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Rotifera XVI - einige Eindrücke

Begonnen von Michael Plewka, September 17, 2022, 11:47:31 VORMITTAG

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Michael Plewka

Hallo zusammen,

vom 5. September bis zum 10. September fand in Zagreb  das 16. Symposium für Rädertiere statt.
https://www.rotiferaxvi.biol.pmf.hr

Es ist m.E. bemerkenswert, dass sich dort für eine solch kleine Gruppe von Organismen (Anzahl der Arten  circa 2400)  immerhin 120 Wissenschaftler aus (fast) aller Welt getroffen haben. In diesem Zusammenhang sollte aber ebenfalls erwähnt werden, dass keine Wissenschaftler aus Afrika dabei waren.
Von verschiedenen Wissenschaftler(inne)n wurde betont, dass es auch heute unbedingt erforderlich ist, die Ökosysteme -auch in Europa- auf Bio-Diversität hin zu untersuchen, wobei  den Rädertieren eine sehr große  Bedeutung als Mitglieder in Nahrungsnetzen oder als Bioindikatoren zukommt.

Weiterhin ist mir aufgefallen, dass auf einige Fragen, die auch hier im Forum von einigen Mitgliedern immer wieder mal thematisiert worden sind, immer noch keine befriedigenden Antworten existieren. Als Beispiel möchte ich anführen: die von Martin Kreutz vor einigen Jahren beobachtete Parasiteninfektion beim Teleskop-Rädertier  Rotaria  sowie die  von ihm ebenfalls thematisierte  Gallertschicht auf dem Integument von Notommata copeus sowie weitere Parasiten, zu denen ich an anderer Stelle  noch  Beispiele  aufzeigen werde.

Ein weiteres Beispiel ist ein besonderes Organ der Rädertiere, das  Retrocerebralorgan: dazu gab es sogar einen konkreten Beitrag mit Bezug zu der Art Trichocerca similis. Hier ein Bild:



mehr dazu hier:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Trichocerca%20similis.html

Zwar ist die Ultrastruktur dieses Organs ziemlich gut untersucht, aber   die Frage nach der Funktion dieses Organs, das hier von einigen Mitgliedern dieses Forums ebenfalls beobachtet worden ist, bleibt  immer noch unbeantwortet.

Dabei ist noch zu erwähnen, dass  dieses RCO selbst in einer Gattung sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann;
beispielsweise ist es bei bei Cephalodella forficata deutlich zu sehen:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Cephalodella%20forficata.html

während es bei  anderen Arten dieser Gattung nicht auffindbar ist:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Cephalodella%20gigantea.html

Ein besonders interessantes Beispiel  für neue erstaunliche  Beoabachtungen an Rädertieren sei hier   hier zum Schluss erwähnt: eine Arbeitsgruppe um den  Neurophysiologen Zsolt Datki

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0147651320315037?via%3Dihub#ec0005
hat herausgefunden, dass  bei einigenen monogononten Rädertieren wie z.B. der hier schon mal angesprochenene Euchlanis dilatata 
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Euchlanis%20dilatata.html
unter dem Einfluss bestimmter Faktoren auf dem Integument ein Biopolymer ("Rotimer") zu finden ist, das  in der Lage ist, Proteine zu zerstören, die u.a. im menschlichen Gehirn Alzheimer auslösen. 

Welche Funktion diese  Rotimer-Schicht für die Rädertiere hat, ist unklar. Zwar ist  die Schicht zu dünn, um sie lichtmikroskopisch nachzuweisen, aber vielleicht lässt sich aus diesen Forschungen  auch ein neuer Ansatz zum Verständnis von  dickeren Gallerthüllen nicht nur von  Rädertieren wie z.B:   Notommata copeus

https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Notommata%20copeus.html[/url]

oder auch Proalinopsis caudatus 
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Proalinopsis%20caudatus.html
ableiten, sondern auch von solchen bei Algen; siehe hier:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=44666.0



Viele Phänomene sind bei diesen kleinen Rädertieren noch nicht verstanden. Deshalb werden Beobachtungen zur Biologie dieser kleinen Tiere dringend gebraucht! 
Mit den zuvor genannten  Beispielen möchte ich zum Ausdruck bringen, dass es auch heute noch für  Amateur Mikroskopiker(innen) durch aus lohnenswert ist, die Rädertiere genauer auf ihre Biologie hin  zu untersuchen und diese  Beobachtungen zu kommunizieren.. Es gibt noch jede Menge Informationen und auch Arten zu entdecken, an denen auch etablierte Wissenschaftler Interesse haben.

Beste  Grüße
Michael Plewka