Zeiss Standard Binokular reinigen

Begonnen von Tohuvabohu, Oktober 21, 2022, 14:52:12 NACHMITTAGS

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Tohuvabohu

Hallo Allerseits,

ich bin glücklicher Besitzer eines Zeiss Standard, welches leider eine Verpilzung auf dem Prisma des Binokulartubus hat. Das Prisma am Kollektor ist in Ordnung. Die Verschmutzung sitzt also weiter drin.

Wie kann ich das ganze nun möglichst minimalstinvasiv öffnen? An welchen Schrauben sollte ich keinesfalls drehen?

Es gibt zwar schon einige Themen darüber, jedoch habe ich noch keines gefunden was meinen Okular-Typ behandelt.

Beste Grüße
Johnny

Jürgen Boschert

Hallo Johnny,

auf Deinem letzten Bild siehst Du 3 Schrauben, (die größeren sind gemeint; die 2 kleineren an dem Schiebemechanismus lass erstmal in Ruhe). Wenn Du die entfernst, kannst Du den Prismenteil samt Schiebeverstellung nach oben herausziehen. An die meisten Prismenflächen kommt man dann dran, alles weitere muss man sehen. Das gesamte Gehäuse ist übrigens innen mit einem zähen Fett eingeschmiert, das dem Abfangen von Staub dient, der evtl. ins Gehäuse gerät. Vermeide, damit die Prismen zu verunreinigen, das Zeug geht sehr schlecht ab.
Beste Grüße !

JB

Tohuvabohu

Hallo Jürgen,

vielen Dank für die Beschreibung. Denn werde ich mal die Augenwatte und das Wundbenzin auspacken. Mal sehen ob ich morgen dazu komme :)

Beste Grüße
Johnny

Jürgen Boschert

Hallo Johnny,

noch 2 Hinweise, die speziell bei den schwarzen Tuben wichtig sind:

1. Manche Prismen sind um den Bereich des freien Lichtdurchlasses matt geschwärzt; dies Farbe ist in vielem leicht löslich - also mal an einer wenig kritischen Stelle prüfen. Nicht nur, dass die Farbe dann abgeht, nein, das Zeugs schmiert dann auch höllisch.

2. Die älteren schwarzen Tuben haben u.U. eine mechanisch und lösungsmitteltechnisch nicht stabile Vergütung; also auch das erst mal an einer Ecke ggf. testen.

Für beide Punkte sind Azeton und Alkohole zu meiden !
Beste Grüße !

JB

Tohuvabohu

Hey Jürgen,

ich wollte mal einen kleinen Zwischenstand geben. Ich hab den Tubus wie angekündigt zerlegt. Die verpilzung sitzt aber noch hinter dem Prisma. Dieses werde ich wohl raus nehmen müssen. Es scheinen aber nur 3 kleine Schrauben zu sein. Eine außen, zwei innen. Ich hab leider keinen exakt passenden Schraubendreher hier. Muss da die Tage nochmal ran.

Beste Grüße
Johnny

Esel

ZitatFür beide Punkte sind Azeton und Alkohole zu meiden !

Ich bin selbst noch unerfahren in der Instandhaltung von Mikroskopen, daher aus Neugier mal umgekehrt gefragt:

Welche wären denn geeignete Lösungsmittel für solche Arbeiten?

Jürgen Boschert

Hallo,

mein "Workflow" umfasst hier Optical Wonder und anschließend n-Heptan (wirklich immer nur sehr wenig. Das verdunstet rückstandsfrei. Noch besser wäre hier n-Hexan, aber das ist noch wassertoxischer.
Beste Grüße !

JB

Tohuvabohu

Jackpot. Das Prisma ist hin.

Vorab entschuldigt bitte dass das so lange gedauert hat. Man kommt irgendwie zu nix mehr...

Die schwarze Beschichtung hat sich im laufe der Jahre abgelöst. Dadurch ist die verspiegelte Fläche im Prisma verschimmelt.

Bald im suche Bereich: meine Anfrage ob noch jemand ein Prisma hat. Es wäre echt schade um den ansonsten guten Tubus.

So einigen Kleinkram suche ich eh noch für das Mikroskop.

Beste Grüße
Johnny

jochen53

Hallo Johnny,

man kann auch Prismen neu verspiegeln lassen. Die Sternwarte in Hamburg hat eine Hochvakuumbedampfungsanlage, die machen auch Neubedampfungen von anderen Teilen im Auftrag. Kunden, die dort Teile bedampfen ließen, waren angeblich mit Beratung und Service sehr zufrieden.

https://www.physik.uni-hamburg.de/hs/campus/workshops/mirror-coating/bedpreis.pdf

Jochen

Klaus Schloter

Hallo Johnny,
muß mal suchen,habe vor Jahren auch mal versucht einen solchen Tubus zu restaurieren,leider erfolglos, da das "große"Prisma gerissen war(schade).
Irgendwo müsste ich das kleine Prisma noch haben.
Ich melde mich wenn ich's gefunden habe.
Schönen Tag
Klaus

Tohuvabohu

Hallo ihr beiden,

@Klaus: Das wäre ja richtig klasse. :)

@ Jochen: das mit dem neu bedampfen lassen ist natürlich auch eine Option. Ob es jedoch wirtschaftlich sinnvoll ist, bleibt fraglich. Ich halte erstmal Ausschau nach einem ,,neuen" Prisma. Ansonsten ist es aber definitiv eine Alternative.

Beste Grüße
Johnny

Esel

Zitat von: Tohuvabohu in November 14, 2022, 18:15:01 NACHMITTAGS
Vorab entschuldigt bitte dass das so lange gedauert hat. Man kommt irgendwie zu nix mehr...
Kommt mir bekannt vor...


Zitat von: Jürgen Boschert in November 08, 2022, 14:22:59 NACHMITTAGS
Hallo,

mein "Workflow" umfasst hier Optical Wonder und anschließend n-Heptan (wirklich immer nur sehr wenig. Das verdunstet rückstandsfrei. Noch besser wäre hier n-Hexan, aber das ist noch wassertoxischer.

Danke für die Info! Häufig bekommt man solche Lösungsmittel ja als technischen Reinheitsgrad, manchmal bleibt beim Verdunsten dann doch was zurück, was eben sonstige Verunreinigungen neben dem eigentlichen Lösungsmittel sind. Habt ihr da Erfahrungen gemacht ob die Bezugsquelle in Bezug auf die Reinheit/Angemessenheit für den Zweck relevant ist? Wäre Hexan aus der Apotheke beispielsweise zu bevorzugen anstatt es in der Drogerie zu besorgen?

Beste Grüße!

jochen53

Hallo,
n-Hexan stellt unter den linearen Kohlenwasserstoffen eine Ausnahme dar, weil es neurotoxisch ist. Für das nur um ein Kohlenstoffatom längere n-Heptan trifft das nicht zu. In der Apotheke bekommt man "Benzinum DAB", Auch als Wundbenzin 40/60 oder Petrolether bezeichnet. Es ist ein Benzin mit sehr niedrigem n-Hexangehalt (< 5%) und einem Siedebereich von ca. 40 - 60° C. Auf meiner Dose steht als Hersteller Otto Fischar GmbH&Co KG, Kaiserstr. 221, 66133 Saarbrücken, www.fischar.de. Es verdunstet sehr schnell. Es ist aber relativ teuer. Im DM Drogeriemarkt gibt es "Klax Wasch- und Reinigungsbenzin". Der Liter kostet nur etwa 5 €. Es hat einen Siedebereich von ca. 80 - 110° C und verdunstet zwar etwas langsamer, aber immer noch sehr schnell. Als Hersteller wird Chemica GmbH&Co KG, Am Bocksberg 6, 31157 Sarstedt, www.chemica.de, genannt. Für mechanische Reinigungsaufgaben sind diese Benzine sehr gut geeignet und praktisch rückstandsfrei. Für optische Oberflächen empfiehlt sich ein vorheriger Test. Wer die Möglichkeit hat, so ein Benzin, ohne einen Großbrand auszulösen und ohne Schliff-Fett (mit PTFE-Schliffmanschetten), zu destillieren, hat danach eine extrem rückstandsfreie Qualität (gilt übrigens auch für andere Lösemittel, nur von der Destillation von Ether rate ich dringend ab, danach braucht man u.U. neue Fensterscheiben). In der Regel dürfte das aber nicht erforderlich sein.
Viele Grüße, Jochen

Peter V.

#13
Hallo,

immer wieder...... :D :D :D

In (fast) jeder Apotheke bekommt jeder WUNDBENZIN (wie schon von Jochen erwähnt). Mehr als Wundbenzin, Speichel und vielleicht etwas Prilwasser, Wattestäbchen, ggf. einem alten T-Shirt und evtl. einem "Puster" (z.B. Giotto Rocket) benötigt niemand zur (normalen) Reinigung von Optiken. Ggf. noch Optical Wonder (das aber wirklich nicht ganz preiswert ist).

Lasst doch die Finger von all dem anderen (Ethanol, Isopropanol) und teilweise schwer zu beschaffenden (Xylol, Toluol, n-Hexan...) Zeug!!! Niemand weiß genau, welche Optiken sich womit (nicht) vertragen. Wundbenzin ist aber immer unkritisch! Und bitte kein billigeres Reinigungsbenzin nehmen!

Kein normaler Mikroskoper hat so einen Verbrauch, dass er sich kein Wundbenzin leisten könnte.

Immer wieder über diese Diskussionen erstaunt Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.