Foto-Adaption Meike 35/1:1,7 und Canon EOS M6 II (APS-C) am Zeiss Standard WL

Begonnen von -JS-, März 05, 2023, 23:15:49 NACHMITTAGS

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-JS-

Liebes Forum,

in einem anderen Artikel ( https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=45937.msg338928#msg338928 ) hat Jürgen Boschert auf folgende interessante Möglichkeit zur Adaption spiegelloser APS-C-Kameras hingewiesen: "... eine wirklich gute Alternative sind auch die Meike 35mm-Objektive (die 1,7er, nicht die 1,4er-Version), die es ja für viele Systemkameras gibt..." 
Das genannte Objektiv Meike 35mm 1:1,7 ist neu für ca. 90 Euro erhältlich und soll hier in einer kurzen Darstellung zur Anwendung an einem Zeiss-Endlich-Mikroskop vorgestellt werden.
Der Aufbau ist wie folgt beschrieben: Im geraden Fototubus des Triple Zeiss 47 30 28 ist als Foto-Okular ein S-KPL 10/20 Br montiert. Ein Klemmtubus 47 60 05 umschließt den Fototubus und trägt an seiner Oberseite eine unterwärts mit Zeiss-Ringschwalbe versehene Gewindeplatte (Außengewinde M62x0,75, Innengewinde M34x1). Das Außengewinde trägt zur Kopplung mit dem Meike-Objektiv einen normalen Übergangsring von M62 auf M49, das Innengewinde ist für eine verstellbare Okularaufnahme aus schwarz durchgefärbten Polyoxymethlen (POM) vorgesehen. Letztere stellt einen möglichst kleinen Abstand der Okular-Augenlinse zur Frontlinse des verwendeten Foto-Objektives sicher, so dass man sich keine Sorgen um Glasbeschädigungen machen muss. Ferner wird eine möglichst gute Einhaltung der Ausgangspupillenlage des Okulars zur Lage der Irisblende im Fotoobjektiv erreicht.
Eine Darstellung des prinzipiellen Aufbaues findet sich in einem älteren Artikel: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=17580.msg134340#msg134340 .

Ergebnisse:

Bild 1: Objektmikrometer, Hellfeld, Objektiv PlanApo 25, Okular S-KPL 10/20 Br, Foto-Objektiv Meike 35/1:1,7, Kamera Canon EOS M6 Mk II (APS-C)

Bild 2: Paprika, Spross quer, Präparat von Jörg Weiß, Blitz, PlanApo 10, übrige Angaben wie vorher

Bild 3: Paprika, Spross quer, Präparat von Jörg Weiß, Blitz, PlanApo 25, übrige Angaben wie vorher

Bild 4: Kieselalgen, Streupräparat, Präparat von Peter Höbel, Blitz und DIK, PlanApo 63/1,4 Oel, übrige Angaben wie vorher

Zusammenfassung:
Die Kombination aus S-KPL10x/20Br und dem Objektiv Meike 35mm/1:1,7 weist nach meiner Ansicht keine nennenswerten Fehler auf und wird daher in die Region "sehr gut brauchbar" platziert.

Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass der "Löwenanteil" an optischer Qualität beim verwendeten Okular liegt, und dass das nachfolgende Objektiv Meike 35/1:1,7 lediglich formatgebende Funktion haben dürfte.

Vergleiche mit anderen Okularen konnten wegen mangelnder Eignung nicht vorgenommen werden.

Viele Grüße, Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Lupus

Hallo Joachim,

ZitatEs ist allerdings zu berücksichtigen, dass der "Löwenanteil" an optischer Qualität beim verwendeten Okular liegt, und dass das nachfolgende Objektiv Meike 35/1:1,7 lediglich formatgebende Funktion haben dürfte.
so ist es (im Wesentlichen). Ich habe das Spotdiagramm eines "Standard-Kameraobjektives" vom Typ Planar für den Fall relativ weit geöffneter Blende gerechnet, dazu die dort (für dieses konkrete Beispiel!) auftretende Verzeichnung. Das Objektiv besitzt erkennbar keine optimale Abbildungsqualität.
Daneben das gleiche Objektiv als Kameraadaption in Verbindung mit einem idealen, fehlerfreien Okular gerechnet. Durch das immer enge Strahlenbündel am Mikroskop-Okular ist der zusätzliche Objektiv-Bildfehler praktisch zu vernachlässigen, die Bildqualität wird normalerweise durch das Okular vorgegeben. Im Beispiel ist die Verzeichnung sogar geringer als beim Kameraobjektiv allein, das konnte (in diesem Beispiel) dadurch erreicht werden dass die Lage der Austrittspupille des Okulars vor der Blende des Objektivs liegt. Vom Abstand Okular-Objektiv kann im Einzelfall auch das Auftreten von unerwünschten Reflexionen abhängen.

Hubert

-JS-

Hallo Hubert,

vielen Dank für Deine beeindruckenden vergleichenden Darstellungen am Beispiel eines Planar-Typs ohne und mit (idealem) Okular. Ich hatte, um ehrlich zu sein, keinerlei Vorstellungen von der Enge  der Strahlenbündel nach Passage durch die Optik eines Mikroskopes ...

Für die "Nachbauwütigen" unter uns möchte ich noch ganz gern eine kleine Zeichnung anfügen, welche den Aufbau der bereits beschriebenen Gewindeplatte zeigen soll.

Viele Grüße, Joachim

... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Lupus

Hallo Joachim,

den Durchmesser dieses Strahlenbündels kann man einfach dadurch visualisieren, indem man die Austrittspupille am Okular mit einem Stück Papier sichtbar macht - also die Stelle mit dem kleinsten Durchmesser des dann sichtbaren "Leuchtpunktes" hinter dem Okular. Der Durchmesser hängt auch vom Verhältnis der NA des Mikroskop-Objektives zu dessen Vergrößerung sowie von der Brennweite (und damit Vergrößerung) des Okulars ab. Der Strahl kann bei "modernen" hochaperturigen, aber sehr gering vergrößernden Objektiven deutlich dicker sein. Das allgemein sichtbare sich kegelförmig ausbreitende Lichtbündel stellt ja nur die Summe aller dieser schmalen Einzelstrahlen dar, die den ganzen Sehfeldwinkel abdecken.

Hubert