Brombeerrost (Phragmidium violaceum)

Begonnen von jcs, August 03, 2022, 22:37:13 NACHMITTAGS

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liftboy

Hallo Jürgen,

Zitatda bräuchten wir noch einen Skalierungsbalken/Vergrößerung, hast Du das eventuell noch parat?

wenn Du scharf aufs Foto siehst, ist unten ein roter Strich; Länge 100µ (ich geb zu, der ist schwer zu sehen), hab dann noch mal in meiner Datenbank nachgesehen: ~12-23µ°

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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jcs

#16
Wenn es in Richtung Spätherbst geht, wird es etwas knapper mit botanischem Probenmaterial. Da sind die Konidien, die als Wintersporen dafür sorgen, dass der Brombeerrost im nächsten Frühjahr wieder keimen kann, ein willkommenes Untersuchungsobjekt.

Hier kommt ein Versuch, ein Sporenlager am Rasterelektronenmikroskop aufzunehmen. Abb. 14 zeigt eine Originalaufnahme der zahlreichen Sporen. Abb. 13 einen weiteren Ausschnitt aus einem Sporenlager, coloriert in Photoshop. Die filzigen Haare des Brombeerblattes habe ich grün eingefärbt, die Sporenköpfe in einem Braunton, der an die ursprüngliche Farbe erinnern soll.

LG

Jürgen

Heiko


Thomas Böder

Super Jürgen!
Ich will auch ein REM...

Grüße, Thomas.
Hauptmikroskope: Leitz Panphot, Ortholux, Technival 2
Kleinmikroskope: Leitz, Reichert, ROW, Lomo

jcs

Hallo Heiko und Thomas,

danke für das Lob!

Die Bildkontraste in Kombination mit der hohen Tiefenschärfe, die mit dem REM möglich sind, ergeben ohne großen Aufwand schöne Aufnahmen. Mit der Colorierung werde ich mich noch intensiver beschäftigen, das bringt dann noch einmal einiges an Attraktivität.

LG
Jürgen

Rene

Lieber Jürgen,

Darf ich dich fragen, wie du dieses Material fixiert und getrocknet hast?

Mit freundlichen Grüßen, René

jcs

Hallo René,

ich habe einfach mit dem Skalpell ein ca. 7x7mm² großes  Stück aus einem Brombeerblatt ausgeschnitten und mit doppelseitig leitfähigem Klebeband auf einen Stiftprobenteller geklebt. Danach lag die Probe zum Trocknen ein paar Tage an Luft. Vor der Aufnahme ca. 90sec mit Gold besputtert, und dann ins REM gegeben.

LG

Jürgen

Rene

Das Leben kann so einfach sein...
Gut gemacht,

René


jcs

Der Frühling zieht ins Land, und der Brombeerrost beginnt sein Werk von Neuem. Aktuell keimen die Wintersporen (Teleutosporen) und bilden einzellige Basidiosporen auf Basidien (siehe https://www.bedlan.at/media/Schadbilder/Obst/Brombeere_Rost.pdf). Im REM sind die keimenden Teleutosporen, die sich auf den Blättern des Vorjahres befinden, sehr gut zu erkennen.

Die abgebildeten Sporen infizieren in weiterer Folge die frischen Blätter des heurigen Jahres und bilden dort Frühjahrssporen. Mal schauen, ob ich die nächste Sporengeneration ebenfalls mikroskopisch dokumentieren kann.

LG

Jürgen

jcs

Und hier das Ganze in Farbe, damit der verregnete Sonntag etwas bunter wird.
LG
Jürgen

jcs

Der Brombeerrost hält mich auf Trab.

Die im vorigen Post gezeigten Basidiosporen haben ihr Werk getan, indem sie auf den frischen Blättern der Brombeere ein neues Myzel gebildet haben. Diese neue Generation an Rostpilzen äußert sich durch abgestorbenes Blattgewebe an der Blattoberseite (siehe Abb. 1), in dessen Mitte Hyphen die 0-te Sporengeneration bilden.[1] Diese sogenannten Spermatien sind für die geschlechtliche Vermehrung des Pilzes verantwortlich. Abb. 2 zeigt das Spermogonium mit den sporentragenden Hyphen im Rasterelektronenmikroskop. Abb. 3 zeigt eine Detailaufnahme der Spermatien.

Interessanterweise habe ich nirgends eine Abbildung dieser (eigentlich in fast jedem Garten mit Brombeeren vorkommenden) 0-ten Generation der Sporen gefunden. Ich hoffe also, dass ich mit meiner Bestimmung richtig liege.

War die Befruchtung erfolgreich, dann bilden sich auf der Blattunterseite Aecidiosporen (Generation I), siehe folgender Post.

[1] M. Piepenbring, Mykologie, Springer Spektrum, 2022

jcs

#26
Die nächste Sporengeneration (Generation I: Aecidiosporen, welche im Aecidium gebildet werden) ist recht auffällig und mit freiem Auge gut erkennbar (Abb.4). Die knallgelben Sporenlager brechen an der Blattunterseite durch das Blattgewebe, um dort eine sehr große Zahl an Aecidiosporen zu bilden und in weiterer Folge freizusetzen.

Abb. 5 zeigt ein solches Sporenlager im Stereomikroskop. Im Rasterelektronenmikroskop (Abb. 6) wird noch deutlicher, wie das Sporenlager aus dem Blattinneren hervorquillt. Die einzelnen Sporen sind ca. 25µm groß. Im Lichtmikroskop (100x-Objektiv, Färbung mit Baumwollblau, siehe Abb.7) ist die warzige Oberfläche schon recht gut erkennbar. Noch deutlicher wird diese Oberflächenstrukturierung im REM, siehe Abb. 8.

LG
Jürgen

jcs

Der Brombeerrost hält mich weiterhin auf Trab, hier ein Paraffinschnitt durch ein Brombeerblatt (Querschnitt), an dem sich Aecidiosporen ausgebreitet haben (siehe voriger Post). Gefärbt habe ich mit Pianese-Färbung. Die Schnitte waren ca. 12-15µm dick, geschnitten am Reichert Schlittenmikrotom.

Normal sollte das Wirtsgewebe grün sein, bei der Differenzierung habe ich die Proben vermutlich zu lange in Ethanol/Essigsäure belassen und so das Grün verloren. Die Aufnahmen gefallen mir trotzdem, man erkennt gut das Aecidium mit den Sporen an der Blattunterseite sowie die Reste des Sporangiums an der Blattoberseite. Aufgenommen wurde das erste Bild mit einem 10x-Objektiv.

In der Detailaufnahme (zweites Bild, 100x Ölimmersion, Stack aus 5 Aufnahmen) werden die Details der Sporen sichtbar. Unter anderem sieht man die Ansätze der Warzen, die im REM-Bild (siehe voriges Posting) so deutlich hervortreten.

LG
Jürgen

jcs

#28
Der Brombeerrost sorgt nach wie vor für ausreichend mikroskopische Beschäftigung, mittlerweile sollten die Sommersporen (Uredosporen, Generation II) aktiv sein, und vor zwei Wochen (24.6.) habe ich neue Proben genommen und im REM angeschaut.

Da ich nach wie vor nirgends aussagekräftige Bilder zu den diversen Sporengenerationen dieses eigentlich sehr häufigen Pilzes gefunden habe, bin ich mir bezüglich Bestimmung der Sporen nicht sicher. Die in Abb. 13 und 14 gezeigten Sporen sind bei Betrachtung mit freiem Auge etwas bräunlicher als die knallgelben Aecidiosporen in Abb. 4 bis 8. Im REM sehen die Sporen sehr ähnlich aus. Der Warzenhof der Aecidiosporen (Abb. 8 ) ist ausgeprägter als jener der Uredosporen (Abb. 13). Die Uredosporen scheinen auch eher auf dem Blatt zu wachsen (Abb. 14) , während die Aecidiosporen (Abb. 6) aus dem Blattinneren hervorquellen. Falls ich mit der Bestimmung daneben liege, bitte um Korrektur.

Aufnahmetechnisch arbeite ich mittlerweile mit deutlich geringeren Säulenspannungen als am Anfang der Brombeerrost-Odyssee: Mit 5kV kommen die Oberflächendetails der Sporen deutlich besser zum Vorschein als mit 10 oder 15kV.