Leitz Universalmikroskop von 1937 - nutzbar für Anfänger

Begonnen von Elis, Juni 24, 2022, 10:26:53 VORMITTAG

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Elis

Liebes Forum,

Ich bin komplett neu hier, und auch komplett neu zur Welt der Mikroskope! Mein Vater hat ein wohl noch funktionierendes, aber leicht verdrecktes (auch dadurch, dass er wohl vor allem mit Immersion gearbeitet hatte) und an den Scharnieren etwas schwerfälliges Leitz Universalmikroskop von 1937.

Ich hätte Lust, es mal etwas zu reinigen und mein Glück damit zu probieren.
Nun die Frage:
- Gibt es bei so einem alten Mikroskop Spezielles zu beachten bei der Reinigung, was über die üblichen Tipps, die man im Internet so findet, hinhausgeht?
- Ist so ein Mikroskop für die Anfängerin überhaupt zu empfehlen?
- Was gibt es Spezielles bei so einem alten Mikroskop zu beachten, wo man evt besonders vorsichtig sein muss und woran man vielleicht nicht denken würde, wenn man sich die üblichen Anfängertutorials anschaut?

Vielen Dank!!!
Schöne Grüße, Elis

Elis

#1
Hier noch zwei weitere Fotos...

Eine dritte Frage: Gäbe es Gründe, sich irgendwann ein neueres gebrauchtes Mikroskop der Marke Leitz oder Zeiss oder so zu kaufen, oder deckt dieses Mikroskop alles ab, was die Anfängerin gerne so abdecken möchte?

Silber_und_Licht

#2
Moin Elis!

Es gibt ganz sicher Leute im Forum die sich mit diesem Mikroskop besser auskennen als ich, aber ganz grundsätzlich kann ich Dir sagen, dass Du als Putzhilfsmittel neben sauberen und oft(!) zu wechselnden Putztüchern und Wattestäbchen gut mit destilliertem Wasser mit einem Spritzer Spüli zurechtkommen wirst. Für die Öl und Fettreste und sonstigen Schmtz hilft meist Wundbenzin. Bitte nie mit Alkohol/Spiritus an so ein altes Mikroskop gehen. Lacke, Kitte und Dichtungen könnten das übelnehmen. Auch Putz- und Poliermittel möglichst vermeiden. Alle Hilfsmittel immer umsichtig, in nur geringen Mengen anwenden. Läppchen und Wattestäbchen immer nur feucht anwenden. Nie so nass machen, so dass es tropft. Gängkeit nicht versuchen mit kräftigen Bewegungen der Triebe wieder herzustellen und auch Öl ist in aller Regel kein gutes Hilfsmittel, weil die wenigen Fettreste die noch in den Gleitelementen und Zahntrieben für eine Restgängigkeit sorgen, herausgewaschen werden und das ist dann schlechter als vorher. Sinnvoll wäre es nach so langer Zeit, das Mikroskop sachgerecht zu zerlegen, komplett zu reinigen und die Bewegungselemente mit neuen Schmierstoffen zu versehen. Dabei wird man Dir hier sicher gerne behilflich sein.

Das Mikroskop ist trotz seines Alters eine exzellente Grundlage um die Mikroskopie einzusteigen und lässt sich über kompatible Gebrauchtteile recht ordentlich ausbauen wenn Du das dann irgendwann möchtest. Auch dazu gibt es hier Hilfestellungen und Rat. Du solltest Dich vielleicht ganz kurz vorstellen. Das wird hier gerne gesehen und wenn Du einen Großraum angibst, wo Du zu Hause bist, dann besteht vielleicht sogar die Möglichkeit, eine der kleinen Gruppen von Mikroskopie-Interessierten bei ihren Treffen zu besuchen.

Viel Erfolg und Freude mit dem schönen Stück!

Wolfgang
"Du" fänd' ich ganz in Ordnung.

das Schönste: ZEISS Lumipan
das Liebste: LEITZ Panphot II, Ortholux
das Beste: ZEISS Axiomat

eine etwas umständliche Vorstellung: www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28652.0

ortholux

#3
Hallo Ellis,

kurz etwas ,,Leitz - Klugscheißerei": Dein Mikroskop ist ein ,,Stativ B". Das Leitz'sche Universalmikroskop ist größer: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=17211.0

Zu Deinen Fragen: natürlich kann ein Anfänger mit solch einem Mikroskop arbeiten. Es führt zur selben Frustration und zu den selben Erfolgserlebnissen wie ein modernes. Der Vorteil ist, daß alle Elemente direkt zu bedienen sind und auch sofort sichtbar ist, was passiert, wenn man an diesem oder jenem Knopf dreht. Ein modernes Anfängermikroskop hat eine eingebaute Beleuchtung, die soweit gut funktioniert, aber Du erfährst nichts über die Funktionsweise der mikroskopischen Beleuchtung.

Da alles offen liegt kann man auch schön mit verschiedenen Beleuchtungsarten experimentieren.

Die Objektiv- und Okular-Aufnahmen sind genormt, so dass Du auch mal modernere Objektive einschrauben kannst.

Zur Reinigung: nicht zimperlich sein, wie es oftmals beschrieben wird. Du schraubst erstmal alle Objektive raus, ziehst Okulare und Kondensor ab. Dnach kannst Du getrost mit einem Spülschwamm und Spülmittel zu Werke gehen. Natürlich nicht scheuern und nicht tauchen, da sonst Wasser in die Triebe läuft. Aber selbst das stellt in der Regel kein Problem dar.

Ich werde jetzt natürlich wieder gesteinigt, denn manche Kollegen halten solche eine rustikale Vorgehensweise für barbarisch.

Danach gut abtrocknen und auf die Heizung (oder in die Sonne) stellen.

Inzwischen kannst Du die Okulare putzen. Zunächst die Außenflächen der Linsen. Das geht am besten mit einem oft gewaschenen T-Shirt (natürlich solltest Du das nicht vorher am Sandstrand angehabt haben). Vorher anhauchen, danach vorsichtig putzen. Sollte innen Staub sein, kannst Du die Linsen abschrauben und die Innenseite gleichermaßen putzen.

Das darfst Du allerdings niemals mit den Objektiven machen. Frontlinse ja, aber auseinanderschrauben ist hier tabu.

Wenn Du das Stativ etwas polieren möchtest, dann geht das gut mit schwarzer Scuhcreme und einem weichen Lappen. Auch Olivenöl funktioniert.

Nach dem Trochnen alles wieder zusammenschrauben. Fertig.

Viel Spaß damit. Das ,,B" ist ein schönes Mikroskop.

Wolfgang


Fahrenheit

#4
Hallo Elis,

Willkomemn im Forum!

Dein Leitz ist ein sehr schönes Gerät, das nicht nur für den Anfang gut geeignet ist! Wenn Du später einmal ein größeres oder passenderes Gerät für Deine mikroskopischen Abenteuer brauchst, hast Du immer noch ein Reisemikroskop z.B. für Mikroskopikertreffen.

Wolfgang (Ortholux) ist ein ausgewiesener Fachmann für alles, auf dem Leitz steht und durch das man hindurchsehen kann ;)
Wenn Du Fragen hast, oder nicht weiter weisst, wird er sicher gerne helfen.

Zur Aufarbeitung haben meine Vorgänger eigentlich schon alles gesagt, auch wenn ein gepflegtes Gerät (so sieht Deines für mich aus) sicher keine ganz brachiale Reinigung braucht.

Vielleicht noch mal das wichtigste zusammen gefasst:
- Entferne groben Staub und oberflächlichen Schmutz wie z.B. Immersionsölreste wie oben beschrieben. Wenn es hartnäckige Verschmutzungen gibt:
  frag hier nach, wie denen am besten zu Leibe zu rücken ist. Manches dokumentiert auch einfach das Alter des Geräets und darf bleiben, wenn es die Funktion nicht stört.
- Prüfe, ob alle Triebe und Blenden leichtgängig (nicht zu leicht!) laufen. Wende dort niemals Gewalt an, lieber hier fragen, was die beste Vorgehensweise ist
- Prüfe und reinige alle optischen Bauteile zunächst von aussen, ohne sie zu zerlegen und schaue, ob es ggf. noch Schmutz / Staub im inneren gibt.
  Auch mit den Hinterlinsen der Objektive sei vorsichtig und verwende dort möglichst keine Flüssigkeiten irgendwelcher Art: gerne sickern auch kleinste Mengen ins Innere
  des Objektivs und sind dort nur schwer bis garnicht zu entfernen.
  Ggf. lohnt sich eine Reinigung nicht, da es Ersatz meist schon für kleiens Geld im Netz oder bei Wolfgang gibt.
  Beim Reinigen von größeren Linsenflächen immer in kreisenden Bewegungen von innen nach aussen arbeiten

Viel Spaß bei der Wiederinbetriebnahme Deines schönen Gerätes und beim Mikroskopieren damit.

Herzliche Grüße
Jörg

p.s.
Im Fuß siehst Du, dass ich auch noch zwei nicht ganz so alte Leitz Mikroskope benutze: das SM geht mit zu Trefffen und das kleinere HM auf Exkursionen im Freien oder auch mal mit in den Ferienhausurlaub.
Auf meinem Arbeitstisch steht ein Leica LS aus den 70er Jahren, es ist schlicht zu groß, um damit zu reisen :)
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

jochen53

Hallo Elis,

ein schönes Gerät, noch aus der Friedensfertigung. Mit diesem Ölimmersionsobjektiv zu arbeiten, ist heute etwas gewöhnungsbedürftig und bedarf sehr viel Fingerspitzengefühl und Sorgfalt, weil es nicht gefedert ist und der Abstand zum Deckglas nur viel weniger als 1 mm ist. Für den Anfang ist es auch eher nicht so interessant. Was ihm fehlt, wäre ein niedrig vergrößerndes Übersichtsobjektiv, z.B. das "1h", ein 3,5:1; n.A. 0,10; 170/-. Und Du brauchst eine separate Leuchte, war da keine dabei? Sonst mußt Du den hellen Himmel nehmen und nur tagsüber mikroskopieren. So ein Objektiv hätte ich übrig, Du kannst mir gerne eine Mitteilung senden.

Viel Spaß damit, Jochen

Wutsdorff Peter

Grüß´ Dich Elis,
hier noch ein  Hinweis bei der Reinigung:
Besorge Dir in der Apotheke Augenwatte. Ein sehr gutes Reinigungsmittel ist
optical wonder.
Eine kleine Menge Watte mit einem Gummihandschuh entnehmen und um einen  Zahnstocher mit den Gummifingern wickeln. Ein kleiner Tropfen Optical Wonder auf die Watte und damit die Linsenflächen reinigen. Mit trockener Watte Nachreiben
Gruß vom Inschenör Peter

Tilman

Hallo,
ich habe ein gleiches Mikroskop nur 2 Jahre jünger. Es ist ein schönes Teil, das auch ausbaufähig ist. Gratuliere zum Besitz. Eines muss aber bemerkt werden . Es ist mit endlich Optik mit 170mm Tubuslänge ausgestattet. Ab 1950 kam vermehrt die unendlich Optik auf, die noch die Tubuslinse braucht, aber auch gewisse Vorteile bietet. Objektive sind daher entweder für die endlich Optik 170mm Tubuslänge oder für die unendlich Optik gebaut. Auf den Objektiven ist daher die Bezeichnung 170 oder unendlich(liegende 8) zu suchen. Ich denke es gibt Experten die mehr dazu sagen und auch den Gebrauchswert einschätzen können. Ich persönlich halte den Gebrauchswert für Hobby-Mikroskopiger voll erfüllt. Bitte widersprecht mir, wenn ich hier Blödsinn erzähle.
Liebe Grüße
Tilman

ortholux

Lieber Tillmann,

da Ellis ohnehin im Äther verpufft ist - aber auch sonst - denke ich, ist es müßig, ihn mit dieser für Anfänger unverständlichen Information zu versorgen.

Zitat von: Tilman in Juni 25, 2022, 12:18:48 NACHMITTAGS
Es ist mit endlich Optik mit 170mm Tubuslänge ausgestattet. Ab 1950 kam vermehrt die unendlich Optik auf, die noch die Tubuslinse braucht, aber auch gewisse Vorteile bietet. Objektive sind daher entweder für die endlich Optik 170mm Tubuslänge oder für die unendlich Optik gebaut.
Oder (allein Leitz) für 160 mm oder für 185 mm oder für 215 mm oder für 400 mm......

Sollte er doch nicht verpufft sein, wird er sich hoffentlich hier im Forum über passende Objektive informieren.

Aber in einem hast Du natürlich völlig recht: "Ich persönlich halte den Gebrauchswert für Hobby-Mikroskopiger voll erfüllt." Ich auch.

Wolfgang

Tilman

Lieber Wolfgang,
für mich war diese Information endlich oder unendlich zu Beginn meiner mikroskopischen Versuche nicht bekannt. Ich hatte mir ein modernes Objektiv geliehen und auf meinem Teil eingeschraubt und nichts gesehen. Ich dachte schon, ich hätte da was kaputtgemacht und das geliehene Teil mit ganz schlechtem Gewissen wieder zurückgebracht.
Liebe Grüße
Tilman

ortholux

So gesehen, hast du natürlich recht, wobei trotzdem glaube, daß jemand, der eben ein Mikroskop "gefunden" hat, mit all den Begriffen nicht ganz so viel anfangen kann. Aber wie gesagt....ob's ihn noch gibt....

Wolfgang

jochen53

Es handelt sich sehr wahrscheinlich um eine (verschollene) Dame, sie schrieb von "Anfängerin".
Jochen