewiesen hatte.

Vielleicht gibt es noch weitere Bilder von Watson und Möller-Präparaten, die man hier zum Vergleich zeigen könnte?

=> Umringung, Färbung des Einbettungsmediums, Arrangement der Diatomeen??

Auch Degenerationserscheinungen der Präparate, wie Olaf sie sehr schön gezeigt hat, wären interessant:

=> Bei welchen Herstellern traten diese Kristallisationsformen wann auf?

Wichtig im Zusammenhang mit der Aufbewahrung solcher Präparate ist auch, ob die Objekte (Radiolarien, Diatomeen, Foraminiferen oder Schwammnadeln etc.) auf dem Objektträger oder Deckglas fixiert wurden. Entsprechend sollte man sie auf der richtige Seite liegend (immer unten!) und nicht stehend lagern.

Ein schönes Pfingst-Wochenende noch,

Alfons

CMB

#21
Hallo Alfons,

vielleicht noch folgende Erläuterungen:

Möller und seine Brüder waren um 1900 rund 60 Jahre und älter und hatten  sich nachweislich mehr und mehr aus dem Tagesgeschäft herausgezogen.

1902 hatten sich bei dem größten Möllerpräparat, dem Universum, einzelne Diatomeen im Einschlussmittel ( Monobromnaphthalin und Canadabalsam) gelöst. Das Präparat war da bei van Heurck in Belgien, der mit Möller befreundet war und ihn um eine Reparatur bat.

Das hat dieser unter Hinweis darauf, dass er das nicht (mehr) könne bedauernd zurückgewiesen. Van Heurck hat den Einschluss  dann selbst erneuert, was man am Präparat auch sehen kann, ohne die Disloziierten zu korrigieren, zT sind diese auch beim Austausch des Einschlussmittels (mit) entfernt worden. Ein Vergleich der Mikrofotos von 1890 mit dem aktuellen Zustand   zeigt die Verluste .

Die Präparate der Fa. J.D.Möller aus der Zeit von 1885-1900 zeigen nach meinen Erfahrungen normalerweise keine Kristallisationen, ältere oder jüngere aber gelegentlich schon.  Ob das repräsentativ ist, kann fraglich sein, denn auskristallisierte Präparate wurden halt von den jeweiligen Eigentümern typischerweise entsorgt. Ein einziges mir bekanntes Präparat aus dieser Zeit zeigt eine Luftblase am Rand. Ursache dafür dürfte der nicht ganz korrekt gezogene Deckglasring  sein, wie man bei einer Inspektion des Rings von der Unterseite aus erkennen kann. Alle anderen Präparate aus diesem Zeitraum weisen dieses Defizit nicht auf. Wie der Ring dauerhaft haltbar gezogen wurde, ist auf meinem Instagramaccount fotografisch dokumentiert.

Ich selbst verwende Einschlussmittel für wertvolle Präparate -eigene und fremde Präparate bei der Restaurierung - erst dann, wenn sie bei im Regelfall eigener Herstellung in der Flasche etwa 10 Jahre oder länger ohne wesentliche Veränderung überstanden haben. Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Ein Kollege hat beobachtet, dass sich die häufigen Braunfärbungen des Einschlussmittels in den Flaschen auf der Zeitachse verringern, wenn das Schutzgas Argon einen Kontakt des Mittels mit dem Sauerstoff in der Flasche verhindert. Da hilft es aber nach eigenen Beobachtungen auch schon, wenn man die sauerstofdichten Aufbewahrungsflaschen randvoll auffüllt, und so die Menge des auf das Einschlussmittel einwirkenden Sauerstoffs gegen O verringert. Ob die zusätzliche Versiegelung der Verschlüsse mit Wachs eine notwendige Maßnahme ist, lasse ich mal dahingestellt. Bei Demjenigen, bei dem ich in den 60er Jahren mikroskopieren und präparieren gelernt habe, war das jedenfalls Routine. Insgesamt verringert man durch ein solches, bedächtiges Vorgehen das Risiko, wohlfeilen neueren Einschlussmitteln auf den Leim zu gehen. Im übrigen zeigen die bekannten Langzeiterfahrung,  welche Einschlussmittel langfristig stabil sind, und welche eben nicht. Die meisten langzeitstabilen Mittel sind in der Handhabung halt ein bisschen sperrig, brauchen Erfahrung oder den angemessenen Umgang mit gesundheitlichen Risiken mit den verwendeten Substanzen,-  aber als solche bekannt sind sie . Die Hoffnung, dass es unter den neueren und neuesten Einschlussmitteln für Diatomeen mit hohem Brechungsindex solche gibt, die alle Eigenschaften sicher  und komfortabel vereinen, sehe ich ein wenig skeptisch.

Gelegte Präparate der  Fa.Möller wurden noch bis in die 50 er Jahre hergestellt, bevor diese Sparte dann verkauft wurde. Eine Nachforschung bei Beteiligten  aus dieser Zeit ergab jedenfalls keine Hinweise auf eine besonders ausgeprägte Legetechnik.

Der Niedergang der Legetechnik ergibt sich auch aus einem Dokument der britischen Besatzungsmacht nach dem 2. Weltkrieg. Um wieder produzieren zu dürfen, musste die Fa.Möller als vorheriger Rüstungsbetrieb alle Firmengeheimnisse einer Kommission offenbaren, die darüber ein hoch detailliertes Protokoll anfertigte. Diese Protokolle kenne ich. Für die Beschreibung der Legetechnik holte man den Leiter der Legeabteilung Abteilung aus der Vorkriegszeit aus seiner Pension, der im übrigen noch zu Lebzeiten Möllers  in der Fa. angefangen  hatte.Vergleicht man die Beschreibung der Legetechnik mit der um 1880 von Möllers eigener Hand wird deutlich, wieviel Detailwissen und Raffinesse da verloren gegangen war. Das Dokument enthält auch einen Hinweis auf die Anzahl und Qualifikation der am Legeprozess Beteiligten..

Es gibt ein Papier von diversen Museen, die das Wissen im Einschlussmittel und ihre Alterungserscheinungen detailliert zusammenfasst. Wenn gewünscht, suche ich das Papier mal zur allgemeinen Info heraus.

Grüße in die Runde
CMB

Text überarbeitet und ergänzt

deBult

Zitat von: CMB in Juni 06, 2022, 19:44:46 NACHMITTAGS
Es gibt ein Papier von diversen Museen, die das Wissen im Einschlussmittel und ihre Alterungserscheinungen detailliert zusammenfasst. Dass suche ich mal zur allgemeinen Info heraus, wenn das gewünscht ist.

YES please!
Best Maarten
Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
The correct number of scopes to own is N+1 (Where N is the number currently owned).

CMB

Zitat von: deBult in Juni 06, 2022, 19:56:44 NACHMITTAGS
Zitat von: CMB in Juni 06, 2022, 19:44:46 NACHMITTAGS
Es gibt ein Papier von diversen Museen, die das Wissen im Einschlussmittel und ihre Alterungserscheinungen detailliert zusammenfasst. Dass suche ich mal zur allgemeinen Info heraus, wenn das gewünscht ist.

YES please!
Best Maarten

...hier der Link zu dem Papier:

https://doi.org/10.11646/zootaxa.4322.1

Grüße sendet
CMB

deBult

Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
The correct number of scopes to own is N+1 (Where N is the number currently owned).