Vogelflöhe fangen und präparieren

Begonnen von plaenerdd, November 24, 2022, 22:44:26 NACHMITTAGS

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plaenerdd

Hallo,
ich würde gerne Flöhe präparieren/mikroskopiern.
Meine Idee: Vogelflöhe fangen.
Vogelflöhe sollen in vielen Vogelnestern vorkommen und dort überwintern. Ich habe Zugriff auf mehrere Nistkästen, die ohnehin gereinigt werden sollten, was am besten im Winter bei Frost geschieht, damit die Flöhe einen nicht anspringen. Ich würde also Vogelnester in Kunststofftüten sammeln und diese in ein Art Berlese-Trichter geben und von oben mit einer Infrarotlampe erwärmen. Was an Insekten und Milben in dem Nest sitzt, sollte versuchen sich in Sicherheit zu bringen und nach unten abwandern.

Jetzt meine Fragen:
1. Was tue ich in das Fanggefäß?
Einfach nur Wasser mit ein paar Tropfen Spüli, damit alles was da hinein fällt auch versinkt oder lieber ein Alkohol-Wassergemisch.? Hat da jemand praktische Erfahrung mit diesen Trichtern?
2. Wie lange muss man erwärmen?
3. Braucht es eine Vorwärmzeit?
Ich habe gelesen, dass die Flöhe in einem Kokon überwintern um im Frühling/Frühsommer die Wirte wieder zu befallen, die sich einem alten Nest nähern und sei es, um zu sehen, ob die Höhle irgendwie brauchbar ist. Die Flöhe würden dann schon am Eingang des Nistkastens warten.
Ich würde deshalb den Berlese-Trichter schon mal befüllen und abdichten und zunächst ein paar Tage bei Zimmertemperatur vorwärmen, damit die Tierchen wieder munter werden und erst dann die Lampe anmachen oder ist die Vorwärmzeit nicht nötig?

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

A. Büschlen

Lieber Gerd,

in der Arbeit mit Flöhen habe ich keine Erfahrung, aber mit dem Berlese-Trichter schon.

Als Auffanggefäss verwendeten wir 50ml Glasflaschen mit weitem Hals. Als Auffangflüssigkeit wurde Ethanol 70% eigrfüllt.

Als Licht- und Wärmequelle verwendeten wir Glühbirnen. Die Glühbirne ist so über dem Streugut zu plazieren, dass auf der Oberfläche vom Streugut eine Teperatur von ca. 20-25Grad ist.

Wirbellose härten in Ethanol stark aus. Ob dies für deine Weiterverarbeitung störend ist?

Gutes Gelingen!

Herzliche Grüsse

Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Fahrenheit

Guten Morgen Gerd,

hm, ob das mit einem Berlese-Trichter funktioniert? Bodenlebewesen flüchten vor dem durch die Erwärmung trockener werdenden Substrat nach unten. Die Flöhe dürften sich bei Erwärmung fein oben sammeln und auf den nächsten Wirt warten ...

Aber Versuch macht Klug. Vielleicht tut es eine stärkere Lampe, die höhere Temperaturen erzeugt ...

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

plaenerdd

#3
Hallo Jörg,
ja das ist natürlich ein Argument. Vielleicht sollte ich lieber so eine Lichtfalle kaufen und den Klebestreifen durch eine Fangflüssigkeit auf einem Tellerchen/Petrischalendeckel ersetzen. Die Klebestreifen will ich lieber nicht nutzen. Die Flöhe sollen sauber bleiben. Dann bräuchte ich auch keinen großen Trichter, sondern eher ein Terrarium und kann die Vogelnester um die Falle platzieren und das Terrarium verschließen, bevor ich die Flöhe "auftaue". Ich glaube so werde ich es probieren.
Bleibt noch die Frage nach der passenden Fangflüssigkeit. Ich tendiere ja nach wie vor zu Wasser + Spüli. Das riecht nicht. Insekten, die hineinfallen gehen sofort unter, wie ich vom Fang von Fruchtfliegen weiß (Essigwasser+Spüli) Muss man natürlich regelmäßig wechseln, aber der Versuch soll ja auch nicht über Wochen laufen.
Beste Grüße
Gerd
EDIT: Hm, ich habe gerade gelesen, dass die Puppen der Flöhe in den Nestern überwintern und dann im Frühjahr schlüpfen. Da könnte der Versuch vielleicht doch etwas länger dauern...
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Bob

Hallo Gerd,
ich würde mir bei dem Aufbau vor allem um den Brandschutz Gedanken machen. Den Berlesetrichter verwendet man sonst ja mit feuchter Erde, da entzündet sich ein Vogelnest im Vergleich viel schneller und brennt besser. Wir hatte eine Infrarotlampe zur Wärmebehandlung beim Menschen, die ist mir irgendwann zerplatzt. Ein nachträgliches Lesen der Bedienungsanleitung ergab, dass es eine Einschränkung für die Einschaltdauer gab, wobei ich nicht weiß ob das die Lampe oder den Menschen schonen sollte. Den Aufbau also vielleich lieber draußen laufen lassen, während Du daneben Schneeflocken mikroskopierst?
Aus dem Spüliwasser könnten einzelne Arten eventuell wieder rauskriechen. Ansonsten scheint mit das bei regelmäßiger Entnahme des Fangs die bessere Lösung zu sein als Alkohol.

Viele Grüße,

Bob

Toni Maroni

Google mal das kostenlose Buch (pdf): THE INSECTS AND ARACHNIDS OF CANADA PART 1

Hier wird der Fang und die Konservierung von Insekten gut beschrieben, u.a. ausführlich der Berlese-Trichter.
Für kleine Insekten wird hier als "Fangflüssigkeit" "...70-80% ethyl alcohol in the jar attached to the bottom of the funnel. Add about 5% by volume of glycerin to the alcohol..." empfohlen.

Viele Grüße,

Toni

dicentra

Hallo Gerd,


ein spannendes Projekt hast du dir da ausgesucht!
Zum sammeln kleiner Arthropoden, auch von Flöhen, nutze ich das Straßburgersche Gemisch. Also Ethanol 96%,  Glycerin und Wasser zu gleichen Teilen. Die Tiere versinken da schnell drin, werden rasch getötet und es besteht auch bei schlecht verschlossenen und vergessenen Sammelgefässen nicht die Gefahr des austrocknens. Auch die Härtung hält sich in Grenzen. Zur dauerhaften Aufbewahrung nehme ich 70% Ethanol, den ich mit etwa 10% Glycerin mische.


Ich drücke dir die Daumen für ein erfolgreiches Schlüpfen der Flöhe!
Solltest du welche übrig haben: ich nehme sie  ;)


Oliver

Wutsdorff Peter

Hallo,
hier aus meinen Erinnerungen ,1949 über Flöhe:
"Natürlich plagten uns, wie alle anderen auch, Ungeziefer. Flöhe konnten gemein stechen. Wanzen und Läuse belästigten uns nicht.
   Die Flöhe liebten besonders Mutters  und mein Blut. Vater wurde, vermutlich weil er Raucher war, wenig gebissen. Mutter war aber Expertin im Fangen. Die Biester fühlten sich besonders im Bett wohl. Mutter merkte, wenn einer von den Quälgeistern am Bein oder Arm krabbelte oder schon gebissen hatte. Dann hob sie vorsichtig die Decke  und entdeckte ihn. Sie feuchtete den Daumen an und näherte ihn vorsichtig dem Floh. Dann drückte sie fest zu, und der Floh war zerquetscht. 
Also, ich würde Dunkelheit bevorzugen.
Gruß vom Inschenör Grufti
Peter

plaenerdd

#8
Hallo Peter,
in mein Bett wollte ich sie jetzt nicht gleich einladen.  8)
Ich denke entscheidend ist nicht hell oder dunkel, sondern warm oder kalt. Aber ja, vielleicht tut 's auch eine nicht leuchtende Wärmequelle. Vielleicht sollte ich einfach meinen sehr gut regelbaren COSORI-Tassenwärmer nehmen, auf dem ich sonst Präparate erhitze und den auf 38 Grad einstellen und eine Petrischale mit Fangflüssigkeit drauf stellen. Da hätte ich ja auch eigentlich schon alles da. was ich brauche. Muss ich nur noch auf Frost warten und Nester einsammeln. Danke für den Denkanstoß!
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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regulus56

Hallo Gerd,
ich betreue ja schon seit Jahrzehnten rund 25 Nistkästen im Wald.
Habe auch gelesen das die Flöhe nach dem Ausfliegen der Brut gern um die Öffnung des Nistkastens sitzen sollen und man riskiert sich welche einzufangen.
Ich hatte bisher wohl Glück und wurde weder gebissen, noch habe ich Flöhe bemerkt.
Nur einmal fand ich in den 80er Jahren einen verletzten Star, den nahm ich mit nach haus und dann hieß es Tipfix kaufen oder war es Flibol?
Man sollte nich glauben welche Mengen von Flöhen sich auch an den Tieren befinden können.
Viele Hölenbrüter übernachten auch  im Winter in Nistkästen. Ewentuell nach der Reinigung zellstoff einlegen und schauen ob Du da was finden kannst.
Viel Erfolg wünscht Klaus
,,Ich weiß, dass ich nichts weiß"
Und gern per Du.

Heiko

Hallo Gerd,

nie werde ich vergessen, als ich vor etlichen Jahren im Winter bei Frost aber Sonnenschein einen Meisen-Kasten reinigen wollte ...
Die Viecher saßen, wie mir dann klar wurde, auf der Sonnen-Vorderseite des Kastens – und als ich die Hand in diese Richtung ausstreckte, ging es klack, klack, klack. So schnell bin ich seitdem nie wieder eine Leiter hinabgestiegen ...

Viele Grüße,
Heiko

liftboy

Hallo Gerd,

mit "Flöhen" hab ich keine Erfahrung, aber mit Sichelwanzen! Auch eine gemeine Truppe, die sich den Mensch als Fehlwirt aussuchen. Die saßen bei mir am Vogelhaus und hatten auf ein Lufttaxi gewartet; ein paar üble Stiche eingefangen! Ich hab natürlich gleich welche "eingemacht". Man achte auf den gewaltigen Stechrüssel!

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

plaenerdd

Ha, meine Falle hat zugeschnappt: 7 Vogelflöhe aus einem Nest!

Liebe Foristen,
natürlich will ich Euch meine Konstruktion nicht vorenthalten:
Ich habe in einen dicht schließenden Kunststoffbehälter aus dem Baumarkt ein Loch gebohrt um die Sturmzuführung für meine kleine gut regelbare Heizplatte (Tassenwärmer von COSARI z.Z. leider nicht lieferbar) zu realisieren. Die habe ich auf 39ºC eingestellt und eine offene Petrischale mit handwarm vorgewärmten Wasser darauf gestellt. Noch einen winzigen Tropfen Spüli rein! Fertig!.
Diese Konstruktion habe ich in meinem Gartenhaus auf einem Stuhl vor den gut geheizten Kaminofen gestellt. Dann habe ich meinen "Vollschutz" angelegt: Regenjacke, Regenhose, Kapuze tief im Gesicht und mit Latexhandschuhen über den Regenjackenärmeln. Bei -4ºC und trübem Wetter Habe ich dann schnell eine Plastetüte über das Nest gestülpt und dies ganz schnell verschlossen. Plastetüte in die Falle aufgemacht und ganz schnell den Deckel drauf.
Nach ca. einer Halben Stunde sah ich den ersten Floh: Er klebte am Kondenswasserfilm an der Senkrechten der Kunststoffkiste und bewegte sich mehr kriechend. Als springend. Wenig später ein zweiter: Ebenfalls im Kondenswasserfilm und auch der kriechender Weise in Richtung Deckelritze. Ich war mir nicht wirklich sicher, ob meine Kiste auch dicht ist und da ich die Tierchen nicht im Gartenhaus haben wollte, habe ich den Versuch abgebrochen. Stecker raus und ab nach draußen. Mit einem Insektizid rein gesprüht, das für die Anwendung an Hunden und Katzen zugelassen ist und angeblich Flöhe sofort tätet. Hat 's offensichtlich auch gemacht. Dann habe ich mit 70%igem Alkohol plus etwas Glycerin und einer Pipette die toten Flöhe von der Wand genommen und in ein Probenglas überfürht. Sehr erstaunt und hoch erfreut war ich, dass 5 weitere Flöhe tatsächlich dort waren, wo ich sie haben wollte: In der Petrischale. Wegen des sehr dunklen Hintergrundes der Heizplatte hatte ich gar nicht gesehen durch den beschlagenen Kasten.
Dann habe ich einen Fehler gemacht: ich habe sie alle in ein Probengefäß mit der Alkohol-Glycerin-Lösung gesammelt.
Zu Hause musste ich feststellen, dass sie mit ihren feinen Krallen alle zusammen zu einem einzigen Knäuel verhakt waren. Ich habe länger gebraucht sie wieder zu trennen, als sie einzufangen. Das nächste Mal kommen die alle in einzelne Schnappdeckelgläser, wo sie jetzt auch schwimmen. Nach Durchlaufen einer Alkoholreihe schwimmen sie jetzt in Xylol.

Leider habe ich vor Ort nicht fotografiert, aber den Aufbau hätte man sowieso nicht sehen können. Darum gibt 's zwei Symbolbilder: Da wo das Stoffsäckchen liegt gehört das Nest hin.
Bild 1 Seitenansicht
Bild 2 Falle von oben mit geöffnetem Deckel
Bild 3. Flohkneuel vor dem Trennen unter dem Stereomikroskop.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Heiko

Schenial gemacht, Gerd – danke für die Rückmeldung.

Bin schon gespannt, was passiert, wenn Dir eines Tages ein Igel über den Weg läuft, der in die Box (dann natürlich mit Trennwand) passt ...  ;D

Viele Grüße,
Heiko

güntherdorn

#14
hallo gerd,
du kannst ja auch mal beim "vogel-opa" peter berthold am bodensee nachfragen.
ciao,
güntherdorn

peter berthold verwiess mich dann zu:
dr.götz reinwald und alexander könig (bonn)
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de