Ist bitte das Freistellen von Objekten bei mikroskopischen Aufnahmen verpönt?

Begonnen von Jakob_Wittmann, Dezember 16, 2022, 23:47:13 NACHMITTAGS

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Jakob_Wittmann

Guten Abend liebe Gemeinschaft,

meine Frage mag durchaus eigenartig wirken, da man ja privat mit Fotos verfahren kann wie immer man möchte.

Dennoch wäre ich bitte neugierig, was für Meinungen diesbezüglich existieren.

Zwar wirkt eine ganz herkömmliche Aufnahme wahrscheinlich authentischer, aber ich habe momentan im Lichtweg bei 2 Mikroskopen noch einen fleckigen Hintergrund. Beim Revue 1600 ist der Umlenkspiegel nahe beim Kollektor deutlich erodiert, vielleicht besteht auch ein Pilzbefall. Das führt bei nur leicht abgesenktem Kondensor zu starker Fleckigkeit. Beim CZJ-Lg Mikroskop verwende ich eine LOMO Beleuchtungseinrichtung, gehört auch mal entstaubt, aber es geht ganz gut damit.

Ich habe aus einer Verlassenschaft hauptsächlich botanische Präparate erworben. Von perfekter Qualität, würde ich meinen.

Ich überlege mir nun 2 Bearbeitungen für Wandbilder zu erstellen, na ja, das ist eigentlich der Kern meiner Frage: welche Art des Hintergrunds eben schöner wirkt ...  :)  ;)

Die beigefügten Bilder sind freigestellte Komposite (die Alternative ist auch bei Kompositen fleckig und nicht weiter interessant) von bis zu 90 Einzelaufnahmen, für die ich das Revue 4-fach (Achromat) verwendet habe. Erstellt mit der MS-Software ,,Image Composite Editor".

Über Meinungen, Kommentare usf. würde ich mich freuen!

Beste Grüße

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

Fahrenheit

Lieber Jakob,

ich stelle meine Bilder auch frei. Sieht einfach besser aus.

Bei der Araucarie musst Du aber noch ein bisschen putzen. :)

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

jcs

Hallo Jakob,

ich finde auch, dass man botanische Schnitte freistellen kann bzw. soll, speziell für Ausdrucke. Ich würde dann allerdings Weiß als Hintergrundfarbe nehmen. Grau kann im Ausdruck schnell einen schmutzigen Eindruck ergeben. Weißt Du, welche Färbungen bei Deinen Schnitten verwendet wurden?
LG
Jürgen

Lupus

Hallo,

ZitatIch würde dann allerdings Weiß als Hintergrundfarbe nehmen. Grau kann im Ausdruck schnell einen schmutzigen Eindruck ergeben.
schon deshalb weil Weiß bei Hellfeldaufnahmen erfahrungsgemäß das natürliche Aussehen wieder gibt. Wie sollen sonst die weißen Flächen innerhalb des Schnittes zustande kommen?

Hubert

Rawfoto

Guten Morgen

Es gibt in der professionellen Fotografie keine Grenzen, da ist die Freistellung nicht einmal Manipulation. Warum sollte das bei Privatnutzern daher nicht gemacht werden.

Ich stelle regelmäßig Bilder aus, da sind alle retuschiert (ausgefleckt). Ich versuche dabei eine idealisierte Natürlichkeit zu erhalten. Bei der Durchlicht-Mikroskopie ist das Licht neben dem Objekt ungehindert. Damit ein Weiß die beste Wahl ...

Mir geht es dabei nur um das Objekt selbst, Staubfasern oder Schäden im Strahlengang gehören da nicht zum Objekt.

Das ist natürlich meine persönliche Sicht, Geschmäcker unterscheiden sich zum Glück

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

KayZed

Hallo zusammen,

bei botanischen Schnitten würde ich da überhaupt kein Problem sehen, weil der Hintergrund meist ohnehin von Artefakten der Präparation verunreinigt ist.
Ob es immer weiß sein muss bin ich nicht überzeugt. Wenn es um eine plakative Wirkung geht, könnte man auch eine Farbe aus dem Schnitt auswählen.
Allerdings würde ich eher sanfte, gedeckte Töne bevorzugen, sonst wird es schnell popig grell.

@Jakob
Wenn du als Hintergrund eine Farbe auswählst, bleiben nach dem Einfüllen oft Rest-Flecken stehen, die du dann wegstempeln solltest. Auch an den Objektkanten muss man sehr aufpassen, die wirken manchmal ausgefressen.

Bei Mikroorganismen ist das eher ein kontroverses Thema, wobei alle Ansichten ihre Berechtigung haben.

Die einen wollen die Algen oder Tierchen möglichst in ihrer "natürlichen" Umgebung ablichten. Da verbietet sich dann eine Freistellung. "Natürlich" ist allerdings auch hier schon sehr relativ, denn jede Präparation kann man nur noch mit Einschränkung als natürliches Umfeld bezeichnen. Und jedes Kontrastverfahren verändert den "natürlichen" Eindruck.

Auf der anderen Seite will man auch Mikroorganismen dokumentarisch und/oder ästhetisch informativ und eindrucksvoll abbilden. Dies gelingt oft besser mit einer Freistellung, zumindest mit dem Putzen des Hintergrunds. Echte, saubere Freistellungen von cilienbesetzten Tieren sind eine kleine Herausforderung in der Fotobearbeitung.

Wenn man mal von definitiv verfremdenden optischen Spielerein absieht, sehe ich noch eine dritte Möglichkeit der informativen Bildpräsentation. Das ist die Komposition von Einzelobjekten in einem einzigen Bild. Dies halte ich gerade bei Mikroorganismen, wo die Ansicht und der Informationsgehalt in verschiedenen Schärfenebenen sehr unterschiedlich ist, für durchaus legitim.
Statt mehrere Bilder zu verwenden, kopiere ich nach Freistellung die verschiedenen Schärfenebenen in ein Bild. Wenn der Hintergrund in den Einzelbildern sehr ähnlich ist, muss ich nicht einmal groß putzen.
Zugegeben, dies sollte eher die Ausnahme bleiben, macht aber bei manchen Objekten durchaus Sinn.

Zur Veranschaulichung möchte ich hier ein Beispiel der kleinen Schalenamöbe Pyxidicula operculta zeigen. Zwei verschiedene Amöben in jeweils zwei unterschiedlichen Schärfenebenen aufgenommen (DIK 100)



LG KlausZ
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7

Rawfoto

Lieber Jakob

Wenn die Färbung auf dem Präparat steht würde mich die der Kiefernnadel auch brennend interessieren.

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Jakob_Wittmann

Zitat von: Rawfoto in Dezember 17, 2022, 13:13:02 NACHMITTAGS
Lieber Jakob

Wenn die Färbung auf dem Präparat steht würde mich die der Kiefernnadel auch brennend interessieren.

Liebe Grüße

Gerhard



Gerne, lieber Gerhard,

eine  ausführlichere Wortmeldung folgt bald, aber vorläufig zur Kiefernnadel: Es stand W-3A am Etikett. Daher glaub ich, dass die W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) gemeint sein dürfte.

Liebe Grüße


Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

Jakob_Wittmann

#8
Schönen Abend geschätzte Runde,

ein herzliches Danke für Eure Kommentare. Für mich sind sie hilfreich und interessant überdies (alle!). Die Hinweise von wegen weißem Hintergrund werde ich befolgen, ein erster Versuch (Bild) mit eben Weiß gefällt mir gut.

Was das Ausflecken bzw. Ausputzen angeht und auch die Präzision des Freistellen bei den Rändern, liegt Ihr natürlich richtig (Menschenskind, die Feinheiten am Rand haben es sich in sich ... :)  ;) ):

Ich tüftle gerade herum, welche Auflösung sinnvoll ist, denn mit zig 20 MPix-Bildern geht sich momentan durch zu wenig Arbeitsspeicher die maximale Bildgröße so oder so nicht aus. Es sollte halt für ein leicht größeres Wandbild reichen und ja nicht ,,pixelig" werden.

Kurz habe ich auch überlegt, ob ich pro Panel des Mosaiks einen Fokusstapel (durch die Mikrometerteilung ginge das reproduzierbar) machen sollte. Auch noch: Vor allem bei holzigen Bestandteilen mancher Präparate ist der Dynamikumfang sehr groß. Bei solchen wäre auch HDR eine Option. Allerdings wird dann der Aufwand enorm. Vorläufig lasse ich das daher bleiben.  ;)

Zu Euren Fragen wegen der Färbemethode: Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, kann wohl bei der Kiefernnadel mit der Abkürzung ,,W3-A" nur die W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) gemeint sein. Details zu dieser findet man z.B. bei http://www.aeisner.de/index.html.

Beim anderen Präparat steht leider nichts dabei, aber es ist durchaus möglich, dass ich eine gleichartige Färbung bei einem anderen botanischen Präparat finde, das beschriftet ist. Falls ja, wird dies nachgereicht ...

Danke Euch nochmals und liebe Grüße

Jakob
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Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow