Auf den Spuren der Waldarbeiter – Cosmarium & Co.

Begonnen von SNoK, April 25, 2023, 20:28:20 NACHMITTAGS

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SNoK

Liebes Forum,

Waldarbeiter hinterlassen Spuren, bzw. ihre Fahrzeuge. Wenn das Wetter regnerisch ist, füllen sich diese Spuren mit Wasser. Und wenn das Wasser lange genug steht, entwickeln sich interessante Lebensgemeinschaften. Ich zeige ein paar Organismen aus solch einer Pfütze im Hintertaunus bei Glashütten. Mit der Bestimmung hatte ich Probleme, denn ich möchte nicht einfach Namen aus dem ,,Wassertropfen" abschreiben. Aber interessant ist, dass sich in so einer Pfütze Zieralgen entwickeln. In diesem Fall verschiedene Cosmarium- und Cylindrocystis-Arten, aber es war auch Closterium dabei, die aber nicht fotogen genug war. Dafür haben sich zwei Euglenophyceen in Stellung gebracht.

Bild 1+2: Euglena spirogyra mit den charakteristischen Höckerleisten.
Bild 3+4: Euglena sp. (vielleicht E. sociabilis) ... mir fehlt aber die Literatur für die Euglenen, vielleicht ist es auch eine andere Gattung.
Bild 5: vermutlich eine Phacus-Art
Bild 6+7: Cosmarium sp. (es gibt so viele Arten mit Warzen, dass ich unsicher bin; vielleicht C. brebissoni)
Bild 8: Cosmarium sp. (offenbar eine andere Art, welche, weiß ich nicht)
Bild 9+10: Cylindrocystis brebissoni (vermute ich, aber die Individuen sind sehr unterschiedlich; aber das ist wohl bei der Art so).


Die Größen stehen jeweils in den Bildlegenden.

Ich werde mir die nächsten Tage die Bilder noch mal anschauen. Vielleicht kommt mir noch die eine oder andere Erleuchtung.

Viel Spaß beim Schauen,
Stephan

P. S.: Für Bestimmungshilfe bin ich dankbar...und auch für Literatur, wenn jemand sowas abzugeben hat. Der entsprechende Band 4 vom Huber-Pestalozzi ist ja nicht zu bekommen.


Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK)
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

plaenerdd

Hallo Stephan,
sehr schöne Funde und gute Bilder!
Cylindrocystis habe ich auch schon in einer sehr kleinen Waldpfütze, die auf einem Weg stand, gefunden. Siehe hier.. Damals hatte ich aber noch nicht mein VANOX. Halte mal Ausschau nach Dauerformen! Ich hatte in der 3 Wochen alten Probe dann etliche Kugeln.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

SNoK

#2
Liebes Forum,

ich liefere zu meinem "Waldarbeiter-Beitrag" noch was nach, weil er auf 10 Bilder begrenzt war. Ich hatte noch eine Zygote oder Zygospore von Cylindrocystis brebessoni fotografiert. Hier ist sie.

Und noch ein kleiner Hinweis zum zehnten Bild oben, wem es aufgefallen ist. Normale kleine Zellen von Cylindrocystis haben in jeder Zellhälfte ein Pyrenoid. Aber etwas längere Zellen, wie auf dem letzten Bild zu sehen, haben auch mal zwei Pyrenoide je Zellhälfte. Das ist also keine andere Art.

Grüße
Stephan

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Siegfried

#3
Hallo Stephan
Schöne Fotos von Desmidiaceaen und anderen Mitbewohnern zeigst du uns hier. Auch ich fand in Fahrrinnen im Wald schon oft Micrasterien, Cosmarien und Euastrum oblongum.
https://www.fotocommunity.de/photo/die-zieralge-euastrum-oblongum-siegfried-schmidt-ht/46815369
Und der Wald hat noch mehr zu bieten.
        Gruß von Siegfried

KayZed

Lieber Stephan,

danke für deine eindrucksvolle Parade der Chlorophyll-Wesen. Besonders die feinen Darstellungen von Cosmarium und Cylindrocystis haben es mir angetan. Auch die Euglena spirogyra ist eine Augenweide.

Spurentümpel von Waldarbeiten sind mir - besonders wenn sie gehäuft vorkommen - auf Wanderungen eher lästig, weil ich sie ständig umgehen muss. Überraschend, dass sie solche Schätze bieten können.
Werde beim nächsten Mal auf diese Minibiotope auch mal ein Mikroauge darauf werfen.

Herzliche Grüße
Klaus
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7

Ole Riemann

Lieber Stephan,

danke für die schönen Bilder - ich habe noch nie systematisch Waldpfützen untersucht, weiß aber von Bernd, dass man dort sehr fündig werden kann.

Mir fällt es manchmal schwer, Cylindrocystis von gestauchten Exemplaren von Netrium oblongum abzugrenzen. Bei Cylindrocystis meine ich immer, zarte Tropfen/Einschlüsse (auch bei Deinen Funden) knapp unterhalb der Zellwand zu sehen, Netrium hat die dagegen nicht. Ob das wirklich ein gutes Unterscheidungsmerkmal ist, weiß ich nicht.

Die Bilder der Euglenophyceen wirken bei mir etwas verrauscht, hat das etwas mit der Bildgröße oder Kompression zu tun? Die rundlich-elliptische C. brebissoni (Bild 9) dagegen ist rauschfrei und sieht super aus. 

Beste Grüße

Ole


SNoK

Lieber Ole,

das mit den verrauschten Bildern stimmt. Ich habe eben überlegt, ob es an meinem Workflow bei der Bildbearbeitung liegt, und ich den noch mal überdenken und überarbeiten sollte. Aber ich habe mal auf die Originalaufnahme geschaut, da ist die Unschärfe schon angelegt. Das hat vermutlich zwei Gründe. Zum einen habe ich die Euglenen mit ziemlich großer Schichtdicke angeschaut, um sie relativ natürlich aufzunehmen. Aber der zweite Grund, der mir jetzt einfällt, ist ein trivialer. Ich hatte mir für meine Kamera ein Makroobjektiv besorgt. Bisher saß sie nur am Mikroskop, ich hatte gar kein Objektiv. Bei dem ganzen Rumprobieren hat sich die Software aufgehängt und ich musste die Kamera zurücksetzen. Dabei ist mir nicht ein- und aufgefallen, dass auch die Auflösung, die ich vorher auf "fine" hatte, wieder zurückgesetzt wurde. Die Bilder sind jetzt nicht rund 10 MB groß, sondern nur noch 4 MB. Das werde ich sofort ändern. Vielleicht liegt es daran. Mit RAW fotografiere ich nicht.

Grüße
Stephan

P. S.: Den anderen danke für die positiven Rückmeldungen!
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KayZed

Hallo Stephan,

ich kenne das Rauschproblem auch bei mir.

Häufiger Grund:
Keine optimale Schichtdicke und damit schon eine gewisse Unschärfe, Ausschnittvergrößerung und der Versuch durch nachträgliches Schärfen nochmal etwas herauszuholen. Das lässt sich zwar durch Entrauschen wieder etwas glätten, aber schärfer wirds dadurch auch nicht mehr.
Hinzu kommt bei meinen Aufnahmen noch, dass ich systembedingt ohnehin nicht die knackige Feinheit von u. a. Oles oder Martins Aufnahmen erreichen kann.

Wenn dein Problem an der gröberen JPG-Einstellung liegen sollte, müssten eigentlich die anderen, deutlich klareren Bilder ähnlich sein.

Liebe Grüße
Klaus
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7

SNoK

Lieber Klaus,

danke für Deine Hinweise. Was die Schichtdicke angeht, war diese unterschiedlich. Bei Cylindrocystis und Cosmarium war sie geringer als bei Euglena. Ich werde das mal weiter beobachten.

Grüße
Stephan
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Kurt

Hallo Stephan,

auch ich habe heute aus einer Fahrrinne im Wald eine Probe genommen, Becherbäumchenalgen und fädige Grünalgen waren mein Ergebnis.
Viel Spaß beim Anschauen.

Grüße
Kurt

SNoK

Lieber Kurt,

Dinobryon hatte ich kürzlich auch gezeigt:

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=46163.msg340623#msg340623

Ein hübscher Organismus. Bei Deinem Bild sieht man die Geißeln sehr schön.

Grüße
Stephan
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Bernd

Hallo Stefan,

sehr schöne Bilder, besonders auch von der Cylindrocystis-Zygote.

ich habe erhebliche Zweifel, daß deine ersten beiden Cosmarium-Fotos tatsächlich eine Cosmarium-Art darstellen. Ich halte das für eine dreieckige Staurastrum-Art, bei der der Deckgladruck einen Spitze des Dreiecks zusammengedrückt hat. Deshalb sehen die Mitten der beiden Halbzellen auf dem ersten Foto so runzelig aus.

Viele Grüße
Bernd

SNoK

#12
Lieber Bernd,

Du bist zwar der Meister der Zieralgen des Taunus, aber in dem Fall kann ich Dir nicht ganz folgen. Es waren eine ganze Reihe Exemplare in der Probe, die sahen alle so aus. Zu Anfang war auch noch mehr Wasser unter dem Deckglas, so dass ich nicht den Eindruck hatte, dass sie gequetscht waren. Aber ich werde Angie mal ein paar Bilder schicken und sie fragen. Ich habe jetzt aber noch mal in meine Bilder geschaut und eins davon hänge ich an, nur ganz leicht bearbeitet. Da sieht man drei Exemplare, die alle ähnlich aussehen und - ich finde - nicht gequetscht wirken.

Grüße
Stephan
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SNoK

#13
Lieber Bernd,

Angies Einschätzung ist, dass die Bilder 6 und 7 Cosmarium malinvernianum var. badense (syn. C. margaritiferium var. badense) zeigen und das Bild 8. evtl. Cosmarium obtusatum, aber da ist sie sich nicht sicher.

Auf dem Übersichtsbild, was ich noch hinterhergeschickt hatte, erkennt sie auch Cosmarium malinvernianum var badense.

Grüße
Stephan
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Peter V.

Lieber Stephan,

Zitat von: SNoK in April 26, 2023, 13:50:44 NACHMITTAGS
Lieber Ole,

das mit den verrauschten Bildern stimmt. Ich habe eben überlegt, ob es an meinem Workflow bei der Bildbearbeitung liegt, und ich den noch mal überdenken und überarbeiten sollte. Aber ich habe mal auf die Originalaufnahme geschaut, da ist die Unschärfe schon angelegt. Das hat vermutlich zwei Gründe. Zum einen habe ich die Euglenen mit ziemlich großer Schichtdicke angeschaut, um sie relativ natürlich aufzunehmen. Aber der zweite Grund, der mir jetzt einfällt, ist ein trivialer. Ich hatte mir für meine Kamera ein Makroobjektiv besorgt. Bisher saß sie nur am Mikroskop, ich hatte gar kein Objektiv. Bei dem ganzen Rumprobieren hat sich die Software aufgehängt und ich musste die Kamera zurücksetzen. Dabei ist mir nicht ein- und aufgefallen, dass auch die Auflösung, die ich vorher auf "fine" hatte, wieder zurückgesetzt wurde. Die Bilder sind jetzt nicht rund 10 MB groß, sondern nur noch 4 MB. Das werde ich sofort ändern. Vielleicht liegt es daran. Mit RAW fotografiere ich nicht.

Grüße
Stephan

P. S.: Den anderen danke für die positiven Rückmeldungen!

hmmm...ich verstehe das nicht wirklich. Man muss doch einfach nur mit einem üblichen Entrauschungsprogramm (Ich verwende das Photoshop-Plugin "NeatImage" in einer schon uralten Version) entrauschen und mit zwei Klicks ist das gröbste Rauschen wie von Zauberhand verschwunden. Das geht sogar noch einigermaßen an dem schwach aufgelösten und jpg-artefaktischen Bild im Forum. Siege Beild: Die obere Hälfte ist entrauscht, die untere nicht.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.