Hallo zusammen,
Zusammenhang mit dem Beitrag von Klaus zu den Pyrenoiden
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=46020.0hatte ich ja ebenfalls mich mit einer
Closterium beschäftigt. Zu dem Zeitpunkt meines Beitrags dort war mir allerdings noch nicht klar, um welche Art es sich dabei handelt. (Ich bin kein Algen-Experte). Mittlerweile habe ich weitere Exemplare gefunden und bin der Meinung, dass es sich bei meiner Art dabei um
Closterium lunula handelt. Neben den üblichen Merkmalen wie zum Beispiel Gürtelbänder ja oder nein (hier: nein) oder die Anordnung der Pyrenoide (zerstreut) gibt es da noch ein weiteres, alleinstellendes Merkmal, von welchem ich allerdings bisher nur im Wassertropfen gelesen habe: dort ist von einem "vakuoligen Mittelkörper" die Rede, der sich somit im Zentrum der Zelle befindet. Hier ein Bild davon:

Normalerweise wäre an dieser Stelle bei den meisten Closterien der Zellkern zu finden. In allen von mir bisher daraufhin untersuchten Closterien dieser Art habe ich lediglich diese Struktur, aber keinen Zellkern gefunden.
In Klaus´Beitrag ging es ja um die Pyrenoide. Aus den Beiträgen von Martin Kreutz bin ich zu der Einsicht gelangt, dass es nicht verkehrt ist, zur Beschreibung der Morphologie einen Organismus neben anderen Beobachtungsmethoden diesen auch zu komprimieren, wenn nötig, auch letal (dass dabei Artefakte zu berücksichtigen sind, ist auch klar). Bei meinen Closterien ergibt sich dabei immer das Bild von unregelmäßig geformten Platten aus Stärke (>>> Jod). Spindelförmige Stärkekörnchen konnte ich nicht beobachten. Mehr zu dieser Art hier:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/Kennkarten%20Algen/01_e-algae/Conjugaphycea/e-source/Closterium%20lunula.html
Für diese morpholgischen Unterschiede der Pyrenoide bzw. Pyrenoid-Stärkekörner gibt es m.E. zwei mögliche Erklärungen:
1. wie ich schon in dem Beitrag von Klaus angedeutet hatte, verändern sich die Stärkekörner während des Lebenszyklus der Zelle; d.h. ein Foto (bzw. ein Video) stellen nur eine Momentaufnahme dar. Es muss aber klar sein, dass diese Körner ja irgendwann mal gebildet werden müssen; und sie werden auch wieder abgebaut. Wahrscheinlich ändert sich dabei ihre Form
2. Vielleicht ist die Form der Pyrenoid-Stärke art-typisch. Da müssten dann verschiedene Arten dahingehend untersucht werden. Und das ist mal wieder die Cloud-Intelligenz des Forums gefragt......
Bei der Beschreibung von
Closterium lunula ist (im Wassertropfen) ebenfalls zu lesen, dass diese Art sehr häufig mit
Micrasterias rotata vergesellschaftet ist. Tatsächlich habe ich auch diese Art relativ häufig in der selben Probe gefunden. Nun sind
Micrasterias-Arten in diesem Forum schon ziemlich häufig gezeigt worden. Mir ist aber nicht bewusst, dass dabei jemals die folgenden Strukturen in einer
Micrasterias gezeigt bzw. thematisiert worden sind. Diese erinnern auf den ersten Blick an die Zellkerne von anderen Protisten;

erst nach einer etwas längeren Recherche bin ich bei einem Beitrag von Wolfgang Bettighofer fündig geworden
https://www.protisten.de/german/docs/Beobachtungen%20an%20kleinen%20Sternen%20V5_3%20Teil%202.pdf:
demzufolge handelt es sich dabei um Dictysomen also Zellorganelle, die im Zusammenhang mit dem Golgi-Apparat stehen.
Bei der
Micrasterias rotata sind mir noch zwei weitere Dinge aufgefallen: Erstens: auch hier konnte ich keinen Zellkern finden, sondern nur würstchenartige Strukturen (Chromosomen?). Zweitens: beim Verdunsten des Wassers sorgt der Deckglas- Druck dafür, dass bestimmte Anteile aus der Zelle austreten, wie man im nächsten Bild sehen kann. Interessanterweise haben diese Körperchen, die aus der Zelle ausgetreten sind, eine sehr regelmäßige Struktur, die an Fullerene erinnert:

Auch hier habe ich überhaupt keine Ahnung, um was es sich dabei handeln könnte. Möglicherweise stehen diese Gebilde im Zusammenhang mit Strukturen, die auch in den Chlorplasten zu finden sind. Mehr dazu hier:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/Kennkarten%20Algen/01_e-algae/Conjugaphycea/e-source/Micrasterias-rotata.htmlVielleicht kann ja ein Algenexperte dazu mal was sagen.
Beste Grüße
Michael Plewka