Scharlachrote Kelchbecherling

Begonnen von Alf, April 01, 2023, 18:44:26 NACHMITTAGS

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Alf

Als absoluter Pilzlaie war ich ganz überrascht als ich beim Spazierengehen über einen wunderbar roten Becherpilz gestoßen bin, der sich nach kurzer Recherche, als Scharlachroter Kelchbecherling herausstellte. Die genaue Unterart vermag ich nicht zu bestimmen.

Der eher seltene Pilz ist ungiftig und zählt zu den frühesten erscheinenden Pilzen im Jahr und wächst auf am Boden liegenden, morschen Ästen. Sein hoher Carotin Gehalt verleiht der Fruchtschicht seine charakteristisch rote Farbe.

Technik:
*) Fixieren: 24 Stunden in Ameisensäure-Ethanol-Formalin (selbe Zusammensetzung wie AFE nur mit Ameisensäure 80% statt Essigsäure)
*) Pilz möglichst von anhaftender Erde befreien was schwer gelingt, aber jeder noch so kleiner Erdrest macht das spätere Schneiden
    kaum möglich.
*) Entwässern und in Paraffin einbetten, ca. 5 um dünne Schnitte mit dem Rotationsmikrotom
*) aufkleben der Schnitte am OT mit Glycerin-Eiweiß
*) Färbung:
    a) OT für 10 Minuten einstellen in: 10 ml 10% Tannin Lösung in 70% Ethanol mit 2 ml Eisen(III)chlorid Lösung versetzen + 0,2 g
        Säurefuchsin
    b) Differenzieren mit 50% Ethanol bis keine rote Farbe mehr abgeht (ggf. OT mit 50% Ethanol überschichtet auf die Wärmplatte bei
        70°C legen; es sollte kein überschüssiges Tannin zurückbleiben sonst entstehen später störende Farbstoffniederschläge) 
    c) OT für ca. 10 Sekunden überschichten mit: 0,5% Lsg. Echtgrün FCF in 70% Ethanol auf 20 ml ca. 25 mg Trypanblau zugeben.
    d) Abspülen mit Ethanol 96% (falls die Färbung aus c) zu stark ausfällt zuerst OT mit 96% Ethanol überschichten und auf der 70°
        warmen Wärmeplatte versuchen zu differenzieren - sonst einen Tropfen 70% Ethanol dazutropfen und unter mikroskopischer
        Kontrolle differenzieren).
    e) über Isopropanol - Butanol - 2x Xylol entwässern und mit Histokitt eindecken.
*) Zum Vergleich wurde auch eine gewöhnliche Hämatoxylin-Eosin Färbung angefertigt.

Ergebnis:
Die Ascosporen reifen jeweils zu 8. in den Schläuchen (Ascus,-i) heran (hier nicht immer zu erkennen da auf Grund der dünne der Schnitte viele Asci schräg getroffen wurden). Das Mycel färbt sich blau/grün, die Ascosporen je nach Entwicklungsstand initial grün/blau und mit zunehmender reife tiefrot. Die Reifung der Ascosporen in den Asci erfolgt von oben nach unten, sodass die reifen Sporen weiter oben gelegen sind (Bild 7, links 2 Asci mit reiferen Sporen schon rot gefärbt). Zwischen den Asci liegen die sterilen Hyphen, die sogenannten Paraphysen die das rote Carotin enthaltende Pigment enthalten (davon existiert leider kein Foto). In den Detailaufnahmen der Ascosporen sind die zahlreichen Lipidtröpfchen als weiße Kügelchen gut zu erkennen.



beamish

Hallo Alf,
wenn du den Pilz auf die Art bestimmen möchtest, solltes du dir die  Fixier- und Einfärberei sparen und das Präparat nur in Leitungswasser dokumentieren (insbesondere freie Sporen).
Dann gelingt die Bestimmung vielleicht mit dem Schlüssel von H.O. Baral (Anhang).

Herzlich
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Alf

Hallo Martin,

Danke für die Ergänzung! Mir ging es aber mehr um das Erstellen eines brauchbaren Dauerpräparates.

Lg

beamish

Das eine schließt ja das andere nicht aus...
Material gibt so eine Sarcoscypha ja genug her.

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

jcs

Hallo Alf,

sehr schöne Präparation und gelungene Aufnahmen! Kannst Du vielleicht noch ein paar Details zu Deiner Paraffineinbettung sagen?
LG
Jürgen