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Bernstein-Thysanopteren

Begonnen von Manfred Ulitzka, Februar 06, 2023, 18:33:29 NACHMITTAGS

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Manfred Ulitzka

Hallo,

nach dem Beitrag von ammererlutz mit den Bernstein-Insekten, habe ich Lust bekommen, auch mal wieder Bernsteinfossilien ... natürlich Thripse  ;) ....  hier zu posten.
Gezeigt ist beides mal Eocranothrips samlandi aus baltischem Bernstein. Bild 1 zeigt ein Weibchen (Körperlänge 1,3mm); Bild 2 zeigt ein Männchen (Körperlänge 0,95mm).

Beste Grüße
Manfred.





www.thrips-iD.de    -    www.thysanoptera.de

Heiko

Hallo Manfred,

gut hast Du daran getan, uns Deine beiden dauerkonservierten Lieblinge vorzuführen.
Den Ersten in einer Klarheit, wie ich sie nicht für möglich hielt ... den Zweiten wie einen kolorierten Stich.

Viele Grüße,
Heiko

plaenerdd

Hallo Manfred,
schön, dass Du uns mal wieder einen Deiner Funde zeigst. Ist das auch wieder so ein in Kunstharz eingeschlossenes Bernsteinscheibchen, wie Du es hier beschrieben hast?
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Manfred Ulitzka

Hallo Heiko, hallo Gerd,

Vielen Dank!
ja, die Bernsteine sind ähnlich präpariert wir damals gepostet. Nur inzwischen bin ich technisch etwas besser ausgestattet und habe mehr Erfahrung und Übung. Damals habe ich alles von Hand geschliffen. Inzwischen habe ich eine Töpferscheibe zu einer Naßschleifmaschine umgebaut und schleife auf Diamantblättern mit einem Durchmesser von 30cm.
Ich schleife erstens den Bernstein schon viel dünner (mir geht es nicht um die Bernsteine an sich, sondern nur darum die Inkluse zu erforschen) und zweitens schleife ich auch die objektträger-ähnlichen Kunstharzblöcke dünner (auf unter 2mm). Dadurch kann ich die Tiere noch besser darstellen.
Für die Fotos: Beleuchtung ist Durchlicht gemischt mit Auflicht – meist  wenig und weiches Licht und lange Belichtungszeiten. Man muss etwas spielen, damit die Reflexionen weg sind. Ich komme inzwischen auf gute Auflösungen, wenn der Bernstein klar ist.
Hier nochmals ein Bild von Flügeldetails. Die Bilddiagonale entspricht 0,36mm. Das Bild zeigt das Flügelkopplungssystem eines Rohrthripiden: Gemineurothrips microcephalus (Kreidezeit, 100 Mio Jahre alt).



Viele Grüße
Manfred.
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PolMik

Hallo Manfred,
das sieht wirklich spektakülär aus. Erstaunlich, dass der Bernstein farblos erscheint.

Das Bild zeigt das Flügelkopplungssystem eines Rohrthripiden: Gemineurothrips microcephalus (Kreidezeit, 100 Mio Jahre alt).

Zu meinem Verständnis, kommen baltische Bernsteine in der Kreidezeit vor? Auch noch Grenze Alb/Cenoman, da war bei uns Meer. Das würde mich doch ziemlich verblüffen.
Viele Grüße
Michael

Manfred Ulitzka

Hallo Michael,

sorry das ist ein Missverständnis. Das Beispiel des Gemineurothrips ist nicht aus baltischem Bernstein, sondern aus Kreidezeitbernstein aus Myanmar.
Ich wollte damit nur zeigen, was mit der Methode möglich ist!

Viele Grüße
Manfred.
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rlu

#6
Hallo Manfred,

jetzt wird mir alles klar "Kreidezeitbernstein" es handelt sich also eher um Dinosaurier - zumindest von der Größe her. ;-)
1,3 mm für einen Thrips ist doch schon eher groß oder täusche ich mich da?

Werden dann die Bernsteinscheibchen auch auf Objektträger geklebt?
Hast du schon feststellen können, ob das Harz das Insekt durchdrungen hat?
Dein Lieblingsintermedium Nelkenöl wird ja wohl nicht gleichzeitig zur Anwendung gekommen sein.
Wenn man jetzt klassisch Schnitte auf einen Mikrotom ausführt, kommt dann was dabei raus oder eher nicht, weil es innen hohl ist?

Bernsteinfotos sind gar nicht so leicht. Ich war mal im Paläontologisches Museum in Muc und die Bernsteinbilder der Sonderausstellung haben mich nicht überzeugt.
Deine Bilder sind super.

Liebe Grüße
Rudolf

plaenerdd

Hallo Rudolf,
Manfred hat seine Präparationsmethode unter dem von mir im Beitrag #3 gesetzten Link beschrieben. Kein Glasobjekträger, sondern ein dünner Kunstharzblock, in dem die Bernsteinscheibe eingegossen ist.

Der Bernstein durchdringt die Inklusen nicht. Die sind i.d.R, hohl. Da ist wirklich nur die hauchdünne Schicht des Chitinpanzers erhalten, die in direktem Kontakt mit dem Harz ist. Deshalb kann man sie auch nicht aus dem Bernstein herauslösen, auch wenn der in Xylol löslich wäre. Das was In Jurasic-Park gezeigt wird mit dem Absaugen von Saurierblut aus Mücken-Inklusen ist also totaler Quatsch. Nur in jüngeren Harzeinschlüssen (Kopal) sind noch Reste der Innereien zu finden.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

rlu

Hallo Gerd,

danke für die Info, ja wirklich schade, wer hätte nicht gerne einen T-Rex im Zoo gesehen.
Das mit den Objektträger-Ähnlichen-Schliffen würde ich nicht riskieren. Ich hätte da immer Angst, dass das irgendwie bricht oder zerkratzt.
Vielleicht habe ich ja auch nur eine falsche Vorstellungen davon. Ich hätte sie auf einen Objektträger geklebt oder in einen anderen Träger befestigt.
Das sind ja Unikate.

Manche Bernsteine sind auch trüb. Vielleicht kann man die aufkochen?

Wäre auch interessant wie viele eingeschlossen Bernsteinobjekte mit Insekten es gibt? Oder wie viele Spezies schon gefunden worden sind.

Liebe Grüße
Rudolf

Manfred Ulitzka

#9
Hallo Gerd,

dünnste Schliffe sind die einzige Möglichkeit mit Fossilien wissenschaftlich zu arbeiten. Wie schon gesagt, mir liegt es nicht daran, einen schönen Bernstein zu haben und diesen ins Regal zu legen. Mich interessieren nur die Thysanopteren darin. Diese Tiere sind so klein und ihre Merkmalsausprägungen so delikat, dass man Möglichkeiten schaffen muss, diese ordentlich zu vergrößern. Zudem sollte Bernstein konserviert werden, damit er nicht altert. Dies ist durch Einbettung in hochwertige Harze gewährleistet.
Oft schleife ich Scheibchen, die nicht dicker sind als 1mm und in denen das Fossil eingeschlossen ist. Dies mache ich auf feinsten Japanischen Nassschleifblöcken (zum Messer-Schleifen). Polieren tue ich auf Baumwolltüchern mit Kalkstaub (Kalziumcarbonat).

Danach bette ich in ein Harz ein, das den gleichen Brechungsindex wie der Bernstein hat. Dies ist ein Polystyrol XOR Kunstharz. Nun geht die Schleiferei aufs neue los!  Hier sind ein paar Fotos dazu und noch ausführlichere Erklärungen http://www.thrips-id.com/de/sammlung/fossile-thripse/

Bernstein lässt sich nicht auflösen. Die Inklusen können nicht entfernt werden. Oftmals sind sie nicht mal mehr vorhanden, sondern nur noch ein Abdruck und einige Chitinreste.
Auflösen kann man höchstens Kopal, die Vorstufe von Bernstein. Ich habe dazu viele Versuche gemacht und eine erfolgreiche Methode hier publiziert: https://www.dropbox.com/s/xoo07qarjr877b6/Ulitzka%20EZ%20127%202017a.pdf?dl=0.

Ich würde von Einbettungen in nelkenölhaltige oder xylolhaltige Medien abraten. Es gibt einige Beispiele, wo diese organischen Lösemittel in den Bernstein eingedrungen sind und die Inkluse zerstört haben.

Ist der Bernstein trüb, so hilft auch kein Kochen. Die einzige Möglichkeit ist alles trübe wegzuschleifen, so dass man wieder Sicht hat. Ist dies nicht möglich, so sollte man von einer Beschreibung einer neuen Art lieber Abstand halten.
Viele Grüße
Manfred
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Fahrenheit

Lieber Manfred,

ein riesen Aufwand, ein tolles Ergebnis! Faszinierende Bilder.

Wie ist das eigentlich, wenn der kleine Thrips ein paar Luftblasen mit in den Bernstein genommen hat, wie im zweiten Bild z.B. über den Facettenaugen? Da ist eine Aufnahme wie im dritten Bild sicher nicht möglich?

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Manfred Ulitzka

Lieber Jörg,

Luftblasen, in Form richtiger Blasen, machen das Leben schwer! Sie erscheinen im Mikroskop bei Durchlicht auch im Bernstein als dunkle umrandete Sichthindernisse.
Dünne Schichten hingegen um eine Inkluse können bei richtiger Beleuchtung die Oberflächenstruktur sehr deutlich wiedergeben. Sie können also dann eindeutig ein Vorteil sein. Aber man muss mit der Beleuchtung dann viel spielen, um so eine spiegelnde Fläche sinnvoll zu nutzen.
Noch schlimmer sind Verunreinigungen mit winzigen Tröpfchen, die ja v.a. im Burmabernstein sehr häufig sind.
Das ist insbesondere bei Stacking-Aufnahmen fatal, da ja dann die Tröpfchen einer jeden Schicht abgebildet werden.
Ich zeige hier mal ein Beispiel einer noch nicht beschriebenen Art aus Burmabernstein. Bild 1 reines Stacking-Ergebnis; Bild 2 ,,geputzt". Am Pronotum kann am auch sehen, wie durch Spiegelung die Struktur deutlich wird.

.

Herzliche Grüße
Manfred
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witweb

Hallo Manfred,

alle Achtung, ich hätte nicht gedacht, dass man solche Bilder von Bernstein-Einschlüssen machen kann. Allerdings auch nicht, welcher Aufwand dahinter steckt. Respekt!

Beste Grüße

Michael
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

plaenerdd

Hallo Manfred,
danke für die Erklärungen zu Deiner weiterentwickelten Präparationsmethode. Da polierst Du also jetzt nicht mehr mit Zahnpasta, sondern mit dem reinen Poliermittel, dass auch in Zahnpasta verwendet wird, dem Kalkstaub. Leider funktioniert der Link zu den Fotos von der Präparation nicht.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Manfred Ulitzka

#14
Hallo Gerd,

danke für den Hinweis! Hier der korrekte Link: http://www.thrips-id.com/de/sammlung/fossile-thripse/.
Habs auch oben korrigiert!

Viele Grüße
Manfred.
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