Botanik: Kolchischer Efeu Hedera colchica -eine Hybrid Pflanze ? *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Dezember 12, 2022, 17:50:28 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Der Efeu ist zwar eine europäische Pflanze, er stammt aber aus dem Tertiär, in dem tropisches Klima vorherrschte. Ein tropisches Überbleibsel sind die Träufelspitzen der Blätter. Diese länglich auslaufenden Blattspitzen dienen im ständig feuchten Klima dazu, Regenwasser abzuleiten.

Der Efeu ist eine immergrüne, mit Haftwurzeln kletternde Holzpflanze (Liane), die nicht rankt und sich viele Meter von Erdboden erheben kann. Mit Hilfe dieser Haftwurzeln, die in Gruppen am Stamm wachsen, klammert sie sich an Mauern oder Bäumen, kriecht aber auch auf der Erde.

Das Efeu kann sehr alt werden es wird sogar von mehreren hundertjährigen Exemplaren berichtet, die an alten Burgtürmen wachsen und deren stark verzweigte Stämme eine ansehnliche Dicke aufweisen.

Bild 01 Habitus: Kolchischer Efeu Hedera colchica

Foto: H.-J_Koch.

Hedera colchica ist eine stark wachsende Sorte mit 20 bis 40 cm Zuwachs pro Jahr wächst er rasant in Höhe und Breite.

Hedera colchica ist dicht belaubt.
Allerdings ist Efeu kein Parasit, diese Pflanzen dringen nicht in den Trägerbaum ein; im Gegensatz zu parasitischen Sträuchern wie etwa der Mistel.

Die Pflanze bevorzugt einen Standort in feuchter, durchlässiger Erde.

Die großen herzförmigen Blätter sind meist gelappt. Die Blätter haben eine etwas blassere Farbe.
Die lederartigen, wechselständig angeordneten Blätter sind verschieden groß (bis zu 10 cm), im Jugendstadium hellgrün, später dunkelgrün.

Bei der wechselständigen Blattstellung befindet sich ebenfalls an jedem Knoten nur ein Blatt.
Der Efeu verzweigt sich während seines Wachstums sehr stark, wobei die Blätter zweizeilig angeordnet sind, damit sie sich nicht gegenseitig überdecken.

Trotzdem scheut die Pflanze das Licht (negativer Phototropismus). Die Zweige haben dorsiventrale Struktur. d. h. die untere Haftseite unterscheidet sich von der oberen Seite des Zweiges.
Gegen Ende das Sommers erscheinen auf den höher gelegenen Teilen der alten Pflanze Zweige ohne Haftwurzeln, die sich dem Licht zuwenden (positiver Phototropismus).

Um diese Zweige herum, also nicht zweizellig, wachsen rautenförmige oder oval-lanzettförmige Blätter, so dass man nun zwei Blatttypen unterscheiden kann: den der sterilen und den der fertilen Zweige.
Dieses Phänomen, Heterophyllie genannt, hat bereits Theophrast beschäftigt.
Theophrastos von Eresos (374/369 v. Chr.–288/285 v. Chr.), griechischer Philosoph und Naturforscher in der Antike.

Bild 02 Blattformen verschiedene Varietäten

Foto: H.-J_Koch

Die Varietät ist eine sekundäre Rangstufe zwischen Unterart und Form.
Die Schlingpflanze wurde lange Zeit als Heilpflanze übersehe. Erst in neuerer Zeit haben französisch Apotheker neue Wirkstoffe entdeckt.

In Form von Arzneifertigpräparaten werden die frischen unverholzten Triebe von Hedera helix verwendet.
Inhaltsstoffe:
Triterpensaponine mit Hederasaponin C bzw. Hederacosid C als Hauptkomponente. Weitere Bestandteile sind Flavonolglykoside, u. a. Rutin und Kämpferol-3-rutinosid, Polyine, u. a. Falcarinon und Falcarinol, Sterole, Kaffesäurederivate und geringe Mengen an äther. Öl.

Anwendungsgebiete:
Erkrankung der Schilddrüse, akute Entzündung der oberen und unteren Atemwege, des Magen-Darm-Traktes, der Leber, Galle und der Bauchspeicheldrüse.

Systematik:
Familie: Araliaceae (Araliengewächse)
Gattung: Hedera
Art: Hedera colchica
Wissenschaftlicher Name: Hedera colchica
Trivialnamen: Georgischer Efeu, Kaukasus-Efeu, Colchis-Efeu, Persischer Efeu
Englische Bezeichnung: Colchis ivy
Syn. Baumtod, Eppig, Immergrün, Mauerewig, Mauerranke, Rankenefeu, Totenranke und Wintergrün.

Hedera colchica ist eine Efeuart, die im Nahen und Mittleren Osten beheimatet ist. Es wird allgemein Persischer Efeu oder Colchis-Efeu genannt. Sie ist eine immergrüne Kletterpflanze, die auf geeigneten Flächen bis zu 30 Meter hoch wird und dort, wo keine senkrechten Flächen vorhanden sind, auch als Bodendecker wächst.

Efeu (Hedera), älter auch Epheu (lateinisch auch Edera), ist eine Pflanzengattung in der Familie der Araliengewächse (Araliaceae). Die in Mitteleuropa mit Abstand bekannteste Art ist der Gewöhnliche Efeu (Hedera helix).
Bei Hedera helix kennen wir etwa 400 Sorten, die sich besonders in Blattfarben und -formen unterscheiden.
Der Artname helix kommt aus dem Griechischen (helis- sein: binden, umfassen. Den römischen Priestern war es verboten, den Efeu anzufassen, da sie, wie man glaubte, hätten gefangen gehalten werden können.

Bild 03 Illustration: Efeu Hedera helix

Original-Buchquelle: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé; Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz1885, Gera, Deutschland
Quelle:www.biolib.de
Dieses Werk ist gemeinfrei.

Mehr als einmal nannten wir bestimmte Pflanzen berühmt:
Berühmt nicht nur wegen ihrer Bedeutung innerhalb der Systematik, sondern auch weil die eng mit der Menschheitsgeschichte verbunden sind, mit Sprache, Ritus, Religion, Wissenschaft und Kunst, denn die Botanik steht als ein Zweig der Naturwissenschaften in enger Verbindung mit den übrigen Bereichen der Kultur; getrennt voneinander wären sie undenkbar und unvollständig.
Zu diesen Pflanzen gehört auch der Efeu. Das deutsche ,,Efeu" und die verwandte englische Bezeichnung ,,ivy" lassen sich nicht eindeutig erklären.

Philologen verweisen jedoch auf einen indoeuropäische Wurzel (ghed: drücken, zusammenpressen). Es wird auch vermutet, dass sich im Namen ein Stamm zeigt. Der in lateinisch ,,ibex", Steinbock (=Kletterer) vorhanden sei. Als Beleg dafür werden althochdeutsche ,,ebah", angelsächisch ,,ift" angeführt; auch wird auf Dialektbezeichnungen wie ostfrisisch, westfälisch ,,klimop" hingewiesen, um den Schluss zu rechtfertigen.

Bild 04 Frucht, Hedera colchica

Foto: H.-J_Koch

Bild 05 Dunkelschwarze Beeren, mit dem Rest eines scheibenförmigen Nektariums, Hedera colchica

Foto: H.-J_Koch
Die Beeren sind giftig (Saponingehalt 5 %).

An der Spitze der jungen fertilen Zweige wachsen halbkugelige Dolden mit unscheinbaren grünlichen Blüten.
Blütezeit: August bis Oktober
Diese haben einen sehr kurzen Kelch, 5 Kronblätter, 5 Staubblätter und einen mittelständigen, 5-6  kammerigen Fruchtknoten.
Die Blüten öffnen sich im Spätherbst, wenn die Bienen den letzten Honig einbringen und wie Keats sagt, sich der Illusion hingeben, dass (,,the warm days will never cease")
John Keats 1795–1821
war ein britischer Dichter, der englischen Romantik.

Teil 1
Spross, Querschnitt
25 Mikrometer

Bild 06 Schnittstellen, Kolchischer Efeu Hedera colchica

Foto: H.-J_Koch

Bild 07 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 08 Dunkelfeld, ungefärbter Schnitt, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 09 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 10 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Kolchischer Efeu Hedera colchica


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf:
1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.15 Sekunden!!!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minute.
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3mm dick) erreicht.
Fotos: Nikon D5000, Sony alpha 6000

Bild 11 Übersicht, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Die Efeuzweige sind von Harzkanälen durchzogen, die ein Glykosid enthalten, doch hat dieses keine praktische Bedeutung.
Die jungen Triebe sind mit spärlichen Sternhärchen besetzt, später weisen sie eher Schuppen auf.

Bild 12 Detailaufnahme mit Beschriftung, Kolchischer Efeu Hedera colchica

MP:  Markparenchym, H = Harzkanal, PXY:  Primäres Xylem, XY =   Xylem, J = Jahresringgrenze, PH =   Phloem, SK = Sklerenchymzellen (kleinen Gruppen), RP = Rindenparenchym,  P = Phellem

Bild 13 Detailaufnahme, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 14 Detailaufnahme, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 15 Oxalatdruse., Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 16 Sekretkanal, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 17 Detailaufnahme, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 18 Polarisation, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 19 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kolchischer Efeu Hedera colchica

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 20 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Detailaufnahme, Kolchischer Efeu Hedera colchica

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Hans-Jürgen Koch

Teil 2
Spross, Längsschnitt
25 Mikrometer

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 21 Übersicht, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 22 Detailaufnahme, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Teil 3
Blattstiel, Querschnitt
25 Mikrometer

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 23 Übersicht, Kolchischer Efeu Hedera colchica

Blattstiel mit 9 Leitbündeln.

Bild 24 Leitbündel, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 25 Detailaufnahme, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 26 Übersicht, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 27 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Teil 4 Fruchtknoten, Querschnitt
25 Mikrometer

Diese Früchte sind echte Beeren. Sie bestehen aus Fruchtfleisch, in das nur wenige Samen eingebettet sind. Doch Vorsicht, vor allem die Früchte, aber auch die Blätter des Efeus, sind sehr giftig.
Die Früchte entwickeln sich aus den halbkugeligen Dolden der Blüte. Sie erreichen eine Größe von fünf bis neun Millimetern. Jede Beere enthält einen bis fünf Samen.

Etzold – Blau: Fuchsin; Safranin; Astrablau (FSA) Dr. Helmut Etzold

Arbeitsablauf :
1. Mit AFE fixierte Schnitte gründlich in 70 % Ethanol auswaschen 5 Minuten.
2. 50 % Ethanol (kein Brennspiritus) 3 Minuten
3. 30 % Ethanol 3 Minuten
4. Wasser entmin. 3 x wechseln je 1 Minute
5. FSA -Farblösgung, 8 Min. gelegentlich schwenken. (verdünnte Etzold-Lösung-2 Tropfen auf 5 ml dest.Wasser)
6. Kurz abspülen in Aqua dest., je 1 x wechseln, je 1 Minute
7. In 100 % Isopropylalkohol sorgfältig entwässern 2 x wechseln. 1. Stufe = 30 Sekunden, 2. Stufe = 3 Minuten, 3. Stufe = 5 Minuten
9. Einschließen in Euparal

Bild 28 Aufgeklebte Frucht, Kolchischer Efeu Hedera colchica

Foto: H.-J_Koch

Bild 29 Übersicht, Kolchischer Efeu Hedera colchica

Die Frucht fructus hat einen Durchmesser von 12 mm.

Bild 30 Detailaufnahme, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 31 Detailaufnahme, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 32 Detailaufnahme, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Das nach der Befruchtung aus dem Fruchtknoten der bedecktsamigen Pflanzen gebildete Organ, das die (oder den) Samen bis zur Reife umschließt und dann ihrer (seiner) Verbreitung dient.
Eine Frucht besteht aus einem oder mehreren Samen, die von einer Fruchtwand, dem Perikarp, umgeben sind. Beim Perikarp wiederum unterscheidet man drei Schichten:
Exokarp – äußere Schicht
Mesokarp – mittlere Schicht
Endokarp – innere Schicht

Bild 33 Samen, Querschnitt, Kolchischer Efeu Hedera colchica


Bild 34 Samen, Querschnitt, Kolchischer Efeu Hedera colchica

Beim Färben haben die Samen sich leider von der Frucht gelöst.

Quellen und weiterführende Informationen:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Diether Ennet ,,Lexikon der Heilpflanzen", ISBN: 3-933203-96-1
Bettina Rahfeld ,,Mikroskopischer Farbatlas pflanzlicher Drogen", ISBN: 978-3-8274-1951-4
Schönfeld ,,Das neue Handbuch der Heilpflanzen", ISBN: 978-3-440-12932-6
,,Pflanzenbestimmung für Dummies", ISBN: 978-3-527-71428-5
,,Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen", ISBN: 978-3-89996-508-7
,,Botanica" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0868-6
,,Das große illustrierte Pflanzenbuch", 1966
,,Heil- Pflanzen und Kräuter", 1985
Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Gerne zeige ich euch die schönen Seiten der Pflanzen.
Viele Aufnahmen von einer Pflanze ermöglichen eine umfassende Wahrnehmung.
Es freut mich natürlich sehr, wenn auch euch die Bilder gefallen.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Hans-Jürgen
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Fahrenheit

#2
Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für den wieder sehr schönen Artikel mit den tollen Bildern, die ich gerne als Persischer Efeu gelistet habe.

Die Art Helix colchica hat mich allerdings auf die Suche im Netz geschickt, zumal ich die Blätter in Deinem Bild 2 beide als Blätter von Hedera Helix angesprochen hätte: das obere von einem fertilen Spross, das untere von einem sterilen.

Leider findet sich zum direkten Vergelich der Arten nicht viel im Netz (werd' heute Abend noch mal in der Literatur schauen).

Am ehesten kommt noch ein Vergleich auf Pflanzenbilder.de in Frage (https://www.pflanzenbilder.de/kolchischer-efeu/). Laut der dortigen Dokumentation sind die Sternhaare von H. colchica eher braun, die von H. helix eher weiß.

Ausserdem unterscheidet sich die Blattform der sterilen Blätter. In der englischen Wikipedia (https://en.wikipedia.org/wiki/Hedera_colchica) findet man:
ZitatDie Blätter sind wechselständig, es gibt zwei Typen: palmenförmige, fünflappige Jugendblätter an kriechenden und kletternden Stängeln und ungelappte, herzförmige, lauroide Blätter an fruchtbaren, blühenden Stängeln, die der vollen Sonne ausgesetzt sind, meist hoch in den Kronen von Bäumen oder an der Spitze von Felswänden. Die Stängel sind grün. Er hat die größten Blätter aller Efeuarten, die bis zu 15 cm breit und 25 cm lang sind.
Leider habe ich aber nirgends solche Bilder 5-lappiger Blätter gefunden, aber die Blattgröße scheint auch ein gutes Unterscheidungsmerkmal zu sein.

Weiter spannend: Tropicos führt den H. colchica als Art H. colchica (http://legacy.tropicos.org/Name/2200815) und synomym als Varität H. helix var. colchica (http://legacy.tropicos.org/Name/50284645).

Herzliche Grüße
Jörg
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beamish

#3
Hallo Hans-Jürgen,
vielen Dank mal wieder für die Tollen Bilder!
Ich war auch einigermaßen erstaunt über Hedera colchica, da ich bisher dachte, daß Hedera helix die einzige Art in Europa ist. Wie hast du dieses Exemplar als colchica bestimmt? Es scheint ja doch bei dir  in der freien Natur zu wachsen.
H. helix hat übrigens einen doppelten Chromosomensatz (diploid) während H. colchica polyploid ist, was sicher zur Artabgrenzung beiträgt:
https://link.springer.com/article/10.1007/s00606-012-0734-1
Aber auch durch morphologische Merkmale:
https://www.researchgate.net/publication/266880516_A_morphometric_analysis_of_Hedera_L_the_ivy_genus_Araliaceae_and_its_taxonomic_implications

Grüße
Martin
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beide mit Canon EOS 500D

reblaus

Hallo Hans-Jürgen -

wie immer sehr informative Lektüre mit tollen Bildern.
Unten hänge ich noch die Kurzbeschreibung aus Pareys Blumengärtnerei an - was Neues bringt sie wohl nicht.

Viele Grüße

Rolf

beamish

Die Sternhaare unterscheiden sich deutlich (Anhang nach Ackerfield 2001, Trichome morphology in Hedera (Araliaceae), Edinb. Journ. Bot. 58(2), 2001: 259-267).
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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

im botanischen Garten der Uni Bonn gibt es drei Pflanzen H. colchica und in der Pflanzendatenbank auch 4 Bilder zum Laub:
https://bonnubg.gardenexplorer.org/taxon-6958.aspx

Aus Meiner Sicht fehlt beim oberen Blatt im Bild 2 die deutlich herzförmige Einbuchtung.

Beim nächsten Besuch im Garten werde ich einmal eine Probe nehmen und Fotos machen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg, Martin und Rolf,
danke für eure Rückmeldungen,

in der Fachliteratur werden die Blätter vom Kolchischen Efeu Hedera colchica unterschiedlich beschrieben,
z. B.: Die immergrünen Blätter von Hedera colchica sind dunkelgrün, eiförmig, herzförmig, ledrig.

@ Martin,

ich habe diese Pflanze nach den Blättern bestimmt.
Der Kolchischen Efeu wächst bei uns am Waldesrand.
Morgen werde ich noch einmal in den Wald fahren und nach Sternhaaren an der Pflanze suchen, der Unterschied ist deutlich.

@ Jörg,

auf deinen Besuch im botanischen Garten der Uni Bonn bin ich gespannt.

Gruß
Hans-Jürgen
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beamish

#8
Lieber Hans-Jürgen,
nach dem Schlüssel von Nannenga 1970 für die in den Niederlanden vorkommenden Arten solltest du die an den Sproßspitzen befindlichen Haare untersuchen (Anhang). Bei H. colchica sind sie eben schuppen- und bei H. helix sternförmig.
Jörgs Anmerkung, daß die Blätter am Stielansatz herzförmig eingekerbt sein sollten, unterstützen hier die Herbariumbelege der Universität Washington (WTU), auch im Anhang. Man sieht dort auch, daß die Blätter von H. colchica deutlich größer sind asl die von H. helix.

Grüße
Martin

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Fahrenheit

Lieber Jürgen,

vielleicht kannst Du Dir ja auch Deine Pflanze noch einmal genauer ansehen.

Die fertilen Sprosse ranken nicht und haben daher auch keine Haftorgane. Rankt der Efeu z.B. an einem Stamm, liegen die sterilen Sprosse an diesem an, die fertilen ragen vom Stamm weg ins Licht (und das scheint bei dem berankten Baum im Hintergrund Deines Bildes 1 auch so zu sein).

Die stehenden Sprosse im Vordergrund sind sicherlich alle fertil. Links unten scheint eine sterile Ranke zu sein.

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

Diese fünf Bilder von den Blättern, habe ich heute Morgen aufgenommen.











Mit den Sternhaaren beschäftige ich mich morgen.

Gruß
Hans-Jürgen


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Wutsdorff Peter

Guten  Abend Hans-Jürgen,
auch von mir als nur  Inschenör Gratulation zu diesem hervorragenden  Beitrag.
Mir bleibt wie immer bei Deinen Beiträgen die Spucke weg!
Gruß Peter

Fahrenheit

#12
Lieber Hans-Jürgen,

von der Blattgröße würde ich eher auf H. helix tippen. Aber die Form ist teils nicht so eindeutig. Ob das eine Hybride sein könnte?

H. colchica sollte in DE nicht "in the wild" zu finden sein, bei iNaturalist gibt es nur eine einzige Beobachtung in Deutschland und deren Blätter sehen doch etwas anders aus.

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

#13
Lieber Jörg,

bei Hedera helix kennen wir etwa 400 Sorten, die sich besonders in Blattfarben und -formen unterscheiden.
Die immergrünen, ledrigen, glänzenden Blätter sind sehr variabel, ihre Form reicht von tief gelappt bis vollkommen ungelappt. In Zweigabschnitten, in denen sich Blüten entwickeln, verändern die Blätter sehr deutlich ihre Gestalt und bilden länglich rautenförmige sog. Altersblätter aus. Das Auftreten solcher sehr unterschiedlicher Blattformen an verschiedenen Sprossabschnitten einer Pflanze wird "Alters-Heterophyllie" genannt. Vermehrt man die Pflanzen durch Stecklinge aus einer solcher Altersblatt Region, bleibt die Blattform erhalten, was "Dauermodifikation" genannt wird und in der
gärtnerischen Zucht ausgenutzt wird.

Quelle:
https://www.botanik-bochum.de/jahrbuch/Pflanzenportraet_Hedera_helix.pdf

Hedera helix – Gewöhnlicher Efeu (Araliaceae)
Arzneipflanze des Jahres 2010
INGO HETZEL & ARMIN JAGEL

Ich denke auch, es ist eine Hybrid Pflanze, die man durch die Kreuzung von jeweils definierten Inzuchtlinien erhält. Vorteil der Hybriden ist ein breites Repertoire an unterschiedlichen genetischen Informationen.
Sternhaare habe ich nicht gefunden.

@ Peter:

danke für dein Feedback.

Gruß
Hans-Jürgen
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beamish

Lieber Hans-Jürgen,
Sternhaare sollten sich an den Spitzen junger Sprosse finden lassen, die wie bereift wirken:
https://bplant.org/photo/1477
Oder liegt es an der Jahreszeit?

Grüße
Martin
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