Lieber Herr Voigt,
auch für selbstverletzendes Verhalten besteht kein Anhalt.
Es ist aber so, dass die Patientin nach einer gynäkolog. OP mit einer dicken Hinterhauptplatzwunde aus der Narkose aufwachte.
Niemand hatte ihr trotz mehrfacher Nachfrage in der Klinik Auskunft zu deren Entstehung gegeben.
Der Operateur hat sich nicht mehr blicken lassen, denn er hätte ja Auskunft geben müssen. Er ist mittlerweile verstorben, schweigt also für immer darüber.
Ein ehemaliger gyn. Chefarzt (Uni) hat mir aber bestätigt, dass es gelegentlich passiert und auch publiziert ist, dass Patienten in Kopftieflage schon mal brüsk vom OP-Tisch oder mitsamt selbigem zum Boden rutschen können. Entweder löst sich die Arretierung der verstellbaren Tischplatte, oder die Fixierung des Patienten selbst. Ein Fall sei sogar einmal dabei zu Tode gekommen, weil direkt im Gefolge dieses Sturzes der ganze OP-Tisch auf den Patienten gefallen sei und diesen erschlagen habe. Alles sehr traurig und tragisch, aber halt seltene Tücke der Technik.
Wie auch immer..... Meine persönliche Vermutung ist, dass es zu einem solchen Sturz oder Rutschen auf den Boden kam, während der OP. Dabei dürfte der Tubus herausgerutscht sein. Am Boden wird man dann versucht haben, ggf. auch zunächst einmal blind, den Tubus wieder hineinzuschieben. Dabei könnte es zu einer flüchtigen Fehlintubation mit Ösophagusläsion gekommen sein. Auch solche Ösophagusläsionen infolge Fehlpositionierung eines Tubus sind in der Literatur beschrieben.
Das ist natürlich nur Spekulation. Aber die postoperative Kopfplatzwunde und das Schweigen darüber bis zum Schluss, selbstverständlich auch das Fehlen einer jeglichen Erwähnung im Arztbrief, sind Fakten. Unmittelbar postop. hat die Patientin rezidivierende Fieberschübe, teils septisch imponierend, entwickelt. Hieraus hat sich dann ein bis dato fortbestehendes entzündlich imponierendes Krankheitsbild entwickelt. Unter Nahrungskarenz und Vermeiden eines Verschluckens von produziertem Speichel bessert sich das klinische Bild passager und partiell. Bei oraler Nahrungsaufnahme und Speichelschlucken verschlechtert es sich. Antibiosen führen zu passageren. teils kompletten, teils inkompletten Resets. Zusätzlich bestehen eine Dysphagie, eine Dyspnoe und ein massiver Retrosternalschmerz. Histopathologisch wurde eine "ungewöhnlich" sich präsentierende, leicht fibriosierende Mediastinitis mit Beteiligung von Perikard, Pleura und Thymus beschrieben (Thorakoskopie).
Jetzt sind wir schon sehr von der Mikroskopie abgedriftet.
Die Krux ist, dass man bisher radiologisch und Endoskopisch keine Perforation sichern konnte. Wobei ja bekannt ist, dass dies auch nicht immer gelingt. Je kleiner der Defekt, desto schwieriger dessen Nachweis. Auch die Partikel sind ja sehr klein (ca. 14-20 Mikrometer). Falls man diese Partikel hinreichend klar einem organischen Ursprung (Nahrungspartikel) und/oder Mikroplastik zuordnen könnte (selbiges ist ja auch bereits in nahezu jedem kommerziellen Flaschengetränk), wäre der indirekte Nachweis einer "Miniperforation" mikroskopisch erbracht.
Dann könnte man leitliniengerecht behandeln.
Herzliche Grüße
Jörg