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... noch'n Rätsel

Begonnen von olaf.med, November 21, 2022, 09:21:13 VORMITTAG

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plaenerdd

Hallo Olaf,
ein Ausschnitt aus einem Geldschein?
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

hugojun

Zitat von: hugojun in November 21, 2022, 16:26:08 NACHMITTAGS
Zitat von: hugojun in November 21, 2022, 16:19:20 NACHMITTAGS
Könnte eine stirn-gefräste-Oberfläche sein

LG
Jürgen


füge hinzu : UV Harz Oberfläche

Obwohl, Harz ist eigentlich isotrop.
Bei der roten Linie hats ca. ein Γ von 550nm da durch den λ- Kompensator fast kompensiert.



LG
Jürgen

hugojun

#17
Zitat von: plaenerdd in November 21, 2022, 16:59:53 NACHMITTAGS
Hallo Olaf,
ein Ausschnitt aus einem Geldschein?
LG Gerd

Hallo Gerd,

glaubst du Olaf zerschneidet Geldscheine?  ;D ;D

olaf.med

Jürgen und Anne, ganz herzlichen Glückwunsch, so ist es, eine stirngefräste Oberfläche in Plexiglas!!!

Da die Aufgabe, die letztlich zu diesem Rätsel geführt hat, sehr interessant und anspruchsvoll war, möchte ich bei der Erklärung etwas weiter ausholen.

Ein DIC-Verfahren am Mikroskop basiert ja auf polarisationsoptischen Effekten. Bei manchen Systemen bedient man sich dabei komplexer Analysator-Schieber aus einem Sandwich von linearer Polarisations-Folie und einer Verzögerungs-Folie mit einem Gangunterschied von Lambda die zwischen Glasplatten verkittet sind. Dabei muss die Schwingungsrichtung der Lambda-Folie exakt 45° zur Schwingungsrichtung des Polarisators orientiert sein. Nutzt man den Schieber mit der Lambda-Folie nach oben (also oberhalb des Analysators) ist diese unwirksam und man hat die normalen grauen DIC-Effekte. Dreht man den Schieber aber so, dass die Folie nach unten zeigt, diese also zwischen Polarisator und Analysator angeordnet ist, hat man die schönen bunten Effekte.

Die optischen Firmen machen sich die Sache leicht: sie bestellen fertig kaschierte Pol-Folien mit Lambda-Folien quadratmeterweise und verkitten die einfach zwischen Glasplatten. Solche kaschierten Folien kann man aber nach meiner Information als Privatperson nicht in vertretbaren Mengen kaufen, einzelne Lambda-Folien gibt es aber sehr wohl, z.B. bei Edmunds Optics. Da ich aber solche Schieber reparieren wollte musste ich mir etwas für das präzise Verkitten einfallen lassen.

Die zielführende Idee war schließlich die Herstellung einer Vorrichtung mit deren Hilfe man die Schwingungsrichtung der Polarisatoren und der Lambda-Folien genau ermitteln und auf der Folie selbst markieren kann. Auf dem ersten Bild sieht man die Vorrichtung für zwei gebräuchliche Durchmesser auf dem Polarisationsmikroskop dessen Fadenkreuz sehr genau auf die Schwingungsrichtung des Polarisators des Mikroskops ausgerichtet ist. Nun werden die zu bestimmenden Folien in den Ausfräsungen der Vorrichtung so lange gedreht bis sie sich in Dunkelstellung befinden, die gesuchte Schwingungsrichtung verläuft dann so wie die weiß ausgelegte Linie in der Vorrichtung.

Zum Anzeichnen auf der Folie, die noch mit einer Schutzfolie bedeckt ist, habe ich ein Lineal aus Plexiglas gefräst. Dieses sieht man auf dem zweiten Bild. Die gefräste Fläche ist mit dem roten Pfeil markiert. Als ich durch Zufall das Lineal einmal falsch aufgelegt habe, also mit der gefrästen Fläche nach oben, sah ich diese schönen Strukturen, Es sind zwei Scharen paralleler Bögen, eine von der Vorderkante und eine von der Rückseite des Fräsers, dies führt zu zwei unterschiedlichen Richtungen der Druckbelastung im Material und damit zu diesem Effekt. Wahrscheinlich ist dieser nur sichtbar weil ich mit großem Vorschub gearbeitet habe. Plexiglas neigt sonst zum Anschmelzen und Schmieren.

Zum weiteren Verfahren, falls es interessiert: Die Striche befinden sich ja nun nur auf der Schutzfolie und die Richtungen müssen ja auf die eigentlichen Folien übertragen werden. Dazu lege ich die beiden Folien genau deckungsgleich mit den angezeichneten Richtungen übereinander und feile mit einer kleinen Dreikantfeile eine ca. 1/2 mm große Kerbe in den Rand. Diese dient mir als Orientierung bei der Verkittung – sie wird später durch die Fassung abgedeckt.

Hat Spaß gemacht,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

olaf.med

... vielleicht noch eine Zusatzinformation, da in einem parallelen Thread ausführlich über UV-Kleber und deren Aushärtung diskutiert wird. Natürlich war mein erster Ansatz diese Folien mit solchem Kleber zu verkitten, weil der sich schnell und sehr leicht verarbeiten lässt. Dies ist aber leider nicht möglich, da beide Folien die benötigte UV-Strahlung absorbieren, der Kleber also zwischen der Pol-Folie und der Lambda-Folie nicht aushärtet. Daher musste ich mit klassischem Epoxidharz verkitten.

Quintessenz der letzten Tage: again something learned  ;D

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
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lsolbach

Hallo Olaf,

ich habe auch wieder was gelernt. :D

Gruß
Ludger

Nochnmikroskop

Zitat von: olaf.med in November 21, 2022, 17:34:45 NACHMITTAGS
... der Kleber also zwischen der Pol-Folie und der Lambda-Folie nicht aushärtet. Daher musste ich mit klassischem Epoxidharz verkitten.

Hallo Olaf,

für solche Anwendungsfälle gibt es Aktivatoren für UV-Kleber, nur mal so, für Dein nächstes "undurchsichtiges" Projekt.

Toll, wie Du diese Problemstellungen gelöst hast. Und nett, dass Du uns teilhaben lässt, danke.

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

witweb

Hallo Olaf,

na, das Rätsel hätte ich wohl in hundert Jahren nicht gelöst, aber vielen Dank für die begleitenden Infos zu deiner Arbeit. Seehr interessant!

Viele Grüße

Michael
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

hugojun

Lieber Olaf,

vielleicht erlaubst du noch eine Frage zum Gradienten.

Eine einfache Lambda-Folie ist doch nicht keilförmig?

LG
Jürgen

olaf.med

Lieber Jürgen,

die Lambda-Folie ist bei den Bildern garnicht im Spiel, sondern ausschließlich das Plexiglas-Lineal. Der Gradient ist tatsächlich im Plexiglas selbst, das, wie die meisten Kunststoffe, schon doppelbrechend ist, entweder durch Orientierung der Makromoleküle beim Produktionsprozess oder Spannungen oder was auch immer. Die periodische Textur durch das Fräsen wird diesem Gradienten lediglich überlagert.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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