Der Duft der Schwarznuss (Juglans nigra)

Begonnen von plaenerdd, September 30, 2022, 07:08:05 VORMITTAG

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plaenerdd

Hallo,
in einer Nachbarstraße steht ein stattlicher Schwarznussbaum, unter dessen Blätterdach ich beinahe täglich entlang gehe. Am Mittwoch gab es reichlich Regen und Wind, so dass ein paar der noch grünen Früchte zu Boden fielen. Sie duften herrlich aromatisch, fast wie Limetten. Ein solcher Duft hat immer ein Quelle. Ich fand auf der Oberfläche 2 Arten von Drüsenhaaren: einige dünne, lange mit einem kleinen Köpfchen und zahlreiche gedrungene, die man eigentlich schon nicht mehr als "Haare" ansprechen kann, denn sie bestehen nur aus "Drüse". Im mikroskopischen Bild erscheinen sie leuchtend gelb, aber auch immer leicht zerknittert.

Bild 1: Der Baum auf der Chemnitzer Straße in Dresden-Plauen
Bild 2: die Frucht und ihr Kern, die essbare Schwarznuss
Bild 3: Draufsicht auf die Schale mit vielen leuchtend gelben und wenigen nur als dunkle Punkte erkennbaren dünnen Drüsenhaaren mit dem NeoSplan5
Bild 4 : langes Drüsenhaar mit dem NeoSplan20 im Auflicht-Dunkelfeld
Bild 5 : Wie die Walnuss (Juglans regia) enthalten auch die grünen Schalen der Schwarznuss reichlich Juglon, das ich für dieses Bild durch Sublimation gewonnen habe.
Bild 6 : dgl. nur dieses Mal durch Auszug mit Alkohol (Brennspiritus auf frisch angeschittene Schale geträufelt und mit der Pipette wieder eingesogen, auf OT getropft und eintrocknen lassen.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

witweb

Hallo Gerd,

interessante Infos. Die Schwarznuss kannte ich gar nicht.
Besonders gefallen mir die Pol-Bilder vom Juglon!

Viele Grüße

Michael
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

plaenerdd

Hallo,
das eine Foto auf der verlinkten Wikipedia-Seite hat mich inspiriert, auch mal ein paar der sehr kompakten Nüsse zu zersägen. Heute habe ich den ersten Dünnschliff fertig.
Bild 1: Verschiedene Schnittebenen. Die sind auch makroskopisch schon sehr interessant und vielleicht sogar für die Herstellung von Schmuck geeignet.
Bilder 2 bis 4: eine schöne Stelle im Präparat, die am Rand die Steinzellen zeigt, aus denen die Nussschale überwiegend besteht, aber in der Bildmitte auch einen Bereich mit Leitbündeln. 2: HF; 3: X-Pol, 4: X-Pol+Rot1
Viel Freude beim Betrachten!
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Rawfoto

#3
Hallo Gerd
Super Idee, in meiner Kindheit haben wir Steinnuss dazu gesagt.  Mit welcher Säge hast du da geschnitten?

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

plaenerdd

#4
Hallo Gerhard,
ich habe mich nicht geschnitten  ;D, aber die Nüsse habe ich mit einer sehr feinen Japansäge (Schnittbreite ca. 1mm) zersägt.
Anders als bei Gesteins-Dünnschliffen muss man allerdings trocken schleifen, weil das Material sonst zu sehr arbeitet. Mein Protokoll:
1. Sägen von Scheiben (ca. 3..4 mm)
2. Entwässern mit Brennspiritus (einen Tag)
3. Trocknen (1 Tag auf der Heizung)
4. Planschleifen mit Körnungen 120 (Bandschleifer, die weiteren mit Hand), 400, 800, 1200 (zwischendurch gut absaugen mit Akkustaubsauger und weicher Bürste; kein Abspülen in Wasser!)
5. Aufkleben mit Conloc-UV-Kleber 665
6. Schleifen der anderen Seite mit der gleichen Abfolge der Körnungen und dem Absaugen; Kontrolle zunächst mit Lupe in der Schlussphase am Mikroskop.
7. gut Absaugen, ggf. unter dem Stereomikroskop mit kurz geschnittenem Pinsel Schleifstaubreste beseitigen
8. Kontrolle am Stereomikroskop mit Durchlicht im X-Pol (Fusselfinder) und Fusseln mit Präpariernadel absammeln
9. Eindecken mit Conloc-UV-Kleber 665

LG Gerd
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Rawfoto

Danke Gert

Auf das Entwässern wäre ich nicht gekommen ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
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Nochnmikroskop

#6
Hallo Gerd,

schöne Abhandlung zeigst Du hier.

Ich finde besonders das Drüsenhaar-Detail im DF und das erste Bild der Leitbündel interessant. Wobei natürlich die schreienden Gesichter  ::) der Schnitte auch wirklich schick aussehen, da sollte man auch mal ein Makro Stitch anfertigen.

Wie dick schätzt Du sind Deine Schliffe letztendlich bei Eindeckung gewesen? Hast Du von dem Bereich der Frucht und der harten Schale mit den Steinzellen noch größere Vergrößerungen angefertigt?

Danke für das Zeigen und Deine detaillierte Beschreibung, wie Du die präpariert hast!

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

plaenerdd

#7
Hallo Frank,
die Dicke kann ich sehr schwer einschätzen, weil kein Quarz vorhanden ist  ;D, sie ist aber leider sehr variabel, was damit zu tun hat, dass sich das Material leicht verzieht. Bei den Schnitten, die jetzt fertig sind, hatte ich den Punkt 4 (Planschleifen) noch vor 2 und 3 liegen (Entwässern und Trocknen)m wodurch sich die schon plan geschliffenen Flächen leicht verzogen haben. Das war mit bloßem Auge nicht sichtbar. Erst beim Aufkleben merkte ich, dass manche Bereiche mehr Kleber brauchten, als der Rest, also den OT nicht berührten. In diesen Bereichen bin ich nach dem Dünnschleifen jetzt teilweise auf 0, während die anderen eigentlich noch zu dick sind. Bild 1 zeigt einen solchen Dickegradienten schön an Hand des Farbverlaufes im X-Pol mit Rot1 mit dem SPlanApo4.

Die beiden folgenden Fotos sind mit dem SPlanApo40 im Linear polarisierten Licht entstanden.
Die nach dem "Einmauern" der Zellen verbliebenen Hohlräume kommen am besten, wenn sie mit Luft gefüllt sind. Hier finde ich besonders interessant, dass sie sich über mehrere Zellen erstrecken und wie feine Kapillargefäße durch das ganze Gewebe ziehen. Die Parallele zu den Zellen im kompakten Knochengewebe drängt sich auf.

Im 3 Bild sieht man schön die Streifung, die den Verlauf der "Ausmauerung" sichtbar werden lässt.

LG Gerd

EDIT: Das sind natürlich alles Fotos von der harten Schale. Die "Frucht" oder besser der "Samen" lässt sich nicht schleifen. Wegen seines Ölgehaltes würde er sogar sehr stören, deshalb habe ich ihn vorher mit der Präpariernadel heraus geholt und gegessen :).
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Nochnmikroskop

Hallo Gerd,
danke für Deine Ergänzungen.
Die letzten beiden Bilder sind für mich irgendwie nicht klar, also hinsichtlich Verständnis, was ich dort sehen kann.
Aber allemal interessant.
Die kreisrunden "Jahrringe" um die Zellen?? sind das die "Ausmauerungen"? Die kurze Suche im Internet hat mich da nicht weiter gebracht.

Die unterschiedlichen Dicken in der Probe sind wohl mit Deiner Methode nicht zu vermeiden. So einen fummeligen Objektträger über einen Bandschleifer zu führen stelle ich mir schwierig vor. Oder hast Du noch irgendwelche Abstandhalter, die den Abtrag eingrenzen? Von hand schleift man dann ja auch gerne mal etwas ungleich ab.

Ich finde das Thema spannend, zumal kaum Chemie im Einsatz ist --> also was für mich  ;D

LG Frank
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plaenerdd

#9
Hallo Frank,
die unterschiedlichen Dicken resultieren wie gesagt aus dem Verziehen des ursprünglich planen 1. Anschliffes, weil ich erst danach entwässert und getrocknet habe. Die Seite des Dünnschliffes, die zum Deckglas zeigt ist plan. Das sehe ich sehr genau, wenn ich in dieser Ebene, den Objektträger auf dem Kreutzstisch bewege.

Der Bandschleifer kommt nur für den ersten groben Schliff zum Einsatz, um von 3mm Dicke auf ca. 0,8..0,5mm Dicke zu kommen und auch das geschiet nicht auf 1x, sondern mit mehrmaliger Kontrolle, dass der Schliff auch schön gleichmäßig dick wird.

Alle weiteren Schleifschritte werden von Hand ausgeführt, auf Schleifpapier, das auf einer dicken Glasplatte liegt. Dabei kein Dach und keinen Keil zu schleifen ist eine der wichtigsten Anforderungen, die eine ständige Kontrolle und Korrektur erfordern. Ich schleife je nach Fortschritt immer 5 bis 10x in einer Richtung und drehe dann den Objektträger um 90 Grad. Stelle ich fest, dass eine Seite etwas dicker ist, als die andere kann ich das durch Schleifrichtung und gezielten Druck wieder ausgleichen. Da muss man sich langsam heran arbeiten. Die letzte Körnung (1200er) dauert deshalb auch immer am längsten. Zum Schluss wird nur noch 2..3 mal über das Schleifpapier gestrichen und dann wieder kontrolliert, denn nach "dünn" kommt "weg".

ZitatDie letzten beiden Bilder sind für mich irgendwie nicht klar, also hinsichtlich Verständnis, was ich dort sehen kann.

Du siehst Steinzellen.
LG Gerd
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Nochnmikroskop

Hallo Gerd,

meine Fähigkeiten sind da beschränkt. Wenn ich in der Firma mal Lack abschleife, ist das kaum plan hinzukriegen bei so kleinen Proben.
Das Holz soll ja hart und fest sein, sollte also einen falschen Zug mit dem Schleifpapier verzeihen können, wenn man nicht stark drückt.

Ich fand da den Tip hier im Forum mit der Dünschliffmaus mit Abstandhaltern interessant.
https://www.duennschliff.com/Duennschliff-Tipps.html
Ist aber wohl auch kein Schnapper.

LG Frank
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