Kaufberatung Greenough Mikroskop+Wifi Kamera

Begonnen von Arenophilia, März 09, 2023, 09:19:44 VORMITTAG

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Arenophilia

Hallo zusammen
ich bin vom Mikroskopangebot im Netzt komplett überfordert. Ich möchte Sandproben anschauen, ca. 10-40 x genügt, und die Fotos kabellos auf das iPad übertragen (also Wifi Kamera nötig, gerne mit passender Software).
Natürlich Stereo, Greenough, guter Dioptrienausgleich wichtig, gute Tiefenschärfe wäre schön.  Budget ca. 2000 € - 2500 € für Mikroskop und Kamera.
Was könnt ihr jemandem empfehlen, der null Ahnung hat?
Birgit

Herbert Dietrich

Hallo Birgitt,

hast Du schon im Forum unter "Mikro-Markt" das Angebot von Stephan Hiller gesehen.
Ein Zeiss Stemi III.  https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=45998.0

Dieses Modell besitze ich auch und bin sehr zufrieden damit.

Herzliche Grüße
Herbert


Arenophilia


Lupus

Hallo Birgit,

falls Du gleichzeitig visuell beobachten und fotografieren willst, brauchst Du aber ein Stereomikroskop mit Trinokular-Tubus. Es hängt halt von den Anforderungen ab.

Hubert

Stephan Hiller

Hallo Birgit,

hier würdest du noch einen Zeiss Universaladapter für das von mir angebotene Bino finden. Vielleicht macht das die Sache ja noch interessant für dich.

Grüße

Stephan Hiller

Arenophilia

Danke. Aber ein Trino wär mir lieber. Ist soviel Gefummel sonst.

Nochnmikroskop

Hallo Birgit,
unser Forenbetreiber, Herr Linkenheld, bietet auch Stemis an. Im Angebot hat er eine Kombination mit dem Zeiss 305 Trino und Kamera. Für ein entsprechendes Angebot ohne die Kamera (da kein WiFi), solltest Du ihn ggf. mal ansprechen.
https://www.mikroskopie.de/?page_id=1587

Ggf. kannst Du die USB-Kamera aber über einen Adapter doch ans iPad direkt anstecken, zumindest bei Android Tablets funktioniert das.
https://www.amazon.de/GNASEET-Schnellladeanschluss-Unterst%C3%BCtzt-USB-Flash-Laufwerk-Erforderlich-Schwarz/dp/B0B4PGWPHB/ref=sr_1_14?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=1P6RNL68NKWL5&keywords=USB+Kamera+an+iPad&qid=1678549280&sprefix=usb+kamera+an+ipad%2Caps%2C96&sr=8-14

AAAAAber:
Die "gute Tiefenschärfe" erreichst Du nicht damit, da dort hochwertige Optiken verbaut werden.
Wenn Du hochwertige Bilder mit hoher Schärfentiefe haben willst, benötigst Du z w i n g e n d eine Stacksoftware (oder Stack-App), die mehrere Bilder nacheinander verrechnet.
Auf dem iPad wirst Du keine tiefenscharfen Einzelbilder sehen! Es sei denn die wurden vorher zusammengerechnet.

Als Beispiel hänge ich 2 Bilder an. Es ist Sand aus der Ostsee, beide Bilder mit Sand im Salzwasser, also nicht optimal.
Beim 2. Bild ist ein Vergleich einer höherwertigen Optik (linke Hälfte) und die gleiche Vergrößerung (13x) mit einer geringer auflösenden Optik dargestellt. Bitte achte auf die geringe Schärfentiefe, insbesondere im linken Bild.

Wenn Du "nur" Bilder vom Sand haben möchtest, ohne irgendwelchen Schnickschnack, recht hohe Schärfentiefe, dann musst Du eine Kamera mit einem  Makroobjektiv nehmen.
Dann kannst Du die hohe Schärfentiefe mit eine großen Blende, z.B. Blende f11 oder noch größer erkaufen. Dann hast Du mit einem Foto (fast) alles mehr oder weniger scharf sehen. Aber die Auflösung ist wesentlich geringer, Details auf dem Sandkorn werden nicht scharf abgebildet werden können!!!!
Die Kameras haben meist auch eine WiFi-Möglichkeit.
Aufbau dann auf ein Stativ mit Kugelkopf gebaut, Beleuchtung seitlich, Foto senkrecht zum Sand von oben.

Bevor Du über 2000 Euro ausgibst, solltest Du Dir darüber klar sein, was genau Du benötigst.

Zuletzt: ich vermute, dass Du mit Deinem Bresser Stemi immerzu in der Höhe variieren musst und Dich das stört. Das wird mit dem Zeiss nicht besser!!!
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=45995.0

LG Frank

Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

Arenophilia

Danke, das war sehr aufschlussreich. Als Laie denkt man halt, je hochwertiger das Mikroskop um so besser. Auf die Tiefenschärfe-Geschichte bin ich durch die Beschreibung eines Leica Mikroskops gekommen. Die behaupten ihr S9 hätte eine Tiefenschärfe von 12 mm (schwer vorstellbar, Druckfehler?) und da dachte ich als Greenhorn, somit kann es doch kein Problem sein, ein Mikroskop mit einer Tiefenschärfe von wenigstens 2-3 mm zu finden. Leider machen die Hersteller keine Angaben dazu.

https://klueverundschulz.de/Leica-S9i-Mikroskop

jcs

Zitat von: Arenophilia in März 12, 2023, 08:10:38 VORMITTAG
. Die behaupten ihr S9 hätte eine Tiefenschärfe von 12 mm (schwer vorstellbar, Druckfehler?) und da dachte ich als Greenhorn, somit kann es doch kein Problem sein, ein Mikroskop mit einer Tiefenschärfe von wenigstens 2-3 mm zu finden.
HAllo Birgit,

das Leica S9 verwendet die sogenannte "Fusion Technologie". Die basiert darauf, dass der linke Strahlengang eine niedrige Apertur aufweist, und damit eine hohe Tiefenschärfe und geringe Auflösung. Der Strahlengang für das rechte Auge hat im Gegensatz dazu eine große Apertur, und in Folge geringe Tiefenschärfe und hohe Auflösung. Das Gehirn kombiniert dann die beiden Bilder zu einem Gesamtbild mit hoher Auflösung und großer Tiefenschärfe.

Die 12mm gelten nur für die kleinste Vergrößerung, bei höheren Vergrößerung wird die Tiefenschärfe schnell geringer. Der Strahlengang für den Trinokulartubus hängt an der Optik für das rechte Auge. D.h. Fotos haben dann ebenfalls eine geringe Tiefenschärfe.

LG

Jürgen



Arenophilia

einfach ausgedrückt: wenn es ein Gehirn dazu braucht, kann eine Kamera das was ich sehe so garnicht abbilden? 

plaenerdd

#10
Hallo Birgit,
doch, aber nicht mit einem Einzelbild, sondern mit mehreren zusamengerechneten Ebenen, wie von Frank gezeigt. Damit sind sogar Schärfentiefen abbildbar, die Du nicht rein visuell mit einem Blick ohne Umfokussieren sehen kannst. Das ist auch kein Hexenwerk. Was schwierig wird: das live auf die Leinwand zu bringen, also Kamera am Mik direkt über den Beamer ohne vorher eine Staking-Software mit den Bildern zu füttern, oder direkt ohne Zeitverzögerung auf einen Bildschirm.

Für hochwertige Fotos nutzt man aber besser kein Stereomikroskop, weil man dabei immer schräg auf die Probe guckt und es beim Umfokussieren (notwendig für die Staking-Einzelaufnahmen) dann zu einem Versatz der Bilder kommt (Objekt wandert seitlich aus). Die Staking-Software kommt heutzutage damit klar und kann die Bilder deckungsgleich verrechnen, aber der verwertbare Bereich wird immer kleiner, je größer die Tiefenbereich ist.

Das Mittel der Wahl sind hier entweder klassische Auflichtmikroskope, wie sie die Geologen und Werkstoffwissenschaftler nutzen oder Mikroskopobjektive über einen Adapter ohne Mikroskop an die Kamera adaptiert, aber mit einem Balgen dazwischen. Das ist aber schon wieder ein anderes Thema. Da geht nicht jedes Mikroskopobjektiv. Hier findest Du dazu Grundlagen:
Grundlagen der Mikrofotografie

Jetzt kommt es natürlich darauf an, wie hoch Du die Qualitätsmesslatte legen willst. Bessere Bilder als das von Deinem schönen Seeigelstachel in Deinem Eröffnungsfaden, sind schon mit relativ einfachen Mitteln und auch am Stereomikroskop möglich. Da könnte selbst an Deinem vorhandenen Gerät mit der Staking-Methode noch sehr viel heraus geholt werden, zumindest an Schärfentiefe.

Lass Dich mal von Christian Linkenheld, dem Forenbesitzer und Fachhändler beraten. In dem Dir zur Verfügung stehenden Budget, sollte sich schon was Ordentliches finden lassen.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Aljoscha

#11
Zitat von: Arenophilia in März 12, 2023, 08:50:28 VORMITTAG
einfach ausgedrückt: wenn es ein Gehirn dazu braucht, kann eine Kamera das was ich sehe so garnicht abbilden?

Hallo Birgit,

gerade bei Stereomikroskopen gilt genau das voll und ganz. Du siehst durch beide Okulare, nutzt beide Strahlengänge und bekommst ein Stereobild. Die Kamera nutzt nur einen der beiden Strahlengänge und produziert ein zweidimensionales Bild.

Das Bild, das die Kamera zeigt wird im Vergleich zu dem, was Du durch die Okulare siehst, immer enttäuschen.
Stacking mit einem Stereomikroskop ist auch nicht so ganz trivial, da sich bedingt durch den schrägen Strahlengang beim Fokussieren die Bildlage ändert.
Spezialkonstruktionen wie das S9 benötigen die enorme Rechenleistung des menschlichen Gehirns. Die Kamera hat keine Chance.

Viele Grüße

Alexander

Arenophilia

Jetzt muss ich einfach mal blöd weiterfragen: Bei einem Trino schaut doch die Kamera senkrecht und auch nicht in Stereo auf das Objekt. Ist das dann nicht dasselbe, als wenn ich durch ein aufrechtes ,,einaugiges" Mikroskop schaue?

Nochnmikroskop

Hallo Birgit,

beim Stemi 305 Trino ist eine s.g. 50/50 Teilung links eingebaut. D.h. dass man für Fotos den linken Strahlengang mit verwendet, kein extra, senkrechter Strahlengang!!


LG Frank
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Lupus

Hallo,

ZitatBei einem Trino schaut doch die Kamera senkrecht und auch nicht in Stereo auf das Objekt. Ist das dann nicht dasselbe, als wenn ich durch ein aufrechtes ,,einaugiges" Mikroskop schaue?
Bei einem Stereomikroskop kann man sich bei einem zusätzlichem 3. Fotoeingang lediglich entscheiden, welchen der beiden Stereo-Strahlengänge man für den Foto-Anschluss verwendet. Es gibt keinen dritten unabhängigen senkrechten Strahlengang.
Hier zwei Bilder der Strahlengänge mit Fotoanschluss beim Greenough- und beim Fernrohr-Typ.
https://www.lmscope.com/images/Greenough_Beschreibung.JPG
https://www.lmscope.com/images/Fernrohr_Prinzip_Beschreibung.JPG

Hubert