Ende der 90.er oder Anfang der 2000.er war in Berlin einmal eine Ausstellunung: "Die Zelle". Dort war unter anderen auch die Firma Zeiss beteiligt, und hatte zwei Mikroskope direkt nebeneinander aufgebaut. Ein altes Messingmikroskop aus der Zeit Ende des 19.ten Jhnd. und ein seinerzeit aktuelles Mikroskop. Beide waren mit einem identischen histologischen Dünnschnitt als Präparat versehen, und die gleiche Vergrößerung eingestellt. Man sollte sehen, dass das Auflösungsvermögen nur von der Objektiv- (und Beleuchtumgsapertur) abhängt. Und der Kontrast wird wesentlich durch die Zahl der optischen Grenzflächen bestimmt, sofern diese nicht vergütet sind. Und das sah man auch, quod demonstrandum erat.
Die Schärfe und der Kontrast war fast gleich, beim direkten Vergleich zwischen alt und neu. Das alte Hufeisenstativ war natürlich mit unvergüteter Optikt, hatte aber keine Zwischenoptik. Und das neue entsprechend viele Linsen und Prismen im Strahlengang, die aber dafür hochwertig vergütet sind. Das alte hatte nur ein sehr viel kleineres Sehfeld und eine deutliche Randunschärfe/Bildfeldwölbung, die aber bei visueller Beobachtung nicht störte, sondern höchsten beim fotographieren.
Der ganze optische Fortschritt des vergangenen Jahrhunderts ist demnach offenbar in die Ergonomie (insbes. Sehfeldgröße), die Fotographie, die mechanische Konstruktion, und Ausbaumöglichkeiten und neue Beleuchtungsverfahren geflossen. Ganz analog zur Fotographie, wo durch starkes Abblenden auch mit alten Objektiven die Bildfehler weitgehend eliminiert werden konnten, und ganz erstaunliche scharfe und kontrastreiche Aufnahmen von unbewegten Objekten bei entsprechend langer Belichtung gelangen. Man überlege sich einmal, mit welchen Mikroskopen die grundlegenden Entdeckungen der Biologie und Medizin in der zweiten Hälfte des 19.ten Jhnd. gemacht wurden ...
PS.: Ich habe ein altes Kosmos-(Winkel-Zeiss)-Mikroskop, welches dieses Jahr seinen 100.sten Fertigungstag feiern müsste. Es war zufälligerweise optisch +/- im Neuzustand, und kann es mit modernen monokularen Kursmikroskopen gut aufnehmen.