Kameraadaption Olympus MFT an Leitz Mikroskop

Begonnen von Diana1982, Februar 13, 2023, 14:11:09 NACHMITTAGS

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Diana1982

Hallo Zusammen,

Ich suche für jemanden, der kameraadaptionstraumatisiert ist und diesbzgl. stark verunsichert "die beste" Kameraadaption einer Olympus EM-1 II oder EM-10 II an ein Leitz Mikroskop ( Tubuslänge 170, Generation Ortholux II, Orthoplan..).
Da ich mich leider selbst nicht mit allen Kameras und Sensorformaten (ich habe selbst z.B. keine Kamera mit MFT Sensor) auskenne, möchte ich hier um Rat fragen, vielleicht übersehe ich etwas wichtiges und ich möchte hier nichts falsches vermitteln.

1. Die erste und wichtigste Frage, die sich stellt, ist: Sind o.g. Kameras gut für die Mikrofotografie geeignet (erschütterungsfreie Auslösung etc.) oder gibt es gravierende Gründe dagegen?
Falls es Gründe gegen die Nutzung wenigstens eines der o.g. Modelle gibt, würde ich meinem Bekannten doch raten, noch ein wenig Geld zu opfern und auf eine Canon DSLR umzusteigen, weil ich da einfach selbst Erfahrung habe mit verschiedenen konkreten Adaptionen (eine 650D sollte ja z.B. günstig zu bekommen sein).

2. Folgende Adaptions-Möglichkeiten sehe ich grds. für Kameras mit MFT-Sensor:
a) Kameraseitiges Objektiv (von Olympus) 30mm  (richtig?) und mikroskopseitiges Okular (z.B. Periplan GF 10x). Der Nachteil, der hier empfunden werden wird, ist der relativ geringe durch den MFT-Sensor bedingte Bildausschnitt -> Die Lösung wäre ggf. ein 8er oder 6,3er Okular zu verwenden, man müsste dann herausfinden, welches die "bessere" noch vignettierungsfreie Okularvergrößerung ist.

Diverse Okularstutzen sind natürlich vorhanden und jemanden, der mir Lehrrohre/Adapter dreht, habe ich ja auch an der Hand  ;)

b) Adaption mit Leitz-(Vario)Okular und Leitz 0,32x Optik (kein extra Kamera-Objektiv von Olympus nötig)

c) Rhamvossens schöne Adaption mit dem verlängerten Okular: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=45432.15, was, wie ich es sehe, den Vorteil hätte, das man einen größeren Bildauschnitt eingefangen bekommt. Gibt es hier inzwischen Erfahrungen?

d) andere konkrete Lösungen zum einfach Nachbauen

Kann jemand mir bzw. der mitlesenden traumatisierten Person etwas schönes empfehlen?
Oder sagt ihr lieber gleich auf Canon DSLR umsteigen und gut ists, das macht insgesamt weniger Probleme?
Falls diese Frage schon 1000x hier gestellt wurde, bitte ich jetzt schon um Entschuldigung.

Danke Euch und viele Grüße
Diana



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Aljoscha

Hallo Diana,

Mit einem GF10x und einem 30 mm Objektiv passt der Bildausschnitt bei MFT, zumindest für ein Ortholux mit Sehfeld 18. Die 30 mm entsprechen etwa 40 mm bei Canon APS-C und 60 mm bei Vollformat. Das Problem existiert also nicht. Der kleine Sensor wird durch die kurze Brennweite des Objektivs kompensiert. Ob es MFT-Objektive mit vorne liegender Blende wie beim EF 2.8/40 gibt, weiß ich allerdings nicht. Da fehlt mir der Marktüberblick.

Den einzigen Nachteil, den ich bei MFT sehe, ist die etwas geringere Lichtempfindlichkeit des kleinen Sensors. Das macht sich aber allenfalls bei Fluoreszenz-Arbeiten bemerkbar. Der Sensor ist immer noch größer als der jeder Mikroskop-Kamera.

Viele Grüße

Alexander

Diana1982

Hallo Alexander,

Also, dann wäre eine Adaption mit 30mm Objektiv schonmal sehr gut möglich, danke für diese Information  :)
Aber "dank" Crop-Faktor hätte man doch trotzdem einen wesentlich kleineren Bildausschnitt des Mikroskopbildes beim MFT-Sensor im Vergleich zum APS-C Sensor?

Deshalb dachte ich an eine kleinere Okularlvergrößerung (8x oder 6.3x) am Fotoausgang, die aber noch vignettierungsfrei sein sollte. Mangels eigener MFT-Kameraadaption kann ich das vorab nicht selber testen.

Viele Grüße
Diana
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Aljoscha

Hallo Diana,

Der Crop-Faktor wird über die Brennweite des Objektivs ausgeglichen. An einer MFT-Kamera liefert ein Objektiv mit 30 mm Brennweite etwa den gleichen Bildausschnitt wie ein Objektiv mit 40 mm an einer Canon APS-C-Kamera.

Viele Grüße

Alexander

Lupus

Hallo Diana,

ZitatKameraseitiges Objektiv (von Olympus) 30mm  (richtig?) und mikroskopseitiges Okular (z.B. Periplan GF 10x). Der Nachteil, der hier empfunden werden wird, ist der relativ geringe durch den MFT-Sensor bedingte Bildausschnitt
hier hatte ich die Formatabdeckung des MFT-Sensors in Verbindung mit Kameraobjektiven der Brennweiten f = 20mm, 25m, 30mm und 50 mm dargestellt. Als Sehfeld wurde 20 mm angenommen, für SF 18 der Periplan GF 10x Okulare müsste man sich die Kreise 10% kleiner vorstellen. https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=44626.msg329320;topicseen#msg329320

ZitatDen einzigen Nachteil, den ich bei MFT sehe, ist die etwas geringere Lichtempfindlichkeit des kleinen Sensors.
Das ist ein Irrtum, bei gleicher Pixelzahl des Sensors fällt am Mikroskop auch die gleiche Lichtmenge auf jedes Pixel unabhängig von der Sensorgröße. Der Vorteil großer Sensoren besteht nur in der allgemeinen Fotografie weil da das langbrennweitigere Objektiv bei gleicher Blendenzahl mehr Licht einfängt.

Hubert

Diana1982

#5
Super, vielen Dank!
Dann wirds - sofern keiner gegen die beiden Oly-Kameras etwas einzuwenden hat oder mein Bekannter doch auf Canon mit APS-C Sensor umschwenkt, entweder auf

a) die Adaption mit Periplan GF 10x Okular (SFZ18) und 30mm Objektiv hinauslaufen
oder
b) auf Rhamvossens Lösung  https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=45432.15 mit dem verlängerten Okular


Kann zu a) jemand ein konkretes Kamera-Objektiv empfehlen (gerne mit Link hier oder per PN)?
ZitatOb es MFT-Objektive mit vorne liegender Blende wie beim EF 2.8/40 gibt, weiß ich allerdings nicht. Da fehlt mir der Marktüberblick.
Der ganze Kameramarkt ist für mich leider ebenfalls nicht wirklich durchschaubar.

Danke und LG
Diana
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Nochnmikroskop

Hallo Diana,

hier wurde das Thema auch schon mal behandelt, allerdings mit Panasonic MFT, sollte aber grundsätzlich passen.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=43856.msg324024#msg324024

Als Objektiv hatte Robert das Meike 28 mm verwendet. Andere Objektive sind dort auch aufgeführt.

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

dicentra

Hallo Diana,


nachdem hier ja schon viele Vorschläge kamen möchte ich mal meine Lösung zeigen. Sie ist ganz einfach und vermutlich schlagen einige die Hände über den Köpfen zusammen, weil ich irgendeine technisch-physikalische Sache komplett ignoriere und daher nur ganz miese Fotos machen kann. Sei's drum, ich bin ja für Verbesserungsvorschläge offen  ;)


Den gesamten Aufbau sieht man auf dem ersten Bild.


Am Ortholux nutze ich eine ganz einfache Ofenrohradaption mit einem eingesetzten 8fach Periplan-Okular.
Letztendlich besteht das bei mir aus dem originalen Kameraansatz von Leitz auf dem der Universal-Mikroskop-Adapter des legendären Foto-Zubehör-Vertriebs Hama drauf sitzt. Passt mechanisch wie dafür gemacht. Darin steckt ein Periplan 8fach. Die Kamera kommt oben auf den Hama-Adapter mittels eines T2-Ringes ran. Die Konstruktion ist sehr stabil und für verschiedene Kameras adaptierter, da es T2-Adapter ja praktisch für alle Kamera-Marken gibt.


Der Sensor einer mft-Kamera zeigt ja einen kleineren Bildausschnitt als der einer APS-C-Kamera. Ich fotografiere normalerweise mit einer APS-C-Kamera (Fujifilm T2), extra für dich habe ich eine Olympus OM-D mit mft-Sensor drauf geschraubt, damit du an deren Monitor sehen kannst, wie sich die Bildausschnitte unterscheiden. Ausgeleuchtet werden beide Formate.


Bitte entschuldige die schlechte Bildqualität, es sind nur Schnappschüsse mit dem Handy um die Konstruktion zu zeigen.


Schöne Grüße vom Oli (der sich nochmal für deine Beratung zum DMLB bedankt!)

Lupus

Hallo Diana,

der letzte Vorschlag mit einem Periplan 8x als einfaches Projektiv entspricht fast dem Aufbau von Rolf Vossen (Deine Nr. 2c), nur dass letzterer die Bildqualität dadurch optimiert hat dass das Okular verlängert wurde. Dadurch bleibt die Feldlinse an der richtigen Stelle, und die Augenlinse rückt das normalerweise im Unendlichen liegende Bild in die Fokusebene der Kamera. Die Bildgröße lässt sich durch Veränderung der Verlängerung anpassen. Hier ist es beschrieben, auch ein Beispiel mit Periplan GF10x  https://mikroskopiedernatur.de/verlaengerte-okulare-als-projektiv-fuer-die-mikrofotografie
Über dem Kapitel mit dem Periplan-Okular ist übrigens ein Bildvergleich (Pleurosigma Angulatum) zwischen einem verlängerten Zeiss-Okular als Projektiv und einer normalen Kameraadaption mit einem Sigma 30 mm Objektiv an einer MFT-Kamera dargestellt.

Hubert

dicentra

Hallo Hubert,


vielen Dank für die Erläuterungen mit der Feldlinse. Der Leitz-Tubus lässt sich noch einige Zentimeter herausziehen und feststellen. Das muss ich mal testen, vielleicht verbessert sich dann die Qualität bei mir auch noch?!


Grüße
Oliver

Diana1982

Habt ganz lieben Dank  :)

Ich denke, mein adaptionstraumatisierter Bekannter kann nun frei wählen zwischen der kostengünstigen Rhamvossen-Rolf-Version und der Version mit dem 30mm Kameraobjektiv z.B. von Sigma.
Benötigt wird für beide Varianten ohnehin:

- ein Okularstutzen von Leitz
- ein Okular (Periplan GF 10x)
- die Kamera

Der preisliche Unterschied wird also maßgeblich das Kameraobjektiv sein.
Die Herstellungsarbeiten für div. Adapter oder Okularverlängerungsringe werden etwa aufs gleiche Hinauslaufen und "mein" Mechaniker kann beides und hat beides schon verwirklicht.

(Falls mein Bekannter sich doch noch für eine Canon 650D o.ä. umentscheidet ists ähnlich. Ich würde ihm dann zu einer oft bewährten Adaption mit Okularstutzen, Okular Periplan GF 10x, Leerrohr ("Überstülptubus" über das Okular) mit dem Filtergewinde des Kameraobjektives entspr. Anschluss und schließlich 40mm Pancake-Objektiv raten, wobei ja auch Rhamvossen-Rolfs Version sehr gut funktionieren soll.)

LG Diana



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Diana1982

Und nur nochmal zur Sicherheit  ::)

Ich frage lieber 3x nach - auch wenns nervt, bevor dann doch irgendwas stört (blöder Perfektionismus  ;) ):
Das 30mm Festbrennweitenobjektiv (z.B. von Sigma) in Verbindung mit einem Periplan GF 10x (=Sehfeldzahl 18) bietet sowohl einen recht großen Bildausschnitt, aber gleichzeitig nicht einen solch großen, dass es irgendwelche Vignettierungen an den Ecken gibt?

In Huberts Schemazeichnung (hier:
Zitathttps://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=44626.msg329320;topicseen#msg329320
ists ja vignettierungsfrei eingemalt, aber eben mit SFZ20. Er meinte bei SZF18 wären die Kreise entsprechend kleiner und dann könnte es mit der Vignettierung wieder knapp werden.

LG Diana
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Lupus

Hallo Diana,

rein rechnerisch wird das Sehfeld von 18 mm durch die Okular-Objektiv-Kombination auf 21.6 mm vergrößert, während die Bilddiagonale des MFT-Sensors mit 21.63 mm praktisch gleich groß ist. Falls da die Brennweiten keine zu großen Fertigungstoleranzen haben sollte es genau passen.

Hubert

Lupus

Hallo Diana,
es gibt noch andere Brennweiten falls das f=30mm die Sensordiagonale nach Deinen Vorstellungen zu knapp ausnutzen sollte. Z.B. 35mm Objektive. Bei MFT-Kameras lassen sich auch relativ problemlos Objektive früherer Kleinbild-Spiegelreflexkameras verwenden weil das Auflagemaß mangels Spiegel kleiner ist und es für viele Kameraanschlüsse Adapterringe gibt. Der Gebrauchtmarkt ist da recht groß.

Hubert

Diana1982

#14
Hallo Hubert,

Vielen Dank für die Info!

Im Österreicher Mikroforum bin ich auf einen alten Beitrag von Klaus Herrmann gestoßen, der für eine Französin eine schöne Kameraadaption gebaut hatte / bauen hat lassen:

https://mikroskopie-forum.at/forum/index.php?thread/2432-adaption-einer-lumix-g-7-an-ein-leitz-diaplan/

Hier dann noch ein dazugehöriger Link: http://www.lenaturaliste.net/forum/viewtopic.php?f=57&p=116053#p116053

Jedenfalls arbeiten die auch mit Leitz Okular Periplan GF 10x (wenn auch hier für Tubuslänge 160)/30mm Makro Objektiv von Panasonic/Kamera mit MFT-Sensor.
Im AT-Link werden auch nochmal einige 30mm Festbrennweitenobjektive bewertet und man empfiehlt letztendlich das von Panasonic. Vignettierungen im Bild sind hier nicht zu sehen.

Mein Bekannter wird sich vermutlich doch eine Canon 650D zulegen.
Das Panasonic Macro-Objektiv ist wohl gebraucht auch nicht so einfach (günstig) zu bekommen und er fühlt sich mit Canon nun doch auf der sichereren Seite.

Langfristig muss ich mir wohl selbst mal eine MFT-Kamera (und auch Vollformat) zulegen und einige Standardadaptionen dafür zur Hand haben. Dann kann man auch mal etwas vorführen und entspr. Vergleiche selbst durchführen.

Danke Euch ganz herzlich für Eure tolle Beratung, ich habe viel dabei gelernt und vielleicht nutzt dieser 8731ste Faden zur Kameraadaption ja doch auch noch jemand anderem :)

LG Diana

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