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Ciliaten aus Moos

Begonnen von Monsti, Januar 30, 2010, 18:46:59 NACHMITTAGS

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Monsti

Servus zusammen,

meine heutige Moos-Probe war ausgesprochen ergiebig. Etliche Fotos konnte ich noch nicht bearbeiten, aber zwei recht große Tierchen möchte ich Euch vorstellen:





Das zweite Tierchen ist gut 150 µm groß. Beide Viecher bewegten sich gemächlich.

Lässt sich da bestimmungsmäßig etwas machen?

Danke und liebe Grüße
Angie

Monsti

Hallo zusammen,

da mir bisher niemand geantwortet hat, hänge ich gleich noch ein drittes Wimpertierchen an:



Ich fand es heute in einer meiner abgestandenen Moosproben. Es war minimal kleiner als die zuvor gezeigten Tierchen. Es war gerade verendet, deshalb kann ich nicht sagen, wie es sich normalerweise bewegt/verhält. Dieses Bild ist aus vier Fotos gestackt.

Vielleicht hat jemand von Euch einen Tipp.

Liebe Grüße
Angie

Bernhard Kaiser

Guten Morgen Angie,

zu Deinen Tierchen kann ich leider nichts sagen. Aber was ist das für ein Moos, aus dem Du immer diese Lebewesen hervorzauberst?

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Klaus Henkel

#3
Zitat von: Monsti in Februar 01, 2010, 21:39:11 NACHMITTAGS
da mir bisher niemand geantwortet hat, hänge ich gleich noch ein drittes Wimpertierchen an:
Vielleicht hat jemand von Euch einen Tipp.
Angie

Blöde Tippfehler Korrigiert am 2.2. um 9:44

Hallo Angie!
Wimpertiere leben wie alle Kleinlebewesen im Wasser. Ihnen genügen das feuchte Moos, die Schrunden in der Baumrinde oder gar der feste Humus, dort leben sie in winzigen Wassertröpchen zwischen den kleinsten Sandkrümeln. Den Lebensraum teilen sie sich mit Rädertieren, Amöben, kleinen kokkalen Grün- und Blaualgen, Bakterien, Pilzen. Sie alle bilden eine eigene Lebenswelt, Biozönosen, die besondere Ansprüche an sie stellt, wie zum Beispiel zeitweilige totale Vernässung oder völlige Austrocknung durch die glühende Sommersonne oder wesentlich höhere Drücke wegen zeitweiser Verdichtung des Bodens. Daran haben sie sich in Lauf der Evolution mit ihren langen Zeiträumen angepaßt. Deshalb sind es fast immer andere Arten als die in stehenden oder fließenden Gewässern - will sagen, sie stehen ganz selten im "Wassertropfen" von Streble/Krauter und anderen Werken, die das Leben im Süßwasser behandeln, namlich dann, wenn die Art oder Gattung auch in stehenden Gewässern vorkommt.

Im Amateurbereich gibt es kaum Spezialisten für Moos-, Baum, Blüten- und Bodenlebewesen (Edaphon), einschlägige Bestimmungswerke scheinen überhaupt noch nie existiert zu haben. Vielleicht inzwischen im Internet; das könnte einmal jemand recherchieren mit etwas mehr Zeit.

Sie wissen jetzt, warum Ihre Fragen wegen der Ciliatenbestimmung schwer oder gar nicht zu beantworten sind. Andererseits ist das Gebiet noch nicht so abgegrast, da kann mann auch als Amateurforscher noch etwas "machen", Neues entdecken. Wie wär's?

Gruß KH

Nutzer nicht mehr aktiv

ZitatGuten Morgen Angie,

zu Deinen Tierchen kann ich leider nichts sagen. Aber was ist das für ein Moos, aus dem Du immer diese Lebewesen hervorzauberst?

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Man kann jedes Moos dazu nehmen. Einfach Moos sammeln, in eine Petrischale mit Wasser geben und einige Zeit stehen lassen. Danach sich das ganze ansehen.
habe ich auch schon einige male gemacht. Da kommt immer was anderes dabei heraus  ;)

Bernhard Kaiser

#5
ZitatMan kann jedes Moos dazu nehmen.

Danke Herr Guwak, das ist bekannt.

Mich interessiert jedoch speziell das Moos von Angie. Vielleicht lassen sich  doch irgendwelche Zusammenhänge feststellen. Herr Henkel hat auch so etwas bereits angedeutet.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Monsti

Hallo Bernhard,

die beiden ersten Tierchen entstammen einer Probe aus Thuidium abietum, der dritte Ciliat ist aus einer Hypnum-cupressiforme-Probe. Es wäre in der Tat interessant zu untersuchen, inwieweit die Organismen auf bestimmte Arten spezialisiert sind. Dies herauszukriegen, könnte ich versuchen. Ich müsste nur darauf achten, stets gleich alte Proben zu untersuchen, denn die Populationen verschieben sich natürlich, je nachdem wie lange die Probe steht. Obige Proben sind zufälligerweise gleich alt (knapp drei Wochen), und es fällt auf, dass sie ein unterschiedliches Artenspektrum aufweisen, obwohl die Fundorte der Pflanzen lediglich ca. 30 cm auseinander liegen und sich die Feuchtigkeits- und Lichtverhältnisse kaum unterscheiden dürften.

Liebe Grüße
Angie

Bernhard Kaiser

#7
Hallo Angie,

Zitatund es fällt auf, dass sie ein unterschiedliches Artenspektrum aufweisen

das könnte zumindest ein Hinweis sein.
Vielleicht solltest Du, wenn zugänglich, noch ein Sphagnum hinzunehmen und den ph-Wert je eines Tropfens Untersuchungsflüssigkeit aller Proben feststellen (ph-Papier ist ausreichend. Wenn Du keines hast, schicke ich Dir welches). Das dürfte zusätzlich ein wichtiger Parameter sein.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Monsti

Hallo Bernhard,

vielen Dank für Dein Angebot, aber pH-Messstreifen sollte ich doch eigentlich in jeder Apotheke bekommen, oder? Größer ist für mich das Problem, an ein Torfmoos zu kommen (jetzt eh, wo wir mehr als 60 cm Schnee haben). Torfmoose habe ich bei uns noch nie gesehen. Vermutlich ist denen unser Boden zu kalkhaltig (Kalkalpen!!!).

Liebe Grüße
Angie

Monsti

Hallo Bernhard,

inzwischen habe ich mir Messstreifen besorgt und den pH-Wert der beiden Proben festgestellt. Er beträgt in beiden Proben 6,5 - d.h. ist identisch. Daran liegt es also nicht.

Liebe Grüße
Angie

Bernhard Kaiser

Hallo Angie,

toll Deine Aktivität !! Wenn ich könnte wie ich wollte, würde ich Dich besuchen und bei der Suche nach Torfmoosen helfen.
Dafür schicke ich Dir mit Briefpost eine Kopie über das Vorkommen von Sphagnum im Kaisergebirge:
Smettan, H. (1982): Die Moose des Kaisergebirges/Tirol.
Leider ist die Schrift nicht gestochen scharf, aber das Original ist ist schon schlecht vom Druck her.

Vielleicht ist ein Fundort in Deiner Nähe und problemlos zu erreichen, natürlich wenn der leidige Schnee weg ist.

Der ph-Wert des Abtropfwasser bei Sphagnum dürfte dann etwa um 5 liegen und ein völlig anderes Tier- und Pflanzenleben beherbergen.

Einen schönen Tag wünscht
Bernhard Kaiser

Monsti

Hallo Bernhard,

das ist ja klasse - vielen Dank! Hast Du meine Adresse? Hier ist sie: http://almgarten.info/Impressum.htm.

Heute werde ich mal ein wenig im Schnee wühlen und versuchen, frische Proben der beiden Moose zu finden. Mal sehen, ob auch bei diesen der pH-Wert identisch ist.

Es wäre gut möglich, dass ich an einer Stelle in Fieberbrunn (6 km von hier) Torfmoose finde - zumindest gibt es dort ein Moorgebiet. Vor April wird daraus aber nichts. Bis dahin liegt hier nämlich der Schnee.

Auffallend bei o.g. alten Proben ist die Tatsache, dass sich in der Thuidium-abietum-Probe sehr viele Bakterien, Blaualgen und Birneninfusoren befinden, während die Probe von Hypnum cupressiforme nur wenige Bakterien, überhaupt keine Blaualgen, aber etliche Heutierchen aufweist.

Schneeflockige Grüße von
Angie

Eckhard

Hallo Bernhard,

ZitatDer ph-Wert des Abtropfwasser bei Sphagnum dürfte dann etwa um 5 liegen und ein völlig anderes Tier- und Pflanzenleben beherbergen.

Woher kommt dieser niedrige ph Wert?

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Detlef Kramer

Lieber Eckhard,

das Sphagnum-Gewebe wirkt als Ionentauscher. Es nimmt Ca und andere Alkali- und Erdalkali-Ionen auf und gibt dafür Protonen ab. Das ist auch der Grund, warum man mit Torf (=verrottetes Sphagnum) Wasser entkalken und ansäuern kann.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Monsti

Servus, Ihr alle,

und nochmals liefere ich neue Funde aus den beiden o.g. Moos-Proben:



Dieses skurile Wesen fand ich in Tännchenmoos, das folgende Wimpertierchen ebenfalls.



Und dieses (90-100 µm) im Zypressen-Schlafmoos:



Wahrscheinlich gehe ich hier ebenfalls leer aus, oder?

Liebe Grüße
Angie