Anfänger - Kondensor erzeugt "Körnigen" Hintergrund

Begonnen von HGrav, Juli 31, 2022, 18:31:49 NACHMITTAGS

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HGrav

Da dies mein erster Beitrag hier im Forum ist, zuersteinmal ein freundliches Hallo!

Ich habe mir aus neugier ein Mikroskop zugelegt und mache aktuell meine ersten Schritte. Dazu habe ich mir einige Beiträge zum Einstellen des Kondensors angesehen. Das ist auch soweit alles ganz easy, aber: bei meinem Mikroskop führt das nicht zu einem homogenen Hintergrund sondern zu einem körnigen "Sand" (siehe Foto). Mache ich doch etwas Falsch?

Das Mikroskop ist ein micros Austria MCX100 von 2011 mit Halogenlampe und NA1.25 Kondensor. Das sollte eigentlich ganz ok sein. Es handelt sich um einen Gebrauchtkauf nach "Laborauflösung". Der Verkäufer konnte aber nicht viel dazu sagen.
Ich habe das Bild ohne Objektträger gemacht, mit 4x Plan ∞, der Effekt ist aber auch mit Objektträger und anderen Objektiven der selbe.

Vielleicht kennt ja jemand das Problem und hat einen Ratschlag. Ich drehe aktuell den Kondensor einfach etwas aus dem Fokus, aber das ist ja warscheinlich nicht Sinn der Sache.

LG Henning
Micros MCX100
∞ Plan 4x, Plan 10x, Plan 40x
Abbe NA1.25

Jürgen Boschert

Hallo Henning,

das sieht aus, als ob die Mattscheibe scharf abgebildet ist, die oftmals verbaut ist. Einfach den Kondensor etwas absenken, gerade soweit, dass die Körnung verschwunden ist.
Beste Grüße !

JB

Lupus

Hallo Henning,

Voraussetzung ist aber zunächst, dass das Objektiv auf ein Objekt auf dem Objektträger scharfgestellt ist. Das Mikroskop sollte wegen der Köhler-Beleuchtung eine Feldblende besitzen, deren Rand muss im Okular halbwegs scharf sichtbar sein wenn die Blende geschlossen wird.

Hubert

HGrav

#3
Ok, dann war ich ja schon auf dem richtigen Dampfer! Das kann wirklich gut sein, wenn ich in die Leuchte (also das Ding mit der Leuchtfeldblende) hineinschaue, ist da etwas wie Milchglas. Danke Jürgen!

@ Hubert:
Das ist der Fall; wenn ich einen Objektträger auflege verändert sich zwar der Fokus auf das "Milchglas" minimal, es bleibt aber deutlich sichtbar (Siehe Bild mit aus anschauungsgründen "zu weit" geschlossener aber schrafer Feldblende) und erzeugt ab 40x chromatische Abberationen die es Bunt aussehen lassen. Wenn ich den Kondensor dann wieder runter drehe wird das Bild homogen.
Jetzt rein interessenhalber: Wenn ich die Mikrofibel richtig verstehe, dürfte das Milchglas ja garnicht nötig sein, weil die Wendel in der Bildebene unscharf ist. Außerdem: Wozu muss die Leuchtfeldblende überhaupt im Fokus liegen?
ZitatDer Lampenkollektor erzeugt ein helles, unscharfes, völlig diffuses Bild der Lichtquelle in der Leuchtfeldblende. - Mikrofibel S. 67 Nr.1
Wenn ich das richtig verstanden habe, wird dadurch das Bild des Lampenkollektors projeziert. Mein Mikroskop hat aber hinter der Halogenbirne nur eine flache Metallscheibe, also dürfte das bei meinem Modell doch garkeine Rolle spielen oder? Also ersetzt das Milchglas den Lampenkollektor? Was ist der Grund? Ich kann mir nichtmal vorstellen, dass das preiswerter ist, zumal mein Modell neu nicht ganz billig war.
Auch eine "Köhlersche Beleuchtung" ist mit diesem Setup dann garnicht möglich?

Seht es mir nach wenn ich etwas verwirrt bin und hier Sachen durcheinanderschmeiße, aber bis vor ein paar Tagen war mir überhaupt nicht bewusst was für ein Zauber dieses Thema Beleuchtung ist  :o

Micros MCX100
∞ Plan 4x, Plan 10x, Plan 40x
Abbe NA1.25

Peter Reil

Hallo,

zeige doch mal ein Bild von deinem Mikroskop. Ich denke, das wäre für die Antworten hilfreich.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

HGrav

Hallo Peter, mache ich gern:
Micros MCX100 Tri Bj. 2011
∞ Plan 4x, Plan 10x, Plan 40x
WF10x/18 Oculare
Abbe NA1.25
Micros MCX100
∞ Plan 4x, Plan 10x, Plan 40x
Abbe NA1.25

Lupus

Hallo Henning,

man könnte jetzt hier lange diskutieren was eine Köhlerbeleuchtung ist. Im Original bildet der Kollektor die Halogenwendel in die Aperturblende vor (oder im) Kondensor ab. Die Leuchtfeldblende liegt im Idealfall im Abstand seiner Brennweite hinter dem Kollektor (oder etwas näher dran) und ist dadurch automatisch homogen ausgeleuchtet. Eine Mattscheibe hat da nichts zu suchen. Die ist normalerweise näher an der Lampe im Strahlengang oder auf der Kollektorlinsenfläche um die Wendel der Lampe diffus in der Aperturblende erscheinen zu lassen.

Oft wird eine Beleuchtung auch als Köhlerbeleuchtung bezeichnet, wenn gar kein Kollektor vorhanden ist und eine "homogene" Leuchtfläche in der Leuchtfeldblendenebene durch eine nahe gelegene Mattscheibe erzeugt wird. Bei "Köhlerfans" wird bereits die Anwesenheit einer Leuchtfeldblende als Köhlerbeleuchtung bezeichnet.

Wenn da eine Mattscheibe dicht hinter der Leuchtfeldblende liegt dann ist die Konstruktion etwas laienhaft. Aber vielleicht liegt nur eine Mattscheibe des Vorbesitzers in einer Filterhalterung unter dem Kondensor?

Hubert

HGrav

Hallo Hubert,
soweit ich das erkenne, ist die Filterhalterung leer. Das ist, glaube ich, diese Ablage unter dem Kondensor.
Ich habe das Ding mal auseinandergeschraubt, es besteht aus 2 Teilen - einer Linsengruppe mit Mattscheibe und der Blende mit Filterhalter. Um die Mattscheibe zu entfernen müsste ich zumindest die obere Linse herausschrauben, was ich erstmal nicht machen möchte. Von unten ist eine weitere, kleinere Linse montiert, ich glaube aber das geht nur oben auf. Ich kann ja mit dem Mikroskop soweit erstmal "arbeiten". Wenn ich irgendwann mal mehr von der Materie verstehe und den Umbau auf LED angehe mache ich das vielleicht. Für mich war jetzt erstmal interesannt zu hören was mit dem Mikroskop so geht, oder eben nicht geht. Ich habe mich schon die letzten Tage gewundert was dieses körnige Bild soll, also hat die Erkenntnis, dass ich das garnicht so genau fokussieren muss mir schon sehr geholfen. Wichtiger scheint mir doch die halbwegs fokussierte Leuchtfeldblende auf die richtige Größe einzustellen.

Falls trotzdem jemand weiß was sich der Hersteller dabei gedacht haben könnte, würde mich das schon interessieren. Vielleicht ist es ja einfach als comfort-feature gemeint und soll im Laboralltag das genaue Fokussieren des Kondensers überflüssig machen oder so.  ::)

Wie ist das denn bei LED-Beleuchtungen gelöst, haben die auch einen Kollektor? Die meisten Leistungsstarken LEDs strahlen ja schon gerichtet ab bzw. haben einen integrierten Kollektor oder eine Linse..

Danke für die Anregungen und den Input soweit!
Micros MCX100
∞ Plan 4x, Plan 10x, Plan 40x
Abbe NA1.25

Peter Reil

Hallo Henning,

ob du am Mikroskop Halogen oder LED hast, macht beim "Köhlern" keinerlei Unterschied.

Wenn das Bild körnig erscheint, ist der Kondensor zu weit unten oder zu weit oben. Das lässt sich durch die Höhenveränderung des Kondensors doch leicht beheben - und fertig.
Es gibt (leider!) Firmen, die "Köhler" an ihre Mikroskope schreiben, es eigentlich aber nicht verdienen. Mit dieser Bezeichnung wird halt geworben. Da macht es sich gut....

Freundliche Grüße
Peter

Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Lupus

Hallo Henning,

die mattierte Fläche liegt schon sehr nahe unter der Leuchtfeldblende. Wenn die Aperturblende des Kondensors (zu) weit geschlossen ist, ist seine Schärfentiefe relativ groß und es ist bei dieser Konstruktion nicht ganz verwunderlich wenn die Körnung mit abgebildet wird.

Ein Kondensor mit einer NA von 1.25 soll insbesondere auch das 100x Objektiv ausleuchten. Damit auch ein 4x Objektiv-Bildfeld ausgeleuchtet wird, muss üblicherweise am Kondensor etwas verändert werden, meist die Frontlinse ausgeklappt werden o.ä. Eigentlich dürfte die Körnung bei scharf abgebildeter Leuchtfeldblende beim 10x und 40x und dazu passend geöffneter Aperturblende nicht mehr sichtbar sein weil dann die Schärfentiefe des Kondensors geringer ist.

Hubert

plaenerdd

Hallo Henning,
das ist ja definitiv eine vereinfachte "Köhlerbeleuchtung". Normalerweise ist die Lampenwendel der Ausgangspunkt, von dem aus das Licht "startet" und für den die Konstruktion berechnet wurde. Wenn dahinter ein Reflektor angebracht ist, sollte der normalerweise so geformt sein, dass das reflektierte Licht genau wieder in die Ebene der Lampenwendel fokussiert wird . Darum sind da normalerweise halbkugelige Spiegelflächen verbaut. Ich denke die Mattfläche ist nötig, um einen Hotspot zu vermeiden/zu minimieren. Sie ist auch recht stark mattiert, so dass man eigentlich diese Fläche aus Leuchtfläche betrachten muss und nicht die Wendel.

Trotzdem kannst Du damit gut mikroskopieren. Das Köhlern hat etwas von seiner Bedeutung verloren. Neben der homogenen Ausleuchtung des Bildfeldes hat sie ja die Aufgabe störendes Streulicht zu vermeiden, das das Bild flau macht. Die modernen vergüteten Optiken haben das aber nicht mehr so nötig wie vor 100 Jahren und liefern oft trotzdem ein knackiges Bild.

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

liftboy

Hallo Gerd,

Zitatvereinfachte "Köhlerbeleuchtung
da liegst Du richtig! Schau mal unter "kritische Beleuchtung", aber die funktioniert auch :-)

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

plaenerdd

Hallo Wolfgang,
klar funktioniert die auch. Mich wundert, dass das gezeigte Mikroskop überhaupt eine Feldblende hat, denn die kann man sich dann eigentlich schenken.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Aljoscha

Hallo,

Nicht, wenn man das Mikroskop mit dem Werbeslogan "Köhler" vermarkten will. Das geht ohne Leuchtfeldblende einfach nicht, egal wie sinnlos sie in der konkreten Konfiguration sein mag.

Viele Grüße

Alexander

Peter Reil

Hallo,

genau so sehe ich das auch. Die Bezeichnung "hat Köhler" funktioniert immer noch werbewirksam. Das können wir doch an den Anfragen von Anfängern sehen, die dies bei einer Kaufentscheidung  oft als Bedingung für ein gutes Mikroskop ansehen.

Selbst OLYMPUS hat für seine CH2 Mikroskope einen Köhleraufsatz als Zubehör angeboten. In meinen Augen ist das Ding völlig sinnfrei.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30