Hallo zusammen!
Danke für die zusätzlichen Hinweise. Ich lerne gewissermaßen Schritt für Schritt etwas über den Umgang mit historischen Instrumenten. Das ist ausgesprochen interessant.
Über die Vorgeschichte des Mikroskops konnte ich immerhin einige Details vom Verkäufer erfahren und er meinte auch, dass er mich noch genauer informieren werde.
Das Instrument stammt aus einem Wiener Kinderspital. Nach der Seriennummer zu schließen ist es vermutlich 1910 gefertigt worden. Wenn man annimmt, dass solche Geräte wahrscheinlich mindestens 10 Jahre (bis deutlich länger?) im Einsatz gewesen sein dürften, wird das Mikroskop in dieser Ära (vor, im und nach dem 1. Weltkrieg) so einiges „gesehen“ haben …
Man kann schon ein wenig ins Nachdenken kommen, was die Ärzte seinerzeit mit diesem Gerät denn beobachten konnten/mussten.
Ich hatte vor Jahrzehnten schon einmal (auch ein Reichert) ein solches historisches Mikroskop. Damals war ich sehr angenehm überrascht, wie gut ein (geschätzt) 10 × Objektiv abbilden konnte. In Kontrast bzw. Schärfe war es mit sehr deutlich jüngeren LOMO-Optiken gleichauf, ausgenommen die Wölbung des Bildfelds, die ausgeprägter sichtbar war.
Zum zweiten (fehlenden?) Rädchen des Grobtriebes: Man kann mit ein wenig Anpassung der Helligkeit eines der Fotos von oben (schwarz lackierte Geräte sind beim Fotografieren immer etwas heikel) erkennen, dass eine Öffnung auf der entsprechenden Seite vorhanden ist. Die könnte für ein Rädchen gedacht sein.
Ich habe schon öfters Fotografien von alten Mikroskopen gesehen, bei denen auch nur eine Seite des Grobtriebs vorhanden war.
Ob ein „einseitig“ funktionierender Grobtrieb bei manchen Typen üblich war, kann ich leider nicht sagen. Denn natürlich kann dieses Teil auch mal entfernt worden sein.
Wissenswert wäre auch, was man zu dieser Zeit für ein doch schon etwas professionelleres Gerät auslegen musste. Billig dürfte es nicht gewesen sein. Mir fallen dabei die Preise von in Deutschland gefertigten schlichtesten Instrumenten für Schüler ein.
In den Fünfzigerjahren war diesbezüglich unter DM 100,- wenig zu bekommen.
So oder so ist das Sammeln historischer Mikroskope sicher eine feine Sache. Man muss aber wirklich aufpassen, denn man kann hier relativ schnell gar nicht wenig Geld los werden. Einmal Ebay, dann irgendein Flohmarkt oder so ähnlich: es läppert sich sehr leicht und auch schnell …

Lieben Dank nochmals, bis bald
Jakob