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Konventionen bei Fotografien v. Diatomeen: Was bitte geht, was gar nicht?
Jakob_Wittmann:
--- Zitat von: anne am Februar 02, 2023, 21:25:22 Nachmittag ---Hallo Jakob,
ich dachte mehr an Poren, die nicht mehr so sichtbar sind.
ich habe Dir mal ein altes DICbild von der Actinoptychus senarius beigefügt, als Vergleich.
Ich kann Dich mit Literatur als pdf zuwerfen. Sende mir doch einfach Deine Mailadresse per PN.
lg
Anne
P.S. Hast Du Dir den Schmidt Atlas bestellt? Bei Költz? Das wäre ein echter Invest.
--- Ende Zitat ---
Ein herzliches Danke für Dein gleichermaßen nettes wie auch hilfreiches Angebot zum Thema einschlägiger Literatur, Anne! Ich werde mich per PN bei Dir melden.
Aha, den Schmidt Atlas gibt es also auch bei Költz, das wusste ich leider nicht. Schade, zu spät, denn dieser Verlag ist mit seinem Angebot der Botanical Books editorisch betrachtet sehr professionell aufgestellt.
Ich habe mir die Ausgabe von Hanser bestellt und bin bereits neugierig, ob die Druckqualität von Schmidts Tafeln akzeptabel ist.
Dein Hinweis zu den nicht sichtbaren Poren ist interessant, dies gleich aus mehreren Gründen. Denn es könnte eine Art Verwisch-Effekt durch Stacking zu vieler Bilder sein.
Oder: Die Auflösung des Objektivs reicht für die Darstellung der Poren nicht aus (eher unwahrscheinlich, der Zeiss Jena 90-fach Achromat ist an sich ein sehr gutes Objektiv)
Oder die Kondensor-Lage war versehentlich ein wenig zu viel nach unten verstellt. Ist mir leider schon öfters passiert.
Auch das teste ich mal mit unterschiedlichen 90- und 100-fach Objektiven. Mal sehen …
Danke und liebe Grüße
Jakob
Jakob_Wittmann:
--- Zitat von: reblaus am Februar 02, 2023, 23:30:45 Nachmittag ---Hallo Jakob -
das ist ein interessantes Thema!
Wenn ich die Mühen sehe, die in vielen dieser Fotos stecken, bewundere ich die Autor/inn/en/es/eurs, aber gleichzeitig erinnere ich mich an meine berufliche Mikroskopie, bei der es darum ging einen Sachverhalt möglichst schnell und ohne Artefakte schwarzweißfotografisch zu belegen und in einer wissenschaftlichen Zeitschrift unterzubringen. Z.B. das Putzen der Umgebung eines Objektes wäre mir nie eingefallen, auch wenn sie noch so chaotisch aussah - das wäre ja wohl auch eher verdächtig gewesen ;D
Viel Erfolg!
Rolf
--- Ende Zitat ---
Danke Dir für Deine Ausführungen, Rolf!
Ja, die „Machart“ von mikroskopischen Aufnahmen ist ganz sicher ein deutlich gehaltvolles und interessantes Thema. Das beginnt schon mit der Methode der spezifischen Beleuchtung und hat seine Fortsetzung in der Bildbearbeitung. Außen vor lasse ich hier bewusst die Präparation, denn nähme man diese auch gleich mit, würde der thematische Rahmen ausgesprochen unübersichtlich breit werden.
Ob Putzen, Retuschieren oder auch nur bisschen – beispielsweise – Farbsättigung, Helligkeit und/oder Kontrast von Bildern zu variieren: bald mal kann eine Diskussion über Authentizität daraus entstehen. Eine solche kann manchmal sehr gehaltvoll sein.
Ich kenne das bereits von der Astrofotografie her, bei der regelmäßig Debatten vorkommen, ob denn ein Bild „noch“ ein Foto oder eher bereits eine Visualisierung sei.
Meiner Meinung nach sind derlei Betrachtungen auch bei der Mikrofotografie ein ausgesprochen interessantes Gebiet.
Aber weil Du Schwarzweiß-Fotografie erwähntest, Rolf.
Bis vor wenigen Jahren war analoges Schwarzweiß-Filmmaterial in der präzisen, subtilen Wiedergabe von Tonwerten, Nuancierungen von Hell bis Dunkel(st) der digitalen Aufnahmetechnik noch immer überlegen. Heute soll das bei hochwertigen Digitalkameras nicht mehr so sein (dennoch wird darüber gestritten :) ;) )
Mir fällt aber nach wie vor auf, dass gut gemachte Mikrofotografien in Schwarzweiß gehalten manche Strukturen deutlicher zeigen als Farbfotografien.
Zweifellos eine Folge der Reduktion, was sonst.
Bei „manchen“, bitte! ;)
Ein Musterbeispiel: die Arten der Leukozyten (Blutausstrich) und deren strukturellen Merkmale. Selbst Farbfotografien mit hochwertigsten Objektiven wirken dagegen nicht selten sehr blass, haben pastellige sehr helle Farbtöne und zeigen Details weniger deutlich.
Ok, man kann selbstverständlich einen Grünfilter verwenden, aber dann ist man nahezu wieder bei Schwarzweiß/Monochromatisch angelangt … ;) ;) ;)
So, mein Klugsprechschreib ist zu Ende. :) ;)
Liebe Grüße
Jakob
Lupus:
Hallo Jakob,
--- Zitat ---Was mich bitte interessiert, ist eine ratsame Art und Weise der Bearbeitung, falls man die dominierenden Arten einer einschlägigen Probe zumindest vorläufig „nur dokumentierend“ erfassen möchte.
--- Ende Zitat ---
die Fragestellung ist in so einem Forum problematisch, weil da alles erlaubt ist was Spaß macht. Und wenn man wissenschaftliche Kriterien anlegt ist eigentlich klar was nicht erlaubt ist. Wenn Du die Objekte dokumentieren willst klingt das eher nach objektiver Darstellung der Strukturen. Da gibt es natürlich auch eine große Spannweite, z.B. ist es durchaus legitim mit kontrastreicher Dunkelfeldaufnahme nur die Umrisse der Struktur abzubilden. So hat man es früher regelmäßig durch Zeichnung gemacht, wie schon Robert Hooke, und auch in anderen Gebieten wie der Archäologie ist das Abstrahieren eine gängige Methode. Es gibt aber auch Beleuchtungsverfahren am Mikroskop, die bei Feinstrukturen an der Grenze zur Auflösung Artefakte erzeugen, und das ist dann keine objektive Methode. Übrigens gibt das Fokusstacking auch nicht bei jedem mikroskopischen Verfahren die Strukturen richtig wieder, das liegt an der Art wie einzelne Verfahren Höheninformationen des Objektes darstellen. Überhaupt stellt sich die Frage der guten Bildbearbeitung erst an zweiter Stelle. Vorher muss die Aufnahme selbst das Maximum an Informationen beinhalten.
Mich würde interessieren wie Du die Bilder bearbeitet hast. Ich habe mir ein Foto genauer angesehen und stark herausvergrößert. Das wirkt so als hättest Du eine Tontrennung vorgenommen. Und die Helligkeitsverteilung im Histogramm scheint vollständig eingeebnet zu sein.
Hubert
Jakob_Wittmann:
--- Zitat von: Lupus am Februar 03, 2023, 12:02:45 Nachmittag ---Hallo Jakob,
--- Zitat ---Was mich bitte interessiert, ist eine ratsame Art und Weise der Bearbeitung, falls man die dominierenden Arten einer einschlägigen Probe zumindest vorläufig „nur dokumentierend“ erfassen möchte.
--- Ende Zitat ---
die Fragestellung ist in so einem Forum problematisch, weil da alles erlaubt ist was Spaß macht. Und wenn man wissenschaftliche Kriterien anlegt ist eigentlich klar was nicht erlaubt ist. Wenn Du die Objekte dokumentieren willst klingt das eher nach objektiver Darstellung der Strukturen. Da gibt es natürlich auch eine große Spannweite, z.B. ist es durchaus legitim mit kontrastreicher Dunkelfeldaufnahme nur die Umrisse der Struktur abzubilden. So hat man es früher regelmäßig durch Zeichnung gemacht, wie schon Robert Hooke, und auch in anderen Gebieten wie der Archäologie ist das Abstrahieren eine gängige Methode. Es gibt aber auch Beleuchtungsverfahren am Mikroskop, die bei Feinstrukturen an der Grenze zur Auflösung Artefakte erzeugen, und das ist dann keine objektive Methode. Übrigens gibt das Fokusstacking auch nicht bei jedem mikroskopischen Verfahren die Strukturen richtig wieder, das liegt an der Art wie einzelne Verfahren Höheninformationen des Objektes darstellen. Überhaupt stellt sich die Frage der guten Bildbearbeitung erst an zweiter Stelle. Vorher muss die Aufnahme selbst das Maximum an Informationen beinhalten.
Mich würde interessieren wie Du die Bilder bearbeitet hast. Ich habe mir ein Foto genauer angesehen und stark herausvergrößert. Das wirkt so als hättest Du eine Tontrennung vorgenommen. Und die Helligkeitsverteilung im Histogramm scheint vollständig eingeebnet zu sein.
Hubert
--- Ende Zitat ---
Hallo Hubert,
entschuldige bitte die etwas späte Reaktion auf Deine Wortmeldung, für die ich mich bedanke.
Deine Ausführungen zu den Möglichkeiten abstrahierter Bilder sind interessant. Ich kann Deine Erklärungen gut nachvollziehen, und mir fallen auch gar nicht wenige Beispiele ein. Was im Zusammenhang mit vereinfachten oder abstrahierten wissenschaftlichen Fotografien auch ein Thema sein kann, ist möglicherweise der Übergang von einem „noch Foto“ zu einer Visualisierung.
Bei lehrhaften Inhalten, egal ob Buch oder andere vermittelnde Medien, ist es bei manchen Fotos nicht ausreichend möglich, Zusammenhänge und Funktionen eines bestimmten Objekts zu erfassen. Will ich zum Beispiel jemandem erklären, was das Endoplasmatische Retikulum ist, erleichtert eine (klassische) elektronenmikroskopische Aufnahme wohl kaum das Verständnis. Grafische Darstellungen sind hier vorteilhafter.
Aber das führt schon zu weit … und ich schweife ab … :) ;)
Zu Deiner Frage nach der Bildverarbeitung:
Du hast zufällig das Bild aus den Beispielen näher betrachtet, das ich nur deswegen gezeigt habe, weil die korrekte Variante zusammen mit den Einzelaufnahmen versehentlich von mir gelöscht wurde. Der Farbraum in diesem ist falsch gewählt (RGB24) und beim Bearbeiten (Umwandeln von TIF zu JPG) mit „FastStone Image Viewer“ wurden in diesem Fall nicht ausreichende 256 Tonwerte leider noch auffälliger. Photoshop hätte vermutlich den Farbraum umgewandelt und das Bild besser dargestellt …
Außer ein wenig Korrigieren des Tonwertverlaufs, der Farbsättigung und des Kontrasts habe ich kaum mehr gemacht. Da ich die Fotos mit der Software SharpCap erstellt habe, war die Weißpunktkalibrierung etwas umständlich.
Wenn Du möchtest, Hubert, kann ich die Tiff-Variante in meiner Dropbox zugänglich machen, allerdings dürfte auch dann nicht viel zu verbessern sein, da das Grundübel schon beim Fotografieren vorhanden war.
Danke Dir nochmals, liebe Grüße
Jakob
Lupus:
Hallo Jakob,
mir scheint dass Du zu viele verschiedene Bildbearbeitungsprogramme gleichzeitig verwendest. :)
--- Zitat ---Außer ein wenig Korrigieren des Tonwertverlaufs, der Farbsättigung und des Kontrasts habe ich kaum mehr gemacht.
--- Ende Zitat ---
Es hängt natürlich davon ab, was man unter "ein wenig" versteht. Wenn ich als anderes Beispiel das erste Bild betrachte, dann fällt auf dass da die Kontrastierung schon relativ weit gegangen ist bis hin zum Verlust an Detailinformationen. Die Lichter und Schatten sind bereits etwas "ausgefressen", aber ich weiß natürlich nicht ob das das konkrete Ziel des Bildeindrucks war. Auch hier ein Bildausschnitt, mit dem zugehörigen Histogramm rechts. Darunter ein Ausschnitt aus dem Diatomeen-Foto von Anne, das eine sehr differenzierte Helligkeitsabstufung besitzt. Man sieht an den Histogramm-Peaks (oben) dass Lichter und Schatten dominieren und teilweise aus dem abbildbaren Dynamikbereich der Aufnahme gedrängt sind. Dagegen zeigt das Histogramm von Annes Foto (unten) eine relativ natürliche Helligkeitsverteilung aller Objektinformationen. Nach meinem Verständnis wirkt diese Art Darstellung objektnäher und hat den Vorteil, dass nachträglich noch jede Art Kontrastierung u.ä. vorgenommen werden kann.
Hubert
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