Leica BME Feintrieb selbst reparieren

Begonnen von Eva Fink, August 24, 2022, 11:40:38 VORMITTAG

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Diana1982

Hallo Eva,

Diesen Trieb kenne ich nicht und müsste mich da auch vortasten. Ich dachte, der BME- und CME-Trieb wären wenigstes ungefähr gleich, sind sie überhaupt nicht.

Die beiden Inbusschrauben innen halten nur diese (Mitnehmer)-Scheibe auf der Achse. Vermutlich muss die ganze Grobtrieb-Achse NICHT raus. denn die Scheibe sieht ja gut aus. Wenn die Achse aber doch raus muss, dann geht das nur, indem man die beiden Inbusschrauben löst und halt später wieder alles, was an der Scheibe hängt, richtig einfädelt.
Stell doch mal ein Foto ein, wie es unter den Stirnlochmuttern aussieht (die Scheiben mit den Löchern, die Du abgemacht hast). Darunter sollte es irgenwie weitergehen. Denn rein theoretisch müsste man ja an diese "Mitnehmerscheibe" rankommen können und dazu auch die Grobtriebknöpfe demontieren können.
Und irgendwo vermute ich halt ein Kugellager, über das der Feintrieb wirkt. Wenn Du Glück hast, kommst Du da halbwegs von außen hin und kannst das alte Fett - wenns denn tatsächlich daran liegt - wieder gängig machen, austauschen, was auch immer.

Kannst Du mit dem Feintrieb generell nicht herunterdrehen oder nur nicht, wenn er ganz oben ist?
Würde das Herunterdrehen denn gehen, wenn Du den Tisch montiert hast, sprich Gewicht auf dem Trieb hast? Du kannst das ja mal testen, indem Du mit der Hand auf den Tischträger drückst.

LG Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
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Eva Fink

danke! du kannst sehr gut erklären!
meinst du, es gibt - trotzdem dass die so unterschiedliche triebe haben - irgendwo federn?
ist diese kunststoff-schnecke die den tisch bewegt ein alternativteil zu zahnrädern?
gestern abend (es war zu spät ;) hab ich keine idee gehabt, wie es weiter gehen könnte, ausser mit hebelwirkung auf den grobtriebknopf, das hab ich aber erstmal gelassen.
spätestens am wochenende sollte ich die fehlenden infos nachliefern können.
darf ich fragen woher du dich so gut auskennst? :)
was nimmt eine mitnehmer-scheibe mit?
und wie muss fett beschaffen sein, damit es getauscht werden muss, und falls ja, gegen was?
antwort reicht auch, wenn ich dann die infos geliefert habe. vielen dank!!

Diana1982

#17
Liebe Eva,

Ich habe irgendwann selbst angefangen Mikroskope zu sammeln. Eine Wartung bleibt bei fast allen Käufen von "Keller-" und "Dachbodenfunden" aus Ebay & Co. nicht aus.
So habe ich mir irgendwann selbst beigebracht, sie wieder herzurichten - mit viel Geduld, aber auch sehr viel Frust.
Meine Sammelei bezog sich allerdings eher auf solidere Leitz-Mikroskope aus den 60er bis 90er Jahren (sprich v.a. Leitz Orthoplane, die ich für mein absolutes Steckenpferdchen halte, Diaverts, Ortholux-II-e. Irgendwann kamen auch Wartungsanfragen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis hinzu.
Inzwischen mache ich das ganze auch gewerblich. Ich verkaufe auch Geräte weiter, die ich zuvor hergerichtet habe.
Da ich in der relativ kurzen Zeitspanne ja nicht alle nur erdenklichen Mikroskope im Laden hatte, konnte ich hier halt nur mutmaßen, dass der Trieb bei Dir zumindest ähnlich dem Trieb des nächstgrößeren CMEs sein könnte. Dem ist anscheinend nicht so. Mit gewisser Erfahrung kann man sich an alle Mikroskope herantasten, so mache ich inzwischen Wartung für Leitz, Leica, Olympus, Nikon etc.
Das Ganze ist aber meist schwieriger als es aussieht, oft ist es halt mit dem reinen Zerlegen, was z.T. auch schon schwierig genug ist, nicht getan. Z.B. muss ein abgebauter Triebblock oder abgebauter Tisch nachher, damit alles wieder gerade ist, justiert werden. Dafür gibt es spezielles Werkzeug. Für den Hobbybereich oder auch in Deinem Fall wird auch eine Justage nach Gefühl taugen.
Aber gerade jetzt z.B. habe ich Kundschaft mit einem doch noch solide gebauten Laborlux 12. Das Geräte wurde irgendwann mal gewartet, vielleicht von jemandem ohne große Erfahrung, ähnlich wie bei Dir jetzt (ohne, dass das böse gemeint ist, es ist ja toll, dass Du das selbst versuchen magst. Aber es ist v.a. anfangs wie gesagt oft mit sehr viel Frust und im schlechten Fall auch Lehrgeld verbunden, weil man im schlimmsten Fall auch mal was kaputt macht.)
Jedenfalls habe ich es jetzt hier auf dem Tisch. Der Besitzer konnte nicht mehr köhlern, das Mikroskop ist völlig dejustiert. Habs ihm wieder eingestellt, jetzt passt es.

Soviel aus dem Nähkästchen und zu mir.

In dem Video sieht man doch die Scheibe, in ihr ist eine schneckenförmige Laufbahn (so erkenne ich es jedenfalls) eingelassen. Die übliche Mechanik mit div. Zahnrädern und letztendlich Zahnstange am Tischblock ist hier anders gelöst. Ja, Du hast recht, die Scheibe und dieser Baustein, der in der Bahn mitfährt (ich habe hier irgendwie das Bild Schallplatte mit Tonabnehmer-Nadel vor mir), ersetzen Zahnrad und Zahnstange. Einen Trieb, wie Du ihn vor Dir hast, habe ich so nie gesehen.
Dennoch spielt das keine Rolle, die Scheibe und der "Tonabnehmer" scheinen ja in Ordnung zu sein.

Ja...wie muss Fett beschaffen sein, auch das kann völlig frustrierend sein. Ich baue so oft irgendwas auseinander, weil das benutzte Fett doch nicht schön passt, manchmal 10x hintereinander.
Ich kanns bei Dir nicht sagen. Es kann sein, dass es ein Tropfen WD40 erstmal tut (ich tausche Fett aber immer aus, sofern das möglich ist), vielleicht musst Du aber auch das Kugellager zerlegen, reinigen und halt neu fetten, welches Fett Du brauchst, kann ich jetzt auch nicht sagen. Eher ein mittelzähes bis zähes für den Fall, dass es das Kugellager gibt, schätze ich.
Ich schätze übrigens, die Feintriebwelle lässt sich trotzdem rausziehen, es geht nur gerade nicht, weil irgendwas verharzt ist. Vielleicht passt auch irgendwo die Friktion nicht. Vielleicht muss man irgendwas "enger" stellen.

Gängige Lösungsmittel sind übrigens WD40, Benzin, Aceton, Wärme.

Dein Problem liegt irgendwo zwischen Feintriebwelle und Grobtriebwelle. Entweder ist im inneren doch noch irgendein Zahnradmechanismus verborgen oder wie ich zuvor geschrieben hatte eine Übertragung über ein Kugellager, das die Feintriebwelle über Reibung mitnimmt.

Alles bitte auf eigene Gefahr! Gerade mit Hitze und Aceton kann man Schaden anrichten!

LG Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

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Peter Reil

Diana,

du hast es auf den Punkt gebracht.

Es braucht einiges an Erfahrung, einen defekten Trieb zu demontieren. Es braucht noch viel mehr an Erfahrung, einen Trieb nach der Reinigung neu zu fetten, korrekt zusammenzubauen und zu justieren.

Die Problematik des "richtigen Fettes" kenne ich selbst nur all zu gut. Genauso, das wiederholte reinigen und anderes Fett versuchen.   :'(


Liebe Eva,

so sehr ich deinen Wunsch nach "Selbstinstandsetzung" respektiere, so ängstlich sehe ich auf die Triebe deines Mikroskops.
Solltest du es tatsächlich hinbringen, hast du meinen vollen Respekt.
Falls es nichts werden sollte, wirst du es als "Lehrgeld" verbuchen müssen.

Gruß
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Eva Fink

Danke, Diana.
Es ist sehr freundlich, daß Du mir so viel hilfst! obwohl du es eigentlich gewerblich machst, und Geld dafür bekommen solltest !
Du bist nicht zufällig im südlichen Raum Deutschlands? ;)

Daß das alles auf eigene Gefahr ist, und daß ich es ggf zerstöre, ist mir klar. natürlich nicht meine absicht, aber das risiko besteht ;) ich weiß nicht was das gerät noch wert wäre. es ist aus einer schule (?), der verkäufer sprach jdf. von schülern, und wurde dort ausgemustert. ich hab 120 Euro plus porto gezahlt. ich hab aber auch schon mal ein altes zeiss für 35 euro bekommen ;).

ich finde es spannend, wie ihr hier mit den mikroskop-marken und modellen bescheid wisst. hier herrscht überhaupt sehr großes nerd-wissen ;) ich hätte jetzt keine ahnung, was sich lohnt, und was nicht. ich dacht immer "zeiss" wäre gut. sonst: keine ahnung.

ich selbst mikroskopiere mit nem bresser trm 301, ist für mich völlig ausreichend. hätte ich aber die routine an was besserem, würde mir der unterschied wahrscheinlich negativ auffallen.

apropo justieren..
ich hab mir vor 2 jahren eine "relative" echtzeitcam (direkter anschluss an einen monitor möglich) fürs dritte okular gekauft. nutze sie aber nicht, da die feineinstellung getätigt werden müsste. denn das bild durch die okulare ist immer viel besser, als das durch die camera. natürlich ist das alles kein high end, aber mit ehrenamtlichem tierschutz ist auch kein high-end drin. auch wenn mich das thema sehr interessiert. ich glaube durch mitlesen hier im forum kann man SEHR viel lernen :)

schön, daß es euch gibt !

Alfons Renz

#20
Hallo Eva,

Eine vertikale Schneckenscheibe für die grobe Verstellung der Tischhöhe hat auch Zeiss für ein einfaches Mikroskop der 70iger Jahre verwendet. Leider aus Plastik. Das bedeutet, dass ein kräftiger Schlag auf den Tisch den 'Tonabnehmer' (Mitnehmer des Tisches) aus der Rille springen ließ, und dieser dabei leider oft die Rille durchschlug. Das äussert sich dann dadurch, dass der Tisch beim Hochfahren plötzlich abstürzt.

Ein Reparatur ist dann kaum mehr möglich, weil solche Scheiben nicht mehr gefertigt werden oder verfügbar sind.

Beim vorliegenden Leica-Mikroskop scheint die Scheibe (Bild siehe unten) noch zu funktionieren, da der Grobtrieb den Tisch korrekt hebt und senkt. Der Feintrieb wirkt wahrscheinlich, wie Diane vermutet, über ein koaxiales Planetengetriebe, das aus 3 Kugeln besteht, auf die Hauptachse, auf der das Schneckenrad sitzt.

Im Gegensatz zu den Planetengetrieben der Zeiss-Standard-Mikroskope dürfte das Zerlegen und Neufetten mit einem zähen Fett wenig Schwierigkeiten bereiten, da keine Mitnehmerscheiben zu berücksichtigen sind, die den Hub begrenzen. Diese Höhen- und Tiefen-Endpunkte des Tischhubs definiert bei der Schneckenplatte der innere Anfang und das äußere Ende der Spurrille.

Ich vermute, dass beim vorliegenden Mikroskop die Schneckenscheibe zu dicht am Mitnehmerstift ('Tonarm') sitzt und diese wahrscheinlich etwas schräg auf der Achse sitzt, also 'wobbelt', so dass die vom Feintrieb über das Planetengetriebe auf den Grobtrieb übertragene Kraft nicht ausreicht, die Spurscheibe zu drehen, wenn der Mitnehmerstift in dern äussersten Rillen läuft. Deshalb funktioniert der Feintrieb in der uinteren Position (Mitnehmerstift nahe dem Zentrum der Scheibe), aber nicht mehr in der oberen Stellung (Mitnehmer am Rand der Scheibe). Dort macht sich der Wobbel-Effekt am deutlichsten bemerkbar. Ein Fetten des Plantengetriebes hilft in diesem Fall nur wenig.

=> Beim Betätigen des Grobtriebs und Blick auf die Scheibe müsste sich deren Wobbeln erkennen lasen

Falls die Scheibe wobbelt, und/oder der Mitnehmer oben klemmt,  würde ich zunächst die beiden Imbusschrauben der Spurscheibe lockern und die Scheibe wieder senkrecht auf der Achse ausrichten oder vom Mitnehmer wegschieben (nur ganz wenig!).

Viel Erfolg - und ohne Gewähr!

Alfons

Eva Fink

Vielen Dank für die Wobbel-Scheiben-Theorie! Gute Idee! ich werde es mir ansehen und berichten :) Ich hab hier wirklich schon sehr viel gelernt. Danke !

Eva Fink

#22
Hallo liebes Forum,

bitte entschuldigt die späte Antwort.

Hier erstmal wieder ein Video

https://youtu.be/MnCuE85NIG4

Und Fotos habe ich auch noch, da weiß ich nur noch nicht wie ich die hierher bekomme

fotos:

https://drive.google.com/folderview?id=1j3lBDjzCyT9XmLu7P8WVON4gfierihVC

Diana1982

Liebe Eva,

Eigentlich sollten die Stirnlochscheiben, die Du ja abgeschraubt hast, die Grobtriebknöpfe kontern.
Ggf. kannst Du sie ja jetzt einfach abschrauben.
Dass der eine Knopf reibt, ist vermutlich reine Justagesache. Wo/wie genau man das an dem Trieb justiert weiß ich nicht, wie bereits unten geschrieben, hatte ich einen BME-Trieb noch nicht zerlegt.

LG Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
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Eva Fink

Danke für Deine Antwort.

Aktuell weiß ich leider tatsächlich nicht weiter, das übersteigt meinen "sachverstand". die grobtriebknöpfe schauen relativ frei aus, aber mit drehen bzw auch gegendrehen konnt ich bisher nichts erreichen. zu starke gewalt möchte ich nicht anwenden. ich bin mir fast sicher dass der grobtrieb einseitig erst schleift, seit die stirnlochmuttern ab sind.

für weitere ideen von Euch wäre ich dankebar :)