Feintrieb an einem Leitz Dialux 20 EB

Begonnen von Manfred Kretzschmar, Februar 18, 2023, 15:06:03 NACHMITTAGS

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Manfred Kretzschmar

Hallo liebe Foristen,

ich habe ein Leitz Dialux 20 EB (weiße Ausführung)bekommen.
Der Grobtrieb läuft etwas schwer,geht aber.
Der Feintrieb läuft leichtgängig,nur der Tisch bewegt sich nicht nach unten /oben.
Was ist hierbei die Ursache?
Gibt es die Möglichkeit einer Reparatur(Anleitung mit Bildern).Wer hat das schon mal gemacht und kann mir dabei helfen oder eine mögliche Reparatur durchführen?.
Ich hoffe auf viele Hinweise und möchte mich schon mal bedanken.

mfG

Manfred

Diana1982

#1
Hallo Manfred,

Mag sein, dass hier ein Friktionsproblem vorliegt.
Ich hab den Trieb auf jeden Fall schon gemacht, mir aber nicht alles gemerkt. Zu erinnern glaube ich mich, dass die Friktion zwischen Feintriebachse und einem Kugellager mit 3 großen Kugeln stimmen muss. Ich musste meiner Erinnerung nach etwas mit verschiedenen Fetten herumexperimentieren bis es gepasst hat. Außerdem wurde besagtes Lager durch eine Scheibe gekontert, die die Kugeln gegen die Feintriebachse gedrückt hat. Vielleicht ist dies Scheibe nicht richtig angezogen.
Wenn alle Stricke bei Dir reißen, kann ich eine Reparatur durchführen.
Ich hab auch noch ein wartungsbereites Stativ hier herumstehen, aber momentan leider keine Zeit, für Dich eine Bilderdoku zu machen oder es auf Verdacht zu zerlegen.
Aber wie geschrieben: Durchführen könnte ich diese Wartung auf jeden Fall.

LG Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

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Diana1982

Ich meine mich weiterhin zu erinnern, dass wenn das Fett zu hart und schon bröselig-grün geworden ist, die Friktion auch nicht mehr stimmt.
Dein Grobtrieb hört sich etwas danach an...wenn der schwer geht, ist der Feintrieb vielleicht auch verharzt.
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

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Diana1982

Hab noch ein Foto gefunden und denke, Dein Problem liegt an diesem Lager:
Leitz Orthoplan
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Manfred Kretzschmar

Hallo Diana,

vielen Dank für die schnelle Antwort.
Bei meinem Dialux ist der Grobtrieb etwas schwergängig,aber bewegt den Tisch.
Der Feintrieb ist leichtgängig,aber er wirkt nicht auf den Tisch.Wahrscheinlich ist die Übertragung dort unterbrochen.
Ich würde Dich nächste Woche mal tel.ansprechen um eine mögliche Wartung anzugehen.

vielen Dank

Manfred

Diana1982

#5
Hallo Manfred,

Bei diesem Getriebe nimmt der Grobtrieb den Feintrieb ständig mit.
Wenn Du also am Grobtriebknopf drehst, dreht sich der Feintriebknopf ebenfalls. Ist das bei Dir auch (noch) so?

Und natürlich umgekehrt: Der Feintrieb nimmt den Grobtrieb mit und das nur über das unten gezeigte Kugellager. Wenn jetzt der Grobtrieb "etwas" (wobei "etwas", wenn ichs dann vor mir habe, sich oft als "stark" herausstellt  ;) :P ) verharzt ist, tut sich der Feintrieb natürlich schwer, rutscht vielleicht durch.

Ja, melde Dich einfach, am besten ab Mittwoch.

LG Diana
Leitz Orthoplan
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Manfred Kretzschmar

Hallo Diana,

nochmals vielen Dank für den Hinweis.
Der Grobtrieb ist schwergängig und beim Betätigen desselben dreht der Feintrieb nicht mit.
Ich denke auch,daß die 3 Kugeln (Planetengetriebe?)festsitzen und den Feintrieb nicht mitnehmen.
Ich melde mich nochmals.

vielen Dank

Manfred

Stephan Hiller

#7
Hallo Manfred,

ich kenne zwar den Dialux 20 EB Trieb nicht, aber nachdem was Diana beschreibt und zeigt ist der Aufbau ähnlich dem im Zeiss Junior Mikroskop.

Zur Verdeutlichung hänge ich dir ein paar Bilder eines zerlegten, gereinigten und wieder zusammengefügten Triebes an, aus dem die Funktionsweise ersichtlich wird. Dieser Typ von Antrieb wurde erstmalig von Saab in den alten Dampfradios zur Grob- und Feineinstellung von Sendern benutzt. Später (vermutlich als das Patent ausgelaufen war) wurde das Prinzip zur Tischverstellung von Zeiss und wohl auch von Leitz für Mikroskope übernommrn. Der Antrieb ist extrem simpel aufgebaut, kommt mit ganz wenigen Teilen aus und erlaubt eine Feinverstellung über den gesamten Bereich des Grobfokus.  Letzterer wird im Falle einer späteren Baureihe des Junior Mikroskops von Nasenscheiben begrenzt die den Umlauf des Grobtriebs auf ca. 7 Vollumdrehungen begrenzen. Der Vorteil des Antriebs ist, dass man den Feintrieb nicht überdrehen kann, weil dann die Feintriebachse durchrutscht und über die 3 großen Kugelen die Kraft nicht mehr auf den Grobtrieb übertragen kann. Im umgekehrten Fall wird bei Verharzung der Feintriebachse in deren Lager der Grobtrieb auchnicht mehr die Feintriebachse antreiben können. Der Trieb erfordert eine Schmierung über ein zähes Haftöl (z.B. Zeiss Haftöl 1500) und muss vom Andruck des Kugelkäfigs exakt eingestellt werden. Das erfordert Erfahrung und Gespür. Ist der Andruck zu schwach wirkt der Feintrieb über die Kugeln nicht auf den Käfig nach außen auf den Grobtrieb - und umgekehrt der Grobtrieb nicht mehr auf die Feintriebachse. Ist der Druck zu stark beschädigt man den Kugelkäfig. In jedem Fall muß das Haftöl die erforderliche Kraft der Feintriebachse sauber auf die Kugeln übertragen. Ist das Öl verharzt wird der Antrieb nicht mehr funktionieren. Du wirst vermutlich nicht um eine komplette Zerlegung des Antriebs herumkommen und nach Reinigung das Kugelgetriebe neu schmieren müssen. Zum Zerlegen dieser Antriebe braucht man in der Regel Spezialwerkzeuge. Wenn du das noch nie gemacht hast, lass es besser jemanden ausführen der über die entsprechenden Werkzeuge und die Erfahrung verfügt.









Grüße

Stephan Hiller


Diana1982

#8
Hallo Manfred,

Wir haben ja schon telefoniert, aber hier nochmal für alle:

Der Grobtrieb an Deinem Dialux 20 lief sehr, sehr schwer, es war wirklich höchste Zeit, den richten zu lassen.
Ein Kugellager hinter dem linken Grobtriebknopf z.B. konnte sich sicher gar nicht mehr drehen und wurde nur noch irgendwie mitgeschleift oder auch nicht mal das mehr  :P

Die drei großen Kugeln aus dem Planetengetriebe saßen bombenfest. Der Feintrieb lief also, wie vorab schon vermutet, ins Leere.

Was ich an diesem Trieb etwas schwierig fand, war ein furchtbar schabendes Schleifgeräusch v.a. beim Drehen der Grobtriebknöpfe, das auch nach kompletter Reinigung und Neufettung bestand (oder GERADE DANN, weil es vermutlich zuvor durch die Verharzung gedämpft wurde) und das es zu eliminieren galt. Ich dachte zunächst an die bereits angegriffene transparente Kunststoffscheibe (Bild 4), die wars aber nicht. Ebenso wenig die Plastikscheiben für den Endanschlagsmechanismus oder andere Scheibchen und Federn oder etwa die Knöpfe selber. So ganz eindeutig ausfindig machen konnte ich das Geräusch nicht. Es wird wohl eine Mischung aus den vielleicht ebenfalls angegriffenen Oberflächen, z.B. an den Grobtriebwellenlagern, sein und vielleicht noch den Tischschlittenlagern, die ich hier nicht zerlegt und neu gefettet hatte und die auch schon etwas "schabig" klangen -vielleicht kannst Du, Manfred, je nach Lust, das ja irgendwann selbst noch machen.

(Ein noch nicht gerichtetes Dialux20, das ich noch hier habe, macht ähnliche Geräusche, nur weniger stark, vielleicht kann ich der Sache da noch genauer auf den Grund gehen und den Schlitten dort auch mit machen.)

Nach einiger Zeit des Probierens, sie zu eliminieren, wurden die Schabgeräusche deutlich besser und waren schließlich auch fast weg, so dass ich ganz zufrieden war. Ich habe noch ein paar mal Fett in den Lagern getauscht und zumindest von außen, soweit zugänglich, den Tischschlitten provisorisch nachgefettet. Eigentlich sollte man das immer alles gleich komplett machen (blöder Perfektionismus meinerseits  ::) :P ;)), auch wenns Zeit und damit auch etwas Geld kostet, aber ich glaube bei Dir, dass Du den Schlitten auch ohne mich gewartet kriegst, sofern Du jetzt überhaupt noch Bedarf sehen solltest ;)

LG Diana
Leitz Orthoplan
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Wutsdorff Peter

Hallo Diana,
mir als  Inschenör tun diese Bilder weh!
Schillers Taucher:" Da innnen (eigentlich  drunten) aber ist´s fürchterlich und der Mensch versuche  die Götter nicht, und begehre nimmer und nimmer zu schau´n ,was sie ewig bedecken mit Nacht und mit Grau´n"
Meine Hochachtung, daß Du das alles wieder hinbkommen hast!!
Gruß Peter

Diana1982

#10
Lieber Peter,

Danke für die Blumen, aber ich bin sowas ja gewohnt.
Die eigentliche Herausforderung an diesem Trieb war das Schleifgeräusch.

Außerdem kam Manfred ja noch rechtzeitig zur Wartung  :)

Diese Woche hatte ich allerdings Kundschaft, der ich u.a. dieses Video hier machen durfte:

https://www.youtube.com/shorts/Y3UaJKDl4-g

Das Teil aus dem Video stammt von einem Ortholux II Pol und sollte sich eigentlich spielend leicht drehen lassen. Tats nach meiner Wartung (unter Austausch der gesamten Welle) auch wieder. Ein so stark verharztes Teil an dieser Stelle hatte ich tatsächlich noch nie. Das mit der Zange, was ich da im Video gesagt hatte, wäre nur die Endlösung um das defekte Nylonrad abzubekommen. Natürlich darf man das nicht an (empfindlichen) Teilen machen, die man später weiterverwenden will.

Dies mal wieder als kleine Warnung vor zu viel "Triebgymnastik"  :P

LG Diana

Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
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Wutsdorff Peter

Hallo Diana,
Iteressant Dein Video:
Versenkt, innen ist ein Schlitzschraubenkopf zu sehen.
Ich vermute daß Du es mit reichlich Waffenöl oder Caramba versucht hast.
Die Schraube sitzt verm. bombenfest.
Gruß vom Inschenör Peter

Peter V.

Hallo,

tja - man kann es nicht oft genug wiederholen: Feste (völlig verharzte oder schwergängige) Triebe mit Gewalt zu drehen endet für sie in vielen Fällen letal! Zumindest richtet man in der Regel weitere Schäden an den Bauteilen an. Man sollte es also nicht einmal auch nur "etwas versuchen". Jeder beherzte Dreh kann in einem "Knack!" enden. Lieber gleich den Trieb zerlegen und vollständig überholen (wenn man es kann) oder es von einem Fachmann (bzw. hier der Fachfrau)  machen lassen.

Herzliche Grüße
Peter


Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Diana1982

Zitat von: Wutsdorff Peter in März 06, 2023, 18:24:38 NACHMITTAGS
Hallo Diana,
Iteressant Dein Video:
Versenkt, innen ist ein Schlitzschraubenkopf zu sehen.
Ich vermute daß Du es mit reichlich Waffenöl oder Caramba versucht hast.
Die Schraube sitzt verm. bombenfest.
Gruß vom Inschenör Peter

Lieber Peter,

Diese Schrauben bekomme ich immer nur mit extrem viel Kraft auf (für eine Frau ist es zumindest extrem viel Kraft), es mussten auch schon Ratschen aus dem KFZ-Bedarf für diesen Zweck her. Oft tut mir nach dem Öffnen auch der Arm oder irgendetwas an der Hand weh.
Die Gegenseite, wo normalerweise das zweite Nylonrad sitzt, das ebenfalls mit einer solchen schwarzen Schlitzschraube fixiert ist, muss ja auch gekontert werden, weil sich sonst alles weiterdreht und das geht manchmal halt nicht so einfach.
ABER nicht so in meinem gezeigten Videobeispiel  ;) Die Welle saß hier so fest im Lager, dass ich sogar diese ultrafestgeknallten Schrauben beidseitig ohne Probleme aufgekriegt habe, weil sich ja hier ja eben nichts mehr weiterdrehen konnte.

LG Diana
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Manfred Kretzschmar

Hallo Diana und die anderen Teilnehmer,

vielen Dank für die vielen Hinweise zu meinem Leitz EB.
Die Bilder zu dem Trieb sind wirklich erschreckend.Genau aus diesen Grund habe ich mich rechtzeitig zu einer Reparatur/Wartung durch Diana entschieden.
Das Mikroskop ist wieder bei mir zurück und ich bin begeistert über die Arbeit von Diana.Die Treibe laufen einwandtfrei.Vielen Dank, Diana, für die schöne Arbeit.

herzliche Grüße an alle

Manfred